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Die sechste Auslöschung

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essbaren Knollen, selten machen. <strong>Die</strong> Akkulturation von Wildpflanzen,<br />

z.B. Gramineen wie die Getreidearten, gefährdete häufig die<br />

Ursprungsart; das Genom von Kultur-Pflanzen ist durch Inzucht extrem<br />

verarmt. Indem der neolithische Mensch diese Pflanzen überall anbaute,<br />

wurde das (reiche) Genom der Wildpflanzen minoritär und vermochte<br />

sich nicht mehr zu halten. Ähnliches gilt auch für Wildtiere, die<br />

gezähmt wurden. Kulturarten können aber nicht ohne den Menschen<br />

überleben.<br />

Das mächtigste Werkzeug des Urmenschen ist das Feuer. Es ist aber<br />

nur schwer zu handhaben. Wie schon erwähnt, könnte der Mensch das<br />

Flächenfeuer früh zur Jagd benutzt haben, direkt, um das Wild in eine<br />

bestimmte Richtung zu treiben, indirekt, um den Wald zu Gunsten von<br />

frischem Grün - von Gräsern, Kräutern und wiederausschlagenden<br />

Büschen: die Nahrung der grossen Gras- und Knospenfresser,<br />

zurückzudrängen. 47 So verfuhren auf jeden Fall die Indianer der<br />

Prärien (die ohne Grosswild verwaldeten) und die australischen<br />

Aborigines. Feuer ist nichts Unnatürliches. Zur Mineralisierung von<br />

Laub, Rinde und Holz gewisser mikrobenresistenter Bäume und Büsche<br />

braucht es von Zeit zu Zeit ein Feuer. In Australien rechnet man für die<br />

Eukalyptuswälder mit einem Bodenfeuer alle 100 Jahre. <strong>Die</strong><br />

Verkürzung dieses Brandzyklus ist nun aber auf die Länge für den<br />

Baumbestand und den Boden sicher schädlich. 48<br />

<strong>Die</strong> verheerende Wirkung der beabsichtigten oder unbeabsichtigten<br />

Einführung von Pflanzen und Tieren, die nichtendemisch sind, wurde<br />

schon erwähnt. Es gibt Fälle, wo Exoten schadlos in eine<br />

Ökolebensgemeinschaft integriert werden können, häufig verursachen<br />

sie aber Umwälzungen. In vielen Kleinökotopen haben Fremdlinge das<br />

Szepter übernommen. Auf den vulkanischen Inseln von Hawaii gibt es<br />

beispielsweise einen Nationalpark, in dem 64 Prozent der<br />

Gefässpflanzen gebietsfremd sind.<br />

<strong>Die</strong> hier gemachten Ausführungen stützen sich auf Darstellungen der<br />

Literatur von Biologie, Paläontologie usw. ab. Wir haben aber alle<br />

unsere eigenen Erfahrungen, auch bezüglich der Neophyten. 49 Wer in<br />

Zentraleuropa hat in den letzten zehn Jahren nicht die unglaublich<br />

rasante Vermehrung von Polygonum cuspidatum bemerkt? <strong>Die</strong>ses zwei<br />

Meter hoch werdende Knöterichgewächs stammt aus Sachalin und<br />

Japan, wuchert anspruchslos überall und nimmt weite Flächen in<br />

Beschlag, ohne auch nur Brennesseln zu tolerieren. Dass eine solche<br />

Pflanze Insekten f Spinnen und Vögel der ursprünglichen Vegetation<br />

zum Verschwinden bringen kann, ist augenscheinlich. Meines Erachtens<br />

ist deshalb bei der Einführung von biologischen Schädlingsbekämpfern,<br />

z.B. exotischen Antagonisten von schädlichen Insekten, Spinnen<br />

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