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<strong>Die</strong> gegenwärtige <strong>Auslöschung</strong> vieler Lebensformen auf der Erde s die<br />
wir die <strong>sechste</strong> nennen, als wäre sie so natürlich wie jede der fünf<br />
vorangegangenen, unterscheidet sich wesentlich von diesen.<br />
Quantitativ: Sie wird die grösste sein. Eine solche Einbusse der<br />
Lebensfülle hat es nach Ansicht von Norman Myers (in: „Ende der<br />
biologischen Vielfalt?“ S. 46 f.) noch nie gegeben. "<strong>Die</strong> Folgen werden<br />
in scharfem Kontrast zum Artensterben am Ende der Kreidezeit stehen.<br />
Damals überlebten nicht nur die Placentalia oder Euthera (...) sondern<br />
auch die Vögel, Amphibien sowie Krokodile und andere nicht zu den<br />
Dinosauriern zählende Reptilien. Hinzu kommt, dass der gegenwärtigen<br />
Phase des Massensterbens allem Anschein nach auch ein beträchtlicher<br />
Teil der terrestrischen Pflanzenwelt zum Opfer fallen wird - mindestens<br />
ein Fünftel in den nächsten 50 Jahren und noch weit mehr im<br />
drauffolgenden halben Jahrhundert. Im Gegensatz dazu überlebten<br />
während der meisten Episoden des Massensterbens in prähistorischer<br />
Zeit die terrestrischen Pflanzen mit relativ geringen Verlusten. Sie boten<br />
damit eine Ressource, auf deren Grundlage der Evolutionsprozess<br />
beginnen konnte, Ersatztierarten hervorzubringen. Wenn dieses<br />
biologische Substrat in naher Zukunft stark verarmt, werden die<br />
Erneuerungsfähigkeiten der Evolution umso mehr darunter leiden."<br />
Dazu kommt, dass mit der Gen- und allgemein Biotechnologie immer<br />
mehr Lebewesen menschlichen Erfordernissen genetisch angepasst<br />
werden, welche die Basis jeder biotischen Ökologie bilden: die<br />
Bakterien. Es scheint die Option der Zivilisation zu sein, alles Leben in<br />
seinen <strong>Die</strong>nst zu stellen, jedes Lebewesen direkt oder indirekt zu<br />
zähmen. 54 <strong>Die</strong>s ist die besondere Qualität der <strong>sechste</strong>n <strong>Auslöschung</strong><br />
gegenüber früheren. 55<br />
Gibt es einen Ausweg aus der Katastrophe, die auch eine Krise der<br />
Natur genannt werden kann, da der Mensch ein Produkt der Natur ist, in<br />
seinem Sein allerdings wesentlich mehr als Natur?<br />
Es gibt heroische Anstrengungen von Natur- und Artenschützern, von<br />
Schutzorganisationen und auch von Seiten staatlicher<br />
Verwaltungsstellen, die vereinzelt über die Tragweite des Geschehens<br />
keine Illusionen mehr hegen. Im Ansatz ist vieles nicht nur Alibi und<br />
Augenwischerei. Letztlich sind sie sich alle einig, dass es unter den<br />
gegebenen Umständen und vielleicht überhaupt nur noch darum gehen<br />
kann, den definitiven Zusammenbruch möglichst lange hinauszuzögern.<br />
Der Rest ist Reformismus: Reservate, Umsiedlung, Zoo. Das Vokabular<br />
gemahnt an den Ethnienschutz ... und an ethnische Säuberung. Es lohnt<br />
sich nicht, darauf näher einzugehen.<br />
Betrachten wir das Milieu der Ultraradikalen, wie sie die Katastrophe<br />
reflektieren. Auf 'Invariance' und '(Dis)continuité’, Zeitschriften aus<br />
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