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Die sechste Auslöschung

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krönendem, stabilem Abschluss, wird fallengelassen. Das Leben beruht<br />

auf Instabilität, schafft wider den Fluss Richtung Entropie 51 relativ<br />

stabile Strukturen. Es pendeln sich mit der Zeit dauerhafte Ordnungen<br />

ein, die jedoch einen zeitlichen Kreislauf aufweisen können. Der ältere<br />

Naturschutz hegte noch den Mythos vom Wald. Savannen, Steppen und<br />

wüsten fielen ihm gegenüber ab. Häufig voreilig nahm man an, es<br />

müsse sich bei ihnen um Standorte ehemaligen Waldes handeln. Busch,<br />

Maquis konnten nur degradierter Hochwald sein. Erosion galt irgendwie<br />

als Teufelswerk, durch Entwaldung bedingt, desgleichen Klimawandel.<br />

Das Bild der Natur war ordentlich. Von dieser katastrophalen<br />

Wunschprojektion ist man glücklicherweise abgekommen, wozu die<br />

Chaostheorie viel beigetragen hat. 52<br />

Spezifizieren wir die Frage nach dem Antlitz der Erde. Wie<br />

präsentierten sich die Landschaften Europas? Mit dem holozänen<br />

Overkill hat der Mensch die Steuerung der Wiederbesiedlung der Zonen<br />

übernommen, die sich nach der Eiszeit aus den Klauen des Frostes<br />

lösten. Dabei blieben in Europa, wie gesagt, 13 grosse Säugetiere auf<br />

der Strecke. Viele weitere wurden regional vertrieben oder beseitigt (in<br />

Irland gibt es z.B. seit Menschengedenken keine Schlangen mehr). Man<br />

kann sagen, dass sie teilweise durch das gezähmte Vieh: Rinder, Schafe,<br />

Ziegen usw. ersetzt wurden. Das Fehlen der (ganz) grossen wilden<br />

Säugetiere (Gras-, Laub- und Knospenfresser) und ihrer Prädatoren<br />

hatte jedoch eine nachhaltige Wirkung auf die Vegetation: Es bildete<br />

sich, wo der Mensch den Boden nicht dauernd in Kultur nahm oder vom<br />

Vieh abfressen liess, dichter Hochwald. Wir wissen heute, dass 30 - 40<br />

Prozent der Pflanzen in Deutschland verschwinden müssten, liesse man<br />

einen Wald ohne Wild wieder hochkommen. Nur Mammut, Elch,<br />

Waldelephant, Wisent, Auerochse, Pferd und das heutige Rotwild<br />

könnten verhindern, dass sich überall wieder Baumvegetation festsetzt.<br />

Es ist deshalb keine Irreführung» wenn man die mögliche Landschaft<br />

einer wilden nacheiszeitlichen Natur in weiten Gebieten Europas nach<br />

dem Bild der afrikanischen Savanne skizziert!<br />

Auch die Regenwälder Südamerikas, worauf sich heute viele<br />

Projektionen ungestörter Natur konzentrieren, waren keineswegs die<br />

seit Millionen von Jahren ungestörten Akkumulationsfonds pflanzlicher<br />

und tierischer Erbgüter. Noch in der Eiszeit waren sie starken<br />

Niederschlagsschwankungen ausgesetzt und seit 10 000 Jahren fehlen<br />

die grossen Laubfresser, die ihren Aspekt viel weniger geschlossen<br />

gestaltet hätten, wären sie nicht - wir wissen nun warum -<br />

verschwunden. So ragen denn von vielen Urwaldpflanzen Stacheln in<br />

die Luft - zur Abwehr eines imaginären Fressfeindes.<br />

26<br />

Hat die Menschheit ein Paradies verloren, eine Chance verwirkt?

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