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4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...

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3. bei Obstruktion der Verdauung (Verdauungsstörungen) (Paragraph XIV)<br />

„Tertia denique ratio et circumstantia <strong>ac</strong>cedit, quod vomitoria, purgantia<br />

et sudorifera tuto non adhibeantur in obstructione alvi”. 141<br />

Wenden wir uns nunmehr der Betr<strong>ac</strong>htung der drei Umstände zu, bei deren Vorhandensein<br />

die Autorin künstlich herbeizuführende Entleerungen nicht für indiziert hält.<br />

Dabei darf insbesondere § XII einer Erörterung, denn für die Medizin des 17. / 18.<br />

Jahrhunderts stand die Plethora im Mittelpunkt des Interesses.<br />

Hermann Boerhaave (1668 – 1738), definierte die Plethora in seinen „Kurzen Lehrsätzen“<br />

wie folgt: „Plethora ist eine zu große Masse <strong>von</strong> gutem Blute, als sie diejenigen<br />

Veränderungen ertragen könte, welche nothwendig im Leben sich ereignen<br />

müssen, wenn nicht Krankheiten herbeigeführt werden sollen“. 142<br />

Stahl schreibt in den „Observationes Clinicae Plethora“:<br />

„Plethora wird <strong>von</strong> wenigen Medicis, insgemein fast gar nicht angemercket/ob sie wohl<br />

ist eine Mutter vieler Beschwerungen/langwierigen und dauerhafften Kranckheiten. Sie ist<br />

eine Abweichung <strong>von</strong> der gewöhnlichen proportion des Geblüts in einem Überfluß desselben.<br />

So lange Plethora stricte sic dicta verhanden/das ist/so lange nur ein Überfluß<br />

des Geblüts/und nicht zugleich eine dicke und Schleimigkeit (aut alia illius dyscrasia) zu<br />

spüren/so lange ist sie nicht schädlich/und kan consilio et opera Medici gar leicht vermittelt<br />

werden. Darum ist ein Medicus bey diesen Affect darauff zu sehen/wie er erkenne/in<br />

was Zustande sie bey dem Patienten jetzt sey. Sie wird erkandt ex turgescentia vasorum<br />

und Röthe des Angesichts/feuchten Augen/n<strong>ac</strong>h Bewegung Engbrünstigkeit/sie pflegen<br />

empfindlicher zu seyn in Wärme und Kälte als andere“. 143<br />

Noch prägnanter drückt sich Stahl aus in der „Gründlichen Abhandelung des Aderlassens...“:<br />

„<strong>Die</strong> Vollblütigkeit aber ist, wenn die Menge des Geblüts um weit grösser ist, als zum<br />

täglichen und nothwendigen Gebrauch des Lebens eigentlich erfordert wird. <strong>Die</strong> Vielheit<br />

des Geblüts wird hier nicht genau abgemessen, man kan auch nicht eigentlich melden,<br />

der wie vielste Tropffe die Vollblütigkeit zu verurs<strong>ac</strong>hen anfange, gnug ists, daß ein<br />

mercklicher Überfluß des Geblüts den Namen der Vollblütigkeit verdiene“. 144<br />

141 Vgl. Erxleben, ebenda, § XIV, S. 12<br />

„Schließlich kommt der dritte Grund und Umstand hinzu, dass die Brech-, Laxier und schweißtreibenden Mittel bei einer<br />

Obstruktion in den Verdauungsgängen nicht mit Sicherheit angewendet werden können.“<br />

142 Vgl. Boerhaave: zitiert n<strong>ac</strong>h Übersetzung (1828), S. 41.<br />

143 Vgl. Stahl (1714), S. 1.<br />

144 Vgl. Stahl (1719), S. 31.

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