4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
59<br />
eigene „Säftemischung“ entschieden. Damit sind für ihn Dispositionen für bestimmte<br />
Leiden eigen.<br />
<strong>Die</strong> vier Basissäfte sind: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle, die analog zu den<br />
empedokleischen Elementen Luft, Wasser, Feuer und Erde bestehen. <strong>Die</strong>se zusammen<br />
sollen im Idealfall eine ausgeglichene Säftemischung im Körper bilden, die<br />
mit dem vorsokratischen Begriff „Krasis“ bezeichnet werden.<br />
Ätiologische Faktoren sind bereits bei Hippokrates (460 – 377 v. Chr.) das Territorium<br />
(Lage, Bodenbeschaffenheit, Gewässer, Einfluß <strong>von</strong> Sonne, Regen und Wind auf<br />
den Boden), ferner das Klima (Einfluß der Jahreszeiten auf bestimmte Krankheiten<br />
und Begünstigungen <strong>von</strong> Epidemien).<br />
Außerdem zählt er zu den bestimmenden ätiologischen Elementen das Alter, das<br />
Geschlecht, den Charakter, die Konstitution, die Lebensführung, die vorwiegende<br />
Nahrung, die seelischen Dispositionen und den Willen des Einzelnen zur Gesundheit.<br />
Zu den zusätzlichen krankheitsauslösenden Faktoren gehören Diätfehler und Übermüdung<br />
(Prophasis).<br />
<strong>Die</strong>se ätiologischen Faktoren können die vier Körpersäfte aus dem Gleichgewicht<br />
bringen, es tritt eine „Entmischung“ (Dyskrasie) ein: aus der Nase kann hellrotes Blut<br />
tropfen oder es wird reine, nicht mit Schleim gemischte Galle erbrochen.<br />
<strong>Die</strong> Krasis, die Harmonie der Säfte, ist gestört. Daneben bilden sich spezielle Krankheitsstoffe<br />
wie die „rohe“ Materia peccans der katarrhalischen Krankheiten. Gleichzeitig<br />
steigt das Fieber, und der Zustand des Kranken verschlechtert sich. Je n<strong>ac</strong>hdem,<br />
wie weit die „rohen“ Stoffe im Körper gelangen, ist die Prognose des Patienten:<br />
erreichen die „rohen“ Stoffe die Zwerchfellgegend, tritt der Tod ein. Eine Wendung<br />
zum Guten ist dagegen sicher, wenn die Materia peccans „reift“ und zur „Kochung“<br />
kommt. In diesem Fall wird die „Materia peccans“ aus dem Körper ausgeschieden.<br />
Dadurch ist der Krankheitsprozess abgeschlossen und das Gleichgewicht der Körpersäfte<br />
wieder hergestellt. Eine nur teilweise Abstoßung kann Rezidive verurs<strong>ac</strong>hen.<br />
Kommt es zu spontaner und günstiger Ausscheidung der „Materia peccans“,<br />
soll der Arzt den Heilungsprozess fördern durch schleimlösende, Brechreiz bewirkende<br />
Mittel, Purganzien, Aderlässe. Werden die Krankheitsstoffe nicht mit dem<br />
Harn oder Stuhl ausgeschieden, sollen schon n<strong>ac</strong>h Hippokrates schweißtreibende<br />
Mittel gegeben werden, um die „Materia peccans“ durch die Haut auszustoßen.<br />
Dorothea Erxleben verwendet in ihrer lateinisch geschriebenen Dissertation diese