4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
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sunden und Kranken als unschädlich, ja sogar zur Erhaltung der Gesundheit für besonders<br />
günstig angesehen werden und auf diese Weise ihre Gefahr dabei unterschätzt<br />
wird. <strong>Die</strong>se Gefahr herauszuarbeiten, soll ihre Aufgabe in dieser Abhandlung<br />
sein: „...cuius veritatis probatio mihi nunc incumbit.“ 124 [der Beweis deren Wahrheit<br />
mir nun obliegt.“].<br />
4.3.3 Ausscheidungsstörungen als wichtigste Krankheitsurs<strong>ac</strong>he<br />
N<strong>ac</strong>h diesen einleitenden Überlegungen beginnt mit Paragraph IX die eigentliche<br />
Auseinandersetzung mit der Problematik der Ausscheidungsstörungen, die zur Zeit<br />
der Dorothea Erxleben <strong>von</strong> höchster Brisanz war.<br />
Vergegenwärtigen wir uns in diesem Zusammenhang die Ausbildungssituation der<br />
Ärzte zur Zeit der Erxleben. Auf einen ausgebildeten Arzt kamen etwa ein Dutzend<br />
„Feldscherer“ und noch einmal doppelt so viele Kurpfuscher aller Art wie Hexenbanner,<br />
Wunderheiler, Urinbeschauer u.ä., die mit drastischen Methoden „kurierten“. 125<br />
Aber auch unter den Ärzten gab es zahlreiche Verfechter „martialischer“ Mittel und<br />
Behandlungen, die nicht die „autocratio naturae“ 126 unterstützten, sondern durch<br />
starke, oft giftige Medikamente den Körper zu Entleerung und Ausscheidung zwingen<br />
sollten. Ausscheidungsstörungen galten als wichtigste Krankheitsurs<strong>ac</strong>hen, und die<br />
Lehre <strong>von</strong> den Ausscheidungen bildete eine wichtige Grundlage der ärztlichen Therapie.<br />
Stahl legte im Jahre 1708 mit großer Akribie in seinem Hauptwerk „Theoria<br />
medica vera“ seine Anschauungen zu dem Thema dar und gab ihm die theoretischen<br />
Grundlagen.<br />
Hoffmann behandelte die Ausscheidungsstörungen u.a. in „Gründliche Anweisung<br />
wie ein Mensch sich vor unsichern und schädlichen Curen hüten und darduch seine<br />
Gesundheit conserviren und bey Krankheiten sich vor üblern Zufällen verwahren<br />
könne.“ 127 Dorothea Erxleben hat diese Werke studiert und nimmt an geeigneter<br />
Stelle darauf Bezug. In Paragraph IX, dem ersten ausführlichen Paragraphen n<strong>ac</strong>h<br />
der Begriffsbestimmung, stellt sie noch einmal fest, dass die Brech-, Abführ- und<br />
schweißtreibenden Mittel als sehr gefährlich einzuschätzen sind, dass diese Mittel<br />
aber häufig auch <strong>von</strong> Gesunden angewendet werden „... Praeservative eo tempore,<br />
quo homines a morbis abhuc sunt immunes, et sanitate fruuntur.“. – [Vorbeugend zu<br />
124 Vgl. Erxleben, ebenda § VIII, S. 9.<br />
125 Vgl. 1.3.2, S. Marktschreiern und Wunderheiler auf dem Markt in Quedlinburg.<br />
126 Von Stahl in „Theoria Medica Vera“ (1708) geprägter Begriff.<br />
127 Vgl. Hoffmann (1721).