21.11.2013 Aufrufe

4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...

4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...

4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

44<br />

sunden und Kranken als unschädlich, ja sogar zur Erhaltung der Gesundheit für besonders<br />

günstig angesehen werden und auf diese Weise ihre Gefahr dabei unterschätzt<br />

wird. <strong>Die</strong>se Gefahr herauszuarbeiten, soll ihre Aufgabe in dieser Abhandlung<br />

sein: „...cuius veritatis probatio mihi nunc incumbit.“ 124 [der Beweis deren Wahrheit<br />

mir nun obliegt.“].<br />

4.3.3 Ausscheidungsstörungen als wichtigste Krankheitsurs<strong>ac</strong>he<br />

N<strong>ac</strong>h diesen einleitenden Überlegungen beginnt mit Paragraph IX die eigentliche<br />

Auseinandersetzung mit der Problematik der Ausscheidungsstörungen, die zur Zeit<br />

der Dorothea Erxleben <strong>von</strong> höchster Brisanz war.<br />

Vergegenwärtigen wir uns in diesem Zusammenhang die Ausbildungssituation der<br />

Ärzte zur Zeit der Erxleben. Auf einen ausgebildeten Arzt kamen etwa ein Dutzend<br />

„Feldscherer“ und noch einmal doppelt so viele Kurpfuscher aller Art wie Hexenbanner,<br />

Wunderheiler, Urinbeschauer u.ä., die mit drastischen Methoden „kurierten“. 125<br />

Aber auch unter den Ärzten gab es zahlreiche Verfechter „martialischer“ Mittel und<br />

Behandlungen, die nicht die „autocratio naturae“ 126 unterstützten, sondern durch<br />

starke, oft giftige Medikamente den Körper zu Entleerung und Ausscheidung zwingen<br />

sollten. Ausscheidungsstörungen galten als wichtigste Krankheitsurs<strong>ac</strong>hen, und die<br />

Lehre <strong>von</strong> den Ausscheidungen bildete eine wichtige Grundlage der ärztlichen Therapie.<br />

Stahl legte im Jahre 1708 mit großer Akribie in seinem Hauptwerk „Theoria<br />

medica vera“ seine Anschauungen zu dem Thema dar und gab ihm die theoretischen<br />

Grundlagen.<br />

Hoffmann behandelte die Ausscheidungsstörungen u.a. in „Gründliche Anweisung<br />

wie ein Mensch sich vor unsichern und schädlichen Curen hüten und darduch seine<br />

Gesundheit conserviren und bey Krankheiten sich vor üblern Zufällen verwahren<br />

könne.“ 127 Dorothea Erxleben hat diese Werke studiert und nimmt an geeigneter<br />

Stelle darauf Bezug. In Paragraph IX, dem ersten ausführlichen Paragraphen n<strong>ac</strong>h<br />

der Begriffsbestimmung, stellt sie noch einmal fest, dass die Brech-, Abführ- und<br />

schweißtreibenden Mittel als sehr gefährlich einzuschätzen sind, dass diese Mittel<br />

aber häufig auch <strong>von</strong> Gesunden angewendet werden „... Praeservative eo tempore,<br />

quo homines a morbis abhuc sunt immunes, et sanitate fruuntur.“. – [Vorbeugend zu<br />

124 Vgl. Erxleben, ebenda § VIII, S. 9.<br />

125 Vgl. 1.3.2, S. Marktschreiern und Wunderheiler auf dem Markt in Quedlinburg.<br />

126 Von Stahl in „Theoria Medica Vera“ (1708) geprägter Begriff.<br />

127 Vgl. Hoffmann (1721).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!