21.11.2013 Aufrufe

4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...

4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...

4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

78<br />

Auf einen anderen Aspekt dieser Kongestionen, den wir bei Stahl finden, ist die Autorin<br />

jedoch nicht eingegangen. <strong>Die</strong>ser Aspekt betrifft die Urs<strong>ac</strong>he der „verstärkten<br />

spannenden Bewegung unserer peripherischen Theile. <strong>Die</strong>ses thut denn auch wirklich<br />

die Seele, welche bei einer jeden Empfindung <strong>von</strong> Kälte jene Gefahr voraussieht.“<br />

256<br />

„...dieses Bestreben der Seele liefert uns nicht selten sehr deutliche Beyspiele <strong>von</strong> der<br />

spannenden Bewegung der weichen Theile des Körpers, durch welche das Blut, dem allgemeinen<br />

Kreislaufe unbeschadet, n<strong>ac</strong>h bestimmten Theilen des Körpers mehr als n<strong>ac</strong>h<br />

andern hingetrieben wird, um in jenen, wo möglich, ausgeleert zu werden.“ 257<br />

Wie bereits an anderer Stelle ersichtlich war, hat sich die Doktorandin um eine objektive,<br />

durch ausgewogene Literaturzitate beider Richtungen der Medizin untermauerte<br />

Darstellung bemüht und hat die Polarität der Hoffmannschen und Stahlschen Schule<br />

weitgehend ausgeklammert.<br />

Sie beendet Punkt 1 ihrer Beweisführung über den nur sehr bedingten Einsatz der<br />

Adstringentien damit, dass durch sie die Absicht der Natur nicht erreicht wird.<br />

Mit Paragraph XLVIII kommt die Autorin zu Punkt 2 – Adstringentia können gefährliche<br />

Folgen nicht verhindern. Dazu rechnet die Verfasserin insbesondere Blut, das in<br />

den betreffenden Organen gestaut wird und nicht zum Abfließen gelangt. „Adstringentia<br />

autem sanguinem extravasatum in visceribus occludunt.“ 258<br />

In diesem Zusammenhang zitiert Dorothea Erxleben aus Hoffmanns Medicina Rationalis.<br />

Systematica., Bd. 4, wo dieser vor der Applikation heftig adstringierender Mittel<br />

bei Haemorrhagien warnt, vor allem bei Haemoptyse.<br />

Sehr anschaulich beschreibt sie die physiologischen Vorgänge, die in der Lunge ablaufen<br />

mit den charakteristischen Termini der Medizin des 17./ 18. Jahrhundert:<br />

„Etenim, licet fluxum ad tempus sistant, relinquunt tamen in pulmonum vesiculis sanguinis<br />

granulos, qui in corruptionem abeuntes inflammationem, putredinem, phthisin et hecticam<br />

f<strong>ac</strong>ili modo inferre possunt. De cuius rei veritate omnes, qui ex haemoptysi phthisin<br />

reportarunt, nos convincunt, et reddunt certiores, quod adstringentia hoc quoque ex fundamento<br />

in haemorrhagiis non tuto adhibeantur.“ 259<br />

256 Vgl. Stahl, zitiert n<strong>ac</strong>h der deutschen Übersetzung <strong>von</strong> Ruf (1802), Bd. 2, S. 169.<br />

257 Vgl. Stahl, ebenda, S. 169.<br />

258 Vgl. Erxleben (<strong>1754</strong>), § XLVIII, S. 35.<br />

„<strong>Die</strong> Adstringentia aber halten das extravasierte Blut in den Organen zurück.“<br />

259 Vgl. Erxleben, ebenda, § XLVIII, S. 36.<br />

„Auch wenn sie den Blutfluss vorübergehend zum Stillstand bringen können, bleiben dennoch in den Lungenbläschen<br />

Blutklümpchen zurück, die in Fäulnis übergehend, leicht Entzündung, Fäulnis, Schwindsucht und Hektik verurs<strong>ac</strong>hen<br />

können. Von der Wahrheit dieser Tats<strong>ac</strong>he überzeugen uns alle diejenigen, die <strong>von</strong> der<br />

Haemoptyse schwindsüchtig geworden sind und überzeugen uns, dass die Adstringentia auch aus diesem Grunde<br />

bei Haemorrhagien nicht sicher angewendet werden.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!