4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
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Begriffe der hippokratischen Medizin, die in der deutschen Übersetzung mit allgemeinverständlichen<br />
Begriffen umschrieben werden. Eine Ausnahme bildet die „Kochung“<br />
in § 50 der deutschen Fassung, die in der Originaldissertation keine Entsprechung<br />
hat. 178<br />
4.3.7 Sudorifera<br />
In Paragraph XIX wendet sie sich nunmehr den schweißtreibenden Mitteln zu, die<br />
veranlassen sollen, dass die krankm<strong>ac</strong>henden Stoffe, insbesondere bei Fieber, durch<br />
die Haut ausgeschieden werden.<br />
Sehr geschickt greift sie gleich zu Beginn des Paragraphen wieder ihr Thema auf:<br />
„Sed restat aliud genus remediorum ev<strong>ac</strong>uantium, quod in febribus continuis non tuto<br />
adhibetur, licet saepissime in illis opem <strong>cito</strong> affere posse falso credatur: et hoc constituunt<br />
sudorifica.“ 179<br />
<strong>Die</strong> Verfaserin polemisiert energisch gegen den unzeitigen Einsatz heftiger schweißtreibender<br />
Maßnahmen, die ihrer Schilderung n<strong>ac</strong>h allzuhäufig <strong>von</strong> Patienten gewünscht<br />
und sogleich <strong>von</strong> vielen Ärzten angewendet werden.<br />
N<strong>ac</strong>h den Grundprinzipien der hippokratischen Therapie 180 rät sie zu „Mäßigung“ und<br />
„Alles zur rechten Zeit“.<br />
Sie weiß, dass zwar „Fieber ohne Schweiß nicht behoben werden können“ [„febres<br />
sine omni sudore non posse removeri“], aber sie hofft auf die Zustimmung aller zuverlässigen<br />
Praktiker [„...cum omnibus fidelibus pr<strong>ac</strong>ticis spero me consensuram“ 181 ],<br />
wenn sie bei anhaltenden Fiebern den Beginn einer Behandlung mit vehementem<br />
und allzu heftigem Schwitzen als nicht sichere Behandlung bezeichnet.<br />
<strong>Die</strong> Autorin weist eindringlich darauf hin, dass bei nicht auf den Kranken abgestimmter<br />
Therapie eine rasche Vermehrung der „Materia peccans“, die sie als „orgastischflüchtiges<br />
Miasma“ bezeichnet, eintritt, was bald den Tod des Patienten bedeuten<br />
kann. Interessant ist an dieser Stelle die erstmalige Benutzung des Wortes „Miasma“<br />
178 Vgl. Erxleben (1755), § 50, S. 67.<br />
179 Vgl. Erxleben, § XIX, S. 17.<br />
„Aber es bleibt eine andere Art <strong>von</strong> Ev<strong>ac</strong>uantia, die bei anhaltenden Fiebern nicht sicher angewendet werden, <strong>von</strong><br />
denen man oft fälschlich annimmt, dass sie schnell Hilfe leisten: das sind die schweißtreibenden Mittel“.<br />
180 Vier Grundprinzipien der hippokratischen Therapie:<br />
1. „Nützen oder wenigstens nicht schaden“ (Primum nil nocere)<br />
2. „Contraria contrariis“ (Behandlung der Krankheit durch entgegengesetzte Maßnahmen, ein „kalter“ und „nasser“<br />
Patient (Phlegmatiker) wird mit warmen Mitteln therapiert, der „warme“, „trockene“ Patient (Sanguiniker) erhält<br />
abkühlende Therapien.)<br />
3. „Mäßigung.“<br />
4. „Alles zur rechten Zeit“; die gleiche therapeutische Maßnahme kann zu einem Zeitpunkt im Verlaufe der<br />
Krankheit lebensrettend sein, in einer anderen Phase der Erkrankung gefährlich wirken, die Krankheit sogar<br />
verschlimmern.<br />
181 Vgl. Erxleben, ebenda, § XIX, S. 18.