4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
4 Die lateinische Dissertationsschrift von 1754: „Quod nimis cito ac ...
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Hinzu kommt, dass die menschliche Natur während einer Krankheit weitaus sensibilisierter<br />
ist, als in gesunden Tagen (Punkt 4c). Als Beispiel hierzu schreibt die Verfasserin:<br />
„Quem ad modum ille, qui potu spirituoso, sine insigni sanitatis detrimento, dum bene valet,utitur,<br />
eodem non debet uti dum aeger est; ita nec opiata sumenda sunt ab aegro “licet<br />
in statu sano sine detrimento sanitatis iisdem uti possit, et usus sit.” 278<br />
Mit Paragraph LX fasst Dorothea Erxleben die geschickte Zusammenfassung des<br />
soeben Gesagten über die gesundheitsschädigende Opiumtherapie in Hinblick auf<br />
ihr Thema der schnellen und dem Patienten angenehmen Kur zusammen, die sich<br />
als unsicher erweist.<br />
Zugleich findet sie den nahtlosen Übergang zu einigen Problemen, die ihr als praktischer<br />
Ärztin aufgefallen sind:<br />
„Illi quoque ut <strong>cito</strong> et iucunde curasse videantur, tutam curationem negligunt, qui in<br />
praescriptione medicamentorum, aegro sic volente, exotica et pretiosa seligunt, cum<br />
morbus remedia domestica potius poscat.“ 279<br />
In der deutschen Übersetzung werden diese weiteren Arzneimittelprobleme, die der<br />
Verfasserin am Herzen lagen, in ein neues Hauptstück, Kapitel <strong>ac</strong>ht, eingeordnet,<br />
und den Abschluß des Kapitels über die Opiate bildet eine Betr<strong>ac</strong>htung über die Gewöhnung<br />
an Opium.<br />
4.3.14 Polypragmasie<br />
Im <strong>lateinische</strong>n Original der Dissertation schreibt die Autorin nunmehr über die Mode,<br />
exotische und kostbare Medikamente häufig zu verschreiben, auch in Fällen, wo dafür<br />
keine zwingende Indikation vorliegt:<br />
„Equidem remedia exotica et pretiosa haud reiicio, nec puto, aedem e materia medica<br />
prorsus eiicienda esse; potius credo, illa toties in usum esse vocanda, quoties desunt<br />
remedia domestica, quae opem ferre valent.” 280<br />
278 Vgl. Erxleben, ebenda, § LIX, S. 42.<br />
„Ebenso wie derjenige, der ein geistiges Getränk ohne Schaden an seiner Gesundheit zu erleiden, zu sich nimmt,<br />
solange es ihm gut geht, darf er dies nicht tun, wenn er krank ist; so dürfen auch Opiate <strong>von</strong> Kranken nicht genommen<br />
werden, selbst wenn sie es in gesunden Tagen ohne Schaden an der Gesundheit getan haben.“<br />
279 Vgl. Erxleben, ebenda, § LX, S. 42/43.<br />
„Auch diejenigen, die um sich den Anschein einer schnellen und angenehmen Kur zu geben, bei der Verordnung<br />
<strong>von</strong> Medikamenten exotische und kostbare Arzneien auswählen, wenn es der Kranke so wünscht, während die<br />
Krankheit viel mehr einheimische erfordert, vern<strong>ac</strong>hlässigen die Sicherheit der Behandlung.“<br />
280 Vgl. Erxleben, ebenda, § LXI, S. 43.<br />
„Ich für meinen Teil verwerfe nicht die ausländischen und teueren Heilmittel, ich glaube auch nicht, dass sie aus der<br />
Substanz der Medizin gänzlich herauszuwerfen sind; vielmehr meine ich, man solle sie in Gebrauch nehmen, sooft<br />
einheimische Medikamente fehlen, die bei dieser Krankheit ansprechen.“