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von K. von DITTMAR. - Siberian-studies.org

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größte Breite, <strong>von</strong> 14 Cm., fand sich gleich<br />

unterhalb des Oberrandes, die Tiefe betrug 10<br />

Cm. Der Ton war schwarz geworden und schien<br />

<strong>von</strong> Tran stark durchtränkt zu sein, was auf den<br />

Gedanken führen könnte, dass dieser Topf als<br />

Tranlampe gedient hatte. Unter den ausgegrabenen<br />

Steingegenständen fanden sich eigentlich nur<br />

drei Hauptformen, welche sich auch in anderen<br />

Teilen Kamtschatkas ganz übereinstimmend<br />

wiederholen, so dass die Annahme nur zu nahe<br />

liegt, dass <strong>von</strong> seinen Ureinwohnern überhaupt<br />

nur diese drei Formen <strong>von</strong> Steingegenständen<br />

angefertigt wurden. Hierher gehören vor Allem<br />

die Pfeilspitzen, die in allen möglichen Größen<br />

gemacht wurden. Ich habe welche <strong>von</strong> 12 bis zu 3<br />

Cm. hinab gefunden, die größere Zahl aber hatte<br />

eine mittlere Länge <strong>von</strong> 5 bis 6 Cm. Die längsten<br />

werden wohl als Lanzenspitzen gebraucht worden<br />

sein. Die bei Weitem meisten <strong>von</strong> ihnen sind aus<br />

Obsidian angefertigt, und nur wenige fanden sich<br />

aus Quarzen, z. B. aus grünem Jaspis.<br />

Die zweite Form der Steingegenstände ist eine<br />

Art <strong>von</strong> Beilen <strong>von</strong> 6 bis 12 Cm. Länge, bei einer<br />

Schneidelänge <strong>von</strong> 3 ½—4 ¼ Cm. An diesen<br />

Werkzeugen ist eine mehr oder weniger starke<br />

Schleifung der Schneide sehr auffallend bemerkbar,<br />

während die Lanzen- und Pfeilspitzen nur<br />

durch geschicktes Abschlagen und Absplittern<br />

gemacht zu sein scheinen.<br />

Die dritte Form endlich ist ein durch Absplittern<br />

gebildetes Schabinstrument, wie es noch jetzt<br />

im Norden, bei [248] den Korjaken zum Schaben<br />

der rohen Tierhäute gebräuchlich ist. Dieses ist,<br />

wie auch die Beile stets aus harten, derben<br />

Quarzen gemacht. Seine Gestalt ist länglich birnförmig.<br />

Es finden sich welche <strong>von</strong> 5 bis 6 Cm.<br />

Länge und einer Breite <strong>von</strong> 2 ½—3 Cm. am breiteren<br />

Ende, welches scharf ist und zum Schaben<br />

dient. Das andere, spitzere Ende wird vermittelst<br />

feiner Riemen zwischen zwei 20 bis 25 Cm. lange<br />

Hölzer fest eingeschnürt, welche zum Handhaben<br />

des Instruments dienen. Auch die Beile wurden an<br />

einem Ende zwischen Hölzer eingeschnürt, um<br />

ihnen einen Stiel zu geben, während das andere<br />

Ende mit der Schneide frei blieb. Bei den<br />

Korjaken <strong>von</strong> Taigonos habe ich dergleichen Beile<br />

noch in Gebrauch gesehen, obgleich das Eisenbeil<br />

ihnen schon bekannt war und <strong>von</strong> ihnen auch<br />

benutzt wurde.<br />

[297]<br />

Das gestaute Flusswasser arbeitete mit aller Kraft<br />

gegen die verschüttete Mündung, um sich wieder<br />

einen vollen Ausfluss ins Meer zu schaffen, und in<br />

dem Verhältnis, wie ihm dies gelang, sah man auch<br />

immer mehr Lachse in den Fluss eintreten. Kurz vor<br />

der Mündung des Ssemjatschik, der <strong>von</strong> Norden<br />

kommt, fällt in denselben der Ausfluss eines nicht<br />

ganz kleinen, länglichen, <strong>von</strong> niedrigen Ufern begrenzten<br />

Sees, der zwischen dem Flusse und der nach<br />

Nordost sich hinziehenden Küste liegt. Unfern vom<br />

Meere, am Ufer des Flusses lagen auf einer erhöhten<br />

Stelle die Reste kamtschadalischer Wohnungen, die<br />

aber jedenfalls aus einer neueren Zeit stammen<br />

mussten, da an ihnen noch recht viel Holzmaterial<br />

sichtbar war, wie namentlich ein recht gut erhaltener<br />

Balagan (Gerüst zum Fischtrocknen), mit teilweise<br />

noch vorhandenem Grasdach. In der Nähe lagen<br />

auch zwei unbrauchbar gewordene Batts am Ufer,<br />

<strong>von</strong> der jetzt im Lande allgemein üblichen Konstruktion.<br />

An Gerätschaften fand sich aber gar nichts.<br />

Zahlreiche, ganz schwarze Schwalben umflatterten<br />

das verwitterte Gebälk des Balagans und bauten ihre<br />

Nester an demselben. Wie aus Allem herv<strong>org</strong>ing,<br />

hatten hier auf einer alten Wohnstätte jetzt noch<br />

lebende Kamtschadalen des Kamtschatka-Tales der<br />

Jagd und [298] Fischerei wegen ihre Sommerwohnungen<br />

aufgebaut. Gegenwärtig war Alles tot und<br />

öde, und nur zahlreiche Spuren <strong>von</strong> Bären, Wölfen<br />

und Rentieren waren häufig zu sehen.<br />

[301]<br />

In der Nähe <strong>von</strong> unseren Zelten, namentlich auf<br />

der etwas felsigen Halbinsel, die unsere kleine Bai<br />

vom Meere trennte, fanden wir wieder Überreste<br />

altkamtschadalischer Niederlassungen. Sie glichen<br />

den früher gesehenen, lagen aber gedrängter neben<br />

einander und hatten tiefere Gruben. Auch waren die<br />

Funde immer dieselben. Die Wahl dieses Ortes zur<br />

Niederlassung war wohl gewiss durch einen Quell<br />

bedingt, der hier nahe dem Meeresufer entspringt.<br />

Das reichlich fließende, klare, wohlschmeckende<br />

Wasser trat mit nur 2° Wärme aus der Erde und<br />

ergoss sich nach kurzem Laufe ins Meer. Frisches,<br />

schönes Trinkwasser ist den Kamtschadalen auch<br />

heute noch die erste Lebensbedingung. Sie verstehen<br />

es sehr zu schätzen, sind sehr wählerisch dabei und<br />

gebrauchen es in ungewöhnlichen Mengen. Nicht<br />

selten machen sie bei ihren Jagdstreifereien weite<br />

Umwege, um sich an einer ihnen bekannten Quelle<br />

zu laben. Hier war ihnen außerdem gewiss auch die<br />

K. <strong>von</strong> Dittmar, Reisen und Aufenthalt in Kamtschatka 1851–1855 ... (1890) 10

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