von K. von DITTMAR. - Siberian-studies.org
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die eigentlich nur aus einer langen Reihe <strong>von</strong><br />
Misstönen bestand und zum Lachen reizte.<br />
Zuerst wurden <strong>von</strong> den Männern ein paar Tänze,<br />
schlechte Nachahmungen russischer Weisen,<br />
ausgeführt; dann traten die 5 Weiber in einen<br />
Kreis zusammen und drehten sich nach einer<br />
muntereren Musik herum. Sie steckten die Köpfe<br />
nahe zusammen, sangen die Melodie mit und<br />
bewegten dabei bald den Ober-, bald den Unterkörper<br />
in eigentümlich zuckenden und heftigen<br />
Bewegungen. Weder schön, noch anmutig war<br />
dieser Kajuk-baba genannte Tanz, und das Beste<br />
dabei war, dass diese ungraziösen Körperverzerrungen<br />
bald ein Ende hatten. Ein anderer,<br />
namentlich in früheren Zeiten hier sehr beliebter<br />
Tanz, die Bachia, wurde nicht getanzt. Man sagte<br />
mir, die Weiber weigerten sich diesen Tanz<br />
auszuführen, und wohl mit Recht, da er eigentlich<br />
nur eine musikalische Pantomime ist, in welcher<br />
die Liebesglut eines verliebten Bärenpaares zur<br />
Schau gebracht wird.<br />
Anhang: Aufenthalt im Peterpaulshafen<br />
im Winter 1853/54.<br />
[670]<br />
Zu den vielen Bewohnern des Landes, die jeden<br />
Winter, oft aus weiter Ferne, nach dem Peterpaulshafen<br />
kommen, um ihre Jagdausbeute an Pelztieren<br />
zu veräußern, gehörten auch in diesem Jahre wieder<br />
Lamuten. Sie kamen aus den Gebirgen an der<br />
ltschinskaja-Ssopka und äußerten sich sehr befriedigt<br />
über ihre neuen Wohnsitze in Kamtschatka, da das<br />
Land hier sehr viel reicher an Pelztieren, an<br />
Rentieren, Bergschafen und an Fischen sei, und<br />
erzählten, dass in jedem Jahre neue Zuzüge ihrer<br />
Stammesgenossen aus Sibirien hierher erfolgen.<br />
Desgleichen erschienen hier Olutorzen aus dem<br />
fernen Nordosten der Halbinsel, die mir unter<br />
Anderem mitteilten, dass der nächste und jedenfalls<br />
bequemste Weg <strong>von</strong> ihrer Küste nach Ishiginsk aus<br />
dem Ort Kultushnaja führe, und dass man auf diesem<br />
Wege, der über eine ganz ebene Moostundra<br />
(Parapolskij-dol) gehe, nur den Ort Witwei berühre,<br />
<strong>von</strong> wo man direkt zur Talofka und Penshina, ins<br />
Gebiet der Kamenzen am Penshinsker Meerbusen<br />
reise. Witwei und Kultushnaja seien beide <strong>von</strong><br />
Olutorzen bewohnt, und der erstere Ort liege am<br />
oberen Laufe eines Flusses, der bei Wiwniki ins<br />
Berings-Meer mündet. Die <strong>von</strong> hohen Bergen<br />
besetzte, große Insel Karaga sei für gewöhnlich<br />
unbewohnt, werde aber wegen der dort sehr<br />
ergiebigen Walrossjagd häufig <strong>von</strong> den Olutorzen<br />
und Ukinzen besucht. Nirgends an der ganzen Küste<br />
sei die Menge der Walrosse so groß, als auf dieser<br />
Insel, wo man jetzt große Massen <strong>von</strong> Knochen<br />
dieser Tiere finde, die <strong>von</strong> Alters her nach [671] den<br />
Jagden dort liegen geblieben seien. Auch lägen die<br />
großen Stoßzähne der Walrosse in großer Anzahl an<br />
den Ufern der Insel umher, da die Nachfrage nach<br />
diesen Zähnen nicht groß sei und die Bewohner<br />
selbst sie in solcher Menge nicht verbrauchen<br />
könnten. Die Insel liege dem Orte Karaga gerade<br />
gegenüber, und man könne <strong>von</strong> dort auf Baidaren in<br />
4–5 Stunden hinüberrudern.<br />
K. <strong>von</strong> Dittmar, Reisen und Aufenthalt in Kamtschatka 1851–1855 ... (1890) 34