von K. von DITTMAR. - Siberian-studies.org
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Kamtschatsk untergebracht worden seien. Die<br />
volkreichsten und größten Dörfer (Ostrogs) der<br />
Kamtschadalen am Kamtschatka-Strom seien<br />
damals Maschura und Chapitscha gewesen.<br />
Chapitscha, zwischen Kljutschi und Kamaka<br />
gelegen, sei 1768 während der schrecklichen<br />
Pockenepidemie vollständig ausgestorben und<br />
habe seit jener Zeit zu existieren aufgehört. Am<br />
Ostufer der Halbinsel seien Kronoki und<br />
Tschasma die größten Ostrogs der Kamtschadalen<br />
gewesen, zwei jetzt ebenfalls ganz ausgestorbene<br />
und verlassene Örtlichkeiten, deren Schicksal<br />
übrigens alle Ortschaften des gesamten Ostufers<br />
vom äußersten Süden bis zur Kamtschatka-Mündung<br />
geteilt haben.<br />
... [383]<br />
Die Jelofka, dieser bedeutendste Nebenfluss des<br />
Kamtschatka-Stromes, entspringt mindestens 200<br />
Werst nördlich <strong>von</strong> ihrer Mündung, im Mittelgebirge<br />
und hat ihre Quellen nahe <strong>von</strong> denjenigen<br />
der Ssedanka, des größten Zuflusses des Tigil-<br />
Stromes. Das Tal der Jelofka scheidet das Mittelgebirge<br />
vom Schiweljutsch und <strong>von</strong> dessen<br />
Vorbergen, an denen sie jedoch hart dahinströmt,<br />
und bildet den jetzt gebräuchlichsten Weg nach<br />
Norden, zu den Ukinzen und Olutorzen.<br />
Da hier dieses Weges Erwähnung geschehen<br />
musste, ich selbst aber die bezügliche Reise nicht<br />
machen konnte, so will ich Alles, was ich aus den<br />
offiziellen Daten der Gouverneurskanzelei und<br />
privatim <strong>von</strong> den jene Gegenden besuchenden<br />
Kaufleuten in Erfahrung gebracht habe, hier<br />
mitteilen:<br />
Der Weg zerfällt in folgende, zwischen den<br />
einzelnen bewohnten Örtlichkeiten gelegene<br />
Strecken:<br />
Zunächst der Mündung der Jelofka und etwa<br />
20 Werst nördlich <strong>von</strong> dieser liegt Chartschina.<br />
Die 10 Häuser des Ortes sind am Ufer des Flusses<br />
erbaut und werden <strong>von</strong> 26 Männern und 26 Wiebern<br />
bewohnt. Die Vorberge des Schiweljutsch<br />
treten nahe an das Dorf heran; ferner finden sich<br />
in seiner Nähe mehrere kleine Landseen. Eine<br />
ganz besondere Berühmtheit hat Chartschina in<br />
ganz Kamtschatka durch die außerordentlich<br />
fetten Enten, die in seiner Umgegend erlegt<br />
werden. Wie man in Europa <strong>von</strong> den Pasteten<br />
Straßburgs spricht, so geschieht es in Kamtschatka<br />
mit den Enten <strong>von</strong> Chartschina.<br />
Von Chartschina 57 Werst nördlich, ebenfalls an<br />
der Jelofka, liegt der Ort Jelofka, der aus 14<br />
Häusern mit 30 männlichen und 38 weiblichen<br />
Einwohnern besteht. Dies ist der nördlichste <strong>von</strong><br />
Kamtschadalen bewohnte Ort auf der Ostseite des<br />
Mittelgebirges. Etwas nördlich <strong>von</strong> diesem Dorfe<br />
[384] liegt die Nordgrenze der Nadelbäume, nämlich<br />
der Lärche und der Pichta, während die kriechende<br />
Zirbel noch weiter nördlich vorkommt. Hier teilt<br />
sich der Weg nach zwei Richtungen: der eine führt<br />
über die Pässe des Mittelgebirges nach Ssedanka (150<br />
Werst) und <strong>von</strong> dort nach Tigil (45 Werst) ans<br />
Ochotskische Meer, der andere weiter nach Norden,<br />
wie folgt. Von Jelofka erreicht man nach 73 Werst<br />
Osernoje, einen Ort <strong>von</strong> 7 Häusern mit 25 männlichen<br />
und 24 weiblichen Einwohnern. Das Dorf<br />
liegt am mittleren Laufe des gleichnamigen Küstenflusses,<br />
der ins Berings-Meer mündet, und ist schon<br />
<strong>von</strong> sitzenden Korjaken (Ukinzen) bewohnt, jedoch<br />
mit kamtschadalischer Beimischung. Nun folgt nach<br />
36 Werst Uka, mit nur 3 Häusern. Uka liegt an der<br />
Mündung des gleichnamigen Flusses ins Berings-<br />
Meer und ist <strong>von</strong> reinen Ukinzen, 12 Männern und 14<br />
Weibern bewohnt. Von hier und auch <strong>von</strong> Osernoje<br />
führen Wege direkt nach Süden, nach Nishne-<br />
Kamtschatsk und zur Mündung des Kamtschatka-<br />
Stromes, über die Pässe der Nowikofskaja<br />
Werschina, also zwischen dem Meere und dem<br />
Schiweljutsch hindurch.<br />
Weiter nach Norden folgen die Ansiedelungen der<br />
Ukinzen in nachstehender Ordnung. Alle liegen am<br />
Berings-Meere und an den Mündungen gleichnamiger<br />
Flüsse. 67 Werst <strong>von</strong> Uka liegt Holula,<br />
mit 7 Häusern und 14 männlichen und 20 weiblichen<br />
Einwohnern. Dann folgt 46 Werst weiter Iwaschka,<br />
mit 10 Häusern und 34 Männern und 23 Weibern.<br />
An der Russakowa, welche stromauf verfolgt zu<br />
einem Pass nach Pallan führt, gibt es keinen Wohnort.<br />
Weitere 26 Werst führen nach Dranka, welches<br />
aus 17 Häusern mit 47 männlichen und 48 weiblichen<br />
Einwohnern besteht. Der Ort hat eine Kirche und<br />
einen Geistlichen. Der Dranka-Fluss führt zu einem<br />
Pass, über den man nach Lessnaja, ans [385]<br />
Ochotskische Meer gelangt. Endlich führen noch<br />
weitere 57 Werst zu dem letzten Orte der Ukinzen,<br />
Karaga. Dort finden sich 8 Häuser und 5 Jurten,<br />
welche <strong>von</strong> 57 Männern und 55 Weibern bewohnt<br />
werden. Karaga liegt an einem kleinen Meerbusen,<br />
der großen gleichnamigen Insel nahe gegenüber. Der<br />
Lauf des Karaga-Flusses, der in den kleinen Busen<br />
fällt, gibt den Hauptweg nach Nordwest, zum<br />
Penshinsker Meer und also zu den Pallanzen, den<br />
Kamenzen und weiter nach Ishiginsk ab. Dies ist der<br />
K. <strong>von</strong> Dittmar, Reisen und Aufenthalt in Kamtschatka 1851–1855 ... (1890) 15