Just do it - das Tagebuch - SY Just Do It
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silbriges Licht. Wir schlafen ein m<strong>it</strong> dem Gedanken, <strong>das</strong>s man es hier ein paar Tage<br />
aushalten könnte.<br />
173. (Sa. 29.01.05) Wir haben unser Frühstück gerade beendet, als wir von draußen<br />
Rufe hören.<br />
„Hola Senor! Hola Senor!“ Hinter JUST DO IT dümpelt eins der typischen, farbenfroh<br />
bemalten, offenen Fischerboote. Zwei Fischer. Ob ich ein L<strong>it</strong>er Benzin für ihren<br />
Außenborder hätte. Ich denke nach. An meine großen Kanister komme ich ohne <strong>das</strong><br />
ganze Boot auf den Kopf zu stellen nicht heran. Aber im kleinen Kanister für den<br />
Außenborder müsste noch ein Rest Benzin sein. Ich fische <strong>das</strong> Ding aus der<br />
Backskiste. Nur ein kleiner Rest schwabbert noch auf dem Grund. Die Fischer sind<br />
trotzdem dankbar.<br />
„Fumare?“<br />
„Nao fumar.“<br />
„Linha?“<br />
Ich verstehe nicht.<br />
„Linha de pesca?“<br />
Nach einigen Augenblicken Gebärdensprache ist klar, er fragt nach Angelleine. Ich<br />
spule von einer meiner beiden Rollen ein längeres Stück auf eine alte Cola-<strong>Do</strong>se. M<strong>it</strong><br />
Haken kann ich leider nicht dienen. Dafür will er sich jetzt revanchieren. Er<br />
demonstriert uns, wie man Köderfische fängt. Cavallas. Er hat ein Stück frischen<br />
Thunfisch im Boot. Davon wird ein Stück abgebissen, gekaut und dann spuckt er<br />
kleinste Bissen in <strong>das</strong> Wasser rings um <strong>das</strong> Heck seines Bootes. Immer und immer<br />
wieder. In der rechten Hand hält er ein kleines Stöckchen, an dem eine etwa 60 cm<br />
lange, feine Angelleine m<strong>it</strong> feinem Haken und kleinem Thunfischfetzen hängt. Nach<br />
einigen Minuten senkt er de Köder ins Wasser, und wenige Augenblicke später zieht<br />
er ihn m<strong>it</strong>samt eines Fischleins wieder heraus. Das wiederholt sich ein paar mal.<br />
Dabei spuckt er unverdrossen we<strong>it</strong>er neue Thunfischbissen ins Wasser. Jetzt kommt<br />
die Steigerung. Wir sollen Acht geben. Er beugt sich ins Boot, fingert etwas herum<br />
und zieht einen Kescher hervor. Während er we<strong>it</strong>er Köder ins Wasser spuckt, setzt er<br />
den Kescher ins Wasser und zieht einmal durch, und prompt hat er ein paar Fische im<br />
Netz. Das wiederholt er mehrmals. Ob wir auch ein paar Fische wollen? Sie sind nicht<br />
nur als Köder geeignet, sondern auch prima, wenn man sie in Öl fr<strong>it</strong>tiert. Noch zwei<br />
Keschergänge, und schon reicht er uns 18 Fischchen. Er steigt an Bord und erklärt die<br />
Zubere<strong>it</strong>ung. Kopf ab (macht er m<strong>it</strong> Daumen und Zeigefinger am lebenden Fisch vor)<br />
dann m<strong>it</strong> einem Wisch die Innereien aus der Bauchhöhle geholt (ig<strong>it</strong>t), waschen,<br />
fr<strong>it</strong>tieren, <strong>do</strong>s minutos von jeder Se<strong>it</strong>e, salzen, fertig.<br />
29.01.05. – 30.01.05<br />
Carrical - Palmeira, Sal,<br />
Cabo Verde<br />
110,2 sm (4.165,0 sm)<br />
Wind: NNE 4-5<br />
Liegegeld: --<br />
Wenig später gehen wir Anker auf – und bedauern, den Ort zu verlassen. Hier hätte<br />
man gerne noch ein paar Tage verbringen können. Zunächst motoren wir dicht an der<br />
Südküste die letzten Meilen Nicolaos entlang. Im Schutz der Leese<strong>it</strong>e der Insel gibt es<br />
kaum Wellen und wir machen Meilen gut. Das ist mir wichtig, denn uns steht noch<br />
eine lange Kreuz gegen den Passat und Strom nach Palmeira bevor. Wenige Meilen<br />
hinter Ponta Leste, der Osthuk der Insel stehen die Segel und der Diesel ruht. Die See<br />
ist lebhaft, aber sie wird m<strong>it</strong> zunehmender Entfernung, wenn der Kapeffekt sich nicht<br />
mehr auswirkt genauso ruhiger werden wie der Wind. Das ist auch gut so, sonst<br />
könnten wir die Cavallas nicht braten. Und<br />
tatsächlich nimmt der Wind ab.<br />
Unerwarteterweise wird er so schwach, <strong>das</strong>s<br />
wir wieder motoren. Wenigstens ein<br />
Stündchen in die richtige Richtung, <strong>das</strong> spart<br />
uns später drei Stunden Kreuz. Am Abend –<br />
die Fische, nach Anweisung gebraten und m<strong>it</strong><br />
grobem Meersalz bestreut, haben vorzüglich<br />
gemundet, man merkt, mein Magen ist wieder<br />
auf dem Damm, also am Abend funken wir m<strong>it</strong><br />
Norbert von der ANTJE und beschreiben ihm<br />
unsere Erlebnisse und den mangelnden Wind.<br />
Klopfe dabei natürlich auf Holz, man weiß ja<br />
nie. Und was passiert? Wir sind gerade beim<br />
Abwasch, als der Wind plötzlich zulegt.<br />
Segelmanöver sind angesagt. Genua rein,