Just do it - das Tagebuch - SY Just Do It
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ich ja richtig faul dagegen. Noch vor dem Frühstück steht Segelarbe<strong>it</strong> an, wollen<br />
schneller werden, unsere Etmale sind für die Windverhältnisse zu gering. Baumen die<br />
um ein knappes Dr<strong>it</strong>tel eingerollte Genua aus, schiften <strong>das</strong> Groß und segeln<br />
Schmetterling. Kommen gut voran und freuen uns über ein Etmal von 129 Meilen.<br />
Am Nachm<strong>it</strong>tag steht mal wieder ein Segelmanöver an. Beim Schiften des<br />
ausgebaumten Vorsegels, wir probieren eine andere Methode, verletzt mich die<br />
schlagende Schot etwas am Handballen. Etwas Haut abgequetscht. Das hätte auch<br />
schlimmer enden können. Wenig später ist Reffen angesagt, der Wind nimmt zu.<br />
Natürlich rast genau in dem Moment die Angel los. Es kommt aber auch immer alles<br />
gleichze<strong>it</strong>ig. Da hilft nichts. Das Reffen muß warten, Anke ans Steuer, hatte leider die<br />
Windfahne schon ausgekuppelt, und ich kämpfe m<strong>it</strong> dem Fisch. Eine schöne<br />
Goldmakrele. Als ich sie längsse<strong>it</strong>s habe gerate ich in Panik, ich könnte sie verlieren,<br />
wenn sie noch lange so m<strong>it</strong>schleift. Statt mir die Ze<strong>it</strong> zu nehmen, nach dem Gaff zu<br />
greifen, versuche ich, sie an der Leine einzuhieven, m<strong>it</strong> dem Erfolg, <strong>das</strong>s der Haken<br />
abreißt. Ich bin aber auch zu blöd. Diese Reise wird angeltechnisch offenbar zum<br />
Desaster.<br />
Wenig später kommt Anke m<strong>it</strong> einer unserer Saftkarraffen.<br />
„Guck mal. Fällt Dir was auf?“<br />
„Wo?“<br />
„Na hier, am Wasser.“<br />
„Was soll mir da auffallen?“<br />
„Es ist trübe.“<br />
„Ach, du hast gar nichts angerührt.“<br />
„Nee, <strong>das</strong> Wasser kommt direkt aus der Le<strong>it</strong>ung. Du hast <strong>do</strong>ch heute Morgen auch<br />
Wasser aus der Le<strong>it</strong>ung genommen.“<br />
„Ja, für Kaffee und für Saft. Das war aber einwandfrei.“<br />
Es stellt sich heraus, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Wasser aus dem Trinkwassertank von einem Moment<br />
auf den anderen trübe geworden ist und Schwebstoffe enthält. Ob der Wassermacher<br />
nicht in Ordnung ist? Wir lassen ihn laufen und prüfen die erzeugte Wasserqual<strong>it</strong>ät.<br />
Einwandfrei. Vorsichtshalber füllen wir erst mal ein paar L<strong>it</strong>er in Kanister. Ein ernstes<br />
Problem ist <strong>das</strong> nicht. Wir haben genug Wasser in gesonderten Kanistern,<br />
unabhängig vom Haupttank, Jede Menge Fruchtsäfte und Limonaden, sogar noch<br />
Bier, und ja, im Notfall sind in den ganzen Konserven auch noch erhebliche<br />
Flüssigke<strong>it</strong>sreserven.<br />
Das Nerven und Konzentrationsfähigke<strong>it</strong>, sicher auch wegen des Schlafmangels,<br />
nicht mehr bestens sind zeigt sich daran, <strong>das</strong>s Anke beim Start des Wassermachers<br />
zwar alle Schaltventile richtig bedient aber vergisst, <strong>das</strong>s Seeventil zu öffnen, durch<br />
<strong>das</strong> <strong>das</strong> Seewasser angesaugt wird. Die Pumpe gibt sonderbare Geräusche von sich.<br />
Nach einigen Schrecksekunden stellt sich aber heraus, <strong>das</strong>s der Wassermacher nicht<br />
gel<strong>it</strong>ten hat, allerdings müssen wir ihn entlüften. B<strong>it</strong>te heute nicht noch<br />
eine Bescherung.<br />
188. (<strong>Do</strong>. 17.02.05) Auf raumen und Vorwindkursen hat JUST DO IT so<br />
ihre Probleme. Die Segel können sich nie entscheiden, welches richtig<br />
ziehen soll, und auf Wechsel der Windstärke reagiert <strong>das</strong> Schiff m<strong>it</strong><br />
launischen Kursschwankungen und ausgeprägt unterschiedlichem<br />
Ruderdruck. Also ist <strong>das</strong> keine leichte Aufgabe für den Rudergänger,<br />
schon gar nicht wenn er Onkel Heinrich heißt. Das bedeutet, <strong>das</strong>s wir<br />
gerade in den Nächten m<strong>it</strong> für den herrschenden Wind viel zu geringer<br />
Segelfläche fahren, um nicht ständig zur Korrektur ans Ruder springen<br />
zu müssen, weil <strong>das</strong> Schiff zu stark anluvt oder abfällt. Wenig Fahrt bei<br />
lebhafter See heißt folglich auch eine raue Nacht. Jaja, Fahrtensegeln<br />
ist nicht leicht. Katrin Krämer, unsere Radiointerviewerin und<br />
m<strong>it</strong>tlerweile auch gute Freundin, schreibt uns regelmäßig, <strong>das</strong>s sie uns<br />
beneidet. Manchmal wundern wir uns darüber. Aber man kann sich die<br />
Wirklichke<strong>it</strong> an Bord nicht vorstellen. Konnten wir trotz unserer<br />
bisherigen Segelerfahrung auch nicht. Es ist <strong>do</strong>ch ein gewaltiger<br />
Unterschied zwischen den üblichen Wochenend- und Urlaubstörns und<br />
einer Langstrecke. Alles wird zunehmend feucht und klamm und salzig.<br />
Die gewohnten Arbe<strong>it</strong>en wie Kochen, Abwaschen, Putzen,<br />
Körperhygiene usw. dauern unvergleichlich viel länger als gewohnt, da<br />
man sich meist m<strong>it</strong> einer Hand festhalten muß und nur eine Hand für