Rundbrief 1/2009: Dokumentation Fachtagung Familiennetze
Rundbrief 1/2009: Dokumentation Fachtagung Familiennetze
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ausgelegt, aber sie dürfen nicht mit Schuhen begangen<br />
werden. Da sind sehr viele Eltern mit ganz kleinen Kindern,<br />
die können sie da einfach rumkrabbeln lassen. Es ist<br />
sehr zentral gelegen, das spielt auch eine wichtige Rolle,<br />
also man kann es sehr gut erreichen.<br />
Wichtig ist auch, dass so ein Ort mit seinen besonderen<br />
Angeboten bekannt gemacht werden muss. Wir treffen immer<br />
wieder Leute, die sagen: ach, das wussten wir ja gar<br />
nicht, ach, das gibt es hier. Wir müssen also immer wieder<br />
kreativ werden, wie wir das an die Frau und an den Mann<br />
bringen können, was wir da machen.<br />
Theo Fontana: Es ist eigentlich nicht überraschend, dass<br />
gerade solche niedrig schwelligen Angebote step by step<br />
entstehen. Ich denke, das hängt irgendwie miteinander<br />
zusammen. Gibt es ähnliche Projekte und vielleicht Fragen<br />
oder Ergänzungen, um das von verschiedenen Seiten<br />
zu beleuchten?<br />
TN: Unser Café hat sich in der Zwischenzeit so entwickelt,<br />
dass ich straffällig gewordene Jugendliche nachmittags<br />
betreue, die da ein bisschen abwaschen und sauber machen<br />
müssen und/oder – je nachdem, wie sie bei den<br />
Kindern ankommen – mit den Kindern spielen. Wir haben<br />
drei Räume: unten das Café, ein paar Stufen höher<br />
zwei Räume, einen Seminarraum und einen Kuschelraum.<br />
Über ein Jahr habe ich eine Schülerpraktikantin, die jeden<br />
Dienstag kommt und mit den Kindern ein bisschen<br />
bastelt und malt. Je nachdem, wie viele Kinder gerade da<br />
sind und wozu die Kinder Lust haben, das entscheiden sie<br />
selbst, was sie machen wollen. Sie dürfen aber auch Höhlen<br />
bauen und toben.<br />
Unten ist ein regelrechtes Café draus geworden, zu Anfang<br />
gab es immer noch selbstgebackenen Kuchen von mir,<br />
aber jetzt ist dafür keine Zeit mehr, jetzt gibt es den Tiefgefrorenen.<br />
Sie kaufen bei mir Kaffee und Kuchen, aber zu<br />
Einkaufspreisen. Eigentlich hat sich das Café selbst entwickelt,<br />
wir machen um 15 Uhr auf, ab 16 Uhr dürfen die<br />
Kinder Süßigkeiten kaufen.<br />
Ich habe im Durchschnitt 40 Personen jeden Dienstag da.<br />
Die Eltern sind meistens Mütter, aber es kommen auch<br />
drei oder vier Väter. Die erkundigen sich schon von sich<br />
aus, wo kann ich zur homöopathischen Früherziehung, wo<br />
ist Eltern-Kind-Turnen oder fragen nach Eltern-Trainingskursen,<br />
die ich auch anbiete. Manchmal kommen Fragen,<br />
die man diskutieren kann, manchmal auch nicht. Wenn<br />
die Eltern wollen, lade ich auch jemand von irgendeiner<br />
Beratungsstelle ein. Wir hatten schon mal die Schuldner-<br />
Beratung da für allgemeine Fragen zur Schuldenfalle.<br />
Manche sagen skeptisch: hä, da gibt es ein Eltern-Kind-<br />
Café, das habe ich ja noch nie gesehen.<br />
Theo Fontana: Wie ist das mit den Müttern und Vätern?<br />
Kommen Väter?<br />
Claudia Grass: Es sind auf jeden Fall mehr Mütter, aber<br />
ich habe schon den Eindruck, dass – seit es die Elternzeit<br />
gibt – oft mehr Väter kommen. Das liegt aber natürlich<br />
auch an der Zeit, vormittags von 10 bis 12 Uhr, da können<br />
ja nur diejenigen, die in der Elternzeit sind. Nachmittags,<br />
wenn der Indoor-Spielplatz bis 18 Uhr geöffnet ist, kommen<br />
durchaus öfter mal Väter mit ihren Kindern. Aber in<br />
dem Freitagscafé sind höchstens 10 bis 20 % Väter.<br />
TN: Ich baue gerade für den Malteser-Hilfsdienst ein Familienzentrum<br />
als Nachbarschaftszentrum in Neukölln auf.<br />
Meine Frage: Wie haben Sie die Eltern erreicht?<br />
Claudia Grass: Die meisten Eltern fragen unsere MAE-Frau<br />
nicht, was sie macht, sondern sie ist da und sie weist die<br />
Eltern ein. Das heißt, die Eltern kommen rein, sie begrüßt<br />
sie und sagt, guten Tag, Sie wollen zu unserem Elterncafé.<br />
Wenn die Eltern noch nie da waren, erklärt sie die Regeln,<br />
nämlich, dass sie die Schuhe bitte ausziehen sollen, wo<br />
sie den Kinderwagen hinstellen können, dass sie den bitte<br />
abschließen, weil auch schon welche geklaut wurden. Solche<br />
Sachen erklärt sie. Dann hat sie ihr Frühstücksbuffet,<br />
also die Eltern wollen von der in dem Sinne gar nichts.<br />
Es ist ja so, dass jeden Freitag eine kompetente Person<br />
da ist, entweder die Sozialarbeiterin vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst<br />
oder die Diplompädagogin von der<br />
Erziehungsberatung.<br />
Ich habe auch fast regelmäßig Praktikantinnen von den<br />
Fachhochschulen. Denen lege ich es immer nahe, da<br />
<strong>Familiennetze</strong> - Jahrestagung Stadtteilarbeit 2008 19