Rundbrief 1/2009: Dokumentation Fachtagung Familiennetze
Rundbrief 1/2009: Dokumentation Fachtagung Familiennetze
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klappt einfach, weil unser Team gut funktioniert. Es gibt<br />
eine Kontinuität seit fünf Jahren, was auch schon Wirkung<br />
hat. Es gibt Sofja jetzt auch in Neukölln, unter teilweise<br />
großen Schwierigkeiten der Kollegen, weil sie dort diese<br />
Vorlaufzeit, die wir hatten, nicht haben.<br />
Wir arbeiten aber nicht nur mit Eltern und Jugendlichen.<br />
Gestern hatten wir eine Runde von Kids. Ein Mädchen hat<br />
mich angerufen, es gab ein Problem, sie wollte nicht, dass<br />
das jetzt mit ihrer Mutter besprochen wird, sondern mit<br />
ihrem Freundeskreis. Der Therapeut war dann damit konfrontiert,<br />
dass da plötzlich zehn Jugendliche saßen, keine<br />
Mutter, die natürlich eine ganz andere Absicht verfolgt.<br />
Eine wichtige Voraussetzung ist weiterhin, dass man sich<br />
auf gleicher Augenhöhe begegnet. Sozialarbeit sagt, okay,<br />
ich akzeptiere das, was die Therapie macht, die Therapie<br />
sagt, okay, das ist nicht nur ein bisschen praktisch vor sich<br />
hingewurstelt, sondern wir akzeptieren uns gegenseitig.<br />
Ganz wichtig ist eine gemeinsame Haltung und gemeinsame<br />
Arbeitsprinzipien, Respekt und Achtung vor den Jugendlichen<br />
und vor den Eltern. Das finde ich ganz wichtig.<br />
Egal, wie manchmal der Umgangston ist. In einigen Familien<br />
muss man ja manchmal wirklich sehr deutlich werden,<br />
auch in Bezug auf Kinderschutz, aber die Familie und die<br />
Jugendlichen sind erst mal so zu nehmen, wie sie sind, wir<br />
haben sie zu respektieren und zu achten. Aber dann sind<br />
auch klare Ansagen zu machen, wenn man Missstände<br />
sieht. Aber das Ziel muss gemeinsam mit ihnen entwickelt<br />
werden. Dass sie das spüren, dass man sie akzeptiert, das<br />
glaube ich schon.<br />
Für mich ist auch dieses Hilfe-zur-Selbsthilfe-Prinzip wichtig.<br />
Es ist ein großes Ziel für mich, Hilfe zur Selbsthilfe zu<br />
leisten und die Familie darin zu bestärken und zu unterstützen,<br />
dass sie sich auch selber helfen können. Dass<br />
sie nicht nur arm und schwach sind, sondern dass sie<br />
durchaus auch Stärken haben. Diese Stärken zu spüren<br />
und zu sehen, sie haben Kompetenz und Fähigkeiten, die<br />
sie nutzen können, dass sie merken, dass sie nicht das<br />
Jugendamt dazu brauchen, sondern es selbst schaffen,<br />
wieder die Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen,<br />
während die Jugendlichen es schaffen, die Verantwortung<br />
für ihr eigenes Leben zu übernehmen.<br />
TN: Ihr entscheidet selbst zusammen mit den Betroffenen,<br />
was ihr zusammen macht? Jugendliche können auf dich<br />
zugehen und sagen: ich habe ein Problem?<br />
Elke Ostwaldt: Auf jeden Fall wird geguckt, wie die Problemlage<br />
ist, ob es auch über mich zu klären ist oder ob<br />
die Eltern mit ins Boot geholt werden müssen. Dieser Prozess<br />
ist schnell und entformalisiert. Es gibt keinen Hilfsplan,<br />
sondern wir können direkt an die Probleme rangehen<br />
und starten. Das ist absolut flexibel.<br />
<strong>Familiennetze</strong> - Jahrestagung Stadtteilarbeit 2008 31