Rundbrief 1/2009: Dokumentation Fachtagung Familiennetze
Rundbrief 1/2009: Dokumentation Fachtagung Familiennetze
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mien vor, Gesamtkonferenzen, Elternkonferenzen, und<br />
stellen die Arbeit des Jugendamtes vor, machen die Strukturen<br />
durchsichtiger, weil vieles von dem, was Jugendamt<br />
ist, draußen nicht bekannt ist.<br />
Uns ist natürlich auch bekannt, dass wir nicht gerade beliebt<br />
sind. Am liebsten hat keiner mit uns ernsthaft Kontakt,<br />
weil man vor dem Jugendamt Angst hat. Aber um<br />
genau das aufzulösen, müssen wir uns vernetzen. Aus<br />
meiner Sicht ist nur derjenige wirklich gut in dieser Arbeit,<br />
der jede Gelegenheit nutzt sich zu vernetzen und sein Beziehungsnetz<br />
zu vergrößern. Unter anderem deswegen machen<br />
wir unsere Sozialraumerkundung, ich bin also voll auf<br />
der Welle der SRO, nach anfänglicher Skepsis. Ich dachte,<br />
da kommen die Provinzler und wollen uns Berlinern was<br />
erzählen. Aber inzwischen bin ich an vielen Stellen sehr<br />
begeistert von dem Konzept. SRO ist das Konzept der Sozialraumorientierung,<br />
nach der wir Berlin weit inzwischen<br />
arbeiten, die meisten Jugendämter sind darin inzwischen<br />
geschult. In diesem Konzept geht es u.a. darum, von dem<br />
Fall wegzukommen und mehr in Richtung Umfeld zu gucken,<br />
also dieser Vernetzungsgedanke, dieser Gemeinwesenarbeitsgedanke,<br />
steht dort im Vordergrund.<br />
Auf jeden Fall ist einer der Bereiche der Sozialraumorientierung<br />
Sozialraumerkundung. D.h., mit meinem Kiezteam<br />
mache ich seit zwei Jahren diese Sozialraumerkundung,<br />
drei oder vier Mal im Jahr. Wir gucken uns Institutionen<br />
an, nicht nur der Jugendhilfe, sondern wir gehen in Kirchengemeinden,<br />
in Sportvereine, in alle Bereiche, die für<br />
Kinder und Jugendliche und Familien relevant sind. Auch<br />
da haben wir die Möglichkeit, uns bekannt zu machen. Wir<br />
berichten über unsere Arbeit, die Leute können sich uns<br />
vorstellen, d.h. wir werden zu Menschen und bleiben nicht<br />
die Behörde, die dahinter steht.<br />
Das hat schon eine ganze Menge bewirkt, nämlich dass die<br />
Leute schneller auf uns zukommen. Wir bekommen oft Anrufe<br />
von Leuten, die früher nie angerufen hätten. Sie fragen<br />
mich irgendwas, was sie bewegt oder was sie bedrückt. Heute<br />
Morgen habe ich einen Anruf von einer Mitarbeiterin einer<br />
Schulstation bekommen, ob mir jemand einfällt, der sich mit<br />
sexuellem Missbrauch auskennt, sie war bei einem Jungen<br />
unsicher und brauchte einen kompetenten Experten. Schon<br />
solche Kleinigkeiten machen den Alltag leichter.<br />
In diesem Kiez-Team haben wir verschiedene Fachleute.<br />
Ich bin ganz wild daran interessiert, auch die Schulstationen<br />
hinzuzuziehen, denn seitdem wir unsere Jugendfreizeiteinrichtungen<br />
in dem Kiez-Team<br />
sitzen haben,<br />
merke ich auch bei<br />
den Kollegen, dass<br />
der Blick anders<br />
geschärft ist. Sie<br />
gehen mit einer<br />
ganz anderen Sensibilität<br />
auf ihre<br />
Jugendlichen und<br />
ihre Besucher in den Einrichtungen zu. Sie gucken anders<br />
und kommen manchmal mit einer Rückmeldung, da müsste<br />
man noch mal genauer schauen, vielleicht fällt euch<br />
was ein, wie wir da unterstützen können. Und sie holen<br />
sich auch noch anderen Rat. Ähnlich ist es mit den Schulstationen.<br />
Sie merken, worauf ich hinaus will. Was ich Ihnen<br />
hier erzähle, kommt aus den präventiven Zusammenhängen,<br />
denn je früher wir ansetzen, desto mehr können<br />
wir im Kinderschutz tun und möglicherweise verhindern,<br />
vermeiden, vorbeugen.<br />
Die Schulstationen sind eine ganz wichtige Schnittstelle<br />
in diesem Zusammenhang. Sie sitzen zwischen diesen<br />
beiden komplexen Institutionen, einerseits der Jugendhilfe,<br />
sie werden oft von den Jugendhilfen finanziert; andererseits<br />
sitzen sie in den Schulen und müssen dort mit<br />
den Pädagogen möglichst auf Augenhöhe arbeiten. Somit<br />
haben sie eine ungeheure Kompetenz genau in diesem<br />
Arbeitsfeld. Das ist auch genau der Bereich, wo wir immer<br />
Schwierigkeiten haben. Um nämlich näher an die Schulen<br />
heranzurücken, brauchen wir Menschen, die da unsere<br />
Transformatoren sind.<br />
TN: Die Mitarbeiter der Schulstationen, sind das Ihre Zuträger,<br />
sind das Ihre Multiplikatoren oder sind das Ihre<br />
Außenstellen? Oder was sind sie? Das ist ja ein sensibler<br />
Bereich. Träger der Jugendhilfe bekommen bisweilen<br />
Probleme, wenn sie Kontakte zum Jugendamt herstellen<br />
und dann Vorwürfe von ihren Klienten bekommen, weil<br />
<strong>Familiennetze</strong> - Jahrestagung Stadtteilarbeit 2008 39