chancen von Kindern mit Fetalem Alkoholsyndrom / Diplomarbeit ...
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Jahrhunderts unzählige Frauen gab, die den Alkohol nur dem Namen nach kannten oder<br />
höchstens bei festlichen Gelegenheiten einmal einen Wein oder Likör tranken, hat sich die<br />
Situation in den letzten Jahren erheblich verändert.<br />
„ Jetzt trinken die meisten Frauen (…) ebenso gut wie die Männer ihr Glas Bier zu Mittag<br />
und zu Abend, vielfach auch schon zum zweiten Frühstück, und wenn Besuch kommt,<br />
pokulieren sie fleißig <strong>mit</strong>, und niemand findet etwas daran, denn das Bier ist fashionable<br />
geworden“ (Hoppe 1904, zitiert nach Vogt 1994, S.7).<br />
So ist es inzwischen auch bei Frauen zu einem deutlichen Anstieg des Alkoholkonsums<br />
gekommen. Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen alkoholkranken Frauen und Männern<br />
wurde lange auf etwa 1:10 geschätzt. Dies hat sich seit den 70er Jahren drastisch geändert.<br />
Derzeit liegt das Verhältnis etwa bei 1:4, die Tendenz scheint sich allerdings in Richtung 1:3<br />
zu entwickeln (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen E.V. (b), 2005, S.9).<br />
2.4.1 Trinkverhalten der Frauen<br />
Alkoholabhängige Frauen gelten sowohl in der Gesellschaft als auch in der Literatur als<br />
besonders pathologisch – sprich krankhaft und ihre Abnor<strong>mit</strong>ät wird immer wieder betont.<br />
Dabei wird dem Frauenalkoholismus bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. Berger et al.<br />
greifen weit verbreitete Darstellungen auf und erläutern:<br />
(1) Frauen trinken häufiger tagsüber zu Hause statt an öffentlichen Orten,<br />
(2) Sie trinken eher allein,<br />
(3) Sie kommen überproportional häufig aus alkoholbelasteten Familien und scheinen (4)<br />
härtere Getränke (Spirituosen) zu bevorzugen (vgl. Berger/Legnaro/Reuband 1982, S.12f.).<br />
Reuband kritisiert in seinem Beitrag „Erscheinungsformen des Frauenalkoholismus – Alte<br />
und neue Fragen“ die traditionellen Beschreibungen <strong>von</strong> Alkoholikerinnen, vor allem aber die<br />
entsprechende Bewertung, dass diese Frauen besonders pathologisch seien, denn:<br />
„nur wenige Untersuchungen zum Frauenalkoholismus existieren überhaupt in der<br />
Bundesrepublik, und zu wenige gehen anhand konkreten Materials diesen Fragen nach.<br />
Umfassendere und komplexer angelegte Studien, die den allgemeinen Trinksitten und dem<br />
Sozialisationsmilieu gerecht werden, sind notwendig, um die verschiedenen Widersprüche<br />
und offenen Fragen zu klären“ (Berger/Legnaro/Reuband, 1982, S.11).<br />
Die Zuschreibung, dass Frauen häufiger tagsüber zu Hause trinken, erscheint dadurch logisch,<br />
dass z.B. bestimmte Orte im Bereich der Öffentlichkeit eher den Männern zugänglich sind als<br />
den Frauen. Beispielhaft dafür ist die Kneipe, die noch am ehesten ein Ort legitimen<br />
Alkoholgebrauchs darstellt. Die Kneipe gilt in unserer Gesellschaft nach wie vor als Ort für