chancen von Kindern mit Fetalem Alkoholsyndrom / Diplomarbeit ...
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der Gefühle. Auch wenn die Kinder sich anpassen, sind sie dennoch auf der Suche nach einem<br />
Menschen, der einen Platz im Leben des Kindes einnimmt und ihnen Zuneigung schenkt und<br />
ihnen das Gefühl gibt geliebt zu werden. Das Zwiespältige daran ist, Kinder lieben ihre<br />
Eltern, egal was diese <strong>mit</strong> ihnen getan haben. Zu erklären ist dieses Verhalten unter anderem<br />
durch Abwehr- oder Verdrängungsmechanismen. Wenn der alkoholkranke Elternteil nüchtern<br />
ist, sehen die Kinder in diesem Zeitraum nur noch sein jetzt zusagendes und positives<br />
Verhalten. Dieses wird <strong>von</strong> den <strong>Kindern</strong> idealisiert und noch positiver erlebt, als es tatsächlich<br />
ist. Diese Idealisierung bzw. Überbewertung dient für die Kinder als Stütze, als Beleg dafür,<br />
dass die trinkende Mutter doch der liebste Mensch auf der Welt ist und sie liebt.<br />
Dementsprechend wollen und können Kinder die Wirklichkeit nicht sehen, denn dann<br />
müssten sie ihr idealisiertes Elternbild in eine nicht für sie wohltuende und erwünschte Form<br />
verändern. Es gibt dabei auch Kinder, die diese positiven Eigenschaften ausblenden und nur<br />
die ständig unter Alkoholeinfluss stehende Mutter sehen (vgl. Bertling, 1993, S.56ff.).<br />
Viele Alkoholikerinnen empfinden allerdings eine echte glaubhafte Liebe zum Kind, die auch<br />
immer wieder versichert wird. Bekräftigt wird dieses Empfinden <strong>mit</strong> Sätzen wie: „Mein Kind<br />
ist mein ein und alles“. Gleichwohl muss der Aspekt berücksichtigt werden, dass<br />
alkoholkranke Mütter <strong>mit</strong> dem Anspruch und dem Eindruck der Kindesliebe ihren<br />
Alkoholkonsum verbergen wollen. Dadurch dass das Kind sich an die Mutter klammert,<br />
entsteht häufig der Eindruck einer intakten Beziehung und schutzwürdigen Bindung.<br />
Tatsächlich hat zwar das Kind die Bindungsfähigkeit bewahrt, die Mutter hat sie jedoch<br />
oftmals durch den Missbrauch <strong>von</strong> Alkohol eingebüßt (vgl. 5.2). Denn dass das Kind als „ein<br />
und alles“ bezeichnet wird, deutet häufig schon auf eine weitgehende Absonderung hin,<br />
nachdem die Mutter evtl. die Beziehung zum Partner und zu der Gesellschaft hat aufgeben<br />
müssen (vgl. Löser, 1995, S.113).<br />
An dieser Stelle wird deutlich, dass die Konstellationen, in die ein Kind <strong>mit</strong> <strong>Fetalem</strong><br />
<strong>Alkoholsyndrom</strong> hineingeboren wird, in der Regel heikel sind, vor allem wenn die Mutter<br />
weiterhin alkoholabhängig ist. Für eine gemeinsame Richtung <strong>von</strong> Mutter und Kind ist<br />
demnach entscheidend, ob die Mutter auch künftig alkoholabhängig bleibt oder sich dem<br />
Alkohol entsagen kann. Je nachdem, ob sie sich für oder gegen den Alkohol entscheidet,<br />
gestaltet sich die familiäre Lage meistens unterschiedlich: