chancen von Kindern mit Fetalem Alkoholsyndrom / Diplomarbeit ...
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Dass die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dieser Thematik auch heute noch <strong>mit</strong> einem gewissen Tabu<br />
behaftet ist, zeigt die Auswertung der Literatur. Denn der größte Teil der Fachliteratur stammt<br />
aus den 80er und 90er Jahren. In neueren Werken findet dieses Thema kaum Anklang, ist aber<br />
immer noch <strong>von</strong> hoher Brisanz.<br />
Dabei liegt die Diskrepanz eindeutig auf der Hand. Denn einerseits wird dieses Thema<br />
tabuisiert, andererseits sind Millionen Menschen selbst betroffen, wenn es um die<br />
Abhängigkeit <strong>von</strong> Alkohol geht. Entweder sind sie Selbsttrinkende, Abstinente,<br />
Familienangehörige, Berufskollegen, Heilende und Therapierende, Opfer <strong>von</strong> Straftaten und<br />
Vergehen im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss und/oder Kinder, die während der<br />
Schwangerschaft selbst Schaden erlitten haben (vgl. Thater in: Berichte zur<br />
Suchtkrankenhilfe, 1990, S.57). Dennoch gilt der Alkohol bei uns als schichtspezifisches<br />
Problem und wird gern auf die Anderen geschoben.<br />
Anzusprechen ist auch die Angst vor der Diagnosestellung, besonders bei Gynäkologen,<br />
Kinderärzten und Erziehern (vgl. Marthaler in: Berichte zur Suchtkrankenhilfe, 1990, S.51).<br />
Ich selbst konnte diese Erfahrungen während meiner Recherchen machen. Ich habe zu<br />
mehreren Gynäkologen und Kinderärzten Kontakt aufgenommen. Sie waren alle stets um<br />
Herausgabe <strong>von</strong> Literatur bemüht. Was persönliche Gespräche über Erfahrungen <strong>mit</strong> FAS-<br />
<strong>Kindern</strong> anging, stieß ich zumeist allerdings auf Ablehnung. Zugegeben, in dieser Arbeit<br />
wird deutlich, wie schwer sich die Diagnosestellung aufgrund des variablen<br />
Erscheinungsbildes gestaltet. Allerdings denke ich, spielt dort auch die Angst <strong>mit</strong>, Familien zu<br />
stigmatisieren oder Schuld zuzuweisen. Allerdings kann es nicht darum gehen, Schuld und<br />
alleinige Verantwortung der alkoholabhängigen Frau zuzuweisen. Im Gegenteil, ein<br />
behutsames Umgehen <strong>mit</strong> der Ursprungsfamilie ist unerlässlich, da<strong>mit</strong> Hilfe angeboten<br />
werden kann. Dennoch halte ich es aber auch für wichtig, den Mut zur Diagnosestellung zu<br />
haben, auch bei Verdacht.<br />
Diese Tabuisierung des Fetalen <strong>Alkoholsyndrom</strong>s erschwert natürlich auch die Elternarbeit.<br />
Bei der Ursprungs- und auch der Ersatzfamilie ist soviel Zündstoff, der thematisiert werden<br />
muss: zum Beispiel die Angst vor den zukünftigen Problemen, Angst vor chronischer<br />
Fehlentwicklung und Stillstand der weiteren Entwicklung etc. Bei der Ursprungsfamilie<br />
müssen unbedingt Themen wie Schuldgefühle, Risiko der Stigmatisierung etc. angesprochen<br />
und thematisiert werden (vgl. Marthaler in: Berichte zur Suchtkrankenhilfe, 1990, S.55).