In den Mühlen des Staatsterrors - The 3 Saints
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Elternhaus Friedrichstraße, Eugen mit Vater Josef,<br />
im Fenster die Mutter und zwei Geschwister, um 1908. (86)<br />
walt und meinem Vater, Rektor Heinrich Schuckmann,<br />
verteidigt. Er wurde zu vier Monaten Haft<br />
im Derendorfer Gefängnis verurteilt.<br />
Nach seiner Freilassung am 14. Oktober 1940 arbeitete<br />
er mehrere Wochen in der Färberei. Mit Gestellungsbefehl<br />
vom 21. November 1940 <strong>des</strong> Kal<strong>den</strong>kirchener<br />
Amtsbürgermeisters wurde er als<br />
Wehrpflichtiger aufgefordert, sich zur Musterung<br />
zu stellen. Anschließend erfolgte dann seine Einberufung<br />
zur Wehrmacht. Meinem Vater gelang es<br />
dreimal, ihn freizustellen. Für eine normale Einberufung<br />
war Eugen zu alt.<br />
Anfang 1941 kam Eugen zu <strong>den</strong> Lan<strong>des</strong>schützen<br />
nach Oelde und anschließend nach Dortmund. Dort<br />
besuchte ich ihn, hochschwanger mit Gisela. Von<br />
Krefeld kam er im September 1941 zu Besuch nach<br />
Kal<strong>den</strong>kirchen. Dann meldete er sich aus Euskirchen<br />
und bat mich, ihn noch einmal zu besuchen.<br />
Dazu kam es jedoch nicht mehr. Er erhielt<br />
kurzfristigen Marschbefehl nach Südfrankreich zur<br />
Übernahme von Lastkraftwagen für Rußland.<br />
<strong>In</strong>zwischen wurde die Färberei auf Anweisung einer<br />
Berliner Behörde geschlossen mit der Begründung,<br />
Arbeitskräfte und Material wür<strong>den</strong> für <strong>den</strong><br />
Krieg benötigt. Ich stand mit meinen bei<strong>den</strong> kleinen<br />
Töchtern alleine und wurde nur für wenige<br />
Monate entschädigt.<br />
Im Sommer 1943 kam Eugen plötzlich für 14<br />
Tage nach Hause. Ein zweiter Besuch schloß sich<br />
überraschend an, er kam das letzte Stück zu Fuß<br />
von Mönchengladbach. Mitte 1944, etwa zum Zeitpunkt<br />
der Evakuierung Kal<strong>den</strong>kirchens, erhielt er<br />
nochmals Urlaub „zur Sicherung der bürgerlichen<br />
Existenz“. Es sollte sein letzter sein. Schon der Abschied<br />
war schwer. Ich wollte ihn noch ein Stück<br />
begleiten, aber wegen der Bombardierung der Stadt<br />
bat er mich aus Sicherheitsgrün<strong>den</strong> dringend, sofort<br />
wieder nach Hause zu gehen.<br />
Während seines Urlaubs hatte er noch von einem<br />
Kriegserlebnis in Rußland berichtet, bei dem<br />
Kamera<strong>den</strong> von ihm umgekommen waren. Er<br />
konnte sich nur dadurch retten, indem er ungesehen<br />
in eine Röhre kroch und <strong>den</strong> Eingang zuschüttete.<br />
Die Rückfahrt von seinem Urlaub zu seiner<br />
„Weihnachten 1915. Kriegsjahr!“ Vorne Eugen, dahinter der<br />
Bruder Josef, v.l. Josie, Else, Helene und Marie. (87)<br />
Truppeneinheit führte Eugen nach Wien. Wegen der<br />
Wende im Krieg und dem Vormarsch der „Roten<br />
Armee“ in Ungarn wur<strong>den</strong> dort neue Verbände zusammengestellt.<br />
Der weitere Verlauf seines tragischen Schicksals<br />
und seines Wehrmachtseinsatzes, <strong>den</strong> er gezwungenermaßen<br />
ableistete, ist dem Schreiben <strong>des</strong> Deutschen<br />
Roten Kreuzes, Suchdienst München, vom<br />
9. Januar 1973 zu entnehmen. Demnach muß davon<br />
ausgegangen wer<strong>den</strong>, daß Eugen Anfang 1945<br />
bei <strong>den</strong> schweren Kämpfen im Kessel von Budapest<br />
ums Leben gekommen ist.<br />
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