In den Mühlen des Staatsterrors - The 3 Saints

Brief Friedel Goldschmitt an Siegfried und Albert in Haiti. (101)
Friedel Goldschmitt
Amsterdam, den 19/8.40 Waalstr. 37 bij Claassen
Meine Lieben, als Braut von Julius darf ich diese Anrede wohl benutzen? Von meiner Existenz habt Ihr ja
durch l. (liebe) Mutter erfahren, und benutze ich die Gelegenheit mich brieflich bei Euch einzuführen.
Eigentlich schreibe ich im Auftrag der l. Mutter, welche mich hierum bat. G.s.d. (Gott sei Dank) kann ich
Euch von derselben, sowie von Julius + mir nur das aller Beste berichten. Mutter ist nach wie vor in
Deventer + fühlt sich dorten wohl. Julius fährt häufiger zu ihr + tut im übrigen alles, um ihr das Leben
schön zu gestalten. Nächsten Monat kommt sie auf ein paar Tage zu mir + freue ich mich schon hierauf.
Jul. ist die ganze Woche draußen + geschäftlich G.s.d. sehr zufrieden. Freitags kommt er hierher und
bleibt bis sonntags bei mir, dann beginnt wieder das 6 Tage Rennen. Wir sind bei der Beschaffung
unserer Papiere, da wir demnächst heiraten wollen, aber es dauert sehr lange bis wir alles beisammen
haben. Aber ich erzähle nur von uns, + vergesse dabei ganz, mich nach Eurem Wohlbefinden zu
erkundigen, doch hoffe, daß Euch dieser Brief bei bester Gesundheit erreicht? Wie seid Ihr geschäftlich
zufrieden + was hört Ihr von Jak.(Jakob) und Mia? Mutter ist begreiflicherweise unruhig, da sie so lange
nichts von Euch hörte, schreibt bitte postwendend auf gleichem Wege zurück. Seid Ihr zwei, Albert und
Siegfried schon verheiratet? Jul. weiß wenigstens nichts davon + wir Frauen sind einmal neugierig +
müssen so etwas wissen. Wie Ihr seht bin ich mit Eueren Namen schon sehr vertraut, nur ist es schade,
daß ich Euch nicht persönlich kenne, aber s.G.w. (so Gott will) sehen wir uns dort oder bei Jak. alle
wieder. Empfanget nun von uns allen, (Mutter, Julius) einbegriffen die aller herzl. Grüße, besonders
grüßt Euch Euere .......
Friedel
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