„Belehrung“ von Abraham Cohen, Vorstandskommissar der jüdischen Gemeinde Kal<strong>den</strong>kirchen durch Bürgermeister Dr. Pauw. (109) 132
Abraham Cohen, Paßbild vom 20. Januar 1939, nach seiner Rückkehr aus dem KZ Dachau. (110) Else Cohen, geb. Levy, 14. Dezember 1938. (111) die Fensterscheiben eingeschmissen und die Wohnung und La<strong>den</strong>einrichtung der Metzgerei zertrümmert wur<strong>den</strong>. (Seite 500). Anschließend wur<strong>den</strong> die jüngeren Männer verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Nach der Rückkehr meines Vaters aus Dachau Weihnachten 1938 war sein erster Gedanke, mich aus Deutschland herauszubringen. Erst jetzt war <strong>den</strong> meisten bewußt, daß ein weiteres Leben für jüdische Bürger in Deutschland unmöglich war. Als meine Eltern mich vor die Wahl stellten, zu bleiben oder Kal<strong>den</strong>kirchen zu verlassen, war ich ohne zu zögern bereit, sofort zu gehen. Meine Mutter war hin und her gerissen, wäre es jedoch nach meiner Großmutter Rosina Levy aus Breyell gegangen, hätten sie diesen Schritt wohl kaum gewagt: „Wie könnt ihr euer Kind alleine wegschicken von hier?” Meine Eltern hatten beschlossen, nach Amerika auszuwandern, und vermutlich ist mein Vater aus Dachau entlassen wor<strong>den</strong>, weil er inzwischen eine Nummer vorweisen konnte, um im Rahmen einer Einwanderungsquote in die USA einzureisen. So hofften sie, in absehbarer Zeit ausreisen und wieder mit mir zusammen sein zu können. Keiner ahnte zu diesem Zeitpunkt, daß es ab Ende 1939 immer schwieriger wurde, das Land zu verlassen. Niemand konnte sich vorstellen, was noch alles auf die zurückgebliebenen Bürger zukommen sollte. Im Januar 1939 verließ ich Kal<strong>den</strong>kirchen als Zehnjähriger und fuhr zu meinem Onkel Jakob Cohen in Goch, dem Bruder meines Vaters. Auch mein Onkel und seine Frau hatten beschlossen, ihre Kinder Margot und Herbert, beide jünger als ich, nach Holland zu schicken. Eine Begleitperson brachte uns zum Bahnhof und fuhr mit uns über die Grenze nach Nijmegen, in der Hoffnung, die Holländer wür<strong>den</strong> uns passieren lassen, <strong>den</strong>n wir besaßen keine Pässe. Doch die Grenzbeamten schickten uns nach Goch zurück. Ein paar Tage später versuchten wir es erneut, diesmal waren wir auf uns alleine gestellt. Wie es unsere Verwandten geschafft haben, die Sache so zu arrangieren, daß es diesmal klappte, weiß ich nicht. Je<strong>den</strong>falls wur<strong>den</strong> wir etwa 3 bis 4 Stun<strong>den</strong> nach unserer Ankunft in Nijmegen von ihnen am Bahnhof abgeholt. Wir blieben ein paar Tage in Nijmegen bei Oom Jaap de Wijze, einem Sohn von Sybilla de Wijze, geb. Devries aus Kal<strong>den</strong>kirchen, ebenfalls eine Schwester meiner Großmutter, und Tante Saar mit ihren Kindern Elly, Kitty und Louis. Unsere Verwandten taten enorm viel für jüdische Kinder aus Deutschland und Österreich, die dort über die Grenze kamen, nahmen sie auf und kümmerten sich um sie. Jedoch riß der Strom nicht ab, und es war unmöglich für sie, alle Kinder aufzunehmen. So mußten Margot, Herbert und ich nach ein paar Tagen weiterziehen, obwohl wir gerne länger geblieben wären. Wir kamen vorübergehend nach Soesterberg bei Utrecht, wo wir in einfachen, aber durchaus ansprechen<strong>den</strong> Holzhütten untergebracht waren. Hier traf ich zum ersten Mal Leo Friedler und seinen 133
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