In den Mühlen des Staatsterrors - The 3 Saints
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„4. Dame von links im schwarzen Kostüm mit Tasche: Mevrouw Wijsmuller-Meijer. Deutsch-jüdische Waisenkinder, die von ihr aus Deutschland abgeholt wur<strong>den</strong>.”<br />
(Eric Cohen ist nicht auf dem Foto abgebildet). Archiv: Nederlands <strong>In</strong>stituut voor Oorlogsdocumentatie, Amsterdam. (115)<br />
Das letzte Schiff<br />
Anfang März 1940 wurde ich zu meinem Bedauern<br />
wieder nach Amsterdam zurückgeschickt, aber<br />
da ich das Leben im Burgerweeshuis bereits kannte,<br />
machte es mir nicht mehr so viel aus. Hinzu<br />
kommt, im Leben hängt oft viel davon ab, zur rechten<br />
Zeit am richtigen Platz zu sein. So war, wie wir<br />
in England sagen, „every cloud has it´s silver<br />
lining”, der Aufenthalt in Amsterdam für mich<br />
wegen der nun folgen<strong>den</strong> Ereignisse ein Silberstreifen<br />
am Horizont.<br />
Am 10. Mai 1940 erfolgte der deutsche Überfall<br />
auf Holland. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt<br />
im Alter von 12 Jahren noch stets mit <strong>den</strong> anderen<br />
Flüchtlingskindern im Waisenhaus von Amsterdam,<br />
und wir waren zutiefst erschrocken, als die<br />
Meldungen von außen über die dramatische <strong>In</strong>vasion<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, insbesondere aus der Luft, zu uns<br />
drangen. Nach wenigen Tagen ging plötzlich alles<br />
ganz schnell, wir wur<strong>den</strong> völlig davon überrascht,<br />
wie überstürzt unsere Flucht nach England über<br />
die Bühne gehen sollte.<br />
Im Burgerweeshuis hieß es auf einmal: „Laßt alles<br />
zurück, nehmt kein Gepäck mit, vergeudet keine<br />
Zeit, alle schnellstens raus!” Wir eilten nach<br />
draußen und stiegen in bereitstehende Busse. Alles<br />
schien improvisiert zu sein. Die Fahrt ging nach<br />
IJmui<strong>den</strong>, einem etwa 30 km entfernten Nordseehafen.<br />
Unterwegs erlebten wir ein <strong>In</strong>ferno, der Himmel<br />
war schwarz von riesigen Rauchwolken. Die<br />
Deutsche Wehrmacht hatte zuvor strategische Ziele<br />
wie Ölraffinerien, Tanklager und Hafenanlagen<br />
in Holland und besonders das Zentrum Rotterdams<br />
furchtbar bombardiert. <strong>In</strong> der Ferne sahen wir Fallschirmspringer<br />
herunterkommen.<br />
Die Hauptrolle in diesem letzten Akt spielte Truus<br />
Wijsmuller-Meijer, die von 1938 bis 1940 in Zusammenarbeit<br />
mit verschie<strong>den</strong>en Organisationen unermüdlich<br />
damit beschäftigt war, Flüchtlingskindern<br />
zu helfen und aus Deutschland und <strong>den</strong><br />
besetzten Gebieten herauszubringen. Die Ge<strong>den</strong>kstätte<br />
Yad Vashem, Jerusalem, hat ihr auf der „Avenue<br />
of the Righteous” (Allee der Gerechten) ein ehren<strong>des</strong><br />
An<strong>den</strong>ken gesetzt. <strong>In</strong> ihrem Buch „geen tijd<br />
voor tranen” 1 (Keine Zeit für Tränen) geht sie im<br />
folgen<strong>den</strong> Kapitel darauf ein, was sich am 14. Mai<br />
1940 hinsichtlich unserer Rettung ereignete:<br />
HET LAATSTE SCHIP (Das letzte Schiff)<br />
Früh am nächsten Morgen stand ein Soldat bei mir<br />
auf der Matte und bat mich, zum Garnisonskommandanten<br />
in der Lairessestraat zu kommen.<br />
Ich sagte zu ihm: Junger Mann, richten Sie ihrem<br />
Chef nur aus, falls er was von mir will, möchte er<br />
sich hierher bemühen, sagen Sie ihm, daß er gestern<br />
nichts von mir wissen wollte und ich heute<br />
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