Albvereinsblatt_2012-4.pdf
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Galerie Albstadt, Sammlung Walther Groz<br />
Ruine Dietfurt bei Sigmaringen (links), Josef Umbach (1815 – 1877) nach Franz Abresch<br />
(1. Hälfte 19. Jahrhundert)<br />
Abend im Lautertal , 1911 (oben), Felix Hollenberg (1868 – 1945), Radierung<br />
(Kaltnadel, Schmirgel, Roulette)<br />
Pappburg, Dreibein (links), Thomas Raschke (*1961)<br />
»Das ist Neuffen, Herr! Auch eine starke Feste, die dem Bunde zu<br />
schaffen machen wird.« Die Sonne des kurzen, schönen Märztages<br />
begann während diesem Zwiegespräch der Wanderer hinabzusinken.<br />
Die Schatten des Abends rollten dunkle Schleier über das<br />
Gebirge und verhüllten dem Auge die ferneren Gipfel und Höhen.<br />
Der Mond kam bleich herauf und überschaute sein nächtliches<br />
Gebiet. Nur die hohen Mauern und Türme von Neuffen rötete<br />
die Sonne noch mit ihren letzten Strahlen, als sei dieser Felsen<br />
ihr Liebling, von welchem sie ungern scheide. Sie sank, auch diese<br />
Mauern hüllten sich in Dunkel, und durch die Wälder zog die<br />
Nachtluft, geheimnisvolle Grüße flüsternd dem heller strahlenden<br />
Mond entgegen.«<br />
Beginnend 1643 mit Kupferstichen aus Matthäus Merians<br />
»Topographie Suebiae« zeigt die Ausstellung am Beispiel der<br />
Burgen und Schlösser das künstlerische Landschaftsbild der<br />
Schwäbischen Alb, das gerade zu Beginn des 19. Jahrhunderts,<br />
der Entstehungszeit von Hauffs Roman, durch Stahlstiche<br />
und Lithographien geprägt wurde. Sie entstanden nicht zuletzt<br />
auch, um den aufkommenden Tourismus im frühen 19.<br />
Jahrhundert mit Erinnerungsbildern zu bedienen.<br />
Von dieser Graphik setzte sich um 1900 Felix Hollenberg, einer<br />
der frühen »Maler-Radierer«, bewusst ab, um in seinen<br />
»Original-Radierungen« eigene graphische Kompositionen<br />
entstehen zu lassen. Seine stimmungsvollen Ätzradierungen<br />
aus dem Lautertal, etwa der Schülzburg, gehen über die bisher<br />
üblichen topographischen Stiche weit hinaus.<br />
Auch für die Malerei boten Schlösser und Burgen willkommene<br />
Bildmotive, in denen Naturbeobachtung und historische<br />
Bedeutsamkeit sich mit dem Malerischen verbinden. Das<br />
Spektrum reicht von Lorenzo Quaglios Hohenzollernansicht<br />
für den preußischen König (1851) über Vertreter der schwäbischen<br />
Landschaftsmalerei wie Albert Kappis und Theodor<br />
Schüz bis hin zu malerischen Lösungen der frühen Moderne<br />
bei Maria Caspar-Filser und Erich Heckel.<br />
In plastischen Arbeiten und Installationen von Thomas Raschke<br />
(Berlin / Stockholm) und Rolf Wicker (Berlin) erhalten die<br />
historischen und historistischen Werke des 19. und frühen 20.<br />
Jahrhunderts eine spannungsvolle zeitgenössische Brechung,<br />
die den Betrachter im Blick auf Burgen und Schlösser aus der<br />
Vergangenheit künstlerisch in die Gegenwart zurückholt.<br />
»SCHLÖSSER UND BURGEN OHNE ZAHL – Ausblick von der Schwäbischen<br />
Alb«, 14. April – 13. Oktober 2013<br />
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 14. April 2013, 11 Uhr<br />
Galerie Albstadt, Städtische Kunstsammlungen, 72458 Albstadt<br />
(Ebingen), Kirchengraben 11, Tel. 0 74 31 / 1 60-14 91 oder -14 93<br />
(zu den Öffnungszeiten), Fax 0 74 31 / 1 60-14 97, galerie@albstadt.de,<br />
www.galerie-albstadt.de<br />
Öffnungszeiten: Di – Sa 14 – 17 Uhr; So, Feiertage 11 – 17 Uhr (am<br />
24., 25. und 31. Dezember geschlossen). Öffentliche Führung: jeden<br />
Sonntag 14.30 Uhr.<br />
Zitat aus: Wilhelm Hauff, Sämtliche Werke in zwei Bänden, Hrsg.<br />
Hermann Engelhard, Phaidon Verlag, S. 109 ff<br />
Blätter des Schwäbischen Albvereins • 4 /<strong>2012</strong> • 17