Albvereinsblatt_2012-4.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Von Kurt Heinz Lessig<br />
Kurt Heinz Lessig<br />
Schwarzes Fell und die spitze Schnauze kennzeichnen<br />
die Hausratte hinreichend.<br />
Eine Ratte auf der Roten Liste<br />
Zecken, Stechmücken und Ratten sind in unserer Wahrnehmung die<br />
wohl unbeliebtesten Tiere unseres Lebensbereiches. Deshalb ist es<br />
scheinbar verwunderlich, dass eine Rattenart auf der Landesliste<br />
der vom Aussterben bedrohten Säugetiere steht. Tatsächlich ist die<br />
Hausratte um die Mitte des 20. Jahrhunderts fast unbemerkt an vielen<br />
Orten verschwunden und wurde bei uns als ausgestorben angesehen.<br />
Es wird angenommen, dass die Bekämpfung mit wirksameren<br />
Giften, eine veränderte Wirtschaftsweise und die verbesserte Vorratshaltung<br />
von Lebensmitteln das Leben der Hausratte erschwert<br />
haben. Auch eine Verdrängung durch die stärkere Wanderratte kann<br />
dazu beigetragen haben. Man hat ihr vielfach keine Träne nachgeweint,<br />
obwohl auch sie ein Bestandteil der heimischen Tierwelt ist.<br />
Möglicherweise hat die nach wie vor starke Präsenz der noch wesentlich<br />
unbeliebteren Wanderratte das Verschwinden der kleineren<br />
Art überdeckt. Doch nach einer umfangreichen Bestandsaufnahme<br />
der wildlebenden Säugetierfauna für ein Grundlagenwerk wurden<br />
doch noch einige kleinere Populationen entdeckt.<br />
Die Hausratte stammt aus Südasien und hat vor langer Zeit über<br />
das Mittelmeergebiet den Weg nach Mitteleuropa gefunden, wo sie<br />
ein ungeliebter Kulturfolger geworden ist. Der früheste Nachweis<br />
stammt aus einer römischen Siedlung im Land. Die Wanderratte ist<br />
erst um 1750 aufgetaucht.<br />
Von Natur aus ist die Hausratte ein Wald- und Baumtier. Daher rührt<br />
ihre Vorliebe für höher gelegene Stockwerke in Gebäuden. Sie lebt in<br />
Rudeln von etwa 30 Tieren und ernährt sich in der Regel vegetarisch.<br />
Gern natürlich von Lebensmittelvorräten des Menschen.<br />
Die beiden Rattenarten lassen sich gut unterscheiden: Die Hausratte<br />
hat einen grau-schwarzen Pelz und eine spitze Schnauze, die Wanderratte<br />
braun-graue Behaarung und eine stumpfe Gesichtspartie.<br />
Beide Arten sind dämmerungs- und nacht-aktiv.<br />
Da das Wiederauftreten der Hausratte beobachtet werden soll, sind<br />
die Naturkundemuseen in Stuttgart und Karlsruhe sehr interessiert<br />
an Sichtmeldungen.<br />
Die Hausratte hat im Mittelalter eine tragische Rolle als Überträger<br />
des Schwarzen Todes, der Pest, gespielt, der in Europa ein Großteil<br />
der Bevölkerung zum Opfer gefallen ist. In der heutigen Zeit stellt sie<br />
für den Menschen kein Problem mehr dar.<br />
Forum<br />
2. Streuobstwiesen-Aktionstag in Schorndorf<br />
Tausende Besucherinnen und Besucher strömten am 23. Oktober<br />
bei strahlendem Herbstwetter zum zweiten Streuobstwiesen-Aktionstag<br />
nach Schorndorf, zu dem die Stiftung Naturschutzfonds<br />
Baden-Württemberg und »Die Obstler – Kulturlandschaftsführer<br />
Streuobstwiesen Albvorland und Mittleres Remstal« eingeladen<br />
hatten. An den Ständen von über 20 Einrichtungen, Verbänden<br />
und regionalen Firmen konnten sich die Besucher rund um das<br />
Thema »Streuobst« informieren, alte Obstsorten und neue Techniken<br />
für den Hobby-Gärtner kennen lernen oder einfach nur<br />
die leckeren Streuobstprodukte genießen. »Denn auch wer Äpfel,<br />
Birne und Co aus heimischen Obstwiesen kauft, trägt zu deren<br />
Erhaltung bei«, betonte Regierungsvizepräsident Dr. Christian<br />
Schneider in seinem Grußwort. »Hier in Baden-Württemberg<br />
sind noch die größten Streuobstbestände in ganz Deutschland zu<br />
finden.« Der »Aktionstag« zeige dabei auf vielfältige Weise, dass<br />
sich die Menschen in letzter Zeit wieder stärker für das Thema<br />
Streuobst engagieren. Die Besucher konnten sich bei Führungen<br />
über den Schnitt und andere Pflegemaßnahme von Obstbäumen<br />
informieren, das Mähen mit der Sense ausprobieren und die<br />
kleinste Auflese-Maschine für am Boden liegendes Streuobst testen.<br />
Weitere Informationen: www.life-vogelschutz-streuobst.de<br />
Blätter des Schwäbischen Albvereins • 4 /<strong>2012</strong> • 25