Download - IFIP - Technische Universität Wien
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Impliziter<br />
Preis des<br />
Freiraums fr<br />
(€)<br />
h) Nachfragekurve Haushalt 1<br />
für Freiraum fr<br />
Implizite Preisfunktion<br />
A<br />
für Freiraum fr<br />
F<br />
pfr 1 0<br />
D<br />
B<br />
E<br />
C<br />
fr 1<br />
fr 2<br />
Freiraumangebot<br />
Die zweite zentrale Schlussfolgerung ist, dass Wohlfahrtskalkulationen auf Basis der Nachfragekurve<br />
theoretisch haltbare Bewertungen einer nicht-marginalen Änderung des Freiraumangebots<br />
ergeben. Wenn wir darüber hinaus gleichartige Präferenzen der Bewohner<br />
unterschiedlicher (räumlicher) Teilmärkte unterstellen, können die Ergebnisse auf andere<br />
Teilmärkte übertragen werden.<br />
Der QCS ist jedoch kein umfassendes Maß der Wohlfahrtseffekte. Erstens misst er nur die<br />
Effekte auf Käuferseite, mögliche Wohlfahrtsänderungen auf der Seite der Verkäufer werden<br />
nicht berücksichtigt. Zweitens vernachlässigt der QCS, dass eine nicht-marginale Änderung<br />
des Freiraumangebots die aggregierten Angebotsbedingungen insgesamt verändern kann.<br />
Dies könnte zu Verschiebungen der impliziten Preisfunktion führen. Drittens wird nicht berücksichtigt,<br />
dass die Haushalte auf eine spürbare Änderung des Freiraumangebots zusätzlich<br />
durch Standortwechsel reagieren können, was gleichfalls Einfluss auf die implizite Preisfunktion<br />
haben kann.<br />
Für die Ermittlung eines vollständigen Wohlfahrtsmaßes, dass alle diese Effekte gleichermaßen<br />
berücksichtigt, müssten detaillierte Kenntnisse darüber vorliegen, wie eine nichtmarginale<br />
Änderung des Freiraumangebots die implizite Preisfunktion beeinflusst und wie<br />
Käufer und Verkäufer auf die Änderungen des Freiraumangebots und der Preisfunktion reagieren.<br />
Ein solches Maß ist für praktische Zwecke aufgrund der Komplexität der<br />
hedonischen Marktgleichgewichte empirisch nicht ermittelbar. Und selbst wenn es das wäre,<br />
bleiben zusätzliche Einschränkungen: Kosten und Nutzen von Besuchern der Freiräume und<br />
Arbeitnehmern, die in den Genuss der Freiraumqualitäten kommen, werden ebenso wenig<br />
berücksichtigt wie die Kosten der Bereitstellung der Freiräume. Diesen Einwänden kann man<br />
allerdings dadurch begegnen, dass man die entsprechenden Kosten und Nutzen durch separate<br />
Untersuchungen im Rahmen einer umfassenden Kosten-Nutzen-Analyse ermittelt.<br />
Trotz all dieser Einwände zur praktischen Relevanz hedonischer Untersuchungen im Zusammenhang<br />
mit freiraumpolitischen Eingriffen sollte Folgendes bedacht werden:<br />
- Hedonische Preise liefern Anhaltspunkte über die Richtung der Wirkungen veränderter<br />
Freiraumangebote. Ob eine Änderung als marginal oder nicht-marginal zu betrachten<br />
ist, hängt von der räumlichen Perspektive ab. Ein zusätzlicher Park durchschnittlicher<br />
Größe und Qualität in <strong>Wien</strong> hätte u.U. sehr große Auswirkungen auf<br />
die umliegenden Grundstücke, die gesamtstädtischen Wirkungen wären aber aufgrund<br />
des bereits großen Angebots an Parks nur marginal. Nur sehr wenige Freiräume<br />
entfalten in <strong>Wien</strong> gesamtstädtische Wirkungen. In der Studie Schönbäck et al<br />
(2008) wurde sogar für die drei großen Gebiete <strong>Wien</strong>erberg, Lobau und Marchfeldkanal<br />
eine relativ beschränkte räumliche Wirkung nachgewiesen.<br />
- Hedonische Preise liefern zwar keine exakte Bewertung nicht-marginaler Änderungen,<br />
es kann aber zusätzlich zu den Anhaltspunkten über die Richtung der Effekte<br />
auch gesagt werden, ob durch ihre Anwendung eine Über- oder Unterschätzung der<br />
Effekte droht. Überschätzungen drohen bei Freiraumausweitung, Unterschätzungen<br />
bei Freiraumeinschränkung.<br />
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