KVNO aktuell 7+8 | 2013 - Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
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Bei Kindern zählt schnelles Handeln<br />
Ess-Störungen kooperativ behandeln<br />
Rund 150 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten besuchten am 12. Juni <strong>2013</strong> in Köln die<br />
Fortbildung „Ess-Störungen – Hilfsangebote in Köln“. Organisiert wurde die Veranstaltung von<br />
der KV <strong>Nordrhein</strong> zusammen mit der Landeskoordination Integration Fachbereich Ess-Störungen.<br />
Mit psychogenen Ess-Störungen sind laut<br />
Maria Spahn, Ärztin in der Landeskoordination<br />
Integration, zahlreiche Probleme wie eine<br />
komplexe Psychodynamik, körperliche Gefährdung,<br />
später Zugang zu Hilfen und Chronifizierung<br />
verbunden. Die Prognose sei umso<br />
günstiger, je früher eine Ess-Störung erkannt<br />
wird. Gerade niedergelassene Ärzte könnten<br />
wesentlich dazu beitragen. Dr. Aglaja Sedelmeier<br />
spricht das Thema sofort offen an,<br />
wenn sie Anhaltspunkte sieht. In der Regel<br />
reagieren die Patientinnen mit Erleichterung<br />
und sind dankbar für Hilfsmöglichkeiten, berichtete<br />
die Kölner Hausärztin.<br />
Prof. Christian Albus, Leiter der Klinik für Psychosomatik<br />
und Psychotherapie an der Kölner<br />
Uniklinik, erläuterte die zentralen Krankheitsbilder.<br />
Mit einem Body-Mass-Index (BMI) unter<br />
17,5 gelten Erwachsene als anorektisch,<br />
Kinder, wenn sie unter dem 10. BMI-Altersperzentil<br />
liegen. Das Untergewicht werde oft<br />
selbst verursacht, zum Beispiel durch Fasten,<br />
Erbrechen, exzessiven Sport oder die Einnahme<br />
von Abführmitteln. Bei Bulimie und Binge<br />
Eating (häufige, regelmäßige Heißhungeranfälle)<br />
werden ungewöhnlich große Mengen<br />
in ungewöhnlich kurzer Zeit verschlungen;<br />
die Bulimiekranken ergreifen danach zusätzlich<br />
„gegensteuernde Maßnahmen“, um den<br />
Kontrollverlust auszugleichen.<br />
Über 50 Prozent der Betroffenen weisen eine<br />
psychische Komorbidität auf. „Manchmal<br />
muss erst eine Traumatherapie durchgeführt<br />
werden, bevor man sich auf die Ess-Störung<br />
konzentrieren<br />
kann“, so Dr. Carmen<br />
Blaschke, Oberärztin<br />
in der Psychosomatischen<br />
Abteilung<br />
des St. Agatha<br />
Krankenhauses in<br />
Köln. In akuten Fällen<br />
bietet sie Notfalltermine<br />
für orientierende<br />
Gespräche<br />
an.<br />
Orientierung können<br />
Frauen auch in<br />
der offenen Sprechstunde<br />
der Frauenberatungsstelle „Frauen-<br />
Leben“ bekommen. Ist eine Gruppe ausgebucht,<br />
vermittelt die Stelle weiter und bietet<br />
Überbrückungsgespräche an, so Stephanie<br />
Lange, Psychotherapeutin in der Beratungsstelle.<br />
„Erstmanifestationen bei Kindern und<br />
Jugendlichen sollen unbedingt sofort angegangen<br />
werden“, riet Dr. Carola Bartels-Dickescheid,<br />
Oberärztin an der Uniklinik in der Ess-<br />
Störungsambulanz. „Uns ist es wichtig, auch<br />
die Angehörigen als Unterstützer mit ins Boot<br />
zu holen.“<br />
Einig waren sich die Referenten in ihrem Appell<br />
an die Niedergelassenen: „Bitte wagen Sie<br />
es, Patienten auf Ess-Störungen anzusprechen.<br />
Durch die gute Vernetzung der Hilfsangebote<br />
in Köln gibt es einige Möglichkeiten,<br />
eine interdisziplinäre Behandlung zu organisieren.“<br />
n MEY<br />
Das siebenköpfige<br />
Referenten-Team der<br />
Fortbildung zum Thema<br />
„Ess-Störungen“.<br />
Mehr Infos zur<br />
Veranstaltung unter:<br />
www.kvno.de<br />
KV | 130827<br />
Berichte<br />
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