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Analyse des Auftretens der moralischen Urteilsstufen nach Kohlberg

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(Held, Sympathieträger), argumentieren strukturell höher, „wertvoller“ als Figuren, die<br />

„dem Guten“ entgegentreten.<br />

Doch die Ergebnisse zeigen, dass davon nicht ausgegangen werden darf. Da i.d.R. we<strong>der</strong><br />

ein und dasselbe Argumentationsniveau beibehalten wird, noch die erstellten Profile (im<br />

Groben) einsichtige Gemeinsamkeiten o<strong>der</strong> Unterschiede erkennen lassen, bleibt diese<br />

Hypothese unbestätigt. Hier spielt sicherlich die Trennung zwischen inhaltlichem und<br />

strukturellem Aspekt <strong>der</strong> Moral eine nicht zu ver<strong>nach</strong>lässigende Rolle: Die moralische<br />

Struktur an sich bleibt <strong>nach</strong> <strong>Kohlberg</strong> ohne Wertung, doch fällt es nicht immer leicht,<br />

sich diese Differenzierung zu vergegenwärtigen. Beim Raten <strong>der</strong> einzelnen Aussagen<br />

steht man oft vor dem Problem, dass inhaltlich Verwerfliches (auch unter Berücksichtigung<br />

<strong>des</strong> gesamten Filmverlaufs) vermittels hoher struktureller Argumentation geäußert<br />

wird o<strong>der</strong> aber inhaltlich moralisch Gehaltvolles nicht einer strukturell höheren Ebene<br />

zuordenbar ist. – Die an<strong>der</strong>e Seite <strong>der</strong> Medaille <strong>der</strong> Weisheit, „Es kommt nicht (nur) darauf<br />

an, was man sagt, son<strong>der</strong>n auch, wie man es sagt“. – Die Hypothese, es spiegelten<br />

sich „Gut“ und „Böse“ in den strukturellen Moralprofilen <strong>der</strong> Protagonisten in einem<br />

Film, ist also entkräftet.<br />

An dieser Stelle könnte man aber mit detaillierten Untersuchungsmethoden diese Hypothese<br />

weiterführen, indem man beispielsweise die Profile zweier Dialogpartner auf „Gegenseitigkeit“<br />

prüft („antwortet“ ein Gesprächspartner dem an<strong>der</strong>en womöglich auf ein<br />

bestimmtes Niveau in typischer Art und Weise? In welchen Situationen [z.B. unter<br />

Druck] treten bestimmte Moralstufen gehäuft auf? etc.).<br />

Letztlich bleibt offen, ob die strikte Trennung zwischen Inhalt und Struktur <strong>der</strong> Moral<br />

alltäglichen Lebenssituationen (und somit <strong>der</strong>en Darstellung in Filmen) gerecht wird o<strong>der</strong><br />

ob bei<strong>des</strong> nur in einem Zusammenspiel sinnvoll interpretiert werden kann. So wird sich<br />

ein Drehbuchautor wohl doch eher auf den <strong>moralischen</strong> Inhalt <strong>der</strong> Rollenfiguren beziehen,<br />

wenn er beim Zuschauer Identifikation evozieren möchte, anstatt sich struktureller<br />

moralischer Profile zu bedienen.<br />

Eine vorläufige Bestätigung fand die Vermutung, dass in jedem Film min<strong>des</strong>tens eine<br />

Rolle zu finden ist, <strong>der</strong>en Urteilsstruktur dem postkonventionellen Niveau zuzurechnen<br />

ist. In dem Film „Eine Frage <strong>der</strong> Ehre“ war dies sowohl beim Hauptdarsteller (Kaffee =<br />

„Identifikationsperson“) als auch bei <strong>des</strong>sen „Gegenspieler“ (Jessep) <strong>der</strong> Fall. Dies deutet<br />

gleichsam in Richtung auf die fünfte Hypothese: Um die Spannung aufrecht zu erhalten,<br />

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