EINBLICK Sonderheft „Was heißt schon normal?“ - AGAPLESION ...
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Kunsttherapie<br />
In meinem Studium an der Hochschule<br />
für Grafik und Buchkunst<br />
in Leipzig habe ich mich intensiv<br />
mit Schrift befasst. Mein Studium<br />
dauerte fünf Jahre, danach war ich<br />
noch drei Jahre Meisterschüler.<br />
Meine Ausbildung endete 1981 mit<br />
dem Diplom als Grafiker. Heute<br />
werden allerdings die Schriften am<br />
PC ausgeführt.<br />
Durch eine persönliche schwere<br />
Krise wurde ich krank und muss<br />
seitdem Tabletten nehmen. Meine<br />
Motorik ist durch die Krankheit<br />
nicht mehr so locker. Mein Schreibfluss<br />
war früher auch viel flüssiger.<br />
Diese Übungen in der Kunsttherapie<br />
sind für mich sehr wichtig, weil<br />
ich sonst gar nicht mehr schreibe<br />
und befürchte, alles zu verlernen,<br />
denn die Fertigkeiten müssen frisch<br />
gehalten werden. In den Übungsstunden<br />
bekomme ich die nötige<br />
Motivation und das Material wird<br />
mir gestellt. Manchmal schreibe<br />
ich auch Schilder, die hier im Haus<br />
gebraucht werden.<br />
„Ich male, was mir in<br />
den Kopf kommt<strong>“</strong><br />
Anni Meyer*: Jede Woche warte ich<br />
darauf, dass Mittwoch wird, weil ich<br />
da zur Kunsttherapie gehe. Bislang<br />
hatte ich nur in der Schule gemalt<br />
und dachte immer, ich könnte nicht<br />
malen und ich hatte auch überhaupt<br />
kein Interesse daran, bis der Kunsttherapeut<br />
mir Wachsbuntstifte in die<br />
Hand gab, ich sie gegriffen hab und<br />
es ging plötzlich! Vögel, Blumen<br />
oder was immer mir in den Kopf<br />
kommt, muss ich dann auch gleich<br />
malen. Nicht mit Wasser und Farbe,<br />
das ist mir fremd. Jetzt knie ich<br />
mich richtig rein und es gefällt mir<br />
sehr, was ich male, und ich bin<br />
auch richtig stolz darauf. Einige<br />
meiner Bilder sind gerahmt worden<br />
und aufgehängt. Ich gehe sie mir<br />
anschauen und freue mich darüber,<br />
was ich schaffen kann!<br />
Orientierung durch farbenfrohe Spraykunst<br />
In Radeland erleichtert ein Farbenleitsystem,<br />
sich im Haus zurechtzufinden.<br />
Volker Kempf <strong>heißt</strong> der<br />
Künstler, der den Gestaltungsauftrag<br />
umgesetzt hat. Mit Spraydosen<br />
brachte er seine Kunstwerke auf<br />
dünne Holztafeln auf und schuf damit<br />
sehr farbenfrohe, heitere Bilder.<br />
Zeichnung einer Bewohnerin, entstanden in der Kunsttherapie<br />
Die Bewohnerinnen und Bewohner<br />
konnten diese Technik in einem<br />
Workshop selbst erproben. Herr<br />
Kempf brachte Schablonen mit, die<br />
bei den ersten Versuchen mit der<br />
Spraytechnik geholfen haben. Nach<br />
wenigen Stunden zeigte sich, dass<br />
auch unter den Bewohnern etliche<br />
Künstler sind, die ihre Bilder anschließend<br />
stolz präsentierten.<br />
<strong>Sonderheft</strong> <strong>EINBLICK</strong> | 11