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EINBLICK Sonderheft „Was heißt schon normal?“ - AGAPLESION ...

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Respectare<br />

Die Kunst der respektvollen Berührung<br />

Das Bedürfnis nach Geborgenheit<br />

und Nähe ist uns Menschen in die<br />

Wiege gelegt. Unsere erste Sinneserfahrung<br />

ist die Berührung im<br />

Mutterleib. Hier erspüren wir mit<br />

unserem gesamten Körper unsere<br />

Umgebung und uns selbst. Berührung<br />

ist somit die erste Form der<br />

Kommunikation und Kontaktaufnahme<br />

mit unserer Umwelt. Im<br />

Laufe des Lebens lässt das Bedürfnis<br />

nach Berührungen nicht nach,<br />

es ändern sich nur die Umstände.<br />

Mit zunehmendem Alter schwinden<br />

allerdings oft die Möglichkeiten der<br />

Berührung – durch den Verlust des<br />

Lebenspartners oder nachlassende<br />

soziale Kontakte.<br />

In der Pflege ist die Berührung von<br />

Mensch zu Mensch ein wesentliches<br />

Medium zur Kontaktaufnahme.<br />

Berührung greift in die Intimität der<br />

Person ein. Pflegende sollten sich<br />

deshalb bewusst sein, was es bedeutet,<br />

berührt zu werden und andere<br />

zu berühren. Sie müssen viel<br />

über die Wirkung wissen. In Haus<br />

Radeland arbeiten wir dabei nach<br />

dem respectare ® -Konzept.<br />

Was ist respectare ® ?<br />

Respectare ® ist ein Konzept zur Entwicklung<br />

der Berührungskompetenz<br />

für das Begleiten und achtsame Berühren<br />

in Pflege und Therapie. Respectare<br />

® wurde 1999 von Annette<br />

Berggötz, Lehrerin für Pflegeberufe,<br />

Dozentin und Respectare-Trainierin,<br />

konzipiert. Der von Frau Berggötz<br />

für ihr Konzept benutzte Begriff<br />

„respectare<strong>“</strong> ist ein Kunstwort, auch<br />

wenn es lateinisch klingt. Auf die<br />

Berührungskompetenz bezogen<br />

lässt sich „respectare<strong>“</strong> übersetzen<br />

mit „Zeit für Nähe – Raum für<br />

Distanz<strong>“</strong>. Doch vor allem bedeutet<br />

„respectare<strong>“</strong> Beziehungsarbeit.<br />

Berühren nach respectare ®<br />

Die Berührung ist eingebunden in<br />

ein festes Ritual. Dieses beginnt<br />

mit der Erlaubnisfrage. Es folgen<br />

Streichmassagen nach einem festgelegten<br />

Ablauf. Dabei bleiben die<br />

berührenden Hände kontinuierlich<br />

in Kontakt mit dem Körper. Am<br />

Ende der Berührungen steht das<br />

Bedanken. Warum bedanken wir<br />

uns? Wir sehen es als ein großes<br />

Geschenk an, dass ein Mensch uns<br />

so viel Vertrauen entgegenbringt,<br />

dass wir ihn berühren dürfen.<br />

Bei den Streichberührungen der<br />

Arme und Hände, Beine und Füße,<br />

des Rückens und Kopfes fließen<br />

Elemente aus der traditionellen indischen<br />

und schwedischen Massage<br />

sowie der Reflexiologie mit ein.<br />

Warum wenden wir<br />

respectare ® an?<br />

Wir haben uns für dieses Konzept<br />

entschieden, weil es Mitarbeiter in<br />

ihrem wertschätzenden, respektvollen<br />

Kontakt mit Bewohnern,<br />

Kollegen und Angehörigen stärkt.<br />

Es dient der Kommunikation, wenn<br />

Worte nicht mehr zum Menschen<br />

durchdringen. Bei Menschen mit<br />

dementiellen oder psychischen<br />

Erkrankungen kann eine einfühlsam<br />

und respektvoll gestaltete Begegnung<br />

Sicherheit und Geborgenheit<br />

schaffen.<br />

Wie erwerben unsere Mitarbeiter<br />

Berührungskompetenz?<br />

Sie werden in einem zweitägigen<br />

Basisseminar von ausgebildeten<br />

Praxisbegleitern unseres Hauses geschult.<br />

Hier lernen sie unter Anleitung<br />

und durch Selbsterfahrung die<br />

verschiedenen Streichberührungen.<br />

Zusätzlich finden Kick off-Schulungen<br />

statt, um allen Mitarbeitenden<br />

die Grundlagen des Konzepts vorzustellen.<br />

2011 erhielten alle Führungskräfte<br />

aus den Häusern <strong>AGAPLESION</strong><br />

BETHANIEN RADELAND und<br />

<strong>AGAPLESION</strong> BETHANIEN HAVEL-<br />

STRAND eine Schulung durch Frau<br />

Berggötz, zwei Mitarbeitende wurden<br />

zu respectare ® -Praxisbegleitern<br />

ausgebildet. Sie schulen nun die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

im Haus und leiten sie anschließend<br />

in der Praxis an. Bei Interesse<br />

und Fragen können sich alle Mitarbeitenden,<br />

Bewohnerinnen und<br />

Bewohner sowie deren Angehörige<br />

jederzeit gern an die Praxisbegleiter<br />

wenden.<br />

Katja Hamburger<br />

<strong>Sonderheft</strong> <strong>EINBLICK</strong> | 23

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