art - Ensuite
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<strong>art</strong>ensuite<br />
Mit Verweisen, Anspielungen und Erwähnungen<br />
in verbaler und gemalter<br />
Form versucht sich die Künstlerin im<br />
Rahmen einer künstlerischen Ausrichtung<br />
zu positionieren, die sich neben<br />
den bereits Genannten über Grössen<br />
wie Füssli, Blake, Moreau und ähnliche<br />
definiert. Ihre Techniken hingegen<br />
erinnern häufig an die amerikanische<br />
und betont sinnentleerte Malerei<br />
des 20. Jahrhunderts. Zu den jüngeren<br />
Arbeiten Koethers zählen einige<br />
kleinformatige Blätter, Zeichnungsund<br />
Bildmaterial, das im Eingangsbereich<br />
an Stellwänden angebracht<br />
ist. In Schwarz und Silber gehalten,<br />
eingerissen und mit Liquidglas übergossen,<br />
finden sich darauf z<strong>art</strong>e Spuren<br />
von Schrift, die den Arbeiten eine<br />
ganz eigene Präsenz verleihen. Sie<br />
erscheinen wie Gedankenfetzen und<br />
flüchtige Experimente. Im Raum daneben<br />
spiegelt angekratztes, aufgerissenes<br />
Glanzpapier auf silberner Wand<br />
seinen Betrachter, am Boden eine auf<br />
Hochglanz polierte Metallkugel.<br />
Es ist die Vielfältigkeit und das Undefinierte<br />
im Werk Koethers, das den<br />
Betrachter häufig unentschieden und<br />
ratlos macht. Es erscheint vieles bekannt<br />
und ist angesichts der übrigen<br />
Arbeiten doch nicht im Sinne einer<br />
Entwicklung oder eines Kontextes<br />
einzuordnen. Die Suche nach Neuem<br />
und Unbelastetem mag hier im Vordergrund<br />
stehen, das primäre Ergebnis<br />
dieser Suche ist ihre Sichtbarwerdung.<br />
Die aus Köln stammende Jutta Koether<br />
wird häufig in engem Bezug<br />
zur dortigen Kunstszene der achtziger<br />
Jahre gesehen. Ihre Erfahrungen in<br />
New York seit den neunziger Jahren<br />
haben sie jedoch ihren Ansatz festigen<br />
lassen, als Künstlerin nicht fassbar zu<br />
sein und als Persönlichkeit zwischen<br />
den Genres in Bewegung zu bleiben.<br />
Die ausgebildete Kunstpädagogin, deren<br />
Überzeugung es entstammt, dass<br />
Kunst nicht lehrbar sei, verlegte sich<br />
auf die Bedienung verschiedener Rollen<br />
der Kunstwelt. Neben ihrem Engagement<br />
als Malerin, Performancekünstlerin<br />
und Musikerin bespielte sie<br />
auch die andere Seite der kulturellen<br />
Produktion als Kritikerin und Redakteurin<br />
einer Popkulturzeitschrift<br />
sowie als Dozentin. Die Grenzen all<br />
dieser Rollen und Engagements sind<br />
fliessend.<br />
Bei der in Zusammenarbeit mit<br />
dem Kölnischen Kunstverein entstandenen<br />
Ausstellung handelt es sich um<br />
die erste Einzelausstellung von Jutta<br />
Koether in der Schweiz.<br />
Ausstellungsansicht:<br />
Suzanne Castelberg<br />
im espace libre.<br />
Suzanne Castelberg<br />
- unendlich<br />
endlich<br />
espace libre,<br />
Seevorstadt 73<br />
(hinter CentrePasquArt),<br />
Biel. Geöffnet<br />
Mittwoch bis<br />
Freitag 14:00-<br />
18:00 h, Samstag<br />
und Sonntag<br />
11:00-18:00 h.<br />
Finissage 4. März<br />
15:00-18:00 h.<br />
Unendlich viel K<strong>art</strong>on im freien Raum…<br />
■ Well-, Falt- und Kraftk<strong>art</strong>on,<br />
Schuh-, Spende- und Selbstaufrichtk<strong>art</strong>on…<br />
die Vielfalt des K<strong>art</strong>ons ist<br />
unermesslich! Das meist graubraune<br />
Material ist aus unserem Alltag nicht<br />
mehr wegzudenken, und doch nehmen<br />
wir es meist erst beim Altk<strong>art</strong>onbündeln<br />
richtig wahr. Haben Sie sich<br />
nicht auch schon gefragt, was wohl<br />
nach dem Recycling aus der entsorgten<br />
Pralinenschachtel werden wird?<br />
Suzanne Castelberg, im Raum Biel<br />
unter anderem durch unterschiedlichste<br />
Kunstprojekte und «design<br />
desire», ihr Atelier für Kunst, Grafik<br />
und Musik bekannt, beschäftigt sich<br />
bereits seit einigen Jahren mit dem<br />
faszinierenden Gemisch aus Zellstoff,<br />
Holzschliff und Altpapier, so zum<br />
Beispiel in «carpe c<strong>art</strong>onem» und «my<br />
home is my castle». Dabei interessiert<br />
die Künstlerin vor allem der ewige<br />
Kreislauf, den das rezyklierbare Material<br />
K<strong>art</strong>on durchläuft. Ihr aktuelles<br />
Werk, die begehbare Installation<br />
«unendlich endlich», versteht Castelberg<br />
denn auch als Metapher für das<br />
Gegenwärtige und das Vergängliche.<br />
Sie nähert sich diesen grundlegenden<br />
Fragen des Seins auch über ihre Stimme<br />
an. In Zusammenarbeit mit der<br />
Violinistin Ursula Grossenbacher sind<br />
«Klang-Transformationen» entstanden,<br />
die die visuelle und haptische Dimension<br />
der Installation um eine auditive<br />
erweitern. So finden die BesucherInnen<br />
im kargen Raum des espace libre<br />
sowohl einen Klang- als auch einen<br />
K<strong>art</strong>onteppich vor – beide Resultat<br />
der künstlerischen Auseinandersetzung<br />
mit dem Kreislauf von Vergehen<br />
und Werden.<br />
Noch einige Bemerkungen zum<br />
espace libre: Gegründet wurde der<br />
alternative Kunstraum von vis<strong>art</strong>e<br />
Biel, um Kunstschaffenden die Auseinandersetzung<br />
mit einem unbewachten,<br />
institutionell unabhängigen<br />
Ausstellungsraum zu ermöglichen.<br />
Seit der Gründung im Jahr 2000 haben<br />
bereits über vierzig Kunstschaffende<br />
im espace libre ausgestellt. Mit<br />
der Installation von Suzanne Castelberg<br />
verabschieden sich nach über<br />
zweijähriger Führung Katrin Weilenmann<br />
und Hans Kloeti. Sie übergeben<br />
die Leitung des espace libre den<br />
Bieler Kunstschaffenden Pat Noser,<br />
Monika Loeffel und Lorenzo le kou<br />
Meyr. (ms)<br />
<strong>art</strong>ensuite Februar 02 | 07