31.12.2013 Aufrufe

art - Ensuite

art - Ensuite

art - Ensuite

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

LESERBRIEFE<br />

leserbrief@ensuite.ch<br />

Wenn Werbung<br />

weh täte, dann<br />

würden Sie jetzt<br />

schreien!<br />

Anzeigen im ensuite - kulturmagazin<br />

treffen 100 % auf 30‘000 intelligente<br />

Leserinnen und Lebemenschen.<br />

Wir verkaufen Werbefläche! Rufen Sie<br />

an (Tel. 031 318 6050) oder informieren<br />

Sie sich auf www.ensuite.ch<br />

Thema «Arrogant und ignorant»<br />

Der Bund, 11. Januar 2007, Seite 23<br />

«E vive i mediocri !»<br />

«Es leben die Mittelmässigen !»<br />

(Salieri im Film «Amadeus»)<br />

■ Die Schweiz, das europäische Land ohne ästhetische<br />

Tradition, ist kunstfeindlich, Bern insbesondere.<br />

Wir haben zwar eine Städtische Abteilung<br />

für Kultur und sogar ein Bundesamt für Kultur;<br />

sehr gut möglich, dass es kein Land gibt, das mehr<br />

Geld für Kultur ausgibt als die Schweiz. Trotzdem<br />

— es geht nicht um die Höhe der Gelder, sondern<br />

darum, wer diese wem und wofür zuteilt. Bedauerlicherweise<br />

wird vorwiegend die Pflege des Mittelmasses<br />

und des Paris-Hilton-<strong>art</strong>ig-Modischen<br />

gefördert.<br />

Mühle Hunziken und Stadttheater Bern, ein<br />

Vergleich. Die Mühle Hunziken – abgelegen im<br />

Rubiger Niemandsland – hat seit dreissig Jahren<br />

ohne Subventionen und ohne Sponsoring Hunderte<br />

von Weltklassekonzerten im Bereich Jazz, Blues<br />

und Rock durchgeführt. Kaum ein Name der ganz<br />

Grossen fehlt. Gleichzeitig bot sie kleinen, lokalen<br />

Bands die Möglichkeit, sich zu präsentieren. «Wer<br />

nur von Musik etwas versteht, versteht auch von<br />

dieser nichts», erkannte bereits Kurt Weill, und so<br />

reichen Burkh<strong>art</strong>s Interesse und Verständnis weiter;<br />

auch Kaspar Fischer, Franz Hohler, Massimo<br />

Rocchi, die Geschwister Pfister und viele andere<br />

waren regelmässig in der Mühle zu Gast, bisweilen<br />

gab es Autorenlesungen.<br />

Ganz nebenbei war Burkh<strong>art</strong> als Mäzen tätig,<br />

bot verschiedenen Künstlern ein temporäres Zuhause<br />

und schuf rund um seine Mühle einen Skulpturenpark<br />

mit schrägen Fundstücken, aber auch<br />

Werken renommierter Künstler.<br />

Die Konzertplakate liess er von Georg Steinmann<br />

und Stephan Bundi gestalten. Letztere wurden<br />

international ausgezeichnet und vermittelten<br />

im Ausland den (leider falschen) Eindruck, Bern<br />

sei eine Kulturstadt und pflege die Plakatkunst.<br />

Apropos Plakatkunst — die Plakatausstellung des<br />

weltberühmten Günter Kieser im Kornhausforum<br />

wurde von Burkh<strong>art</strong> organisiert und finanziert.<br />

Kurz: da ist einer, der ohne Steuergelder effiziente<br />

und qualitativ hoch stehende Kulturförderung betreibt.<br />

Leserbriefe:<br />

■ Senden Sie uns Ihre Kommentare und Leserbriefe<br />

zum Kulturgeschehen in Bern oder auch<br />

Kritiken (es darf natürlich auch mal ein Lob sein...)<br />

an die ensuite-Redaktion. Wir wollen den Kulturdialog<br />

in Bern nicht nur fördern, sondern auch<br />

eine aktive Plattform für kulturelle Meinungen<br />

sein.<br />

Das Stadttheater Bern – in bester Lage – mit<br />

27 Mio. jährlich hoch subventioniert, betreibt Kulturbeamtentum.<br />

Während die Sp<strong>art</strong>e Oper unter<br />

Aviel Cahn insgesamt doch Überraschendes bietet,<br />

pflegt Chefdramaturg Kerber ideen- und phantasielos<br />

kulturelles Trittbrettfahren. Dass man die<br />

Geschwister Pfister nun auch im Musical sehen<br />

kann, nachdem sie seit zehn Jahren in der Mühle<br />

auftreten, ist zwar schön, braucht aber keinen Entdeckergeist.<br />

Auch der gross<strong>art</strong>ige Max Goldt las<br />

im Theater, nachdem er schon fast überall in Bern<br />

gelesen hatte. Wer es nicht verpasst hat, konnte in<br />

der Mühle Astor Piazzola live erleben, oder – Jahre<br />

später – als Tangomusical ohne Piazzola im Stadttheater<br />

absitzen. Die Kopie als Piazzolaverschnitt<br />

im subventionierten Theater zum etwa dreifachen<br />

Preis.<br />

Braucht es dafür ein Stadttheater? Wer als<br />

Lohnempfänger ohne wirtschaftliches Risiko ein<br />

Programm zusammenstellen darf, sollte einfallsreicher<br />

und mutiger sein, als bloss einen Bestseller<br />

(z. B. «Am Hang» oder die «Buddenbrooks») als<br />

mimisches Hörspiel zu präsentieren. Bereits seinen<br />

Einstand gab Kerber mit Shakespeares «Der<br />

Sturm»; die Premiere zur Hälfte mit Claqueuren<br />

bestückt (was der gescheite Bund-Kritiker Linsmayer<br />

natürlich ge- und vermerkt hat) half nicht,<br />

das pseudowilde Stück zu retten. Theater als missverstandene<br />

Performance-Theater-Kopie – nicht<br />

das Original, die Imitation wird gepflegt.<br />

Dabei fragt man sich, wieso Kerber, der in Zürich<br />

nicht Wiedergewählte, für Bern gut genug sein soll?<br />

Sein Nachfolger in der Zürcher Gessnerallee hatte<br />

bereits im ersten Jahr 50 Prozent mehr Besucher...<br />

Linke Politiker müssten Burkh<strong>art</strong> unterstützen,<br />

weil er mit niedrigen Preisen gross<strong>art</strong>ige Musiker<br />

präsentiert und künstlerisch begabte Einzelgänger<br />

fördert. Rechte Politiker müssten Burkh<strong>art</strong> unterstützen,<br />

weil er zeigt, dass Leistung zählt und dass<br />

es – zumindest bezüglich der Berner Kulturpolitik<br />

– mit weniger Staat besser gehen kann.<br />

16.1.07 F. Meschter, Münsingen<br />

Einsendungen an:<br />

leserbrief@ensuite.ch<br />

oder auf dem Postweg:<br />

ensuite - kulturmagazin<br />

Leserbriefe<br />

Sandrainstrasse 3<br />

3007 Bern<br />

Telefon: 031 318 6050<br />

8<br />

ensuite - kulturmagazin Nr. 50 | Februar 07

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!