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Thema «Arrogant und ignorant»<br />
Der Bund, 11. Januar 2007, Seite 23<br />
«E vive i mediocri !»<br />
«Es leben die Mittelmässigen !»<br />
(Salieri im Film «Amadeus»)<br />
■ Die Schweiz, das europäische Land ohne ästhetische<br />
Tradition, ist kunstfeindlich, Bern insbesondere.<br />
Wir haben zwar eine Städtische Abteilung<br />
für Kultur und sogar ein Bundesamt für Kultur;<br />
sehr gut möglich, dass es kein Land gibt, das mehr<br />
Geld für Kultur ausgibt als die Schweiz. Trotzdem<br />
— es geht nicht um die Höhe der Gelder, sondern<br />
darum, wer diese wem und wofür zuteilt. Bedauerlicherweise<br />
wird vorwiegend die Pflege des Mittelmasses<br />
und des Paris-Hilton-<strong>art</strong>ig-Modischen<br />
gefördert.<br />
Mühle Hunziken und Stadttheater Bern, ein<br />
Vergleich. Die Mühle Hunziken – abgelegen im<br />
Rubiger Niemandsland – hat seit dreissig Jahren<br />
ohne Subventionen und ohne Sponsoring Hunderte<br />
von Weltklassekonzerten im Bereich Jazz, Blues<br />
und Rock durchgeführt. Kaum ein Name der ganz<br />
Grossen fehlt. Gleichzeitig bot sie kleinen, lokalen<br />
Bands die Möglichkeit, sich zu präsentieren. «Wer<br />
nur von Musik etwas versteht, versteht auch von<br />
dieser nichts», erkannte bereits Kurt Weill, und so<br />
reichen Burkh<strong>art</strong>s Interesse und Verständnis weiter;<br />
auch Kaspar Fischer, Franz Hohler, Massimo<br />
Rocchi, die Geschwister Pfister und viele andere<br />
waren regelmässig in der Mühle zu Gast, bisweilen<br />
gab es Autorenlesungen.<br />
Ganz nebenbei war Burkh<strong>art</strong> als Mäzen tätig,<br />
bot verschiedenen Künstlern ein temporäres Zuhause<br />
und schuf rund um seine Mühle einen Skulpturenpark<br />
mit schrägen Fundstücken, aber auch<br />
Werken renommierter Künstler.<br />
Die Konzertplakate liess er von Georg Steinmann<br />
und Stephan Bundi gestalten. Letztere wurden<br />
international ausgezeichnet und vermittelten<br />
im Ausland den (leider falschen) Eindruck, Bern<br />
sei eine Kulturstadt und pflege die Plakatkunst.<br />
Apropos Plakatkunst — die Plakatausstellung des<br />
weltberühmten Günter Kieser im Kornhausforum<br />
wurde von Burkh<strong>art</strong> organisiert und finanziert.<br />
Kurz: da ist einer, der ohne Steuergelder effiziente<br />
und qualitativ hoch stehende Kulturförderung betreibt.<br />
Leserbriefe:<br />
■ Senden Sie uns Ihre Kommentare und Leserbriefe<br />
zum Kulturgeschehen in Bern oder auch<br />
Kritiken (es darf natürlich auch mal ein Lob sein...)<br />
an die ensuite-Redaktion. Wir wollen den Kulturdialog<br />
in Bern nicht nur fördern, sondern auch<br />
eine aktive Plattform für kulturelle Meinungen<br />
sein.<br />
Das Stadttheater Bern – in bester Lage – mit<br />
27 Mio. jährlich hoch subventioniert, betreibt Kulturbeamtentum.<br />
Während die Sp<strong>art</strong>e Oper unter<br />
Aviel Cahn insgesamt doch Überraschendes bietet,<br />
pflegt Chefdramaturg Kerber ideen- und phantasielos<br />
kulturelles Trittbrettfahren. Dass man die<br />
Geschwister Pfister nun auch im Musical sehen<br />
kann, nachdem sie seit zehn Jahren in der Mühle<br />
auftreten, ist zwar schön, braucht aber keinen Entdeckergeist.<br />
Auch der gross<strong>art</strong>ige Max Goldt las<br />
im Theater, nachdem er schon fast überall in Bern<br />
gelesen hatte. Wer es nicht verpasst hat, konnte in<br />
der Mühle Astor Piazzola live erleben, oder – Jahre<br />
später – als Tangomusical ohne Piazzola im Stadttheater<br />
absitzen. Die Kopie als Piazzolaverschnitt<br />
im subventionierten Theater zum etwa dreifachen<br />
Preis.<br />
Braucht es dafür ein Stadttheater? Wer als<br />
Lohnempfänger ohne wirtschaftliches Risiko ein<br />
Programm zusammenstellen darf, sollte einfallsreicher<br />
und mutiger sein, als bloss einen Bestseller<br />
(z. B. «Am Hang» oder die «Buddenbrooks») als<br />
mimisches Hörspiel zu präsentieren. Bereits seinen<br />
Einstand gab Kerber mit Shakespeares «Der<br />
Sturm»; die Premiere zur Hälfte mit Claqueuren<br />
bestückt (was der gescheite Bund-Kritiker Linsmayer<br />
natürlich ge- und vermerkt hat) half nicht,<br />
das pseudowilde Stück zu retten. Theater als missverstandene<br />
Performance-Theater-Kopie – nicht<br />
das Original, die Imitation wird gepflegt.<br />
Dabei fragt man sich, wieso Kerber, der in Zürich<br />
nicht Wiedergewählte, für Bern gut genug sein soll?<br />
Sein Nachfolger in der Zürcher Gessnerallee hatte<br />
bereits im ersten Jahr 50 Prozent mehr Besucher...<br />
Linke Politiker müssten Burkh<strong>art</strong> unterstützen,<br />
weil er mit niedrigen Preisen gross<strong>art</strong>ige Musiker<br />
präsentiert und künstlerisch begabte Einzelgänger<br />
fördert. Rechte Politiker müssten Burkh<strong>art</strong> unterstützen,<br />
weil er zeigt, dass Leistung zählt und dass<br />
es – zumindest bezüglich der Berner Kulturpolitik<br />
– mit weniger Staat besser gehen kann.<br />
16.1.07 F. Meschter, Münsingen<br />
Einsendungen an:<br />
leserbrief@ensuite.ch<br />
oder auf dem Postweg:<br />
ensuite - kulturmagazin<br />
Leserbriefe<br />
Sandrainstrasse 3<br />
3007 Bern<br />
Telefon: 031 318 6050<br />
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ensuite - kulturmagazin Nr. 50 | Februar 07