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Schuljahr 2010/11 - Grundschule Edenkoben

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• 26.01.: Fernsehtalksendungen sollte man sich vielleicht generell nicht antun. Aber<br />

irgendwie zappe ich beim abendlichen Schalten dann doch zu Sandra<br />

Maischberger und ihrer Talkrunde, die diesmal dem Umgang mit Kindern<br />

insbesondere in der Schule gewidmet ist. Ich erfahre in diesem Kontext von einem<br />

in den USA offenbar sehr erfolgreichen Buch einer chinesisch-stämmigen<br />

Professorin, das derzeit auf Platz 4 der weltweiten Amazon-Verkaufsliste steht<br />

(Originaltitel: "The battle hymn of the tiger mother"). Was ich bei der Recherche im<br />

Internet finde, entsetzt mich. Die Mutter zweier Töchter erzählt begeistert vom<br />

Erfolg z.B. der folgenden Thesen und Methoden (alle Zitate nach WELT und<br />

Stuttgarter Zeitung):<br />

• Sie droht dem Kind mit dem Verbrennen der Stofftiere, als es nicht mehrere<br />

Stunden sein Instrument üben will.<br />

• Die richtige Lösung bei "nicht optimalen Leistungen besteht darin, das Kind<br />

herunterzumachen, zu bestrafen und zu beschämen."<br />

• Beim zunächst erfolglosen Üben eines Klavierstücks: "Wir arbeiteten durch die<br />

Abendessenzeit bis spät in die Nacht, und ich ließ Lulu nicht aufstehen,<br />

nicht, um sich Wasser zu holen, nicht einmal, um aufs Klo zu gehen." - "Das<br />

Haus verwandelte sich in eine Kriegszone, und ich verlor beim Brüllen<br />

beinahe meine Stimme."<br />

• Ihre Kinder "hatten nie die Erlaubnis, bei Freunden zu übernachten; sich mit<br />

Freunden zum Spielen zu verabreden; an einem Schuldrama teilzunehmen;<br />

sich darüber zu beschweren, dass sie nicht an einem Schuldrama<br />

teilnehmen durften; Fernsehen schauen oder am Computer spielen; selbst<br />

zu bestimmen, an welchen außerschulischen Aktivitäten sie teilnehmen<br />

wollten; eine andere Note als eine eins zu haben; nicht der beste Schüler in<br />

irgendetwas zu sein."<br />

Offenbar finden solche Thesen ein breites Publikum. Unsicher wegen der<br />

Unübersichtlichkeit einer sich ständig ändernden Welt, wegen der immer<br />

zahlreicheren Bildungstests von PISA bis IGLU, vielleicht auch wegen der<br />

Probleme mit den eigenen Kindern, neigen Menschen dazu, scheinbar einfache<br />

Lösungen als zumindest faszinierend zu empfinden. Nicht wenige scheinen<br />

bereit zu sein, die freiheitlichen Errungenschaften unserer abendländischen<br />

Gesellschaft den Verlockungen solcher Patentrezepte zu opfern. Und aus dem<br />

sicherlich richtigen "Kinder brauchen Grenzen" wird schnell ein gefährlicher Brei<br />

aus "Früher war es besser" und "Wir brauchen wieder ...."<br />

Was brauchen wir denn "wieder"? Zum Erfolg geprügelte Kinder? Ihrer<br />

Individualität beraubte Lernmaschinen? Lernerfolge als Ergebnis von Angst? -<br />

Als Lehrerinnen und Lehrer wissen wir genau, dass natürlich Verlässlichkeit und<br />

nötigenfalls auch Konsequenz eine wichtige Grundlage von Erziehung<br />

darstellen. Wir erleben aber auch täglich, dass Kinder durchaus aus eigenem<br />

Antrieb Interesse für eine Sache empfinden, sich ohne Zwang für etwas<br />

begeistern und selbstständig arbeiten können. Die in PISA mit China gleichauf<br />

liegenden Länder und Regionen wie Finnland oder Südtirol beweisen, dass sehr<br />

gute Leistungen nicht nur auf chinesischem Wege, also ohne gebrochene<br />

Persönlichkeiten und sogar ohne Ziffernnoten möglich sind. Orientieren wir uns<br />

also an den richtigen Vorbildern, um unsere Schule und die Ausbildung unserer<br />

Kinder weiter zu verbessern. Und lesen wir (andere) Bücher, die uns dabei<br />

wirklich weiterbringen. Mein Dank in diesem Zusammenhang gilt dem als

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