50 Jahre Gymnasium Liestal Begleitheft zur Ausstellung Hans R ...
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Wachstum, Raumnot und Notlösungen, 1970 – 1996 6.1<br />
Starkes Wachstum und Raumnot<br />
Zunahme der Schülerinnen und Schüler<br />
Im Sommer 1970 zogen 20 Klassen mit 351 Schülerinnen und Schülern<br />
ins <strong>Gymnasium</strong> Bodenacker ein, sechs <strong>Jahre</strong> später waren es 624 in 36<br />
Klassen. Das Schulhaus war für 24 Klassen konzipiert!<br />
Die Zahlen stiegen bis auf 712 (in 40 Klassen) im Jahr 1985, gingen<br />
dann vorübergehend <strong>zur</strong>ück, um 1994 erstmals die 800er-Marke (43 Klassen)<br />
zu erreichen. Die Gründe für den rasanten Anstieg sind mannigfaltig:<br />
• die Bevölkerungszunahme im Zuzügerkanton Baselland<br />
• die leichtere Erreichbarkeit des <strong>Gymnasium</strong>s für Jugendliche aus<br />
den Oberbaselbieter Tälern<br />
• die steigende Maturitätsquote (immer mehr Jugendliche eines Jahrgang<br />
strebten die Matur an, allerdings wurde die von Erziehungsdirektor<br />
Lejeune anvisierte Zahl von 25% nicht erreicht)<br />
• das zunehmende Interesse der Mädchen an einem Mittelschulabschluss<br />
(1970: 144 Mädchen, 207 Burschen; 1990: 335 zu 269)<br />
• die Schaffung neuer Maturitätstypen und der Diplommittelschule,<br />
einer attraktiven Alternative.1<br />
Ungelöste Raumnot<br />
Die durch das unerwartete Wachstum entstandene Raumnot wurde<br />
noch verschärft durch pädagogisch motivierte Anforderungen. Die seit 1988 von<br />
den Schülern geforderten selbstständigen Semesterarbeiten riefen nach einer<br />
grosszügigen Erweiterung der Bibliothek, die Lehrkräfte brauchten Arbeitsräume<br />
für die vermehrte Präsenz im Schulhaus, Schulleitung und Sekretariat wurden<br />
personell aufgestockt. Neue Lehr- und Lernformen, wie der Gruppen- oder<br />
der Werkstattunterricht, verlangten ebenfalls zusätzlichen Raum.<br />
Blockierung durch die Finanzmisere<br />
Der Einbruch der Weltwirtschaft in den 1970er-<strong>Jahre</strong>n brachte auch<br />
den Kanton Basel-Landschaft in eine missliche finanzielle Lage mit grossen Defiziten.<br />
Dabei waren gewaltige neue Aufgaben zu bewältigen: Gewässerschutz,<br />
Gesundheitswesen, Ausbau des öffentlichen Verkehrs, Abfallentsorgung, um<br />
nur einige zu nennen. Die Überforderung des Gemeinwesens lähmte den Willen<br />
zum Ausbau des <strong>Gymnasium</strong>s <strong>Liestal</strong>, der jedoch unausweichlich wurde,<br />
nachdem man sich gegen eine zusätzliche Mittelschule im oberen Baselbiet,<br />
zum Beispiel in Sissach, entschieden hatte.2<br />
1 Peter Matl in: Mitteilungsblatt des Ehemaligenvereins <strong>Gymnasium</strong> <strong>Liestal</strong>, Ausgabe 1, August 2000<br />
2 Ruedi Epple: Konjunkturen, Krisen, Konflikte, in: Nah dran, weit weg. Geschichte des Kantons Basel-Landschaft,<br />
Band 6, <strong>Liestal</strong> 2001, S. 9 ff. und Ruedi Epple: Wachstumsbewältigung, aaO., S. 177 ff.