50 Jahre Gymnasium Liestal Begleitheft zur Ausstellung Hans R ...

Architektur und Kunst 11.4
Zonen
Blickt man aus dem Fenster im Zeichensaal, wird augenfällig, was
die roten Streifen im Lichthof wollen: sie zeichnen die Form des Oblichtfensters
nach. Ein Plan also! Linien, die zusammen mit dem «Lichtloch» einen Raum
umreissen. Demnach ein architektonisches Thema.
Wer zu Fuss zur Schule gekommen ist, wird sich erinnern, dass er
vor dem Schulhaus über eine ähnliche rote «Zeichnung» geschritten ist. Nur ist
er dort auch noch durch ein rotes «Tor» gleichsam in die innere Zone des Schulhauses
getreten.
Betrachtet man die Zeichnung im Lichthof, die Zone A, etwas genauer,
stellt man fest, dass draussen, dort wo die beiden begrenzenden Wände
stehen, ebenfalls Linien gezeichnet sind. Sie haben aber ihren Ursprung nicht in
der Einteilung des Oblichtfenster. Beide Linien sind auf der gleichen Höhe, sowohl
diejenigen drinnen als auch die Oberkanten der «Mauern» draussen, als
ob ein Plan des Oblichtfensters – und damit des Lichthofes – parallel zum Schulhaus
nach aussen verschoben und abgesenkt worden wäre.
Draussen entsteht für Eingeweihte schon die Vorstellung des Lichthofes,
während im Innern Kenner sich an die Zone B erinnern und in Gedanken
nochmals über die Stufen beim Hauptportal schreiten, die ja für den Höhenunterschied
verantwortlich sind.
Ein Kunstwerk, das ein Geheimnis birgt. Ein Kunstwerk auch, das
zum Ganzen immer die Vorstellung benötigt.
Bild 1 Daniel Göttin, 1996, Zone A im Lichthof
Bild 2 Daniel Göttin, 1996, Zone A aus dem Zeichensaal gesehen
Bild 3 Daniel Göttin, 1996, Zone A
Bild 4 Daniel Göttin, 1996, Zone B, Treppe durch das «Tor» gesehen