Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

18 1. Quellen, Literatur und Denkmäler
haupt den von Liudger errichteten Bau kennen, ist nicht sicher. Auf
Grund der bei den Ausgrabungen ermittelten Baureste und sonstigen Anhaltspunkte
läßt sich nach dem derzeitigen Stand der Forschung (Schaefer­
Claussen) für das 9. Jh. jedoch eine dreischiffige Basilika ohne Querschiff
mit Dreiapsidenschluß rekonstruieren (s. Schaefer, Figur 2 b, S. 297). Das
Vorkommen des Stützenwechsels findet sich auch bei dem Dombau Bischof
Altfrids von Hildesheim (t 874), der als Gründer von Essen das benachbarte
Werden sicherlich gekannt hat. Der Westabschluß der Basilika in
Werden ist nicht zu klären.
Eine Weihe der Abteikirche durch Erzbischof Willibert v. Köln mit
Unterstützung Bischof Hildigrims 11. v. Halberstadt ist zum 10. Nov. 875
überliefert (Oediger, Reg. 1, Nr. 253). Sie kann sich, wenn man den Ergebnissen
der Schaeferschen Forschungen folgt, nur auf den planeinheitlichen
Bau der Basilika, begonnen vor Mitte des 9. Jhs., beziehen. Auf
Grund der schriftlichen Quellenlage ist diese Frage nicht eindeutig zu entscheiden.
Ungeklärt muß die Bezugnahme eines dem Bischof Hildigrim 11. zugeschriebenen,
wahrscheinlich Anfang 877 entstandenen Briefes an den
Propst Reginbert von Werden bleiben. In ihm fordert der Bischof den
Propst auf, den Turmbau eifrig zu betreiben, damit er noch zu seinen
Lebzeiten vollendet werde (MG Epp.6, S. 194 f., Nr.30). Wenn sich
dieses Schreiben auf den Bau des dann bei der Weihe 875 noch nicht
fertigen Turmwerkes der Salvatorbasilika bezieht (so der Vorschlag von
Borger, S. 86), kann es nicht wie bisher (Effmann 1, S. 170) für die Baugeschichte
des Westwerks in Anspruch genommen werden (Zimmermann,
S. 50 f. sieht z. Z. keine Lösungsmöglichkeit des Problems).
Dieses heute mit der Basilika des 13. Jhs. verbundene Westwerk, das
gewöhnlich unter dem Namen Peterskirche geht, ist in seinem Baubeginn
dunkel (vgl. dazu Borger Westwerk, S. 71 ff., ferner Kubach-Verbeek,
S. 1220 f.). Sicher ist nur, daß sich auf ihn die Weihe der turris sanctae
Mariae bezieht, die Erzbischof Wichfried von Köln im Jahre 943 vornahm
(Crecelius, Trad.1, S.46 Nr.79. Oediger, Reg.1 Nr.333). Dedikations
tag war nach dem Kalender des 11. Jhs. (Jostes, Altsächsische
Kalender, S.148) der 21. Aug. Zu einem späteren, nicht genau festzu;­
legenden Zeitpunkt trat ein Patroziniumswechsel ein. Petrus wurde
Hauptpatron. Mit diesem Namen ist die Kirche 1391 zuerst nachzuweisen.
Zu dieser Zeit diente die Kirche pfarramtlichen Verrichtungen
(Jacobs, Geschichte, Anlage Nr. 4, S. 411).
Die ursprüngliche Bedeut~ng dieser, wie aller anderen bekannten
Westwerksanlagen ist bis heute nicht bekannt. Das Westwerk in Werden
ist mit dem in Corvey (begonnen 873) und dem von St. Pantaleon in