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Hermann W. Prignitzer Der Serienmörder oder „Kennst du die ...

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„Wollen Sie auch ’n Schnaps?“<br />

„Nein danke, vormittags nicht.“<br />

„So war ich auch mal drauf, nicht vor abends um zehn. Und ganz früher gar<br />

nicht. Schnaps kam nicht in <strong>die</strong> Tüte. Auch noch nicht, als Hannes damit angefangen<br />

hat. ‚Nee Mann‘, hab ich gesagt, ‚damit bleib’ mir vom Leib. Sonst kannst alles von<br />

mir haben, aber deinen Fusel trinkst <strong>du</strong> allein. Komm lieber ins Bett.‘ – Aber davon<br />

hat er immer weniger gehalten. Stattdessen ist er zu Jochen gelaufen, das Schwein.<br />

Und mit Konrad war auch was. Denken Sie, das wusst’ ich nicht? Ich wusste auch<br />

das mit den Söhnen von Schröders. Die wohnten damals hier nebenan. Erst hat er<br />

den älteren und irgendwann den Michael. Die wurden immer jünger, <strong>die</strong> er sich<br />

aufgegabelt hat. Aber mich wollt’ er vertrocknen lassen, wenn man so sagen darf.<br />

Hat mir drei Kinder angehängt und danach hat er sich ’n Deubel um mich geschert.<br />

Musst’ ich sehen, wie ich zu was komme. Na gut, ich war damals noch hübsch, da<br />

war das kein Problem. Was denken Sie, wer alles scharf auf mich war. Ich konnt’ mir<br />

<strong>die</strong> Kerle handverlesen. Wobei ich nicht kleinlich war. Wer wollte, der sollte. Lieber<br />

einer mehr, als einer zu wenig. Wenn es gesuppt hat, bin ich los. Hab’ geguckt, wo<br />

sich was findet. Und wenn’s in den Büschen war, unten auf’m Kinderspielplatz.<br />

Nacht um elf sind da nämlich keine Kinder. Nur solche Halbwüchsigen. Na ja, jetzt<br />

woll’n sie mich nicht mehr, aber damals... woll’n Sie nicht doch ’n Schnaps?“<br />

„Nein danke, Frau Meinelt.“<br />

„Wissen Sie was, ich muss Ihnen mal was sagen. Das darf man natürlich nicht<br />

laut sagen, sonst lynchen einen <strong>die</strong> Leute, aber wissen Sie, was ich denke? Was<br />

Konrad mit <strong>die</strong>sen Männern gemacht hat, das haben <strong>die</strong>se Kerle ver<strong>die</strong>nt. Ich halt’<br />

auch nichts von Männern. Sie glauben nicht, wie oft ich ’ne Pistole hätte haben<br />

mögen. Paff, und weg! Männer sind ekelhaft. Was jetzt nicht gegen Sie gerichtet ist,<br />

Sie kenn’ ich ja nicht weiter, aber <strong>die</strong> ich gekannt hab’... nicht einer, der was<br />

getaucht hat. Erst Süßholz raspeln, dann rin, haste, was kannste, und wenn sie ihren<br />

Abgang hinter sich hatten, war ihnen das Süßholz gleich mit abhanden gekommen.<br />

Hatten sie nicht mal mehr Zeit auf’n Schnaps. Warum ich keinen erschossen hab’, ist<br />

mir heut noch ’n Rätsel. Wahrscheinlich nur, weil ich zu blöd war, zu so’ner Pistole<br />

zu kommen. Und dabei wär’ das doch ganz einfach gewesen. Konrad hat’s doch auch<br />

geschafft. Und der war doch noch nie übermäßig helle. Aber gut, das war er. Meine<br />

andern nicht, nee, nie. Vielleicht als sie ganz klein war’n, aber später... nur an sich<br />

gedacht. Schon genauso wie heute. Glauben Sie etwa, <strong>die</strong> denken an mich? Oder <strong>die</strong><br />

haben mal was für mich übrig? Von wegen. In Claudias Praxis... meine Tochter ist<br />

Ärztin... da hab’ ich neuerdings sogar Hausverbot. Und wissen Sie warum? Weil ich<br />

ihr mal <strong>die</strong> Meinung gesagt hab’. Von wegen: Eigentlich hätte ich ihren Vater auf’m<br />

Gewissen. Wenn ich Konrad ’ne bessere Mutter gewesen wär’, wäre das alles nicht<br />

passiert. Hätt’ er seinen Erzeuger auch nicht kaltblütig erschossen. Ja, das hat sie<br />

gesagt. Und ihr Schmusi, verheiratet sind sie ja nicht, der ist ihr noch beigesprungen.<br />

Aber da hätten Sie mich mal sehen sollen. Da hab’ ich endlich mal all’ meinen Frust<br />

rausgelassen. Und das mit dem Hausverbot, das kann sie sich in’ Hintern stecken. Zu<br />

der geh’ ich sowieso nicht. Ich hab’ hier <strong>die</strong> Frau Dr. Ramin. Die versteht wenigstens<br />

was von’ Menschen. Und mit Kerlen hatte <strong>die</strong> auch kein Glück. Dreimal verheiratet,<br />

und nun, wo sie nicht mehr jung ist, sitzt sie genauso allein da wie ich. Wissen Sie,<br />

was <strong>die</strong> mal gesagt hat: ‚Das gibt nur ein wirkliches Frauenleiden, Frau Meinelt, und<br />

das <strong>die</strong> Einsamkeit im Alter. Und wenn man nicht aufpasst, frisst einen <strong>die</strong> eher auf,<br />

als das schlimmste Krebsleiden, das einen erwischen kann.‘ – Und genau das is’es,<br />

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