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Hermann W. Prignitzer Der Serienmörder oder „Kennst du die ...

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hätt’ ich ihn auch schon ohrfeigen müssen. Obwohl ich mit der Yvette noch<br />

einigermaßen Glück habe. Mir lässt er wenigstens noch ein paar Brechungen<br />

<strong>du</strong>rchgehen. Aber mit der Courage vertut er sich. Und das ist jammerschade, was<br />

Anke angeht. Die könnt’ es nun wirklich mit <strong>die</strong>sen Legenden aufnehmen, <strong>die</strong> einem<br />

<strong>die</strong> Courage eigentlich fast unspielbar machen. Anke muss sich weder vor der<br />

Weigel fürchten noch vor der Giese. Anke ist Anke, und das wäre einzigartig, wenn<br />

Pylmann ihr nicht laufend in <strong>die</strong> Quere käme. Kommt er aber. In der Szene, wo ich<br />

mir <strong>die</strong> Hacken ablaufe, den Schweizerkas frei zu kriegen, da hatte Anke Haltungen<br />

drauf, <strong>die</strong> waren auf den Punkt genau – aber nicht für unsern Gott. Da ging’s<br />

pausenlos: ‚Du, könntest <strong>du</strong> mal... zeig mal, wie <strong>die</strong> Mutter in dir heult und wie <strong>die</strong><br />

Geschäftsfrau dagegen <strong>die</strong> Zähne fletscht... krümm dich mal... nein, nicht so steif,<br />

noch ein bisschen tiefer, so richtig dich winden, bring’ das mal nach außen.‘ – Nach<br />

zwanzig Minuten hat sie ihm eine gescheuert. Und dann hatten wir ’ne Stunde Pause.<br />

Und danach hat er Ankes Haltungen zugelassen, so weit sie noch welche hatte. Sie<br />

war natürlich mächtig blockiert. Na ja, morgen sehen wir weiter. – Und wie ging’s<br />

bei dir? Wie war der Stricher?“<br />

„Kooperativer als ich dachte. Hat mir sogar ’n Tee gemacht. Und sich mir gratis<br />

angeboten.“<br />

„Und?“<br />

„Was ‚und‘? Du glaubst doch nicht etwa, dass ich darauf eingegangen bin.“<br />

„Scheinst aber in <strong>die</strong>sen Kreisen einige Chancen zu haben. Erst Meinelt und jetzt<br />

der. Und dein Sohn wär’ auch nicht abgeneigt, hat er mir gestern untergejubelt“<br />

„Ja, ja, Elias is’n Quatschkopf –“<br />

„Ich mein’ aber Jonas. Aber sag’s ihm nicht weiter. Ich habe eigentlich<br />

versprochen, das für mich zu behalten.“<br />

„Wie seid ihr denn auf so was gekommen?“<br />

„Durch ’n simples Gespräch. Martin hat ihm gestern ’n Passbild von sich<br />

geschenkt. Zum Halbjährigen. Zeigt er dir garantiert auch noch, wenn er wieder da<br />

ist.“<br />

„Hat er eigentlich mal angerufen?“<br />

„Ja, bei Elias. Alles herrlich und herrlich. Liebe vorn, Liebe hinten.“<br />

„Na hinten hoffentlich nicht.“<br />

„Nee, nee, keine Bange. Aber über all so was gesprochen haben sie schon mal.<br />

Und sich dabei einen einschlägigen Ratgeber angesehen: ‚Sextipps für schwule<br />

Männer‘.“<br />

„<strong>Der</strong> noch nicht ganz Zwölfjähre mit dem Vierzehnjährigen? Und damit sitzen<br />

sie jetzt auf unserem Grundstück?“<br />

„Ja, mein Guter, lass sie da mal schön sitzen. Wir haben uns gestern mal so<br />

richtig ausgesprochen, unser Sohn und ich. Und da hat er mir auch das von dir<br />

gebeichtet. Die Jungs sind nämlich beide in dich verknallt. Am liebsten hätten sie<br />

dich übers Wochenende mit rausgenommen.“<br />

„Komm, Jutta, lass mal <strong>die</strong> Kirche im Dorf. Die Thematik wächst mir auch so<br />

schon über den Kopf. Anstatt dass <strong>die</strong> Meinelt-Geschichte runder wird, wird sie<br />

immer bizarrer. Aber <strong>die</strong>sen Psychologen möchte ich trotzdem nicht noch mal<br />

konsultieren. <strong>Der</strong> denkt mir zu sehr in Schubkästen: ‚Ja, ja, alles kompliziert, Herr<br />

Horenstein, aber eigentlich auch wieder richtiggehend einfach, was Herrn Meinelt<br />

ausmacht. Hochgradig persönlichkeitsgestört, partiell schizophren, jedenfalls partiell<br />

starker Realitätsverlust, und natürlich milieugeschädigt. Ein geradezu klassischer<br />

Fall, wie <strong>die</strong>se Komponenten ineinander verwoben sind. Aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach irreparabel, also keineswegs therapierbar.‘ – Und was fang’ ich damit an? Aus<br />

solchen Einschätzungen kristallisiert sich mir kein Schicksal. Aber der Junge hat<br />

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