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Hermann W. Prignitzer Der Serienmörder oder „Kennst du die ...

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auf sein Wochenendgrundstück am Schwielowsee eingeladen. Was denken Sie, wie<br />

nobel das da war. Und außerdem hat er mich gründlich untersucht. Das war nicht nur<br />

’n Arzt für <strong>die</strong> Zähne. Das war ’n richtiger. Und als er gesehen hat, ich bin gesund,<br />

da hat er mich gepimpert. Hat mir <strong>die</strong> Beine hochgekanntet, und dann aber feste. –<br />

Na wohl war mir nicht, sag ich Ihnen, obwohl ich das <strong>du</strong>rch unsern Vater und so ja<br />

schon kannte, aber zwanzig Mark hab’ ich gekriegt. Na erst nur zehn, aber weil er<br />

mich nach ’ner Stunde noch mal vorgenommen hat, hat er zehne dazugelegt. Aber<br />

nicht morgens. Da hat’s nichts mehr gegeben. Das musst’ ich so aushalten. Und das<br />

mittags, bevor ich los bin, dafür hat’s auch nichts gegeben. Aber trotzdem: Zwanzig<br />

Mark war’n ja für mich damals viel Geld. Fünf Mark pro Woche, mehr hat mir<br />

unsere Mutter nicht gegeben. Und manchmal überhaupt nichts. Kam immer darauf<br />

an, wie viel Schnaps sie gebraucht hat. Da konnte es schon vorkommen, dass für<br />

mich nichts mehr abfiel. Und da war das mit dem Doktor Schubert grad so das<br />

Richtige.“<br />

„Wie alt warst’n <strong>du</strong> da?“<br />

„Zwölf. Oder vielleicht auch schon dreizehn. Ganz genau weiß ich das nicht<br />

mehr. Nur wie er mir beim ersten Mal <strong>die</strong> Beine hochgekantet hat, das weiß ich<br />

noch. Ich hab noch gedacht. ‚Was denn jetzt?‘, aber da hat er schon losgehämmert.<br />

Wie’n Wilder, sag’ ich Ihnen. Und schreien war zwecklos. Hätt’ ja sowieso keiner<br />

gehört. Dem sein Grundstück lag mutterseelenallein. Links nichts, rechts nichts.<br />

Doch, rechts da war was, aber der da gewohnt hat, der hat sich nicht gerührt. <strong>Der</strong><br />

kam erst ’n Wochenende später. Hat gesagt, er wär’ Lothar, und wenn ich nicht das<br />

Maul halten würde, käm’ ich ins Zuchthaus. Wo ich natürlich nicht hin wollte.<br />

Lieber sollt’ er mich ficken.“<br />

„<strong>Der</strong> Nachbar von <strong>die</strong>sem Arzt?“<br />

„Ja, ja, <strong>die</strong>ser Lothar. Und dann der Herr Dr. Schubert und dann noch mal der<br />

Lothar. Aber wie lange weiß ich nicht mehr. Irgendwann bin ich weggesackt. Aber<br />

aufgehört haben sie deshalb nicht, glaub’ ich.“<br />

„Warum ist denn das vor Gericht nicht zur Sprache gekommen?“<br />

„Die haben ja nicht danach gefragt.“<br />

„Ich hab’ dich eben auch nicht danach gefragt.“<br />

„Aber von Ihnen denk’ ich, Sie müssen so was wissen.“<br />

„Was gibt es denn noch so, was ich deiner Meinung nach wissen müsste?“<br />

„Ach, da gibt es noch viel. – Wissen Sie eigentlich, dass ich mal sehr schön<br />

singen konnte?“<br />

„Ja, das weiß ich. Du hast ja sogar mal in der Oper mitgesungen.“<br />

„Ja, im Wildschütz. Da war ich einer von den Schulkindern. Da haben sie mit<br />

mir auch gemacht, was sie wollten.“<br />

„Wer?“<br />

„Na dreie aus’m Chor. Die haben mich nach der Vorstellung immer nach Hause<br />

gefahren. Aber vorher sind sie mit mir zu dem einen in <strong>die</strong> Garage. Und dann ging’s<br />

los.“<br />

„Was ging los? Haben sie dich mißbraucht?“<br />

„Nee, nicht von hinten, immer nur in’ Mund. Was aber gar nicht so einfach war.<br />

Jedenfalls bei dem einen nicht. <strong>Der</strong> hatte so’n mächtig Krummen. Aber rausrutschen<br />

<strong>du</strong>rft’ er mir nicht. Wenn es passiert ist, hat der Mann mir eins geklatscht.“<br />

„Und warum hast <strong>du</strong> das nicht vor Gericht ausgesagt.“<br />

„Na weil... na dann hätt’s ja unsere Mutter gehört. Und dann hätt’ sie womöglich<br />

gedacht, ich wär’ schwul. Aber schwul war ich mein Leben lang nicht. Und würd’<br />

ich auch nicht werden, selbst wenn Sie mich jetzt ficken würden. Dann wär’ ich nur<br />

Ihr Freund. Und unter Freunden geht alles. Auch das, was sonst nicht geht. Ist doch<br />

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