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Hermann W. Prignitzer Der Serienmörder oder „Kennst du die ...

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„Aber <strong>die</strong>sen Klub hat’s nun mal gegeben, Herr Lademann.“<br />

„Ja, ja, das ist klar, aber <strong>die</strong> Unterlagen, <strong>die</strong> sie da beschlagnahmt haben... ich<br />

kann mir nicht helfen, ich denk mal, <strong>die</strong> waren allesamt getürkt. Genauso wie das<br />

nach der Wende in den Stasi-Akten ausgesehen hat. Und das wissen Sie ja wohl, wie<br />

das mit denen bestellt war. Die Leute hatten sich in der DDR nie was zu schulden<br />

kommen lassen, alle Jahre nicht, und womöglich waren sie sogar noch<br />

Regimekritiker... na nehmen Sie mal mich... ich hab’ nie ’n Blatt vorn Mund<br />

genommen, wie oft stand ich schon so quasi mit einem Bein im Gefängnis, und nach<br />

der Wende musst’ man plötzlich feststellen, <strong>die</strong> Halunken hatten einen jahrelang als<br />

IM geführt. Und wie so was jetzt entkräften. Na schön, ich hatte Glück, ich hatte<br />

einen verständnisvollen Schulrat, aber bei andern ging das nicht so glimpflich ab,<br />

denen hat es <strong>die</strong> Karriere versaut. – Sind Sie eigentlich ’n Ossi <strong>oder</strong> ’n Wessi?“<br />

„Wir haben bis 1990 in München gelebt.“<br />

„Also einer aus’m Westen. Na ja, da können Sie das wahrscheinlich alles nicht<br />

so richtig nachvollziehen, aber wir aus’m Osten... uns macht keiner ’n X für’n U.<br />

Wenn wir was von Akten hör’n, werden wir hellhörig. Für bare Münze nehmen wir<br />

nichts mehr. Nee Sie, da sind wir euch aus’m Westen um mehr als eine Nasenlänge<br />

voraus. Und das hätten sie bei Gericht auch sein müssen. Astrein waren <strong>die</strong> Akten<br />

jedenfalls nicht, <strong>die</strong> sie da in <strong>die</strong>sem Klub sogenannt sichergestellt haben. Nee, <strong>die</strong><br />

waren garantiert frisiert. Um <strong>die</strong> wirklichen Schweine zu decken, hat man<br />

wahrscheinlich mit einer kriminellen Energie sondergleichen unbescholtene Leute<br />

registriert. Oder <strong>die</strong> Männer, <strong>die</strong> da zu solchen Perversitäten fähig waren, <strong>die</strong> haben<br />

sich für irgendwen anderen ausgegeben. Haben das Telefonbuch gewälzt, und schon<br />

war ’n anderer fällig. Und das mit Namen und Hausnummer, und gleich auch noch<br />

mit Beruf. Ist doch mehr als verdächtig, dass alle – ich glaub’ bis auf einen, und der<br />

mag ja gestimmt haben – <strong>du</strong>rch <strong>die</strong> Bank in gehobener Stellung waren. Einer ’n<br />

Tierarzt, einer ’n Anwalt, einer beim Fernsehen, und so weiter, und so weiter. Ich<br />

verstehe bis heute nicht, dass das Gericht dem nicht nachgegangen ist. Schorsch<br />

versteht das genauso wenig. Das mit den Promovierten hatte doch Methode. Ist ja<br />

auch keiner von denen geständig gewesen. Oder gut, der eine, weil er tatsächlich ’ne<br />

Narbe am Hodensack hat, aber <strong>die</strong> können <strong>die</strong>se Früchtchen, <strong>die</strong> das ausgesagt<br />

haben, auch mal zufällig irgendwo in der Sauna gesehen haben. Das ist doch kein<br />

Beweis. Das darf man doch nicht für bare Münze nehmen. Auch nicht, dass der<br />

Mann fix und fertig war und dann vor Gericht zu allem Ja und Amen gesagt hat.<br />

Oder sehen Sie das anders?“<br />

„Darüber hab’ ich noch nicht nachgedacht.“<br />

„Sollten Sie aber. – Sie, machen Sie bloß keinen Film über Meinelt, so leid<br />

einem der Junge trotz alledem tun kann. Machen Sie lieber einen über <strong>die</strong> Blindheit<br />

unserer Justiz <strong>oder</strong> der Kripo. Würde da nämlich professioneller gearbeitet werden,<br />

würden <strong>die</strong>se Sexualdelikte schlagartig zurückgehen. Jedenfalls kämen <strong>die</strong> Richtigen<br />

in <strong>die</strong> Schlagzeilen, nicht einer wie mein Freund, der keiner Fliege was zuleide tun<br />

kann. Außerdem hat nicht nur er gelitten. <strong>Der</strong> hat nämlich auch noch ’ne Frau und<br />

drei Kinder, und von denen ist gerade mal das Älteste aus’m Haus. – Sie, als es noch<br />

nicht klar war, dass das erstunken und erlogen war, was der Meinelt da vor Gericht<br />

losgelassen hat, da sind alle Feldmanns regelrecht Spießruten gelaufen. <strong>Der</strong><br />

Ehemann, beziehungsweise der Vater, womöglich ’n Kinderschänder. Also wenn mir<br />

das passiert wäre, ich hätt’ mir ’n Strick genommen. Da wollt’ man immer das Beste,<br />

egal, wie blöd der Schüler war, und plötzlich kriminalisiert er einen, zeigen <strong>die</strong> Leute<br />

mit Fingern auf Sie. – Ja gut, jetzt können Sie sagen, das wäre unser Berufsrisiko, ist<br />

ja auch eins, aber wenn es so dicke kommt... Sie, dazu werden wir zu schlecht<br />

bezahlt. Darüber sollten Sie auch mal ’n Film machen. Und was <strong>die</strong>sen Prozess<br />

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