Steinheimer Blickpunkt 493
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Steinheimer</strong> <strong>Blickpunkt</strong> Nr. <strong>493</strong> 19. Dezember 2013 Seite 28<br />
Heimatliebe Vinsebeck feiert 90-jähriges Bestehen<br />
Dieter Müller ist seit 45 Jahren Vorsitzender des Taubenvereins<br />
Menschen und Tauben – diese Beziehung<br />
gibt es schon seit Urzeiten.<br />
1837 wurde in Aachen der erste Taubenverein<br />
Deutschlands gegründet<br />
und auch in Vinsebeck gehören Tauben<br />
zum Dorf wie das Wasserschloss<br />
und der Heubach. 1923 schlossen<br />
sich sieben Taubenliebhaber zusammen<br />
und gründeten den Vinsebecker<br />
Taubenverein „Heimatliebe Vinsebeck“.<br />
„Fast jedes dritte Haus hatte<br />
damals Tauben“, weiß der 78-jährige<br />
Wilhelm Gemke zu berichten. Nun<br />
feierten die Mitglieder das 90-jährige<br />
Bestehen des Vereins in gemütlicher<br />
Runde. Neben dem runden Geburtstag<br />
stand aber auch eine besondere<br />
Ehrung an: Dieter Müller ist seit 45<br />
Jahren Vorsitzender des Vereins.<br />
Von den Gründungsmitgliedern sind<br />
nur noch sechs bekannt, da alle Aufzeichnungen<br />
der ersten Vereinsjahre<br />
und das Protokollbuch seit dem 2.<br />
Weltkrieg verschollen sind. Wilhelm<br />
Gemke, seit über 40 Jahren in verschiedenen<br />
Funktionen im Vorstand<br />
tätig, kann sechs noch aufzählen. Johannes<br />
Helmer, Anton Gemke, Johannes<br />
Lange, Johannes Schwarze,<br />
Christian Bröker und Johannes Kleine<br />
gehören zu den Gründungsvätern.<br />
„Während des Krieges waren fast alle<br />
Taubenzüchter an der Front und die<br />
Frauen haben den Verein weiter hochgehalten<br />
– die haben die Beiträge<br />
bezahlt und sich um die Tauben gekümmert.<br />
Und 1948 wurde das Vereinsleben<br />
wieder aufgenommen“,<br />
berichtet Gemke. „Sölters Anton war<br />
damals der Vorsitzende, später kamen<br />
dann noch Johannes Schreier<br />
und Johannes Helmer. Und 1965 habe<br />
ich dann den Vorsitz übernommen“,<br />
erinnert sich Dieter Müller, der 1954<br />
als 15-Jähriger mit nur drei Tauben<br />
dem Verein beitrat.<br />
Viele Anekdoten aus den Anfangszeiten<br />
können Gemke und Müller<br />
noch erzählen. Zum Beispiel gab es<br />
nach dem Krieg nur eine einzige Taubenuhr<br />
im Ort. Dort mussten die<br />
Gummiringe der Tauben nach ihrer<br />
Rückkehr in den Heimatschlag eingedreht<br />
werden, um zu ermitteln, welche<br />
Taube die schnellste war beim Preisflug.<br />
„Die Uhr stand in der Mitte des<br />
Dorfes bei Flügels. Fast jeder Züchter<br />
hatte damals einen Laufburschen. Die<br />
Gummiringe wurden in Streichholzschachteln<br />
gesteckt, aus dem Dachfenster<br />
geworden und dann musste<br />
der Junge zur Uhr rennen. Da musste<br />
auch schon mal die Prozession umrundet<br />
werden. Es gab auch Fahrradstürze<br />
und einmal ist einem Züchter<br />
der Ring in die Miste gefallen“,<br />
schmunzelt Gemke. Solche waghalsigen<br />
Wettläufe sind schon lange nicht<br />
Die Mitglieder des Taubenvereins im Sommer: (vorne, v.l.) Antonius Schwarze, Josef Schmoor (mit Levke<br />
Fischer auf dem Schoß), Anton Nolte, Dieter Müller, Wilhelm Gemke, Paul Stecker, Werner Gemke, (stehend,<br />
v.l.) Dieter Waldhoff, Heinz Versen, Matthias Wiechers, Dieter Claes, Martin Möller, Willibernd Kappler,<br />
Hans-Adolf Nolte, Hans-Werner Dörner und Lennart Fischer. Auf dem Foto fehlen Ursula und Gert Müller<br />
sowie Richard Jakob.<br />
mehr nötig – die Reisetauben haben<br />
einen Ring mit Chip um, der beim<br />
Sprung in den Taubenschlag ähnlich<br />
wie die Preise an der Supermarktkasse<br />
gelesen wird.<br />
Da es früher keine Lkw‘s gab, um<br />
die Tauben zu den Auflassorten zu<br />
fahren, mussten alle Vinsebecker ihre<br />
Tauben nach Steinheim zum Bahnhof<br />
bringen – zum Teil per Handwagen.<br />
„Dort wurden die Tauben in große<br />
Reisekörbe eingesetzt und kamen auf<br />
einen Güterzug. Der alte Stratomeier<br />
war der Reisebegleiter“, sagt Müller.<br />
Während heutzutage alle modernen<br />
Mittel eingesetzt werden, um den<br />
Tauben ein möglichst ideales Wetter<br />
bei ihrem Preisflug zu ermöglichen,<br />
wurde es früher nicht so genau genommen.<br />
„Da wurde nicht nach dem<br />
Wetter gefragt. Zu einer bestimmten<br />
Zeit wurden die Tauben dann einfach<br />
aufgelassen“, so Müller, der selbst 30<br />
Jahre Reiseleiter war.<br />
Als Dieter Müller den Verein Heimatliebe<br />
Vinsebeck übernahm waren<br />
gerade mal 40 Mark in der Kasse.<br />
Trotz des finanziellen Risikos veranstaltete<br />
der Verein eine große Ausstellung<br />
im Saal der Gaststätte Müller.<br />
Und es wurde ein Riesenerfolg. Müller:<br />
„Das ganze Dorf war da, es war<br />
rappelvoll, lief super und danach war<br />
die Kasse dann voll.“ Dem kleinen<br />
Verein ging es immer besser. Zu den<br />
Hochzeiten in den 1970er und 1980er<br />
Jahren hatte Heimatliebe 35 beim<br />
Verband gemeldete Mitglieder, war<br />
Ausrichter vieler gut besuchter Ausstellungen<br />
und hatte auch einige gut<br />
reisende Züchter, die zu Kreis- oder<br />
Bezirksmeisterehren kamen. Ein Höhepunkt<br />
war 1980 als in Vinsebeck<br />
eine eigene Einsatzhalle der Reisevereinigung<br />
Egge Ost, deren größter<br />
Verein Heimatliebe Vinsebeck war,<br />
gebaut wurde. „Das war die erste in<br />
der ganzen Region“, ist Wilhelm Gemke<br />
noch heute stolz darauf. Gemke<br />
war es auch, der die Feier zum 90.<br />
Geburtstag des Vereins mit vielen<br />
alten Fotos und Filmen untermalte.<br />
Viele Glückwünsche von befreundeten<br />
Vereinen gab es auch. Auch von<br />
Horst Althoff, dem Ehrenpräsidenten<br />
des Deutschen Brieftaubenverbandes,<br />
der seit dem Jahr 2000 regelmäßig mit<br />
Bielefeldern Taubenzüchtern dem<br />
Verein Heimatliebe einen Besuch<br />
abstattet. Höhepunkt des Abends war<br />
die Ehrung des langjährigen Vorsitzenden.<br />
„Hätte Dieter nicht<br />
zwischendurch drei Jahre das Amt<br />
abgegeben, weil er auch RV-Vorsitzender<br />
war, wäre er nun schon 48<br />
Jahre unser Vorsitzender“, lobte Wilhelm<br />
Gemke seinen langjährigen Wegbegleiter.<br />
Besondere Ehrung: Dieter Müller (Mitte) wurde von seinen Vorstandskollegen<br />
Martin Möller (l.) und Wilhelm Gemke ausgezeichnet. Müller<br />
ist seit 1965 – mit dreijähriger Unterbrechung – Vorsitzender des<br />
Taubenvereins.<br />
HC Steinheim unter den Top Fünf der Bezirksliga<br />
Letztes Jahr um Abstieg, jetzt auf Sprung zur Spitze<br />
28:28 trennte sich der HC Steinheim<br />
im Bezirksligaduell vom TuS Hartum.<br />
Nur mit einem Kraftakt hat der<br />
HC 71 im letzten Heimspiel des Jahres<br />
eine Niederlage vermieden. Steinheim<br />
konnte seit längerem fast wieder<br />
in stärkster Besetzung antreten, nur<br />
Kreisläufer Jan Heisters ist nach wie<br />
vor verletzt. Es entwickelte sich von<br />
Anfang an ein Spiel auf Augenhöhe,<br />
in dem sich keine Mannschaft entscheidend<br />
absetzen konnte. Die Gäste<br />
aus dem Mindener Land zeigten, dass<br />
sie punkten wollten. Sie kombinierten<br />
sehr gefällig und ballsicher, kamen<br />
durch ihre technischen Vorteile immer<br />
wieder zu leicht heraus gespielten<br />
Toren. Steinheim geriet in der ersten<br />
Hälfte zwar zweimal mit drei Toren in<br />
Rückstand, kämpfte sich aber jedesmal<br />
wieder heran.<br />
HC Trainer Laszlo Benyei kritisierte<br />
dennoch, dass sein HC nie richtig ins<br />
Spiel kam, vor allem aber die vielen<br />
und unnötigen Ballverluste. Durch<br />
überflüssige Fouls schwächten sich<br />
die <strong>Steinheimer</strong> mehrfach selbst.<br />
Zweimal standen sie nur zu viert auf<br />
dem Feld und machten dem Gegner<br />
das Toreschießen leicht. 16:16 stand<br />
das Spiel zur Pause, das in der zweiten<br />
Hälfte nicht besser wurde. Vor allem<br />
aus dem sonst so starken <strong>Steinheimer</strong><br />
Rückraum drohte wenig Gefahr. Der<br />
HC lag in Halbzeit zwar ständig mit<br />
zwei Toren im Rückstand, noch bis<br />
fünf Minuten vor Schluss. Am Ende<br />
des Spiels wurde es noch einmal richtig<br />
hektisch, als ein Hartumer Spieler<br />
nach einer roten Karte frühzeitig zum<br />
Duschen musste.<br />
Florian Günther schaffte in der 59.<br />
Minute den viel bejubelten Ausgleich.<br />
Jonas Richter hatte Sekunden vor<br />
dem Abpfiff sogar die Chance zum<br />
Siegtreffer, doch sein Heber landete<br />
am Querbalken. TuS Hartum Trainer<br />
Markus Hochhaus war mit dem Ergebnis<br />
der Partie nicht unzufrieden.<br />
Sein Team habe gut gekämpft, ein<br />
Sieg sei durchaus möglich gewesen.<br />
„Beide Mannschaften haben gezeigt,<br />
dass sie zurecht unter den Top fünf der<br />
Bezirksliga stehen.“<br />
Benyei war mit dem Auftritt seines<br />
Teams nicht zufrieden, weder in der<br />
Florian Günther überwindet die Deckung des TuS Hartum bei einem seiner drei<br />
Treffer. Die Heimmannschaft tat sich aber schwer gegen die Abwehr der Mindener,<br />
im letzten Heimspiel der Saison reichte es nur zu einem Unentschieden.<br />
Abwehr noch im Angriff. Er hatte<br />
sich von diesem Spiel mehr erwartet,<br />
nur zwölf Tore in der 2. Halbzeit, das<br />
sei einfach zu wenig. In seiner Analyse<br />
bedauerte er die vielen Ballverluste,<br />
nach denen der Gegner seine Mannschaft<br />
ein ums andere mal auskonterte.<br />
Auch die Abwehr habe den gegnerischen<br />
Angreifern die Arbeit<br />
meist sehr leicht gemacht.<br />
„Die Arme müssen<br />
hoch, dann weiß der<br />
Torhüter auch, auf welche<br />
Ecke er sich konzentrieren<br />
muss.“ Durch zu viele<br />
Zeitstrafen gegen einen<br />
technisch starken Gast<br />
konnte nie ein flüssiges<br />
Spiel aufkommen. Benyei<br />
kritisierte die zuletzt sehr<br />
schwache Trainingsbeteiligung.<br />
„Dadurch können<br />
wir nicht so üben wie ich<br />
es gerne hätte.“<br />
Dennoch: legt man die<br />
erste Saison in der Bezirksliga<br />
zugrunde und<br />
blickt ein Jahr zurück, hat<br />
der HC eine blendende<br />
Hinrunde gespielt. Letztes<br />
Jahr kämpfte die<br />
Mannschaft noch gegen<br />
den Abstieg. Sie ist<br />
inzwischen so gefestigt,<br />
dass sie vor drei Wochen<br />
auf dem Sprung an die<br />
Tabellenspitze war. Aktuell<br />
mit Platz fünf kann<br />
das Team durchaus zufrieden<br />
sein.