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Zwischen Dannebrog und Preußenadler - Husum-Stadtgeschichte

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stammt das wohl einzig noch vorhandene Zivilurteil Storms (Az. III 12 1),<br />

in dem es um eine Konkursanfechtung Möller geht. Der Urteilsstil Storms<br />

unterscheidet sich hier in keiner Weise von dem sachlichen Stil anderer<br />

Richter! In dem Provinzialhauptbuch für 1868 ist eine kurze Darstellung<br />

des Gerichtsbezirks <strong>Husum</strong> <strong>und</strong> des Amtsgerichts enthalten. Darin heißt<br />

es:<br />

Theodor Storms Altersvilla in Hademarschen.<br />

„Mit diesem Briefe, lieber Fre<strong>und</strong> Gottfried, setze<br />

ich zum ersten Mal in meinem eigenen neuen<br />

Heim die Feder an. ... Mein Zimmer liegt oben in<br />

der Nordostecke; es würde sehr hell sein; aber<br />

mattresedagrüne Tapete <strong>und</strong> schwere Jutevorhänge<br />

geben dem Ganzen ein behaglich gedämpftes<br />

Licht. Nach Norden nur ein schmales<br />

Fenster - ich wollte die schöne Fernsicht auf den<br />

vorstoßenden Wald im Mittelgr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> weiterhin<br />

auf das im Spätherbst oft prächtig überschwemmte<br />

Tal der Gieselau nicht missen ...“<br />

(Storm in einem Brief an Gottfried Keller vom<br />

30. April 1881)<br />

<strong>Husum</strong>, mit 18936 Gerichtseingessenen, umfaßt die Stadt <strong>Husum</strong> mit der Landgemeinde<br />

<strong>und</strong> die Kirchspiele Olderup, Hattstedt, Schwesing, Milstedt, Ostenfeldt,<br />

Schwabstedt, Simonsberg, Schobüll <strong>und</strong> Viöl.<br />

Abteilung 1. Die Stadt <strong>Husum</strong> mit der Landgemeinde <strong>und</strong> die Kirchspiele Viöl,<br />

Schwesing <strong>und</strong> Olderup. Amtsrichter, H. C. W. Hansen ...<br />

Abteilung 2. Die Kirchspiele Hattstedt, Milstedt, Ostenfeldt, Schwabstedt,<br />

Simonsberg <strong>und</strong> Schobüll. Amtsrichter H. Th. W. Storm, Assessor H. Muhl. (Die<br />

Generalien des ganzen Amtsgerichts hat der Amtsrichter Storm zu bearbeiten).<br />

Zum 1. 5. 1880 erhielt Storm auf eigenen Wunsch die Entlassung aus<br />

dem Amt. Er hatte sich Anfang diesen Jahres seine Altersvilla in Hademarschen<br />

bauen lassen, wo er nun noch ungestört fast acht Jahre literarisch arbeiten<br />

konnte. Hier gelang - nach einer längeren Erkrankung (Magenkrebs),<br />

die später auch seinen Tod verursachte - noch der großartige<br />

„Schimmelreiter“, den (unter Berücksichtigung des alten Deichwesens <strong>und</strong><br />

der nordfriesischen Rechtssysteme) letztlich nur ein Jurist so schreiben<br />

konnte.<br />

III. Das Recht <strong>und</strong> die Dichtung Theodor Storms<br />

1884: Storm mit Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en vor seiner<br />

Villa in Hademarschen.<br />

Storms Arbeitszimmer in Hademarschen. Es befindet<br />

sich heute im Storm-Museum in <strong>Husum</strong>.<br />

1. Epochen im Werk Theodor Storms<br />

Bei der Würdigung des literarischen Werks Theodor Storms kann man<br />

mehrere Phasen - insbesondere bei seinen Novellen - unterscheiden: die<br />

Zeit von 1848-67, von 1868-1880 <strong>und</strong> von 1881-88: Versuchte er in den<br />

frühesten Novellen, Schönheit <strong>und</strong> Wirklichkeit miteinander zu vereinbaren<br />

(Marthe <strong>und</strong> ihre Uhr, 1847; Im Saal, 1849; Immensee, 1850; Posthuma,<br />

1849; Ein grünes Blatt, 1850; Im Sonnenschein, 1854; Angelica, 1855;<br />

Wenn die Äpfel reif sind, 1856; Auf dem Staatshof, 1856/58; Späte Rosen,<br />

1858; Drüben am Markt, 1860; Veronica, 1861; Im Schloß, 1861; Auf der<br />

Universität, 1861; Unter dem Tannenbaum, 1862; Abseits, 1863; Von Jenseits<br />

des Meeres, 1863; In St. Jürgen, 1867), so gelangte er in den Novellen<br />

der mittleren <strong>und</strong> späten Schaffensperiode zu einer realistischen Schreibweise<br />

32 .<br />

Zwar schreibt er 1882 an Paul Heyse, daß „ein Schimmer von Romantik“<br />

in ihm sei, doch ist nicht zu übersehen, daß seine Novellen von Anfang<br />

an von einem gewissen Realismus getragen sind, der sich später verdichtet:<br />

Von der Novelle „Eine Halligfahrt“ (1871) an, bestimmen ein anderer Stil<br />

24<br />

25

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