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Zwischen Dannebrog und Preußenadler - Husum-Stadtgeschichte

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1843 bekam Theodor Storm seine Zulassung als<br />

„Untergerichtsadvokat“ <strong>und</strong> eröffnete eine Anwaltskanzlei<br />

in <strong>Husum</strong>, Großstraße 11. Von 1845<br />

bis 1853 lebte <strong>und</strong> arbeitete Storm im Hause<br />

Neustadt 56 (Abb. oben). Hier entstand das Gedicht<br />

„Die Stadt“ (1852), das <strong>Husum</strong> als „graue<br />

Stadt am Meer“ weltweit bekannt machte.<br />

In der Wasserreihe 31 in <strong>Husum</strong> wohnte Theodor<br />

Storm von 1866 bis 1880. Heute ist es das Theodor-Storm-Museum<br />

(seit 1972), im Nebengebäude<br />

befindet sich das Storm-Archiv (seit 2006).<br />

Als die Fre<strong>und</strong>e nach <strong>und</strong> nach Berlin verließen, wandte sich Storm wieder<br />

Richtung Norden. Im Herbst 1839 kehrte er an die Universität Kiel zurück.<br />

Nach weiterer dreijähriger Studienzeit in Kiel <strong>und</strong> nach insgesamt 11<br />

Semestern bestand Storm sein Examen vor dem Königlichen Oberappellationsgericht<br />

in Kiel. Das Königliche Oberappellationsgericht war erst im<br />

Jahre 1834 errichtet worden. Mit der zeitgleichen Einrichtung der schleswig-holsteinischen<br />

Provinzialregierung in Gottorf erfolgte hierdurch die<br />

Trennung der Gewalten in der höheren Instanz. Gleichzeitig war es Prüfungsamt.<br />

Storm hatte vor der mündlichen Prüfung zwei schriftliche Hausarbeiten<br />

anzufertigen zu den Themen „Zur Begründung der Notwehr“ <strong>und</strong><br />

„De testamento pestis tempore condito“. Von der mündlichen Prüfung existiert<br />

ein Protokoll 11 , das es wert ist, hier dem Inhalt nach wiedergegeben<br />

zu werden, um insbesondere dem jungen Juristen die damaligen Examenspraktiken<br />

zu demonstrieren.<br />

Zwei Gruppen von Kandidaten wurden geprüft. Am 12. 10. erfolgte die mündliche<br />

Prüfung der Herren Jensen, Brinkmann, Koch, Kranold, Setzer <strong>und</strong> Castagne,<br />

am 13. <strong>und</strong> 14. 10. die der Kandidaten Wolfhagen, Meyer, Graf v. Moltke, Storm,<br />

Schütze (Soltau) <strong>und</strong> des baltischen Barons v. Loevenstan. Konferenz- <strong>und</strong> Appellationsrat<br />

Dr. Schmidt stellte, zusammen mit dem Oberappellationsrat Dreyer, Fragen<br />

aus der römischen Rechtsgeschichte. Es folgten Fragen aus der juristischen Hermeneutik.<br />

Dann examinierte Dr. Schmidt im römischen Zivilrecht. Daran schloß sich<br />

der Etatsrat Graf von Schirach mit Fragen aus dem Kriminalrecht <strong>und</strong> Kriminalprozeßrecht<br />

an. Zum Schluß stellte Graf Rantzau Fragen aus dem deutschen Staatsrecht<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrecht. Storms Beurteilungen, sowohl im Schriftlichen wie im<br />

Mündlichen, waren teilweise „Sehr gut“ (Deutsches <strong>und</strong> Vaterländisches Privatrecht<br />

(schriftlich), Civilprozeß (schriftlich) bis hin zum „größten Teil gut“. Am<br />

17. 10. erhielten zuerst die mit Auszeichnung bestandenen Kandidaten ihre Beurteilung.<br />

Die beste Note war offenbar der „Zweite Charakter mit sehr rühmlicher<br />

Auszeichnung“. Storm erhielt die Erteilung des „zweiten Charakters.“ Schlechtere<br />

Noten wurden bei dieser Prüfung nicht vergeben.<br />

2. Advokat in <strong>Husum</strong><br />

Am 2. 12. 1842 bewarb sich Storm um die Zulassung als Advokat der Herzogtümer<br />

Schleswig <strong>und</strong> Holstein beim dänischen König. Dem Gesuch<br />

fügte er eine Bestätigung des Etatrats <strong>und</strong> Professors der Rechte in Kiel,<br />

Dr. Pauly, vom 29. 11. 1842 bei, der bestätigte, daß Storm dänisch lesen<br />

<strong>und</strong> übersetzen könne. Nach erfolgter Zulassung ließ Storm sich dann im<br />

Februar 1843 als „Untergerichtsadvokat für die Herzogtümer Schleswig<br />

<strong>und</strong> Holstein“ in <strong>Husum</strong> nieder. Neben ihm waren zu dieser Zeit dort als<br />

„Untergerichtsadvokaten“ sein Vater, ferner Christian Ulrich Beccau <strong>und</strong><br />

ein Jurist Rehder 12 tätig.<br />

Als Rechtsanwalt in <strong>Husum</strong> mußte sich Storm mit den unterschiedlichsten<br />

Rechtsnormen auseinandersetzen. Das Herzogtum Schleswig, zu dem<br />

Stadt <strong>und</strong> Amt <strong>Husum</strong> gehörten, war in Städte, Ämter <strong>und</strong> Landschaften<br />

eingeteilt. In ihnen galt eine unvorstellbare Anzahl von unterschiedlichsten<br />

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