Diskrete Strukturen - Institut für Algebra, Zahlentheorie und Diskrete ...
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Während bei den zuvor eingeführten graphentheoretischen Bäumen keine<br />
Richtung der Kanten vorgegeben ist, stellt man sich bei einem “echten” Baum<br />
vor, daß er “von unten nach oben auseinander wächst”. Dieser Anschauung wird<br />
eine ordnungstheoretische Variante des Baumbegriffes gerecht, die wir jetzt betrachten<br />
wollen. Wir verstehen unter einem Wurzelbaum eine endlich verkettete<br />
geordnete Menge (X, ⊑) mit einem kleinsten Element w (der Wurzel), so daß<br />
keine zwei unvergleichbaren Elemente unter einem gemeinsamen Element liegen,<br />
oder andersherum (durch Kontraposition) ausgedrückt:<br />
(Ψ) x ⊑ z <strong>und</strong> y ⊑ z ⇒ x ⊑ y oder y ⊑ x.<br />
Eine endlich verkettete geordnete Menge mit der Eigenschaft (Ψ) nennen wir<br />
Wurzelwald. Ein Wurzelbaum heißt unär bzw. binar bzw. ternär, wenn all seine<br />
Elemente höchstens einen bzw. zwei bzw. drei obere Nachbarn haben.<br />
Beispiel 2.22 Ein Wurzelwald mit einem unären, einem binären <strong>und</strong> einem<br />
ternären Wurzelbaum.<br />
❝ 4<br />
❝ 3<br />
❝ 2<br />
❝ 1<br />
000<br />
001 010 011 100 101 110<br />
❝ ❝ ❝ ❝ ❝ ❝ ❝ ❝<br />
❈ ✄ ❈ ✄ ❈ ✄ ❈ ✄<br />
❝ 00<br />
❝ 01<br />
❝ 10<br />
❝ 11<br />
❆ ✁ ❆ ✁<br />
❆❝ ✁ ❆<br />
0<br />
❝ ✁<br />
1<br />
❅ <br />
❅ ❝ ∅<br />
111<br />
❝<br />
popo ❝pott ❝otto ❝ toto<br />
pop<br />
❝ ❝ pot ❝ ott top<br />
❝<br />
❈ ✄<br />
❝<br />
po<br />
❝ ot<br />
❈ ✄<br />
❝ to<br />
❝ ❝<br />
p<br />
❍ o<br />
❝ t<br />
❍<br />
❍ ❝ ✟ ✟✟✟<br />
∅<br />
❝ tot<br />
Nicht sehr verw<strong>und</strong>erlich, aber doch nicht selbstverständlich ist<br />
Satz 2.23 Eine endliche geordnete Menge ist genau dann ein Wurzelwald, wenn<br />
ihre Komponenten Wurzelbäume sind.<br />
Beweis. Sind die Komponenten Wurzelbäume, so überträgt sich (Ψ) von diesen<br />
auf die Gesamtmenge (denn die Voraussetzung x ⊑ z <strong>und</strong> y ⊑ z erzwingt, daß<br />
x <strong>und</strong> y in der gleichen Komponente liegen).<br />
Umgekehrt ist jede Komponente B eines endlichen Wurzelwaldes zusammenhängend<br />
<strong>und</strong> erfüllt (Ψ). Wir wählen ein minimales y in der endlichen Menge B<br />
<strong>und</strong> behaupten, daß y unter jedem anderen x ∈ B liegt. Wegen des Zusammenhangs<br />
von B gibt es eine Folge (x = x 0 , x 1 , ..., x n = y) minimaler Länge n mit<br />
x i−1 ⊏ x i oder x i ⊏ x i−1 <strong>für</strong> jedes i ∈ n. Nun ist x n−1 ⊏ y wegen der Minimalität<br />
von y ausgeschlossen; also muß der Fall y ⊏ x n−1 eintreten. Die kleinstmögliche<br />
Wahl von n erzwingt unter der Annahme n > 1 die Beziehung x n−2 ⊏ x n−1 (sonst<br />
könnte man x n−1 wegen der Transitivität weglassen). Aber nun liefert (Ψ) <strong>für</strong><br />
x n−2 statt x zusammen mit der Minimalität von y die Beziehung y ⊑ x n−2 , <strong>und</strong><br />
wir könnten x n−1 doch weglassen. Also ist nur n ≤ 1 <strong>und</strong> y ⊑ x möglich. □<br />
❝ ❝ x n−1<br />
❅<br />
❝ ❅ ❝ ❅ ❅ ❝<br />
x=x 0 x n−2 x n =y<br />
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