25.01.2014 Aufrufe

Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit im Jahre

Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit im Jahre

Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit im Jahre

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache IV/378<br />

Deutscher Bun<strong>des</strong>tag — 4. Wahlperiode<br />

geführt, die nicht mehr mit der Notwendigkeit erhöhter Anpassungsfähigkeit<br />

an die sich ständig verändernden Marktverhältnisse<br />

in Einklang stehen.<br />

Neben den saisonalen und konjunkturellen Schwankungen<br />

stehen strukturelle Wandlungen, die <strong>im</strong> Bereich <strong>des</strong> Handels<br />

fast noch größere Dynamik aufweisen als in dem der Erzeugung.<br />

Hier ist ein seit langem fälliger Rationalisierungsprozeß<br />

in Gang gekommen, der das Ziel hat, die Verteilungskosten<br />

wieder in ein angemessenes Verhältnis zu den Produktionskosten<br />

zu bringen. Cash and Carry-Großhändler, Discounthäuser<br />

und freiwillige Ketten erzeugen vor allem <strong>im</strong> Lebensmittelbereich<br />

stärkere Unruhe. Diese erst am Anfang stehende<br />

Entwicklung gerät mit ihrer Dynamik in Gegensatz zu den Formen<br />

starrer Vertriebs- und Preisbindungssysteme. Abgesehen<br />

von teilweise zu hohen Spannen ist diese Strukturwandlung<br />

auch Ursache für das Entstehen „grauer Märkte" und neuer<br />

Diskr<strong>im</strong>inierungstatbestände.<br />

Die Handhabung der Preisbindung insbesondere in der Rundfunk-<br />

und Fernsehgeräteindustrie hat gezeigt, daß die vertikalen<br />

Wettbewerbsbeschränkungen je<strong>des</strong> einzelnen Herstellers<br />

durch gleichförmige Verhaltensweisen und durch Gruppendisziplin<br />

aller Hersteller oder <strong>des</strong> <strong>über</strong>wiegenden Teils der<br />

Hersteller gestützt werden. So ist ein einzelner Hersteller kaum<br />

in der Lage, die Preisbindung für sein Erzeugnis zu kündigen,<br />

ohne sich Vorwürfen und Gegenmaßnahmen anderer Hersteller<br />

gleichartiger Waren auszusetzen. Weiterhin sind zwischen den<br />

Herstellern und den Handelsverbänden Aussprachen <strong>über</strong> Rabatte,<br />

Bezugswertgrenzen und die Dauer der Preisbindung geführt<br />

worden, die den einzelnen Hersteller ebenfalls veranlaßten,<br />

nicht selbständig von dem Ergebnis dieser Aussprachen<br />

abzugehen. Die Mittel <strong>des</strong> Gesetzes reichen hier — bei bestehender<br />

Preisbindung — zur Wiederbelebung <strong>des</strong> Wettbewerbs<br />

nicht aus, weil ein Gesetzesverstoß durch Absprachen,<br />

Beschlüsse oder Empfehlungen nicht nachgewiesen werden<br />

kann und eine dem Artikel 85 Abs. 1 <strong>des</strong> EWG-Vertrages entsprechende<br />

Vorschrift (aufeinander abgest<strong>im</strong>mte wettbewerbsbeschränkende<br />

Verhaltensweisen) <strong>im</strong> GWB fehlt.<br />

Sicherlich ist es mit dem Übergang von der individuellen<br />

Kundenproduktion zur Erzeugung für den anonymen Markt<br />

<strong>im</strong>mer dringlicher geworden, daß der Produzent erst dann mit<br />

mehr oder minder hohem Risiko investiert, wenn er sich <strong>über</strong><br />

die Aufnahmefähigkeit <strong>des</strong> Marktes für neue Produkte und die<br />

voraussichtlich erzielbaren Preise durch Marktforschung informiert<br />

hat. Diese Notwendigkeit bedeutet jedoch nicht, daß er<br />

<strong>des</strong>halb be<strong>im</strong> Vertrieb <strong>seine</strong>r Waren vom Nettopreissystem<br />

zum System fiktiver Bruttopreise mit unrealistischen Rabattkonstruktionen<br />

<strong>über</strong>gehen muß. Das Verlangen nach Rabattkartellen<br />

ist meist auf diese Fehlentwicklung zurückzuführen.<br />

Schon bei den Verhandlungen <strong>im</strong> Wirtschaftspolitischen Ausschuß<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>tages <strong>über</strong> die Zulassung von Rabattkartellen<br />

wurde die Fragwürdigkeit der Bruttopreissysteme erörtert.<br />

Diese Erörterungen führten zu der Annahme, daß Rabattkartelle<br />

geeignet seien, den Wettbewerb von den wenig <strong>über</strong>-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!