1. Geschäftsbericht für das Jahr 2007
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<strong>1.</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong><br />
Der Vorstand der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />
Peter Külpmann, Daniel Kober, Silke Stützel, Rolf Ringeler, Rainer Wille (v.l.)<br />
Mit dem vorliegenden <strong>Jahr</strong>esbericht blicken wir auf ein wieder einmal sehr<br />
ereignisreiches <strong>Jahr</strong> mit bedeutungsvollen Veränderungen zurück.<br />
Trotz der von der WHO erstmals herunterkorrigierten weltweiten HIV-Prävalenz (von<br />
bisher ca. 40 Mio. auf „nur noch“ ca. 33 Mio. HIV-Infizierte), gab es in den letzten<br />
<strong>Jahr</strong>en kaum stärkere politische Signale zur Bekämpfung der internationalen<br />
Pandemie wie in <strong>2007</strong>. Dies ist nicht zuletzt ein Verdienst unserer Bundesregierung,<br />
die den verantwortungsbewussten Umgang der internationalen<br />
Staatengemeinschaften mit dem Thema AIDS auf die Agenda setzte. Bereits im März<br />
forcierte die Bundesregierung im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft auf der<br />
Bremer EU-Konferenz eine Erklärung, die insbesondere Signalwirkung <strong>für</strong> eine<br />
verbesserte Entwicklungszusammenarbeit mit osteuropäischen Staaten haben sollte.<br />
Auf der Basis ihres „Aktionsplanes zur Umsetzung der HIV/AIDS-<br />
Bekämpfungsstrategie“ setzt die Bundesregierung auf die in der Bundesrepublik<br />
bewährten Strategien, auf Aufklärung und Prävention statt Repression, auf Solidarität<br />
und Antidiskriminierung sowie auf einen möglichst niedrigschwelligen und<br />
universellen Zugang zu HIV-Testung und Therapie.<br />
Über Europa hinaus wurde auch der Aufsehen erregende G8-Gipfel in Heiligendamm<br />
im Juni diesen <strong>Jahr</strong>es genutzt, um <strong>für</strong> eine synergetische und nachhaltige<br />
internationale Strategie zu werben. Im Zuge dessen erklärte die Bundesregierung<br />
ihre Bereitschaft, die bundesdeutsche Einspeisung in den Global Funds against<br />
AIDS, Tuberculosis and Malaria um 300 Mio. Euro sowie den nationalen AIDS-Etat<br />
um 3 Mio. Euro auf nunmehr 12,2 Mio. Euro zu erhöhen.<br />
1
Angesichts der auch in Deutschland in <strong>2007</strong> weiter deutlich gestiegenen HIV-<br />
Neudiagnosen (über 2600) ein wichtiges Signal, denn auch hierzulande gibt es<br />
keinen Grund, mit einer intensiven Präventionsarbeit nachzulassen. Wenngleich man<br />
konstatieren muss, <strong>das</strong>s es sich bei den Neudiagnosen nicht allein um wirkliche<br />
Neuinfektionen handelt, sondern sicherlich ein nennenswerter Teil erstmals<br />
manifestierte Altinfektionen sind. Wir gehen davon aus, <strong>das</strong>s sich die hohe Zahl auch<br />
durch eine erhöhte Testbereitschaft erklärt. Diese wird angesichts der verbesserten<br />
Therapieoptionen und durch die offensivere Bewerbung und Aufklärung der AIDS-<br />
Hilfen –hoffentlich- auch weiter zunehmen. Wir hegen diese Hoffnung insbesondere,<br />
weil mit verbesserten Therapieoptionen und –strategien eindeutig auch ein<br />
nennenswerter primärpräventiver Effekt einhergeht. Die Infektiösität unter stabiler<br />
antiretroviraler Therapie (sART) geht unter bestimmten Bedingungen gegen Null.<br />
Man geht davon aus, <strong>das</strong>s die höchste Übertragungsgefahr durch nichtmanifestierte,<br />
frische Infektionen ausgeht und damit vielfach von Menschen, die kein<br />
oder ein nur schwach ausgeprägtes Risikobewusstsein aufweisen. Aufklärung und<br />
Information bleiben somit die Schlüssel zum Erfolg, vor allem um eine weitere<br />
Generalisierung der Epidemie zu vermeiden.<br />
Auch auf dem Feld der HIV-Therapie brachte <strong>das</strong> Berichtsjahr viele interessante<br />
Erkenntnisse und Neuerungen. Neben einer Reihe von Neuzulassungen von<br />
antiretroviralen Medikamenten gibt es Bahn brechende Ansätze mit neuen<br />
Substanzklassen (wie etwa den Korezeptorantagonisten), die viel Anlass zur<br />
Hoffnung geben. Es ist höchst erfreulich, <strong>das</strong>s wir hinsichtlich der<br />
Lebenserwartungen mit einer HIV-Infektion hierzulande inzwischen über <strong>Jahr</strong>zehnte<br />
nachdenken dürfen. Dabei dürfen wir allerdings keineswegs in die Euphoriefalle<br />
stolpern, sondern müssen weiter intensiv kommunizieren, <strong>das</strong>s wir nicht über eine<br />
„normale“ chronische Erkrankung sprechen, die mittlerweile „gut behandelbar“ ist.<br />
Die Auswirkungen einer lebenslangen harten Chemotherapie auf die Lebensqualität<br />
sind nach wie vor massiv. Ganz zu schweigen von psychosozialen Folgen, die immer<br />
mehr und immer länger die Begleitungsarbeit der AIDS-Hilfen beschäftigen.<br />
Der Ansatz der strukturellen Präventionsarbeit im Kontext von Gesundheitsförderung<br />
hat sich hier eindeutig bewährt. Angesichts der epidemiologischen Daten in<br />
Deutschland erweist sich die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit als immer<br />
bedeutungsvoller. Präventionsmittel und –maßnahmen müssen demzufolge dort zur<br />
Verfügung stehen, wo sie besonders benötigt werden – z.B. in Haftanstalten, in<br />
Bereichen von (Beschaffungs-) Prostitution oder bei der Versorgung von<br />
Suchterkrankten und eindeutig im Bereich von homo- und bisexuellen Männern.<br />
Dies erfordert personelle und materielle Ressourcen, verbunden mit zeitlichen<br />
Perspektiven. Nur so können einerseits nachhaltige Effekte erzielt werden und<br />
andererseits flexible Anpassungsprozesse an epidemiologische und soziologische<br />
Entwicklungen insbesondere in der Vor-Ort-Arbeit erfolgen.<br />
Vor allem letzteres will die nordrhein-westfälische Landesregierung durch eine<br />
„Kommunalisierung“ der Landesmittel im Sucht- und AIDS-Bereich erreichen, die mit<br />
dem 0<strong>1.</strong>0<strong>1.</strong><strong>2007</strong> angelaufen ist. Bei der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />
betrifft dies die bisherigen richtliniengestützten Landesprogramme „Förderung der<br />
örtlichen AIDS-Hilfen“ (i.e. AIDS-Prävention, Beratung und Betreuung HIV-Infizierter<br />
sowie Verwaltung) und „Youthwork“. In Landesobhut bleiben dagegen bis auf<br />
weiteres die zielgruppenspezifischen Präventionsmittel <strong>für</strong> Projekte im Bereich der<br />
Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und von Frauen in besonderen<br />
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Lebenslagen. Dieser Erhalt erscheint uns wichtig, um sicherzustellen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Thema HIV / AIDS und andere STI`s nicht nur im Verantwortungsbereich der<br />
Landespolitik, sondern auch in der landespolitischen Diskussion bleibt. Dies ist<br />
unserer Einschätzung nach gerade wegen der Zielgruppenspezifität besonders<br />
bedeutsam, da es dabei regional doch sehr unterschiedliche infrastrukturelle<br />
Ausprägungen und Haltungen gibt.<br />
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, <strong>das</strong>s die strukturelle AIDS-und Hepatitis-<br />
Präventionsarbeit in und mit einer ganz wichtigen Zielgruppe, nämlich der Menschen<br />
in Haft, die die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. seit <strong>Jahr</strong>en mit steigendem<br />
Aufwand vorhält, immer noch keine klare öffentliche Finanzierung erhält. Wenn diese<br />
Arbeit aufrechterhalten werden soll, ist die Landesregierung und <strong>das</strong><br />
Justizministerium, in dessen Aufgabenbereich diese Arbeit fällt, gefordert, hier kreativ<br />
und investiv zu werden. Denn im Zuge der Kommunalisierung von Landesmitteln<br />
würde ansonsten ein wichtiger Arbeitsbereich gefährdet.<br />
Die konkrete Umstellung der Landesmittelzuweisungen auf eine zweckgebundene,<br />
fachbezogene Pauschale an die Kommunen (<strong>für</strong> uns ist <strong>das</strong> hier die Stadt Duisburg)<br />
war erwartungsgemäß mit (nicht nur) <strong>für</strong> uns erheblichen Problemen verbunden.<br />
Eine klare Rahmenvereinbarung, die sowohl die Kommunalverbände als auch die<br />
Vertretungsorgane der Wohlfahrtsverbände mittragen sollen und dem Land ein<br />
Qualität sicherndes Controlling auf der Grundlage von landesweit gerechten und<br />
objektivierbaren Kriterien ermöglicht, steht noch aus. Zur Entwicklung dieser<br />
`Herausforderung´ ist eine externe Agentur beauftragt und diverse Lenkungs- und<br />
Untergruppen mit den Verfahrensbeteiligten und –betroffenen beschäftigt. Ein<br />
Ergebnis wird <strong>für</strong> die erste <strong>Jahr</strong>eshälfte 2008 angestrebt. Daher hat die<br />
Landesregierung nicht nur <strong>für</strong> <strong>das</strong> Berichtsjahr, sondern auch noch <strong>für</strong> 2008 eine<br />
Empfehlung an die Kommunen ausgesprochen, die entsprechenden Mittel analog<br />
der Regelungen von 2006 an die bisherigen Träger auszuschütten.<br />
Für uns führte dies Anfang <strong>2007</strong> dazu, <strong>das</strong>s wir die Finanzmittel, die wir bis dahin<br />
immer im Februar erhielten, aufgrund unklarer Verfahrensregeln im Berichtsjahr erst<br />
Ende Mai zur Verfügung hatten. Ein Substanz aufzehrender Kraftakt, zumal die<br />
bisher an die Projekt-Landesmittel gekoppelte Ergänzungsfinanzierung der<br />
Kommunen aufgrund des verständlichen Ansinnens, eine koordinierte<br />
Auszahlungsgrundlage zu bekommen, auch erst zu diesem Zeitpunkt erfolgte.<br />
Bezüglich dieser existentiell wichtigen kommunalen Ergänzungsfinanzierung bleibt<br />
naturgemäß auch die Frage, wie die Kommunen ihren Teil der Stellen- und<br />
Angebotssicherung zukünftig vorhalten und ausgestalten werden. Wir sind bisher in<br />
gutem Kontakt zur Stadt Duisburg und dem Kreis Wesel, erfahren nach wie vor viel<br />
Wertschätzung, und hoffen zuversichtlich, <strong>das</strong>s wir durch die Kommunalisierung<br />
nicht beeinträchtigt werden.<br />
Eine spürbare Entlastung und damit verbundene Planungssicherheit erfuhren wir im<br />
Berichtsjahr dadurch, <strong>das</strong>s wir im Bereich der Landesförderung der<br />
zielgruppenspezifischen Prävention <strong>für</strong> unsere Projektstellen „Frauen und AIDS“ und<br />
„Herzenslust regional“ eine zweijährigen Bewilligung (<strong>für</strong> <strong>2007</strong> und 2008) erreichen<br />
konnten.<br />
Es ist nicht neu, aber immer wieder wichtig zu betonen, <strong>das</strong>s zur finanziellen<br />
Absicherung unserer umfangreichen Angebotspalette selbst stabil fließende<br />
3
öffentliche Zuwendungen allein bei weitem nicht ausreichen. Insbesondere <strong>für</strong><br />
unseren regionalen Positivenfonds, <strong>für</strong> eine Reihe von Präventionsaktionen,<br />
verschiedene Selbsthilfeangebote, <strong>für</strong> den Bereich der Sachkosten und <strong>für</strong> die<br />
Begleitung von ehrenamtlicher Arbeit, die keineswegs nur kostenfrei sein kann,<br />
benötigen wir immer mehr zusätzliche Einnahmen.<br />
Dank sehr umsichtiger Haushaltsführung, einiger Benefiz-Aktionen (s. 4.), den<br />
Spendensammlungen zum Welt-AIDS-Tag und Einnahmen im Rahmen der<br />
Duisburger Substitutionsregelung konnten wir auch im Berichtsjahr –wenn auch mit<br />
erheblicher Mühe, s.o.- den regulären Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.<br />
Nicht zuletzt die Veränderungen im Zuwendungsbereich und die –gewiss sinnvolle-<br />
Zunahme an Evaluations- und Qualitätssicherungsmaßnahmen stellen die AIDS-Hilfe<br />
Duisburg / Kreis Wesel e.V. vor neue Herausforderungen. Dazu ist es unerlässlich,<br />
die bestehenden Strukturen, Kapazitäten und Kompetenzen immer wieder auf ihre<br />
Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen. Daher haben sich Vorstand und Team der AIDS-<br />
Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. entschieden, in einen Organisationsentwicklungsprozess<br />
mit professioneller, externer Beratung einzutauchen. Mit der in<br />
AIDS-Hilfe-Strukturen bewanderten Agentur „Konkret Consult Ruhr GmbH“ aus<br />
Gelsenkirchen sind wir zum Ende des Berichtsjahres in eine sog. „Potentialberatung“<br />
eingestiegen. Dieser Prozess, der nach EFQM-Kriterien durchgeführt wird, wird aus<br />
Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.<br />
Zur Sicherstellung unserer Arbeit, dem Erhalt und der stetigen Verbesserung der<br />
Qualitäten ist die personale Struktur entscheidend. Nach langer Zeit stabiler<br />
Konstellationen in Vorstand und Team, brachte <strong>das</strong> Berichtsjahr auch hier<br />
Veränderungen.<br />
Das Ausscheiden unserer hauptamtlichen Kollegin <strong>für</strong> die Bereiche „Frauen“ und<br />
„Migration“, Anika Walther, im April, hatte einen sehr erfreulichen Hintergrund,<br />
nämlich ihr Einsteigen in den Erziehungsurlaub. Für die Einrichtung und<br />
insbesondere <strong>für</strong> die Frauenarbeit war rasches Handeln gefragt, denn unsere<br />
Personalstruktur gibt hier einfach keine adäquaten Vertretungsmöglichkeiten her.<br />
Zudem führt der Wegfall einer Vollzeitkraft bei einem kleinen Team natürlich immer<br />
zu erheblicher Zusatzbelastung der verbliebenen Mitarbeiter/innen. Bei der<br />
Neubesetzung der Stelle hatten wir aber erfreulicherweise die Qual der Wahl und<br />
konnten mit Judith Dewald eine sehr gut qualifizierte Nachfolgerin zum 15. Juni `07<br />
einstellen.<br />
Der plötzliche Tod unseres langjährigen Vorstandsmitglieds, Hans Winkel-<br />
Binnenhey, Anfang Mai hat uns dagegen alle tief erschüttert und lange beschäftigt.<br />
Wir möchten an dieser Stelle <strong>für</strong> sein langjähriges, ungemein solidarisches<br />
Engagement und da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s wir eine Strecke des Lebens gemeinsam gehen<br />
durften, Dank sagen.<br />
Durch dieses traurige Ereignis sahen wir uns veranlasst, die wichtige<br />
<strong>Jahr</strong>eshauptversammlung im Berichtsjahr auf den 1<strong>1.</strong> Juni zu verschieben. Diese<br />
Mitgliederversammlung war besonders wichtig, da hier durch <strong>das</strong> Votum der<br />
Mitglieder mit der Verabschiedung des „Leitbild-Daches“, also der übergeordneten<br />
„Unternehmensphilosophie“ der mehrjährige Leitbild-Entwicklungs-Prozess<br />
abgeschlossen werden konnte. Mit diesem Werke (s. Anhang o. www.aidshilfeduisburg-kreis-wesel.de<br />
) haben wir ein wichtiges Instrument <strong>für</strong> eine<br />
qualitätsgesteuerte Arbeit <strong>für</strong> die nähere Zukunft entwickelt.<br />
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Darüber hinaus war diese MV besonders wichtig, weil Vorstandswahlen (im 2-<br />
<strong>Jahr</strong>esturnus) anstanden. Mit großer Einstimmigkeit wurde der Vorstand <strong>für</strong> seine<br />
zurückliegende Geschäftsführung nicht nur entlastet, sondern zudem wurden die vier<br />
verbliebenen Vorständler im Amte bestätigt. Ein deutliches Signal <strong>für</strong> die<br />
Zufriedenheit der Mitgliedschaft und <strong>für</strong> eine kontinuierliche Arbeit auch an der<br />
Neugestaltung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. Ein deutliches Signal auch<br />
da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s die ehrenamtliche Vorstandsarbeit in der AIDS-Hilfe reizvoll und<br />
interessant ist – gerade auch angesichts der stetigen neuen Herausforderungen.<br />
Dieser reizvollen Aufgabe stellt sich fortan auch der neu gewählte 25-jährige Daniel<br />
Kober aus Moers, den wir an dieser Stelle noch einmal herzlich willkommen heißen.<br />
AIDS-Hilfe-Arbeit bleibt spannend, intensiv, immer wieder belastend, aber auch<br />
dankbar und <strong>für</strong> die eigene Persönlichkeitsentwicklung gewinnbringend. Das gilt<br />
nach wie vor auch <strong>für</strong> die ehrenamtliche Mitarbeit auf allen Ebenen. Und sie wird<br />
wahrgenommen. So wurde im September des Berichtsjahres unser ehrenamtlicher<br />
Mitarbeiter, Peter Külpmann, durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband und den<br />
Oberbürgermeister der Stadt Duisburg <strong>für</strong> sein Engagement ausgezeichnet.<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. verkörpert nach wie vor die<br />
funktionierende Symbiose aus Selbsthilfe und professioneller Interessenvertretung<br />
und bringt sich immer wieder auch in verbandliche Prozesse auf Landes- und<br />
Bundesebene konstruktiv ein. Eine Bestätigung <strong>für</strong> die Wertschätzung dieses<br />
Engagements erfuhr beispielsweise auch unser langjähriger Vorstandvorsitzender,<br />
Rolf Ringeler, durch seine Wiederwahl in den Delegiertenrat der Deutschen AIDS-<br />
Hilfe im Oktober des Berichtsjahres.<br />
Auch im Bereich der klassischen Selbsthilfe haben sich in den letzten <strong>Jahr</strong>en die<br />
Bedarfe verändert, vor allem aufgrund der deutlich verbesserten medizinischen<br />
Optionen eher in allgemeine lebensförderliche Bereiche verschoben. Dennoch hält<br />
sich zumindest in Duisburg dank ehrenamtlichen Engagements unsere SH-Gruppe<br />
HIV-positiver Menschen sowie die alljährlich weitestgehend ehrenamtlich organisierte<br />
Positivenfreizeit und auch die Kochgruppe stellt sich als stabiles Angebot heraus.<br />
Bei der ideellen und räumlichen Selbsthilfeunterstützung durch die AIDS-Hilfe erfreut<br />
sich die Junge UnSchuLD stabiler Beliebtheit. Für den Wiederbelebungsversuch<br />
einer schwulen Selbsthilfegruppe unter dem Titel „Schwule in Wesel“ stellen wir<br />
unsere Räumlichkeiten und Logistik zur Verfügung. Die äußerst stabile Gruppe<br />
SHALK hat inzwischen eigene Räumlichkeiten im Hause der Friedenstr. 100<br />
beziehen können, bleibt aber in engem Kontakt zu uns. Die Hepatitis-C-<br />
Selbsthilfegruppe hat sich leider nach langen <strong>Jahr</strong>en, in der sie einmal monatlich in<br />
unseren Räumen getagt hat, aufgrund von nachlassendem Zulauf bis auf weiteres<br />
verabschiedet. Aber auch hier bleibt der Kontakt mit Vertretern und die Option bei<br />
Bedarf, sich wieder bei uns anzusiedeln, erhalten.<br />
Abschließend möchten wir uns natürlich an dieser Stelle bei all jenen treuen<br />
Freund/innen und Förderern, Zuwendungsgebern und Sympathisant/innen sowie bei<br />
den Vertretern aus Politik, Verwaltungen und Gesundheitsämtern, medizinischen und<br />
Beratungseinrichtungen, Schulen und sonstigen Kooperationspartnern und unseren<br />
Dachverbänden, dem DPWV, der DAH und der AIDS-Hilfe NRW <strong>für</strong> ihre<br />
Wertschätzungen, unterstützenden Aktionen und guten Wünsche im Berichtsjahr<br />
aufs Herzlichste bedanken.<br />
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<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Zur finanziellen Situation:<br />
Bisher erhielten wir <strong>für</strong> die Landesförderprogramme „Förderung der örtlichen AIDS-<br />
Hilfen“ und „Youthwork“ eine erste Abschlagzahlung zum 15. Februar.<br />
Aufgrund der Kommunalisierung der Landesmittel gab es im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> anfänglich<br />
Schwierigkeiten mit der Finanzierung dieser Programme. Da die Stadt Duisburg, an<br />
die die Landesmittel weitergeleitet wurden, zunächst nicht feststellen konnte, ob die<br />
Mittel bei ihr eingegangen waren und anschließend nicht wusste, welche<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> die Weiterleitung nötig waren, kam es in diesem Bereich zu<br />
einer ersten Auszahlung erst am 18.5.<strong>2007</strong> statt der bisherigen Förderung durchs<br />
Land zum 15. Februar. In den Vorjahren wurde uns zu diesem Zeitpunkt schon die<br />
zweite Abschlagzahlung überwiesen, diese erhielten wir in <strong>2007</strong> Ende Mai.<br />
Auch vom Kreis Wesel erhielten wir die erste Zahlung erst am 22. Mai, die<br />
Folgezahlungen wurden einen Monat später als in den Vorjahren ausgezahlt.<br />
Die ersten Zuwendungen zu unseren Personalkosten trafen von der Stadt Duisburg<br />
und über Mittel der Zielgruppenspezifischen Prävention Mitte April bei uns ein.<br />
Dies zeigt, wie wichtig es ist, finanzielle Rücklagen zu bilden, um solche Engpässe<br />
<strong>für</strong> die laufenden Verpflichtungen überbrücken zu können.<br />
Wie im Tätigkeitsfeld Öffentlichkeitsarbeit dargestellt, konnten wir auf dem<br />
Duisburger Weihnachtsmarkt am 02.12. aufgrund des schlechten Wetters und des<br />
ungünstigen Standortes der Sozialstände keine Spenden generieren. Durch die<br />
Aktionen zum Welt-AIDS-Tag in Duisburg und auf dem Weihnachtsmarkt in Moers<br />
konnten wir <strong>das</strong> Minus jedoch in überschaubarem Rahmen halten.<br />
Durch Spendenüberhänge (Spenden wurden erst in <strong>2007</strong> auf unser Konto<br />
überwiesen, obwohl die Aktion schon in 2006 stattfand) und die bei uns<br />
durchgeführte Methadonvergabe konnten wir aufgrund sparsamer Haushaltsführung<br />
ein kleines Plus in Höhe von knapp 4500 Euro erwirtschaften.<br />
An dieser Stelle sei <strong>für</strong> die finanzielle Unterstützung allen privaten Spendern,<br />
öffentlichen Zuwendungsgebern, Vereins- und Fördermitgliedern sowie der<br />
Sparkasse Duisburg herzlicher Dank gesagt.<br />
Wir hoffen, der vorliegende <strong>Jahr</strong>esbericht macht transparent, was mit Ihrer<br />
Unterstützung geleistet wurde und sind überzeugt, die Mittel nach ihren<br />
Vorstellungen eingesetzt zu haben.<br />
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2. Beratung<br />
Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. wurde, wie in den<br />
vorangegangenen <strong>Jahr</strong>en als ein Hauptschwerpunkt unserer Arbeit durchgeführt.<br />
Bei der Beratung wurden überwiegend folgende Anfragen bedient:<br />
Fragen zu Übertragungswegen von HIV, sexuell übertragbaren Krankheiten und<br />
Hepatitiden, HIV-Antikörper-Testberatung, Fragen rund um die medizinische<br />
Versorgung von HIV/AIDS und die Beratung von Menschen, die zeitnah Ihr positives<br />
Testergebnis erhalten haben.<br />
Die Beratung zu Hepatitiden wurde von den Ratsuchenden ebenfalls genutzt. Dies<br />
jedoch nicht in demselben Ausmaß.<br />
Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden wie folgt genutzt<br />
werden:<br />
<strong>1.</strong> persönliche Beratung in der Einrichtung;<br />
2. telefonische Beratung durch HauptamtlerInnen während der Öffnungszeiten in<br />
Duisburg und Wesel;<br />
3. telefonische und E-Mail Beratung durch die ehrenamtlichen Telefonberater in<br />
der Zeit von 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr am Montag in Duisburg.<br />
2.1 Persönliche Beratung<br />
Während der Öffnungszeiten, sowie nach telefonischer Absprache außerhalb der<br />
Öffnungszeiten, konnten Ratsuchende sich persönlich durch hauptamtliche<br />
MitarbeiterInnen in unseren Büros in Duisburg und Wesel beraten lassen. Bei diesen<br />
Beratungsgesprächen wurde auf eine ruhige und entspannte Atmosphäre geachtet.<br />
Bei Bedarf konnten Ratsuchende, die anonym bleiben wollten, sich auch Termine<br />
außerhalb der Öffnungszeiten und dem damit verbundenen Publikumsverkehr geben<br />
lassen. Bei Beratungen bei Personen, die kürzlich ihr HIV-Positives Testergebnis<br />
erhalten haben, wurde im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe immer <strong>das</strong> Angebot<br />
unterbreitet, mit einem HIV-Positiven zu sprechen, der schon länger mit der Infektion<br />
lebt. Dieses Angebot wurde häufig in Anspruch genommen.<br />
Generell wurde die persönliche Beratung häufig von Menschen in Anspruch<br />
genommen, die entweder die Be<strong>für</strong>chtung hatten, eine HIV-Infektion zu haben oder<br />
die kürzlich ihr HIV-Positives Testergebnis erhalten haben.<br />
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2.2 Telefonische Beratung<br />
2.2.1 Durch hauptamtliche MitarbeiterInnen<br />
Auch in diesem <strong>Jahr</strong> blieb die Zahl der Telefonberatungen während der<br />
Öffnungszeiten (Im Duisburger Büro: montags von 8.30-14.00 Uhr, dienstags bis<br />
donnerstags von 8.30-17.00 Uhr und freitags von 8.30-16.00 Uhr; im Weseler Büro<br />
dienstags von 14.00-17.00 Uhr und donnerstags von 9.00-12.00 Uhr) sehr hoch. Die<br />
Ratsuchenden wurden nach eingehender Erörterung der Risikosituationen<br />
aufgeklärt. Falls erwünscht, wurden die Ratsuchenden zwecks HIV-Antikörper-Test<br />
an <strong>das</strong> Gesundheitsamt verwiesen. Es wurde von unserer Seite angeboten, einen<br />
Termin an dem Tag, wo <strong>das</strong> Testergebnis bekannt gegeben wird, mit uns<br />
festzulegen, um den Menschen ggf. mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.<br />
Unsere Beratungsnummern sind <strong>für</strong> Duisburg: 0203-19411 & 0700-44533203 und <strong>für</strong><br />
Wesel 0281-1941<strong>1.</strong> Die Rufnummern wurden in den örtlichen Zeitungen unter der<br />
Rubrik Beratung beworben. Regelmäßig wurde die Bewerbung kontrolliert, da die<br />
Rubrik von vielen Vereinen genutzt wird, und die Einstellung der Rufnummer<br />
kostenlos ist.<br />
Die Beratungsnummern wurden durch Beantragung bei der Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />
Telekommunikation und Post anonymisiert. Dadurch werden bei einem Anruf über<br />
diese Rufnummer die Nummern der Ratsuchenden unterdrückt und bei dem<br />
Ratsuchenden erscheint die Beratungsnummer nicht in der detaillierten<br />
Telefonrechnung.<br />
2.2.2 Durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />
Die ehrenamtliche Telefonberatung wurde in diesem <strong>Jahr</strong> weiterhin von einer<br />
Ehrenamtlerin durchgeführt. Ratsuchende, die außerhalb der Öffnungszeiten in<br />
Wesel anrufen, werden durch die Anrufbeantworter informiert, wann sie in Duisburg<br />
anrufen können.<br />
Die ehrenamtliche Beratung in Duisburg wurde weiterhin konsequent jeden<br />
Montagabend in der Zeit von 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr angeboten.<br />
Für die abendliche Telefonberatung wurde die 0700-er Nummer weiter geroutet. Dies<br />
bedeutet, <strong>das</strong>s die Anrufer in der Zeit von 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr an allen anderen<br />
Abenden in der Woche automatisch an die Rufnummer der jeweils besetzten<br />
Beratungsnummer weitergeleitet werden.<br />
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Telefonberatervernetzung:<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit anderen Kooperationspartnern in<br />
der Telefonberatervernetzung zusammengeschlossen. Ziel dieser Vernetzung ist es,<br />
die Beratung von HIV-AIDS an jedem Wochentag abends im Ruhrgebiet anbieten zu<br />
können. Daher hat sich jeder Kooperationspartner dazu per Vertrag verpflichtet, an<br />
einem Abend in der Woche die Beratung zu besetzen. Die Kooperationspartner sind<br />
die AIDS-Hilfen: Oberhausen, Bochum und Hagen.<br />
Die Zeiten der abendlichen Beratung der Kooperationspartner im Überblick:<br />
Montags: 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr AH-Duisburg/Kreis Wesel e.V.<br />
Dienstags: 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr AH-Hagen e.V.<br />
Mittwochs: 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr AH-Oberhausen e.V.<br />
Freitags: 18.00-20.00 Uhr AH-Bochum e.V.<br />
Bei den Vernetzungstreffen der Kooperationspartner hat die AIDS-Hilfe<br />
Duisburg/Kreis Wesel e.V. mit einem hauptamtlichen und/oder einen ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter regelmäßig teilgenommen. Eine Neueinsteigerschulung konnte mangels<br />
interessierter EhrenamtlerInnen nicht durchgeführt werden. Eine Fortbildung zum<br />
Themenfeld „Kommunikation und Wahrnehmung“ <strong>für</strong> schon agierende Berater wurde<br />
von Referenten aus den AIDS-Hilfen Hagen und Duisburg in Kooperation in der<br />
AIDS-Hilfe Hagen umgesetzt.<br />
9
2.3 E-Mail Beratung<br />
Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin angeboten. Die E-<br />
Mailberatung ist unter der folgenden Adresse zu erreichen: http:www.aidshilfeduisburg-kreis-wesel.de<br />
Um die gängigsten Fragen im Voraus zu klären, wurden auf unserer Homepage die<br />
acht häufigsten gestellten Fragen (FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende konnte beim<br />
Anklicken einer Frage gleich die Antwort lesen. Durch dieses Beratungsangebot<br />
konnten viele Ratsuchende ohne <strong>das</strong>s sie an uns eine E-Mail schreiben mussten,<br />
bedient werden. Detailliertere Fragen konnten dann per E-Mail an uns gesendet<br />
werden. Bei diesen E-Mails wurde im Betreff automatisch „E-Mailberatung“<br />
eingegeben, so<strong>das</strong>s die E-Mails nicht von den Mitarbeitern gelesen wurden, sondern<br />
direkt an die Telefon/E-Mail Beraterin weitergeleitet werden konnten.<br />
Die E-Mailberatung wird hauptsächlich am Montagabend in der Zeit der<br />
Telefonberatung durch die ehrenamtliche Mitarbeiterin bedient und die E-Mails in<br />
dieser Zeit beantwortet.<br />
Bei dringenden E-Mails wurden diese von den hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />
während der Öffnungszeiten beantwortet.<br />
Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet angeboten:<br />
Resümee und Ausblicke:<br />
Die Beratung konzentriert sich auf der überregionalen Ebene immer mehr auf <strong>das</strong><br />
Medium Internet. So haben sich viele AIDS-Hilfen aus NRW dem bundesweiten<br />
Angebot der DAH (Internetberatung) angeschlossen. Gleiches gilt <strong>für</strong> die Zielgruppe<br />
MSM. Hier agiert die DAH in Kooperation mit der AH-NRW/Herzenslust bei Gay<br />
Romeo sehr erfolgreich im Bereich der ,Prävention’. Die Tendenz von bundesweiten<br />
Angeboten hat viele Vorteile. So wird die Einhaltung der Beratungsstandards zentral<br />
von der DAH kontrolliert und durch Schulungen vereinheitlicht. Dem steht die<br />
regionale Beratung mit ihrer Nähe und persönlichen Erreichbarkeit gegenüber.<br />
Zukunftweisend stellt sich daher die Frage, ob und in welcher Form die lokalen AIDS-<br />
Hilfen ihre Internet-Beratungsangebote weiter anbieten bzw. erweitern. Diese Frage<br />
wurde auch in der Ruhrgebietsvernetzung der Telefonberater thematisiert. In<br />
Kooperation mit den anderen AIDS-Hilfen wurde die Telefonberatervernetzung bei<br />
dem neuen Beratungsangebot der DAH (bundesweite Telefonberatung) angemeldet.<br />
Die DAH möchte in Zukunft, angelehnt an die Internetberatung, eine bundesweite<br />
Telefonberatung anbieten. Eine Teilnahme an diesem Projekt würde mit hohen<br />
10
zeitlichen Belastungen verbunden sein (Schulungen, Wochenendtreffen bei der DAH<br />
zum Austausch und Reflexion). Da durch die Ruhrgebietsvernetzung viele<br />
ehrenamtliche als auch hauptamtliche Mitarbeiter involviert sind und bei jedem<br />
Treffen nur ein Vertreter <strong>für</strong> die Vernetzung teilnehmen muss, entstehen<br />
Synergieeffekte die zu einer Entlastung aller beteiligten AIDS-Hilfen in der lokalen<br />
Vernetzung führen. Daher hat sich die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel dazu<br />
entschlossen, an diesem Projekt teilzunehmen. Die Bewerbung der einheitlichen<br />
Beratungsnummer wird durch die DAH umgesetzt. Dadurch erhofft sich die AIDS-<br />
Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. eine professionelle Bewerbung unserer<br />
Telefonberatungsangebote und eine damit verbundene höhere Frequentierung.<br />
Ebenfalls wurde im Berichtszeitraum Herzenslust Duisburg/Kreis Wesel bei<br />
GAYROMEO angemeldet (Profil: Herzenslust_Duisburg). Interessenten können sich<br />
nun per Internet von uns beraten lassen (s. Prävention im Bereich MSM).<br />
Hier gilt unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterin ein besonderer Dank, ohne deren<br />
Einsatz die abendliche Telefonberatung nicht als Angebot vorgehalten werden<br />
könnte. Ebenfalls möchte ich dem neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter bei der Online-<br />
Beratung bei GAYROMEO <strong>für</strong> sein Engagement danken.<br />
11
3. Begleitung<br />
Unsere Einrichtung begleitet weiterhin HIV-Infizierte / an AIDS-Erkrankte, die aus<br />
den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen mit verschiedenen soziale<br />
Hintergründen stammen. Die einzelnen Begleitungsfälle befinden sich hinsichtlich der<br />
antiretroviralen Therapie in unterschiedlichen Situationen. Ganz vereinzelte<br />
Begleitete nehmen noch gar keine Medikamente oder sind momentan in<br />
Therapiepause. Ein Teil der Infizierten kommt mit seinen Medikamenten gut klar,<br />
andere haben mit akuten oder langfristigen Nebenwirkungen zu kämpfen.<br />
Ein großer Teil der von uns langfristig Begleiteten ist bereits an AIDS erkrankt,<br />
verrentet und lebt auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II, der Grundsicherung<br />
oder leicht darüber. Hierbei handelt es sich um Leistungen, die in ihrem Ursprung zur<br />
Überbrückung einer kurzen Zeit angedacht waren. Letztendlich verharren diese<br />
Begleiteten in einer Lebenssituation, die Ihnen finanziell keinen Spielraum lässt und<br />
wenig Perspektiven <strong>für</strong> die Zukunft bietet. Von einer Gruppe dieser Begleiteten<br />
werden auch sehr oft suizidale Gedanken geäußert, denen es zu begegnen gilt. Des<br />
Weiteren bieten wir Unterstützung bei sozialrechtlichen und finanziellen<br />
Schwierigkeiten. Hier sehen wir allerdings nicht unsere Aufgabe, die geringe<br />
staatliche Unterstützung aufzustocken, sondern Ansprüche einzufordern und in<br />
extremen Krisensituationen finanziell auszuhelfen (siehe Punkt 3.3 Positivenfond).<br />
Ein anderer Teil dieser Begleiteten versucht <strong>das</strong> Beste aus dieser Lebenssituation zu<br />
machen und gestaltet unter anderem die Freizeit <strong>für</strong> HIV-Positive mit, nimmt an der<br />
Kochgruppe teil und engagiert sich auf landes- und bundesweiter Ebene in<br />
Landesarbeitsgemeinschaften und Netzwerken.<br />
Andere HIV-Infizierte gehen einer geregelten Arbeit nach und nehmen die AIDS-Hilfe<br />
nur punktuell zu bestimmten Fragen in Anspruch oder besuchen unser Mittwochs-<br />
Café oder von uns durchgeführte Fortbildungsveranstaltungen.<br />
Zur qualitativen Verbesserung der Begleitungsarbeit nahmen die hauptamtlichen<br />
MitarbeiterInnnen aus dem Begleitungsbereich an den Treffen des auf Landesebene<br />
stattfindenden Arbeitskreises Sozialberatung teil. Bei diesem Arbeitskreis handelt es<br />
sich um ein wichtiges Fort- und Weiterbildungsangebot, da hier MitarbeiterInnen aus<br />
unterschiedlichen AIDS-Hilfen zur Reflektion ihrer Arbeit zusammen treffen.<br />
3.<strong>1.</strong> Einzelbegleitung<br />
Der größte Anteil der Begleitungsarbeit wurde wieder im Bereich Migration geleistet<br />
(siehe 5.5).<br />
Die Begleitungsarbeit umfasste Beratungen zu Nebenwirkungen der Medikamente,<br />
zu Partnerschaftskonflikten, sozialrechtlichen und finanziellen Problemen.<br />
Bei finanziellen Problemen halfen wir mit unserem Positivenfond, bei größeren<br />
Beträgen stellten wir Anträge an die Deutsche AIDS-Stiftung, soweit die<br />
Antragshintergründe die Kriterien der Stiftung erfüllen. Hier gilt es zu erwähnen, <strong>das</strong>s<br />
die Stiftung aufgrund geringerer Spendeneinnahmen und einer erhöhten Anzahl von<br />
Anträgen die Kriterien <strong>für</strong> eine Zuwendung erhöht haben. So werden z. Bsp.<br />
Heimatreisen nach Afrika nicht mehr finanziert.<br />
12
Neben den unter Punkt 5.2.2.2 erläuterten Besonderheiten gab es bei anderen<br />
Begleiteten beispielhaft folgende Problemstellungen:<br />
Im Berichtsjahr verstarben zwei unserer Begleiteten. Sie hinterließen jeweils einen<br />
HIV-positiven bzw. an AIDS erkrankten Partner, der von uns begleitet wird. Hier<br />
stand die Trauerbearbeitung im Vordergrund.<br />
Bei mehreren Begleiteten galt es, den Gesundheitszustand zu stabilisieren, da sie<br />
aufgrund unregelmäßiger Medikamenteneinnahme HIV-assoziierte<br />
Enzephalopathien entwickelt hatten. Ein Begleiteter musste vorübergehend in ein<br />
Pflegeheim, wobei sich hier die Situation besonders schwierig darstellte. Er fühlte<br />
sich mit Anfang 40 sehr unwohl unter den sonst eher betagten Menschen. Leider war<br />
kein anderes Angebot verfügbar. Zwischenzeitlich hat sich sein Zustand wieder<br />
soweit gebessert, <strong>das</strong>s er in ein betreutes Wohnen ziehen konnte.<br />
Insgesamt begleiteten wir 177 Personen einschließlich der im Knast begleiteten<br />
Personen und verzeichneten Zuwächse in der Begleitungsrubrik sporadisch.<br />
Tabelle 1:<br />
Betroffene in Einzelbegleitung <strong>2007</strong> 2006<br />
Intensiv 18 19<br />
Regelmäßig 55 54<br />
Sporadisch 104 95<br />
Insgesamt 177 168<br />
Tabelle 2:<br />
Betroffene in ehrenamtlicher<br />
Begleitung<br />
<strong>2007</strong> 2006<br />
insgesamt 10 13<br />
Die Zuzahlungsregelungen zu der medizinischen Versorgung führen dazu, <strong>das</strong>s<br />
einige Patienten nur unregelmäßig den Arzt aufsuchen und ihre Medikamente<br />
einnehmen. Dies führt im Bereich HIV/AIDS leider zu irreparablen<br />
Gesundheitsschäden und zu hohen Kosten in der Folgeversorgung.<br />
13
3.2. Begleitergruppe<br />
Im Bereich der Begleitung gibt es eine ehrenamtliche Begleitergruppe.<br />
Es wurde versucht, die Begleitergruppe in 14-tägigem Abstand stattfinden zu lassen.<br />
Aus beruflichen bzw. gesundheitlichen Gründen war dieses nicht immer möglich. Die<br />
Begleitergruppe besteht aus vier ehrenamtlichen BegleiterInnen, wovon zurzeit drei<br />
ehrenamtlich begleiten. In der Begleitergruppe erhalten die EhrenamtlerInnen die<br />
Möglichkeit, sich über ihre Begleitungen auszutauschen und gemeinsam über ihre<br />
Arbeit zu reflektieren. Vom hauptamtlichen Mitarbeiter werden sie dahingehend<br />
unterstützt, die Ressourcen der Begleiteten mit einzusetzen. Dieses ist besonders<br />
wichtig, da die Begleiteten viele Aufgaben alleine schaffen und dadurch auch ihr<br />
Selbstwertgefühl steigern. Hier gilt es immer wieder, unsere Qualitätsstandards im<br />
Begleitungsbereich nicht aus den Augen zu verlieren.<br />
Die Aufgaben der ehrenamtlichen BegleiterInnnen bestanden in<br />
Krankenhausbesuchen, Fahrten zu Ärzten und Schwerpunktärzten, Einkaufshilfen<br />
und in dem Zuhören bei Sorgen. Dies kann auch zu ungewöhnlichen Uhrzeiten der<br />
Fall sein, wobei jeder ehrenamtliche Mitarbeiter <strong>für</strong> sich entscheiden muss, in<br />
welchem Zeitrahmen er dies zulässt. Die Begleitung kann letztendlich auch in einer<br />
Sterbebegleitung münden und es gilt, die BegleiterInnen hier<strong>für</strong> zu stärken und zu<br />
unterstützen.<br />
Für den engagierten Einsatz der ehrenamtlichen BegleiterInnen möchten wir uns<br />
herzlich bedanken.<br />
14
3.3. Positivenfond<br />
Der Positivenfond wird von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. mit dem Ziel<br />
verwaltet, HIV-positive / an AIDS-Erkrankte Menschen in finanziellen Notlagen zu<br />
unterstützen.<br />
Die Verteilung der Fondgelder übernahm im Berichtsjahr <strong>2007</strong> ein Gremium, <strong>das</strong> aus<br />
zwei HIV-positiven Menschen, drei EhrenamtlerInnen aus dem Begleitungsbereich<br />
und einem Hauptamtler besteht. Diese Zusammensetzung schafft innerhalb des<br />
Gremiums eine Perspektivenvielfalt, die <strong>für</strong> die Entscheidungsfindung bei Anträgen<br />
bereichernd ist. Mindestens drei Personen dieses Gremiums entscheiden mit<br />
einfacher Mehrheit über außergewöhnliche und rückzahlbare Zuwendungen. Die<br />
Soforthilfe wird primär von den drei im Begleitungsbereich tätigen hauptamtlichen<br />
Mitarbeitern ausgezahlt. In die Entscheidungsfindung fließt zum einen die finanzielle<br />
Situation des Antragsstellers ein und zum anderen die Gründe <strong>für</strong> sein spezielles<br />
Anliegen. Die Verwaltung des Fonds obliegt einem hauptamtlichen Mitarbeiter.<br />
Wie in den Vorjahren stellte der Vorstand aus Spendengeldern insgesamt eine<br />
Summe in Höhe von 3.850 € zur Verfügung. Unser besonderer Dank gilt allen<br />
Spendern, die uns damit diese Form der Hilfe in diesem Umfang ermöglicht haben.<br />
Die Summe wurde im Berichtsjahr nicht voll ausgeschöpft. Durch Rückzahlungen,<br />
die aus rückzahlbaren Zuwendungen stammten, wurden 2.700 Euro verausgabt.<br />
Das Geld wurde aus unterschiedlichen Gründen von positiven Menschen beantragt.<br />
Das Positivengremium entscheidet, ob, in welchem Umfang und welcher Form<br />
materielle Hilfe gewährt wird.<br />
Bei einem Krankhausaufenthalt ist die Beantragung <strong>für</strong> die dort anfallenden<br />
„Telefonkosten“ möglich, wenn diese nicht selbst übernommen werden können.<br />
Hierdurch soll der Kontakt nach außen aufrechterhalten und die Möglichkeit gegeben<br />
werden, sich bei Schwierigkeiten mit jemandem zu bereden. Die Telefonkosten sind<br />
im Berichtsjahr fast identisch zum Vorjahr. Da die Telefonkosten im Krankenhaus<br />
relativ hoch sind, erreichen wir hier mit wenigen Krankenhauswochen einen relativ<br />
hohen Ausgabenanteil am Positivenfond. Wir unterstützten fünf Personen, die<br />
insgesamt 12 Wochen im Krankenhaus verbringen mussten.<br />
Im Bereich „Soforthilfe“ gab es nach einem Rückgang im <strong>Jahr</strong> 2006 im Berichtsjahr<br />
wieder einen Anstieg um ca. 120 € . Bei der Soforthilfe handelt es sich um eine<br />
finanzielle Hilfe am Ende des Monats, um Engpässe zu überbrücken. Diese Hilfe<br />
wird gewährt, wenn sich die Einkünfte auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II<br />
belaufen. Die Soforthilfe wurde im Durchschnitt von den Personen, die die Kriterien<br />
des Positivenfond erfüllen in der Regel fünfmal jährlich in Anspruch genommen.<br />
„Außergewöhnliche Zuwendungen“ wurden im Berichtsjahr in Höhe von 766 €<br />
gewährt. Hier handelte es sich um einen Rückgang von ca. 270 € im Vergleich zum<br />
Vorjahr. Außergewöhnliche Zuwendungen werden <strong>für</strong> den Ausgleich von<br />
Stromschulden, Telefonrechnungen, Tierarztkosten etc. gewährt.<br />
„Rückzahlbare Zuwendungen“ sind <strong>für</strong> Ausgaben gedacht, die die Begleiteten<br />
dringend benötigen, <strong>für</strong> die sie aber aktuell kein Geld haben. Das gewährte Darlehen<br />
muss in angemessenen Raten zurückgezahlt werden. Um den Begleiteten dies zu<br />
ermöglichen und <strong>das</strong> Begleitungsverhältnis durch offene Beträge nicht zu belasten,<br />
15
muss der Einkommenssatz bei diesen Zuwendungen die Sozialhilfe bzw. <strong>das</strong><br />
Arbeitslosengeld II übersteigen.<br />
Die rückzahlbaren Zuwendungen sind im Berichtsjahr weiter gesunken. Dies<br />
geschieht aus den oben erwähnten Gründen. Es ist oft schwer <strong>für</strong> die Begleiteten,<br />
die Rückzahlungen zu leisten. Um <strong>das</strong> Begleitungsverhältnis nicht zu belasten, wird<br />
im Positivenrat sorgfältig geprüft wird, ob eine rückzahlbare Zuwendung sinnvoll und<br />
möglich ist.<br />
Die „Einnahmen“ des Positivenfonds resultieren aus den Rückzahlungen der<br />
rückzahlbaren Zuwendungen. Da die Darlehen nicht unbedingt in dem <strong>Jahr</strong> der<br />
Auszahlung zurückgezahlt werden, kommt es zu Differenzen in den Bereichen<br />
Auszahlung und Einnahme. Die Quote der Rückzahlung ist weiterhin sehr hoch, so<br />
<strong>das</strong>s hier zumeist eine richtige Einschätzung des Positivenrates erfolgte.<br />
Auch im Berichtsjahr konnten wir durch Anträge bei der Deutschen AIDS-Stiftung<br />
unseren Begleiteten mit größeren Beträgen aushelfen. Hier besteht weiterhin eine<br />
gute Zusammenarbeit, <strong>für</strong> die wir uns recht herzlich bedanken.<br />
Positivenfond 2006 und <strong>2007</strong><br />
<strong>1.</strong>800,00 €<br />
<strong>1.</strong>600,00 €<br />
<strong>1.</strong>400,00 €<br />
n<strong>1.</strong>200,00 €<br />
e<br />
b<strong>1.</strong>000,00 €<br />
a<br />
g<br />
s<br />
800,00 €<br />
u 600,00 €<br />
A<br />
400,00 €<br />
200,00 €<br />
0,00 €<br />
<strong>2007</strong><br />
2006<br />
Rubriken<br />
Telef. Krankh. Knast Sorforth. Außergew. Z. Rückz. Z. Einnahmen<br />
<strong>2007</strong> 215,00 € 98,15 € <strong>1.</strong>654,30 € 765,54 € 258,00 € 318,00 €<br />
2006 210,84 € 82,50 € <strong>1.</strong>530,29 € <strong>1.</strong>033,65 € 445,00 € 420,93 €<br />
16
3.4. Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern<br />
Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern bleibt <strong>für</strong> unsere AIDS-Hilfe wichtig.<br />
Im Einzelnen handelt es sich um folgende Partner:<br />
HIV-Schwerpunktpraxen<br />
Die Zusammenarbeit mit den beiden in Duisburg offiziell auf HIV spezialisierten<br />
Schwerpunktpraxen wurde <strong>2007</strong> problemlos fortgesetzt. Falls Fragen entstehen,<br />
können diese auf kurzem Weg geklärt werden. Unser jährliches Austauschgespräch<br />
mit dem Gesundheitsamt Duisburg und den beiden Schwerpunktärzten fand im<br />
Oktober statt. Dieser Austausch ist sehr wichtig zum Abgleich der Sichtweisen zu<br />
gesundheitlichen Themen. Es ist <strong>für</strong> uns eine Möglichkeit, die Arbeit der AIDS-Hilfe<br />
vorzustellen und transparent zu machen. Des Weiteren wurde eine Hepatitis-B<br />
Impfkampagne <strong>für</strong> 2008 geplant.<br />
Ein im letzten <strong>Jahr</strong> initiierter Flyer zum HIV-Antikörpertest wurde im Frühjahr des<br />
Berichtsjahres fertig gestellt und an alle niedergelassenen Ärzte über die KV<br />
versandt (siehe Anhang).<br />
Krankenhäuser<br />
Bei Krankenhausaufenthalten in Bezug auf HIV/AIDS werden unsere Begleiteten in<br />
die umliegenden Uni-Kliniken Essen, Bochum und Düsseldorf eingewiesen.<br />
Insbesondere zur Uniklinik Essen bestehen gute Kontakte zu dem medizinischen und<br />
auch zum sozialarbeiterischen Personal. In Duisburg ist die stationäre Behandlung<br />
aufgrund geringer Fälle und daraus resultierendem fehlenden Know-how derzeit<br />
nicht empfehlenswert.<br />
Pflegedienste<br />
Die Kooperation mit den Pflegediensten, mit denen wir bisher zusammen gearbeitet<br />
haben, wurde erfolgreich fortgeführt.<br />
Hospize<br />
Im Berichtsjahr wurde von unseren Begleiteten kein Hospiz in Anspruch genommen,<br />
jedoch besteht von unserer Seite Kontakt zur Hospizbewegung.<br />
Anwaltspraxen<br />
Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten läuft im migrationsrechtlichen Bereich -<br />
soweit von Nöten - ohne Probleme.<br />
Flüchtlingsberatung<br />
Mit den Flüchtlingsberatungen, u. a. der Beratungsstelle des Deutschen Roten<br />
Kreuzes, gestaltet sich die Zusammenarbeit in ausländerrechtlichen Fragen weiterhin<br />
positiv.<br />
17
3.5 Angebote <strong>für</strong> HIV-Positive und an AIDS-Erkrankte<br />
Im Berichtsjahr wurden im Rahmen des Solidar-Erleben-Ansatzes die Kochgruppe<br />
und der Spieleabend fortgeführt. Die Kochgruppe und der Spieleabend sind<br />
monatliche Angebote, bei denen HIV-Positive und ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />
zusammen kommen, um einen gemütlichen Abend zu verbringen. Gleichzeitig bietet<br />
sich hier ein Raum zum Austausch von Sorgen und Nöten.<br />
Die Kochgruppe läuft weiterhin stabil, hier nehmen zwischen 6 und 8 Personen teil;<br />
der Spieleabend wird deutlich weniger frequentiert. Aufgrund der geringen<br />
Besucherzahl wurde der Spieleabend zum <strong>Jahr</strong>esende eingestellt.<br />
Seit Anfang <strong>2007</strong> trifft sich regelmäßig einmal monatlich eine Positivengruppe.<br />
Zugang haben die unterschiedlichen sexuellen Präferenzen, auch der<br />
Ansteckungsweg spielt keine Rolle. Es ist eine sehr bunt gemischte Gruppe welche<br />
in Selbsthilfe eigenständig durchgeführt wird.<br />
Frauenspezifische Angebote wurden wie in den Vorjahren in Kooperation mit den<br />
benachbarten AIDS-Hilfen angeboten. Diese werden in Punkt 5.4 näher beschrieben.<br />
Das weiterhin zahlenmäßig am besten besuchte Angebot ist unser traditionelles<br />
Mittwochs-Café. Dieses ist ein beliebter Treffpunkt zwischen HIV-Infizierten / an<br />
AIDS Erkrankten, ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der AIDS-Hilfe Sympathie<br />
entgegenbringender Menschen. Darüber hinaus ist dieses Café eine erste<br />
Anlaufstelle <strong>für</strong> an ehrenamtlicher Arbeit Interessierte. Auch Bewerbern <strong>für</strong> den<br />
Zivildienst bietet es eine Plattform <strong>für</strong>s Kennen lernen der AIDS-Hilfe.<br />
18
Für <strong>das</strong> Café erhielten wir weiterhin Kuchenspenden. Zum <strong>Jahr</strong>esende stellte die<br />
Spenderbäckerei ihren Betrieb ein und somit fehlten uns die Kuchenspenden. Jetzt<br />
sind wir bemüht, eine neue Spenderbäckerei zu finden und überbrücken die Zeit<br />
zunächst mit Aufbackkuchen und eigenen Backwerken. Im Café ist ein Austausch<br />
zwischen Betroffenen, hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen möglich.<br />
Hier kann man sich auch über Neuigkeiten in der AIDS-Hilfe informieren und die<br />
Angebote am schwarzen Brett zur Kenntnis nehmen. Zum einen ist es eine<br />
willkommene Abwechselung <strong>für</strong> die Betroffenen, zum anderen <strong>das</strong> Treffen in der<br />
„Wahl-Familie“.<br />
Weiterhin fährt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin jeweils vor dem Café bei der<br />
Duisburger Tafel vorbei und holt dort Lebensmittel, die dann im Mittwochs-Café<br />
verteilt werden.<br />
Das Café findet offiziell zwischen 15.30 Uhr und 18.30 Uhr statt und wird von<br />
durchschnittlich ca. 12 - 20 Personen besucht. Der Anfangszeitpunkt hat sich nach<br />
vorne verschoben, so <strong>das</strong>s schon viele Besucher um 15 Uhr im Café eintreffen.<br />
Vorbereitet wird es überwiegend von dem Zivildienstleistenden. Während der Café-<br />
Zeit ist immer ein hauptamtlicher Ansprechpartner präsent, da diese Treffen von<br />
vielen Betroffenen dazu genutzt werden, Anliegen an die BeraterInnen und<br />
BegleiterInnen heranzutragen.<br />
19
Das Freitagsfrühstück haben wir zu Beginn des Berichtsjahres jeweils am letzten<br />
Freitag im Monat von 10 bis 13 Uhr angeboten. Die Besucherzahl war jedoch sehr<br />
spärlich, so <strong>das</strong>s wir im Sommer eine Pause eingelegt haben. Nach dem Einbau<br />
unserer neuen Küche haben wir erstmals wieder im Oktober <strong>das</strong> Frühstück<br />
angeboten. Für <strong>das</strong> Frühstück bekommen wir zum größten Teil Lebensmittel von der<br />
Duisburger Tafel gespendet, wo<strong>für</strong> wir recht herzlichen Dank sagen. Vorbereitet wird<br />
<strong>das</strong> Frühstück in der Hauptsache von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter und dem<br />
Zivildienstleistenden und/oder einem Praktikanten. Das Frühstück bietet eine andere<br />
Atmosphäre als beim Mittwochscafé, da es hier wesentlich ruhiger zugeht und somit<br />
interessante Gespräche mit allen Besuchern gemeinsam geführt werden können.<br />
Die Besucherzahl beläuft sich auf 4 - 6 Personen.<br />
Am 24.12.<strong>2007</strong> fand unsere inzwischen traditionelle Weihnachtsfeier statt.<br />
In einem festlich geschmückten Raum wurde die weihnachtliche Atmosphäre<br />
zunächst bei Kaffee und Kuchen <strong>für</strong> Gespräch unter den Teilnehmern genutzt.<br />
Insgesamt waren es 43 Teilnehmer/ -innen, <strong>für</strong> die unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
<strong>das</strong> Fest organisierten. Das reichhaltige Essen bestimmte den Höhepunkt des<br />
Tages, der am Abend mit einer Weihnachtstüte <strong>für</strong> jeden endete.<br />
Den Organisatorinnen und Helfern, Spendern verschiedener Einrichtungen<br />
noch mal ein herzliches Dankeschön <strong>für</strong> <strong>das</strong> gelungene Weihnachtsfest.<br />
Die Weihnachtsfeier wurde letztendlich von 45 TeilnehmerInnen besucht und fand<br />
wie im Vorjahr in den Räumen von SHAlk statt, denen wir <strong>für</strong> die Überlassung der<br />
Räumlichkeiten recht herzlichen Dank sagen. Die Weihnachtsfeier konnte wieder<br />
über Spenden in Höhe von <strong>1.</strong>900 € der Kirchen aufgrund eines Mailings und<br />
eingeworbener Spenden von ehrenamtlichen Mitarbeitern ausgerichtet werden. Es<br />
gab wie in den vergangenen <strong>Jahr</strong>en ein festliches Menü und Weihnachtstüten mit<br />
Süßigkeiten, Obst, Kaffee und Tabak. Die Vorbereitung und die Durchführung der<br />
Weihnachtsfeier liegt schwerpunktmäßig in ehrenamtlicher Hand, von<br />
hauptamtlichen Mitarbeitern gibt es einen Ansprechpartner, der auch bei der<br />
Weihnachtsfeier selbst anwesend ist und <strong>für</strong> Rückfragen bei Unklarheiten zur<br />
Verfügung steht.<br />
Auch im Berichtsjahr gab es wieder eine Positivenfreizeit. Diese führte nach<br />
Neuendorf A und wurde erneut mit Mitteln der „Förderbande Gelsenkirchen“,<br />
Lebensmitteln der Duisburger Tafel und der Deutschen AIDS-Stiftung unterstützt,<br />
wo<strong>für</strong> wir recht herzlichen Dank sagen. Sie wurde wiederum rein ehrenamtlich<br />
organisiert. Aufgrund der schon oben erwähnten Todesfälle sind auch die<br />
PartnerInnen der Verstorbenen nicht mitgefahren. Letztendlich nutzten acht<br />
TeilnehmerInnen <strong>das</strong> Angebot. Im Mittelpunkt der Freizeit stand die<br />
Trauerbewältigung, da einer der vorgesehenen Teilnehmer erst eine Woche vor<br />
Beginn der Freizeit verstorben ist. Durch die gemeinsamen Aktivitäten wurden<br />
Ängste abgebaut und <strong>das</strong> Gruppengefühl gefestigt.<br />
20
3.6 Trauerarbeit<br />
Im Berichtsjahr sind zwei der von uns Begleiteten verstorben. Da diese in der AIDS-<br />
Hilfe sehr präsent waren, hat der Tod merkliche Spuren hinterlassen. Die<br />
Verstorbenen waren Besucher des Cafe´s, der Kochgruppe und Teilnehmer der<br />
Positivenfreizeit. Somit hinterlassen sie eine große Lücke in der AIDS-Hilfe, die<br />
schwer zu schließen ist.<br />
Wir gedenken der Verstorbenen in der Mitgliederversammlung und mit unserer<br />
Trauerecke, die sich im Café befindet. Hier befinden sich unser Trauerbuch und<br />
weitere Informationen zu Verstorbenen.<br />
Candle-Light-Walk:<br />
Im Anschluss an unser Mittwochs-Café am 28.1<strong>1.</strong> fand unser traditioneller Candle-<br />
Light-Walk statt. Er führte wieder von der Galeria Duisburg aus über die Königstraße<br />
zur Liebfrauenkirche. Am Life-Saver-Brunnen wurde eine Pause eingelegt, um eine<br />
größere Aufmerksamkeit bei den Besuchern der Innenstadt zu erreichen. In der<br />
Liebfrauenkirche gab es in diesem <strong>Jahr</strong> eine Gedenkinstallation mit Scherenschnitten<br />
in der Anzahl der bei uns an AIDS verstorbenen Menschen. Des Weiteren wurden<br />
Teelichter in Pergamenttüten mit Scherenschnitten aufgestellt. Diese Aktion fand viel<br />
Lob bei den anwesenden Besuchern. Für die musikalische Untermalung sorgten ein<br />
hauptamtlicher Mitarbeiter und unser Zivildienstleistender.<br />
21
4. Öffentlichkeitsarbeit<br />
Insbesondere in den letzten zehn <strong>Jahr</strong>en (seit der Verfügbarkeit von HA-ART) haben<br />
wir eine Fülle bedeutender Veränderungen im Bereich der medizinischen<br />
Behandelbarkeit und in deren Folge im Bereich der Lebenserwartung und gewiss<br />
auch im Bereich der Lebensqualität <strong>für</strong> Menschen mit HIV und AIDS erlebt (vgl. auch<br />
<strong>1.</strong>). Wir betrachten es als eine wichtige Aufgabe von AIDS-Hilfe als Selbsthilfe-,<br />
Interessen- und Fachverband, die Bevölkerung und auch die Beteiligten im<br />
Gesundheitswesen seriös, differenziert und bestmöglich über die aktuellen<br />
Entwicklungen zu informieren, „damit nicht einer Banalisierung aller sexuell<br />
übertragbaren Krankheiten Vorschub geleistet wird“ (Schweizerische Ärztezeitung, 2008;<br />
98:5, S. 163).<br />
Die Verkündung von Forschungs- und Behandlungserfolgen ist ebenso wichtig und<br />
legitim wie die Verkündigung von Erfolgen in der Primärprävention. Während die<br />
letzteren in der Regel allerdings nur zu einem überschaubaren Medieninteresse<br />
führen – zumal diese schwer in harten Zahlen zu erfassen sind – sind die ersteren<br />
um ein vielfaches interessanter und quotenträchtiger. Dabei wird – je nach Medium -<br />
nicht immer großer Wert auf eine differenzierte Berichterstattung und<br />
Kommentierung gelegt, weil auch der Konsumentenbedarf nicht immer in diese<br />
Richtung geht und weil gewiss auch bestimmte Lobbyinteressen die eine oder<br />
andere Nachricht lancieren. Umso mehr verstehen wir es als Aufgabe der<br />
Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfen, die Entwicklungen und insbesondere die<br />
daraus resultierenden Schlagzeilen kritisch zu beobachten und zu kommentieren.<br />
Denn wir sind mit den Folgen beschäftigt. Tatsächlich registrieren wir eine gewisse<br />
Banalisierung von HIV / AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Die<br />
Sorglosigkeit der Menschen im Umgang mit HIV wächst. Deutlich steigende Zahlen<br />
von HIV-Neudiagnosen auch in Deutschland stehen <strong>für</strong> einen Irrglauben mit<br />
lebensbedrohlichen Folgen.<br />
Aussagen von manchen Medizinern, die immer wieder die nahenden<br />
Heilungschancen propagieren, mediale Schlagzeilen, die Entwarnungsphantasien<br />
22
auslösen, Hochglanzanzeigen der Pharmaindustrie, deren Aussagen fast an<br />
„Marlboro-Botschaften“ erinnern, nötigen uns, immer wieder auf die Euphoriebremse<br />
zu treten. Dies wird insbesondere in bestimmten Zielgruppen schwieriger, die ein<br />
vergleichsweise gutes Aufklärungsniveau aufweisen und sich zum Teil mit sehr<br />
subtilen Risikominimierungsstrategien beschäftigen. Die Materie wird mit<br />
zunehmenden Erkenntnisgewinnen zum Virus, seinen Infektionswegen und zum<br />
Immunsystem immer komplexer und in bestimmten Szenen oder/und Settings ist <strong>das</strong><br />
Spektrum der Präventionsbotschaften gewiss weiter und differenzierter zu gestalten<br />
als es die hinlänglichen Safer Sex-Botschaften bisher hergeben.<br />
Die strukturelle HIV-Prävention wird immer komplexer. Die Präventionsbotschaften<br />
sind immer mehr zu differenzieren und zum Teil zu individualisieren. Wenn wir heute<br />
erkennen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Infektionsrisiko, <strong>das</strong> von einem HIV-Infizierten unter stabiler ART<br />
(sART, vgl. <strong>1.</strong>) ausgeht, „sich in der Größenordnung unserer normalen Lebensrisiken<br />
wie z.B. dem Besteigen eines Flugzeuges“ (Schweizerische Ärztezeitung, a.a.O.) bewegt,<br />
dann ist es richtig und wichtig, diejenigen HIV-positiven Menschen davon zu<br />
unterrichten, denn dann ist die häufig tief verwurzelte Angst, andere zu infizieren,<br />
sehr zu relativieren. Diese Erkenntnis hätte ungeheuere Chancen zur Folge, denn sie<br />
könnte zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität von HIV-Infizierten und<br />
der von HIV-Betroffenen führen. Also etwa auch <strong>für</strong> (feste = monogame)<br />
Partnerinnen und Partner von HIV-Positiven unter der Voraussetzung eines wirklich<br />
vertrauensvollen Umgangs miteinander. Wenn sART als eine Methode des<br />
Risikomanagements genutzt wird, geht dies nicht ohne partnerschaftliche<br />
Kommunikation. Beide Partner/innen müssen die Einschätzung teilen, sich auf <strong>das</strong><br />
Restrisiko bei der sART einlassen zu wollen und Aspekte wie Compliance,<br />
regelmäßiges Monitoring und vorliegende STI`s besprechen können.<br />
Hier bestünden aber natürlich auch Chancen im Hinblick auf andere Lebensbereiche,<br />
wie etwa dem Arbeitsleben, wo Arbeitgeber noch weniger davor zurückscheuen<br />
sollten, HIV-positive MitarbeiterInnen zu beschäftigen. Auch im Bereich von<br />
(Lebens-) Versicherungen sollte sich endlich eine Neubewertung der bisherigen<br />
Ungleichbehandlung bezüglich vermeintlich ungünstiger Risiken ergeben. Die<br />
Notwendigkeit von (privater) Altersvorsorge gewinnt nunmehr auch <strong>für</strong> einige HIVpositive<br />
Menschen Bedeutung.<br />
Allerdings gilt die obige Einschätzung nicht in gleichem Maße <strong>für</strong> andere sexuell<br />
übertragbare Krankheiten. Bei diesen lässt sich weiterhin nur durch ein Kondom <strong>das</strong><br />
Ansteckungsrisiko vermindern. Vor dem Hintergrund, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong><br />
Ansteckungsrisiko bezüglich HIV aufgrund einer vorhandenen sexuell übertragbaren<br />
Krankheit verzehnfachen kann, gilt nach wie vor <strong>für</strong> promiske (nicht monogame)<br />
Lebensweisen oder Sex außerhalb von Beziehungen: „Nie auf den Selbstschutz<br />
verzichten!“.<br />
Hier gilt in aller Regel nach wie vor die relativ einfache Formel „Ohne Dings kein<br />
Bums!“ Aber natürlich bleibt es generationenübergreifend auch immer dabei, <strong>das</strong>s<br />
die Entscheidungen zum Sex oder etwa zum Drogenkonsum nicht immer auf<br />
rationaler Basis fallen. Und diesbezüglich gefährdet ein realistisches Abnehmen<br />
einer (un-) mittelbaren Todesbedrohung immer mehr die Präventionserfolge. Umso<br />
mehr bleibt es unsere Aufgabe, die vielschichtigen Problemlagen, die in Folge einer<br />
HIV-Infektion auftreten können, deutlich zu machen (Stichworte : lebenslängliche<br />
Chemotherapie mit entsprechenden Folgen wie Resistenzproblematiken,<br />
23
unerwünschte Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Therapien auf der<br />
medizinischen Seite sowie viele psychosoziale, sozialrechtliche und materielle<br />
Problemlagen bis hin zu möglichen Stigmatisierungs- und<br />
Diskriminierungstendenzen).<br />
Der `präventive Spagat´ zwischen Entdiskriminierungsarbeit im Umgang mit HIVpositiven<br />
und an AIDS erkrankten Menschen und der Mahnung vor einer keineswegs<br />
„normalen chronischen Erkrankung“, die noch dazu letztlich immer noch tödlich ist,<br />
bleibt eine große Herausforderung <strong>für</strong> die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Und angesichts der skizzierten vielfältigen Veränderungen sind wir stetig gefordert,<br />
unsere Arbeitsweisen zu überdenken und hier und da zu reformieren.<br />
Bei allem notwendigen Hinterfragen von bestehenden Strukturen, Analysen und<br />
Evaluationen von Arbeitsansätzen sowie sinnvollem Bemühen um – epidemiologisch<br />
abgesicherte - neue Präventionsansätze und –strategien wäre es aber meines<br />
Erachtens fatal, an dem Grundkonzept der strukturellen Prävention und dem Ansatz<br />
der niedrigschwelligen, akzeptanzorientierten Arbeitsausrichtung zu rütteln. Die<br />
Erfolge von nunmehr über 20 <strong>Jahr</strong>en sprechen <strong>für</strong> sich. Die Verweise auf Länder mit<br />
repressiveren Ansätzen und Zeigefingerpädagogik hinken, denn Deutschland hat –<br />
nach den skandinavischen Ländern - in Europa die viertniedrigste HIV-Prävalenz.<br />
Das hier entwickelte Präventionsmodell ist weiterhin wegweisend und<br />
zukunftsträchtig <strong>für</strong> die Beschäftigung mit dem Themenfeld der sexuellen<br />
Gesundheitsförderung generell. Es bleibt dabei: Nur wer sich schätzt, schützt sich<br />
und andere.<br />
Der Ansatz, allein auf individuelle Verhaltensänderung zu setzen, reicht in der Regel<br />
nicht aus. Auch die Verhältnisse, in denen Menschen leben, müssen lebenswert und<br />
so gestaltet sein, <strong>das</strong>s Menschen sich darin angenommen fühlen können. Hier sind<br />
alle gesellschaftlichen Gruppen weiter gefordert. Dies gilt natürlich auch <strong>für</strong> die<br />
(Landes-) Politik. Im Zuge der Kommunalisierung der Landesmittel wird sehr genau<br />
zu beobachten sein, <strong>das</strong>s sich die nordrhein-westfälische Landesregierung nicht „aus<br />
der Verantwortung stiehlt“. Das Thema „HIV & AIDS und andere sexuell übertragbare<br />
Krankheiten“ darf nicht von der landespolitischen Diskussionsebene verschwinden.<br />
Dies hätte unseres Erachtens fatale Folgen – insbesondere im Hinblick auf<br />
besonders riskierte Gruppen (s. <strong>1.</strong>)<br />
„Gemeinsam gegen AIDS. Wir übernehmen Verantwortung <strong>für</strong> uns selbst und<br />
andere.“ Das deutsche Welt-AIDS-Tags-Motto der <strong>Jahr</strong>e 2005 ff ist gut gewählt.<br />
Wir haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung auch und gerade gegenüber<br />
den Schwächeren in unserer Leistungsgesellschaft. Nicht nur im HIV-<br />
Infektionsgeschehen sind Menschen überproportional vertreten, die ökonomisch,<br />
bildungsmäßig und sozial benachteiligt sind. Somit bleibt AIDS-Präventionsarbeit zu<br />
einem großen Teil weiterhin Arbeit in gesellschaftlichen Konfliktbereichen. Es geht<br />
weiter um Aspekte von sozialer Diskriminierung von Homo- und Bisexuellen, um die<br />
Kriminalisierung von Drogengebraucher/innen, um die Ausgrenzung von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund, um Marginalisierungstendenzen von Prostituierten und<br />
Menschen in Haft und um die Defizite in der Um- und Durchsetzung von (sexuellen -)<br />
Selbstbestimmungsrechten von Frauen in besonderen Lebenslagen.<br />
24
Die Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfen gewinnt vor diesen Hintergründen weiter an<br />
Bedeutung. Die differenzierte und seriöse Außendarstellung des Themenfeldes „HIV<br />
und AIDS“ wird allerdings immer vielschichtiger und komplexer.<br />
Erfreulicherweise sind Anfragen nach den Angeboten unserer AIDS-Hilfe in allen<br />
Arbeitsbereichen stabil hoch. Das spezifische Know-how, die<br />
Vermittlungskompetenzen unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen und<br />
die Flexibilität eines kleinen, freien Trägers in der Wohlfahrtspflege werden<br />
offensichtlich sehr geschätzt. Das zeigen uns die vielen positiven Rückmeldungen,<br />
die aus sehr unterschiedlichen Gruppierungen kommen.<br />
Grundlagen <strong>für</strong> den Erhalt und die Anpassung unserer Arbeitsqualitäten sind die<br />
Qualitätsstandards <strong>für</strong> die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, die Teil unseres<br />
Leitbildes (s. Anhang o. www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ) sind.<br />
4.<strong>1.</strong> AG Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die mit dem skizzierten Themenspektrum und der entsprechenden Informations- und<br />
Aufklärungsarbeit befasste Arbeitsgruppe trifft sich zukünftig jeden zweiten Montag<br />
im Monat um 19.00 Uhr in der AIDS-Hilfe, um Veranstaltungen, Informationsstände<br />
u.a. Aktionen zu konzipieren und zu organisieren. Die Gruppe ist mit stabil acht<br />
Mitgliedern besetzt. Um diesen Kern von Mitarbeiter/innen herum finden sich immer<br />
wieder neue Interessent/innen über mehr oder minder lange Zeiträume. Der Zugang<br />
zur Gruppe setzt nicht <strong>das</strong> Durchlaufen der Grundausbildung <strong>für</strong> Ehrenamtler/innen<br />
voraus, wie dies <strong>für</strong> die Bereiche der Beratung und Begleitung zwingend ist. Es kann<br />
also jede/r Interessierte unverbindlich hereinschnuppern.<br />
25
Ohne <strong>das</strong> intensive Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen wäre die<br />
Menge an Veranstaltungen und Aktionen, die wir auch im Berichtsjahr wieder<br />
durchführen konnten, nicht denkbar. Allen beteiligten Ehrenamtler/innen gilt da<strong>für</strong><br />
unser herzlichster Dank!<br />
Weiterhin suchen wir gerade <strong>für</strong> <strong>das</strong> Feld der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Wer hier aktiv werden möchte oder Interessenten<br />
kennt … nur zu!<br />
Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört die Internet-Homepage der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.. Nach einer leichten Neugestaltung der<br />
Homepage (www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de) ist auch <strong>für</strong> <strong>das</strong> Berichtsjahr<br />
<strong>2007</strong> eine Erhöhung der Zugriffsfrequenzen zu konstatieren. Auch hat sich die<br />
Einrichtung einer extra Beratungsseite mit sog. FAQ`s (frequently asked questions =<br />
Häufig gestellte Fragen) bewährt. Dieses Angebot wird gerade von jüngeren Leuten<br />
aufgrund der besonderen Anonymität und der Attraktivität des Mediums <strong>für</strong> diese<br />
`Besucher´ genutzt. Diese Seiten werden regelmäßig evaluiert und bei Bedarf<br />
werden die FAQ`s variiert (Vgl. 2.).<br />
Als weitere wichtige Werbeträger dienen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />
der Schaukasten im Bus- und S-Bahntunnel am Duisburger Hauptbahnhof, der im<br />
Berichtsjahr wieder mehrmals thematisch neu gestaltet und fortlaufend aktualisiert<br />
wurde und der Schaukasten im Bahnhof Wesel, der insbesondere auch auf die<br />
Beratungsstelle in Wesel aufmerksam macht. Durch langwierige Umbaumaßnahmen<br />
am Weseler Bahnhof und die folgende Neugestaltung ist dieser Standort leider sehr<br />
unattraktiv geworden, so <strong>das</strong>s wir uns entschieden haben, den Mietvertrag mit einer<br />
Bahngesellschaft zum Ende des Berichtsjahres auslaufen zu lassen. Den beiden<br />
Ehrenamtlern, die diese Werbe-, Beratungs- und Ankündigungsträger gepflegt<br />
haben, rsp. weiter pflegen, gilt ein besonderer Dank.<br />
Schaukasten Duisburg<br />
Schaukasten Wesel<br />
26
4.2. Veranstaltungen<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist immer bemüht, ihr Angebot einer<br />
breiten Öffentlichkeit transparent zu machen und nutzt dazu verschiedene Orte und<br />
Anlässe. Wie könnte man auf Enttabuisierung, Entdiskriminierung und Emanzipation<br />
ausgelegte Präventionsarbeit leisten, ohne die sog. Allgemeinbevölkerung über den<br />
Sinn und Zweck zielgruppenspezifischer Arbeit zu informieren?<br />
Neben dem sehr breiten Spektrum an inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und AIDS,<br />
Hepatitiden und andere sexuell übertragbare Krankheiten, Homosexualität,<br />
Drogengebrauch, Frauen/Mädchen und AIDS, Migration und AIDS u.a.m.) ist es<br />
alljährlich aufs Neue schwierig, halbwegs flächendeckend in unserer großen Region<br />
Präsenz zu zeigen.<br />
Nach dem arbeits- und ereignisreichen Jubiläumsjahr, gab es im Feld der<br />
Öffentlichkeitsarbeit im ersten Halbjahr eine kreative Ruhephase, die u.a. dazu<br />
genutzt wurde, uns mit Szenarien im Zusammenhang mit der Kommunalisierung<br />
(s.o.) zu beschäftigen.<br />
Anfang Juni startete dann aber die ÖA-Truppe mit Aktionen. Am 02. Juni, der<br />
bundesweiten „Nacht der Solidarität“ des Aktionsbündnisses gegen AIDS,<br />
sammelten wir tagsüber in der Duisburger City Unterschriften <strong>für</strong> die Kampagne<br />
„Gesundheit kommt nicht von allein“ und gestalteten abends einen Gottesdienst in<br />
der evangelischen Kirchengemeinde Dinslaken (Mitte) mit, zu dem es eine sehr<br />
erfreuliche Presseresonanz gab.<br />
Zum Anliegen des Aktionsbündnisses und unserer Beteiligung daran hatten wir dann<br />
auch noch einen Auftritt im Duisburger Stadtfernsehen „Studio47“.<br />
Duisburg, 02.06.08 Dinslaken, 02.06.08<br />
Viele gute Gespräche in sehr freundlicher Atmosphäre konnten wir beim Duisburger<br />
Umweltmarkt auf der Königstrasse am 16.06. führen. Immer noch und immer wieder<br />
bewährt sich bei unseren Infoständen der Einsatz des Glücksrades als Magnet und<br />
Türöffner <strong>für</strong> Präventionsgespräche.<br />
27
Infostand beim Duisburger Umweltmarkt, 16.06.07<br />
Großes Interesse und Bereitschaft, unsere Arbeit konstruktiv zu begleiten, erfuhren<br />
wir im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten der PDS/Die Linke, Herrn Aydin,<br />
der uns am 25.06. besuchte.<br />
Ende Juni holte sich eine kleine Delegation der AH updates zum aktuellen HIV-<br />
Geschehen beim Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress in Frankfurt, von dem<br />
eine gewisse neue Aufbruchstimmung ausging, da hier u.a. die erfreulichen<br />
politischen Signale der Bundesregierung zur Verstärkung der nationalen und<br />
internationalen Präventionsarbeit (EU-Gipfel in Bremen, G8-Gipfel in Heiligendamm)<br />
noch einmal, u.a. durch die Eröffnungsrede der Bundesgesundheitsministerin, Ulla<br />
Schmidt, die wir bei einer Veranstaltung der Duisburger Bundestagsabgeordneten,<br />
Petra Weiss, am 19. November in Duisburg auch noch einmal zu bestimmten<br />
Entwicklungen im Gesundheitswesen befragen konnten, deutlich bekräftigt wurden<br />
(vgl. <strong>1.</strong>).<br />
Am 28. Juli fand auch der inzwischen sehr etablierte Duisburger CSD wieder unter<br />
aktiver Beteiligung der AH statt und fand ein sehr gutes Echo (s. 5.<strong>1.</strong>).<br />
Im August waren wir traditionell mit Ständen bei den Weseler ppp-Tagen und den<br />
Jugend-DIN-Tagen in Dinslaken bei herrlichem Wetter und guter Erreichbarkeit der<br />
Bevölkerung vertreten.<br />
Infogespräche am Glücksrad<br />
Im September bereicherten wir wieder <strong>das</strong> Duisburg-Hochfelder Stadtteilfest im<br />
Bönninger Park, bei dem wir nicht zuletzt mit vielen Menschen mit<br />
28
Migrationshintergrund wertvolle Informations- und Austauschgespräche führen<br />
konnten. Hier können wir unsere interkulturellen Kompetenzen erproben und<br />
weiterentwickeln – ein <strong>für</strong> uns nach wie vor wichtiges Anliegen.<br />
Dementsprechend ist es <strong>für</strong> uns schon traditionell selbstverständlich, <strong>das</strong>s wir uns<br />
aktiv an den „Interkulturellen Wochen“ in Duisburg beteiligen. Im Berichtsjahr<br />
präsentierten wir uns im Verbund mit anderen Mitgliedsorganisationen des<br />
„Paritätischen“ in Duisburg mit einem interaktiven Angebot im Rahmen der<br />
Eröffnungsveranstaltung (Motto <strong>2007</strong> „Stark durch Vielfalt“) am 05. September auf<br />
der Duisburger Königstrasse. Darüber hinaus haben wir ein workshop-Angebot<br />
ausgeschrieben, welches allerdings keine Teilnehmerresonanz erfuhr. Dies zeigt<br />
einmal mehr, <strong>das</strong>s wir im Zusammenhang von AIDS und Migration weiterhin „dicke<br />
Bretter bohren“ und Geduld aufbringen müssen. Und zwar im Verbund mit<br />
Kooperationspartnern und Multiplikator/innen.<br />
Diese waren die Zielgruppe <strong>für</strong> die fünfte landesweite Fachtagung des von uns mit<br />
initiierten Arbeitskreises Migration, der unter dem schönen Titel „… ohne Angst<br />
verschieden sein“ am 07. November wieder einmal im Institut <strong>für</strong> Aus- und<br />
Fortbildung und mit freundlicher Unterstützung der Stadt Duisburg, des Ministeriums<br />
<strong>für</strong> Integration, Frauen und Familie NRW, der Deutschen AIDS-Stiftung sowie<br />
einzelner Pharmafirmen stattfand (s. Flyer im Anhang). Fast 50 Teilnehmer/innen<br />
waren sehr angetan von den Inhalten und Referent/innen und stehen selbst <strong>für</strong> die<br />
auf gutem Wege befindliche Weiterentwicklung eines interdisziplinären Netzwerkes<br />
in der gesundheitsfördernden Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergründen.<br />
Der Arbeitskreis Migration<br />
Das Plenum der Fachtagung<br />
Unsere Arbeit <strong>für</strong> und mit Menschen in Haft stand im Vordergrund bei einem<br />
erneuten Arbeitsfrühstück, zu dem der Duisburger FDP-Landtagsabgeordnete,<br />
Holger Ellerbrock, eine Delegation der AH in den Düsseldorfer Landtag am 15.<br />
November einlud. Die Wertschätzung, die uns hier entgegengebracht wurde, ist<br />
insbesondere <strong>für</strong> die Arbeit und die Motivation unserer ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter/innen von großer Bedeutung. Und natürlich ist es auch ungemein wichtig,<br />
<strong>das</strong>s die Leistungen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. von politischen<br />
Entscheidungsträgern als sinnvoll und gut wahrgenommen und der Diskurs zu<br />
Ansätzen, Konzepten und deren Förderung angenommen werden.<br />
Für beide Seiten besonders interessant gestaltete sich der Informationsbesuch der<br />
Leiterin eines Gesundheitszentrums der Duisburger Partnerstadt Kaliningrad, Frau<br />
29
Dr. Stachovskaya, am 1<strong>1.</strong> Dezember in unserer AIDS-Hilfe. Wir waren – offen<br />
gestanden - erstaunt über die `Modernität´ der Haltungen und Arbeitsansätze in<br />
dieser westrussischen Stadt, die den unseren viel näher sind, als wir vermuteten. Es<br />
zeigte sich erneut, <strong>das</strong>s der möglichst direkte Austausch von größter Bedeutung ist<br />
und <strong>das</strong>s internationale Zusammenarbeit zu gegenseitiger Befruchtung führt. Wir<br />
hegen die Hoffnung, <strong>das</strong>s diese etwa im Rahmen der Städtepartnerschaften weiter<br />
gedeihen kann.<br />
Zum "Gedenktag <strong>für</strong> die verstorbenen Drogengebraucherinnen und<br />
Drogengebraucher“ am 2<strong>1.</strong> Juli beteiligten wir uns in der Duisburger Innenstadt am<br />
bundesweiten Informations- und Aktionsgeschehen. Wir unterstützten eine<br />
Kampagne der Deutschen AIDS-Hilfe und sammelten Unterschriften <strong>für</strong> Postkarten,<br />
die an die Bundeskanzlerin Angela Merkel gerichtet waren. Mit diesen Postkarten<br />
wurde Frau Merkel aufgefordert, sich <strong>für</strong> eine gesetzliche Grundlage zur<br />
Anerkennung von Heroin als Medikament einzusetzen und die Aufnahme in die<br />
Regelversorgung zu unterstützen. Leider stand die Duisburger Bevölkerung diesem<br />
Anliegen eher skeptisch gegenüber, so <strong>das</strong>s es schwierig war, Unterschriften zu<br />
erhalten.<br />
Die Presseresonanz war dagegen sehr erfreulich. Wir konnten uns im Studio 47<br />
präsentieren, es gab ein Interview mit Radio KW, die WAZ hat den Artikel<br />
veröffentlicht und NRZ und Lokalfernsehen WDR waren vor Ort am Stand.<br />
Zur eigenen Fortbildung unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen nutzen<br />
wir seit einigen <strong>Jahr</strong>en immer mal wieder, <strong>das</strong> aus BZgA-Mitteln geförderte Angebot<br />
der sog. „Medizinischen Rundreise“ der Deutschen AIDS-Hilfe. Am 19. und 20.<br />
Oktober hatten wir mit Bernd Vielhaber erneut einen äußerst kompetenten<br />
Referenten zum Spezialthema der Hepatitiden B und C bei uns zu Gast, deren<br />
Thematisierung nicht zuletzt im Rahmen unserer Knast-Arbeit, aber auch generell im<br />
Rahmen der HIV-Prävention eine zunehmende Relevanz besitzt.<br />
30
4.3. Benefiz-Veranstaltungen<br />
Nicht nur in finanzieller Hinsicht sind Benefiz-Aktionen <strong>für</strong> uns sehr wichtig, bieten<br />
Aktionen mit Künstlern doch meist die Möglichkeit, unser Thema auch außerhalb der<br />
Welt-AIDS-Tags-Zeit öffentlichkeitswirksam zu platzieren.<br />
Ein riesengroßes Dankeschön gilt allerdings einmal mehr dem Duisburger<br />
Gastronomen, Thomas Seven, der im Berichtsjahr mit seinem traditionellen<br />
Grünkohlessen im November wieder viele Gäste zu Spenden animieren und darüber<br />
über 4.000,- € <strong>für</strong> die Aufrechterhaltung unserer Angebotspalette bereitstellen<br />
konnte.<br />
Treue Unterstützung erfahren wir auch immer wieder durch den Besitzer der<br />
Johanniter-Apotheke in Duisburg-Hochfeld, Herrn König und sein Team sowie<br />
inzwischen durch einen Teil der Citi-Pride-Group der Duisburger citibank,<br />
federführend durch Herrn Guido Kuhl, die zum Welt-AIDS-Tag wieder 300 Solibären<br />
verkauft haben<br />
Darüber hinaus erfreut es uns sehr, an dieser Stelle <strong>Jahr</strong> <strong>für</strong> <strong>Jahr</strong> über sehr stabile<br />
Unterstützungsaktivitäten berichten zu können. Da sind zum einen die<br />
Spendensammlungen und thematischen Veranstaltungen vieler Kirchengemeinden<br />
zu nennen, die zudem in der Regel auf unsere Anfrage hin <strong>für</strong> unsere alljährliche<br />
Weihnachtsfeier <strong>für</strong> Menschen mit HIV und AIDS eingehen – vielen herzlichen Dank<br />
da<strong>für</strong> – und zum anderen die Spendenausschüttung einer Reihe von Sparkassen.<br />
Ganz besonders bedanken wir uns hier bei der Sparkasse Duisburg <strong>für</strong> ihre Treue<br />
hinsichtlich der Teilfinanzierung unserer aufsuchenden Arbeitsangebote.<br />
Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen Schülerinnen und Schülern und<br />
engagierten Lehrkräften zu danken, die uns mit hoher Motivation, Überzeugung und<br />
zum Teil sehr kreativen Aktionsideen nicht nur bei der Spendensammlung, sondern<br />
auch bei der Thematisierung von HIV und AIDS in zweifellos wichtigsten Zielgruppen<br />
fantastisch unterstützen. Stellvertretend möchten wir hier die Projektgruppen am<br />
Gymnasium Adolfinum in Moers, dem Sophie-Scholl-Berufskolleg in Duisburg-<br />
Marxloh, die Projektgruppe am Gymnasium Moers-Rheinkamp, die Gustav-<br />
Heinemann-Realschule Duisburg-Mitte und die Krankenpflegeschule am St.<br />
Bernhard Hospital Kamp-Lintfort erwähnen.<br />
DANKE <strong>für</strong> einen bärenstarken Einsatz <strong>für</strong> die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />
31
4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag <strong>2007</strong><br />
„Stop AIDS. Keep the Promise!“ Das war und ist <strong>das</strong> internationale Motto der Welt-<br />
AIDS-Kampagnen seit 2005. Es erinnerte daran, <strong>das</strong>s im Juni 2001 Politiker aus aller<br />
Welt auf einer Sondersitzung der Vereinten Nationen zu HIV und AIDS <strong>das</strong><br />
Versprechen gaben, sich national und international stärker im Kampf gegen die<br />
weltweite HIV- und AIDS-Epidemie zu engagieren.<br />
Das deutsche Motto ergänzt seither: „Gemeinsam gegen AIDS. Wir übernehmen<br />
Verantwortung <strong>für</strong> uns selbst und andere.“ (s.o.). Nicht nur die Politik, sondern jede/r<br />
Einzelne trägt Verantwortung <strong>für</strong> sich selbst und andere. Wir alle können etwas tun,<br />
aber nur gemeinsam können wir etwas erreichen.<br />
Angesichts dieser Ausrichtung und Forderungen fiel es uns auch in diesem <strong>Jahr</strong><br />
nicht schwer, <strong>das</strong> deutsche Motto auch <strong>für</strong> unsere WAT-Veranstaltungen<br />
voranzustellen.<br />
Mit sieben eigenen Veranstaltungen und weiteren mit und von Kooperationspartnern<br />
durchgeführten Aktionen konnte auch im Berichtsjahr wieder ein umfangreiches<br />
Angebot vorgehalten (s. Flyer und Pressespiegel im Anhang) und viele Menschen<br />
darüber erreicht werden.<br />
Am 16. November ging es los mit einem thematischen Infostand bei dem schwullesbischen<br />
Party-Event in der Duisburger Kulturzentrale „HundertMeister“, der in<br />
bewährter Regie unseres „Herzenslust-Teams“ lag.<br />
Nicht fehlen darf in einem AIDS-Hilfe Veranstaltungsprogramm aus unserer Sicht ein<br />
medizinisches Fachgespräch zur HIV-Therapie. Erstmalig in Kooperation mit unseren<br />
Kolleginnen der Nachbar-AIDS-Hilfe Oberhausen veranstalteten wir ein solches am<br />
2<strong>1.</strong> November im Stadtteil- und Kulturzentrum „Alte Feuerwache“ in Hochfeld unter<br />
dem Titel „(Multi-) Resistent! Austherapiert? – Was nun?“. Gemeinsam mit unseren<br />
niedergelassenen Schwerpunktärzten Dr. Kwirant und Dr. Becker-Boost brachte uns<br />
Dr. Stefan Esser, Oberarzt an der Uni-Klinik Essen, auf den „aktuellen Stand der<br />
Irrtümer“ in der HIV-Therapie. Wobei sich erfreulicherweise immer mehr gesicherte<br />
Antworten finden und sich bessere Optionen eröffnen, selbst <strong>für</strong> Positive im sog.<br />
„Salvage-Bereich“, also <strong>für</strong> Menschen, die bereits mehrere Kombinationstherapien<br />
hinter sich haben und ein Ende der „therapeutischen Fahnenstange“ in Sicht ist/war.<br />
32
„Fragen Sie Ihren Arzt …“<br />
Dr. Stefan Esser, Dr. Becker-Boost, Dr. Kwirant (v.l.)<br />
Ein sehr erfreuliches Echo fand in diesem <strong>Jahr</strong> <strong>das</strong> „Abendgebet zum Welt-AIDS-<br />
Tag“, die Solidaritätsveranstaltung des Duisburger Aktionsbündnisses gegen AIDS<br />
(i.e.: Kindernothilfe, Ev. Kirchenkreis Duisburg, Infostelle dritte Welt, Ev.<br />
Studentengemeinde Duisburg, die ev. Kirchengemeinde Alt-Duissern, die AIDS- und<br />
STD-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes und die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />
Wesel e.V.) am Freitag, dem 23. November in der Luther-Kirche in Duisburg-<br />
Duissern statt. Etwa einhundert Besucher/innen waren – wie wir alljährlich - sehr<br />
angetan vom Veranstaltungskonzept, den z.T. authentischen Lebensbildern von<br />
Menschen mit HIV und AIDS, den symbolischen Aktionen sowie von den<br />
musikalischen Darbietungen. In diesem <strong>Jahr</strong> unterstützten uns die Trommelgruppe<br />
„drumming kids“ und der Gospelchor „praise together“ der ev. Kirchengemeinde<br />
Neudorf-West mit mitreißenden Darbietungen. Für diese hervorragenden Gesten der<br />
Solidarität sagen wir ganz herzlichen Dank. Das Duisburger Aktionsbündnis gegen<br />
AIDS ist weiterhin offen <strong>für</strong> weitere Kooperationspartner. Interessierte Personen und/<br />
oder Einrichtungen sind immer willkommen.<br />
Am Samstag, dem 24. November konnten wir uns am Aktionstag im Haus der<br />
Jugend in Duisburg-Rheinhausen „Treatment for all, part III“ teilnehmen, bei dem<br />
unter sehr engagierter Federführung von Dr. Günther Bittel ein buntes<br />
Aktionsprogramm mit verschiedenen Informationsmöglichkeiten und einem<br />
abschließenden Solidaritätskonzert mit Bands aus der Region stattfand. Die<br />
Resonanz war leider wieder überschaubar. Wir wissen, <strong>das</strong>s wir bei „unserem<br />
Thema“ Geduld brauchen und hoffen, <strong>das</strong>s sich hier eine prima Veranstaltung in<br />
gerade <strong>für</strong> Jugendliche attraktivem Setting etablieren wird. Unser Dank gilt jedenfalls<br />
den Initiatoren und Bands <strong>für</strong> dieses Event.<br />
Bedauerlicherweise konnte der Arbeitskreis „Homosexuelle Kultur Duisburg“<br />
(HoKuDu e.V.) im Berichtsjahr aufgrund von Personalmangel keine<br />
Veranstaltungsreihe „Ein Blick zu anderen Ufern“ durchführen. Hier konnten in der<br />
Vergangenheit doch einige Veranstaltungen <strong>das</strong> Programm zum Welt-AIDS-Tag mit<br />
sehr passenden Inhalten ergänzen.<br />
33
Sehr erfreulich gestalteten sich wieder einmal die Kooperationen mit einzelnen<br />
Kirchengemeinden. So erneut die Gedenkveranstaltung im Anschluss an unseren<br />
Candle-Light-Walk am Mittwoch, dem 28. November in der Liebfrauen-Kirche in<br />
Duisburg-Mitte, die von den Teilnehmenden besonders gewürdigt wurde.<br />
Candle-Light-Walk, 28.1<strong>1.</strong>07<br />
Sehr kooperativ, engagiert und aufgeschlossen zeigten sich wieder einmal die<br />
Verantwortlichen Betreiber der UCI-Kinowelt in Duisburg. Hier konnten vom 28. bis<br />
30. November die von der BZgA unterstützten Jugendfilmtage durchgeführt werden.<br />
Über 300 Schülerinnen und Schüler von verschiedenen Duisburger Schulen konnten<br />
hier neben thematischen Filmangeboten zu Sexualität, Liebe, Freundschaft und HIV/<br />
AIDS auch einen Mitmachparcour durchlaufen und in verschiedenen Aktionsformen,<br />
die von Teilen des Duisburger Arbeitskreises Prävention gestaltet wurden,<br />
wahrnehmen. Gerade dieses Angebot wurde von Schülern und den begleitenden<br />
Lehrkräften sehr gut genutzt und als interessant und wichtig bewertet. Als Schirmherr<br />
stand der Duisburger Künstler, Benny Martell (DSDS, SAT 1 Morningstar, Stimme<br />
des <strong>Jahr</strong>es 2003), an allen Veranstaltungstagen <strong>für</strong> Gespräche und<br />
Autogrammwünsche honorarfrei und gerne zur Verfügung.<br />
Benny Martell und Judith Dewald<br />
„Risiko?“ Ralf Runniger im Einsatz<br />
Die `klassischen´ Rote-Schleifen-Aktionen der AIDS-Hilfe auf den<br />
Weihnachtsmärkten – im Berichtsjahr in Moers und Duisburg - haben auch in diesem<br />
<strong>Jahr</strong> etwas unter Personalknappheit gelitten. Während die Eindrücke und <strong>das</strong><br />
Sammelergebnis in Moers (am 0<strong>1.</strong>12., dem Welt-AIDS-Tag) rundweg prima waren,<br />
gestaltete sich <strong>das</strong> Geschehen am Sonntag, dem 02.12. auf dem Duisburger<br />
Weihnachtsmarkt als sehr frustierend. Standort und Wetter waren sehr schlecht und<br />
entsprechend fiel auch <strong>das</strong> Spendensammeln „ins Wasser“. Witterungsunabhängig<br />
und mit gewohnt guter Akzeptanz durch die Duisburger Bevölkerung gestaltete sich<br />
die Rote-Schleifen-Aktion in der Duisburger Galeria, <strong>für</strong> die wieder eine Reihe von<br />
34
Geschäften Präsente <strong>für</strong> unsere Glücksrad-Aktion zur Verfügung stellten. Ein<br />
herzliches Dankeschön <strong>für</strong> diese Geste!<br />
WAT-Aktion, 0<strong>1.</strong>12.07, Galeria Duisburg<br />
Ebenfalls in der UCI-Kinowelt fand am Sonntag, 02. Dezember ein <strong>das</strong><br />
Veranstaltungsprogramm zum Welt-AIDS-Tag abschließendes Highlight statt. Den<br />
Kolleginnen der AIDS-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes Duisburg ist es<br />
gelungen, <strong>das</strong> AIDS-Special der ältesten deutschen TV-Soap, der ARD-Serie<br />
„Lindenstraße“ mit dem Titel „Die Leiden des jungen Benno Zimmermann“, welches<br />
auf dem diesjährigen Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongreß in Frankfurt im Juni<br />
Premiere hatte, nach Duisburg zu holen. Und nicht nur <strong>das</strong>. Mit dem Autor und<br />
Regisseur, Hans W. Geißendörfer, und der Hauptdarstellerin, Andrea Spatzek,<br />
standen höchst prominente Vertreter zur Filmbegleitung und zu einer<br />
anschließenden Podiumsdiskussion Rede und Antwort. Ein attraktives und<br />
spannendes Veranstaltungsangebot, welches trotz guter Bewerbung<br />
unverständlicherweise ein höchst begrenztes Publikumsinteresse fand.<br />
Erfreulicherweise hat <strong>das</strong> Duisburger Stadtfernsehen, „Studio 47“ diese<br />
Veranstaltung mitgeschnitten und in einer 30-minütigen Sondersendung doch noch<br />
einem größeren Publikum zugängig gemacht.<br />
Rolf Ringeler als „Opener“ der Podiumsdiskussion<br />
Andrea Spatzek und Hans W. Geißendörfer<br />
35
Das beteiligte Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS hatte sich schnell darüber<br />
verständigt, die Spendeneinnahmen aus dem „Abendgebet zum WAT“, den<br />
Jugendfilmtagen sowie der „Lindenstrassen-Aktion“ einem AIDS-Waisen-Projekt der<br />
Kindernothilfe zukommen zu lassen. Ein Film über dieses Projekt wurde ebenfalls im<br />
UCI am 02. Dezember ausgestrahlt. Spenden <strong>für</strong> ein wirklich tolles Projekt im<br />
südlichen Afrika sind natürlich auch weiterhin höchst willkommen. Wir stellen gerne<br />
den Kontakt zur Kindernothilfe <strong>für</strong> Sie her.<br />
Die Kolleginnen vom Gesundheitsamt J. Heiland, Dr. P. Terlinden und I. Sperg (v.l.)<br />
36
Allen, die uns zum Welt-AIDS-Tag <strong>2007</strong> durch viel Engagement und Kreativität<br />
unterstützt haben, gilt an dieser Stelle noch einmal unser ganz herzlicher Dank.<br />
37
4.5. Berichterstattung in den Medien<br />
Die Nachfragen von Seiten der Print-, Funk- und TV-Medien, die unsere Arbeit zum<br />
Teil sehr aufmerksam begleiten, stimmt uns zuversichtlich und führt uns zu dem<br />
Eindruck, gute Arbeit zu leisten.<br />
Wir waren unsererseits mit der Erreichbarkeit und dem Echo bei Presse, Lokalfunk<br />
und –fernsehen über <strong>das</strong> Berichtsjahr verteilt insgesamt sehr zufrieden (s.<br />
Pressespiegel im Anhang).<br />
In der WDR-Lokalzeit gab es unter dem Titel „Lieben mit HIV“ eine interessante und<br />
gut gemachte Dokumentation über drei HIV-positive. Eine davon, eine unserer<br />
Klientinnen, hat <strong>das</strong> WDR-Team auch in die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />
geführt, weil ihr die Begleitung durch uns ungemein wichtig ist.<br />
Das schon mehrmals zitierte Stadtfernsehen „Studio 47“ ist mittlerweise ein treues<br />
Begleiter- und Unterstützermedium.<br />
Auch im Printmedienbereich gab es im Berichtszeitraum große Portraits über<br />
Menschen und Angebote der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. (s.<br />
Pressespiegel)<br />
Den stabil hohen Anstiegen bei den Neuinfektionen im Berichtsjahr muss aus<br />
unserer Sicht aber auch wieder mit einer Kommunikationsoffensive begegnet<br />
werden, um die Präventionserfolge der vergangenen <strong>Jahr</strong>e nicht weiter zu<br />
gefährden. Aufklärung, sachliche Information und Erinnerung müssen wahrnehmbar<br />
bleiben.<br />
38
4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten<br />
Hier sind <strong>für</strong> den Stelleninhaber zu nennen :<br />
• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in verschiedenen<br />
regionalen Gremien und Arbeitskreisen in Duisburg und dem Kreis Wesel,<br />
• Vorbereitung, Organisation, und Durchführung von Informationsständen,<br />
Seminar- und Vortragsangeboten,<br />
• Organisatorische Begleitung und Pressearbeit <strong>für</strong> Benefiz- und<br />
Kooperationsveranstaltungen,<br />
• Acquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen<br />
(Ehrenamtleranwerbung)<br />
• Kontaktpflege zu Förderern und Kooperationspartnern,<br />
• Telefonische und persönliche Beratung,<br />
• Beratungsstellenleitung,<br />
• U.a.m.<br />
Abbildung :<br />
Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung<br />
(Präventions-) Veranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung<br />
im <strong>Jahr</strong>e <strong>2007</strong> - Veranstaltungen insgesamt<br />
Veranstaltungen<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Januar<br />
Februar<br />
März<br />
April<br />
Mai<br />
Juni<br />
Juli<br />
Monate<br />
August<br />
September<br />
Oktober<br />
November<br />
Dezember<br />
39
5.1 HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit<br />
Männern haben sowie bisexuellen Männern<br />
Das Projekt homo- und bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die Sex mit<br />
Männern haben) im Kontext von HIV / STI´s der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />
e.V. ist durch Zielgruppenspezifische Mittel der AIDS-Hilfe NRW e.V. gefördert<br />
worden. Durch diese Förderung konnte eine knappe ½ Personalstelle finanziert<br />
werden, mit der die strukturelle Prävention im Arbeitsbereich „homosexuelle und<br />
bisexuelle Männer sowie MSM im Kontext HIV / STI´s“ auf der lokalen, regionalen<br />
und landesweiten Ebene umgesetzt wurde. Zusätzlich hat <strong>das</strong> Projekt auf der lokalen<br />
Ebene <strong>das</strong> Ziel, HIV-Positive Männer niedrigschwellig zu erreichen und ihnen die<br />
möglichen Angebote in der Region zu vermitteln bzw. die Begleitung durch die AIDS-<br />
Hilfe anzubieten (Streetwork).<br />
Auf der landesweiten Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in Gremien, die sich<br />
überregional mit dem Thema homosexuelle Männer im Kontext HIV / STI´s befassen.<br />
Auf der regionalen Ebene wurden in der Vernetzung mit anderen Institutionen<br />
Kampagnen und Präventionsaktionen erarbeitet und durchgeführt. Durch diese<br />
Kooperationen konnten größere Veranstaltungen geplant, koordiniert und umgesetzt<br />
werden. Die in diesen Gremien vorhandenen Ressourcen konnten so gebündelt<br />
werden und es ergaben sich sinnvolle Synergieeffekte.<br />
Auf der lokalen Ebene wurden gemeinsam mit Kooperationspartnern, durch die<br />
Einbeziehung von ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie HIV-Positiven schwulen<br />
Männern die ausdifferenzierten Angebote/Präventionsaktionen erfolgreich<br />
umgesetzt. Durch diese Kooperationen konnten die begrenzten personellen<br />
Ressourcen optimal genutzt werden.<br />
5.<strong>1.</strong>1 Vorwort<br />
Die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />
e.V. im Bereich MSM musste sich im vergangenen <strong>Jahr</strong> mit neuen<br />
Präventionsbotschaften auseinander setzen, da die bis dahin üblichen Aussagen zu<br />
Übertragungswegen bei HIV von mehreren Medizinern, wissenschaftlichen<br />
Publikationen und den Referenten der DAH e.V. in Frage gestellt wurden. Durch die<br />
Diskussionen auf der lokalen, regionalen und überregionalen Ebene stellt sich daher<br />
die Frage, ob sich in Zukunft die Präventionsarbeit noch differenzierter darstellt, als<br />
wie sie jetzt schon ist.<br />
Dies wiederum stellt die aktiven Präventionisten vor ein Dilemma. Einerseits möchte<br />
die AIDS-Hilfe fachlich anspruchsvolle Prävention und Beratung betreiben.<br />
Andererseits gelten dann <strong>für</strong> die Zukunft so hohe Ansprüche an die<br />
Präventionsmitarbeiter, <strong>das</strong>s eine intensive Ausbildung notwendig sein wird. Da die<br />
Zahl der ehrenamtliche Mitarbeiter jedoch nicht zunimmt, werden die notwendigen<br />
hochschwelligen Ausbildungen eher abschreckend auf interessierte Mitarbeiter<br />
wirken.<br />
Zukunftsorientiert werden die neu aufgetretenen Fragestellungen bezüglich<br />
Risikoeinschätzungen auf den Herzenslustkoordinatorentreffen diskutiert und ggf.<br />
Änderungen erarbeitet, damit die Präventionsstandards von der Kampagne<br />
Herzenslust auch weiterhin in ganz NRW einheitlich bleiben.<br />
Da die Zahlen der HIV-Neudiagnosen bei MSM steigenden sind, steht die<br />
Präventionsarbeit unter politischem Druck. Ein Resultat ist die, von der DAH in<br />
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Kooperation mit der BZgA entwickelte Kampagne „ich weiss was ich tu“. Diese wird<br />
im <strong>Jahr</strong> 2008 bundesweit von Präventionisten im Bereich MSM umgesetzt.<br />
5.<strong>1.</strong>2 Landesweite Vernetzung<br />
Teilnahme an Arbeitskreisen<br />
Unter dem Namen „Herzenslust“ wird strukturelle HIV-Prävention im Bereich<br />
homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM in ganz NRW durchgeführt.<br />
Herzenslust ist eine Kampagne der AIDS-Hilfe NRW e.V. Auf der landesweiten<br />
Ebene finden regelmäßige Arbeitskreise unter dem Namen „Landesarbeitskreis<br />
schwule Prävention“ statt, wo die Herzenslustgruppen sich inhaltlich austauschen<br />
können. Der Projektnehmer hat regelmäßig an diesen Arbeitskreisen teilgenommen.<br />
In diesem Gremium wurden neu entwickelte Aktionen vorgestellt, Tendenzen in der<br />
schwulen Community erörtert sowie zu bestimmten Themenfeldern Referenten<br />
eingeladen (z.B. zum Themenbereich Zell zu Zell Transmission). Auf diesen<br />
landesweiten Arbeitskreisen konnten so Ideen <strong>für</strong> Präventionsaktionen ausgetauscht,<br />
Kampagnen entwickelt und nicht erfolgreiche Projekte analysiert werden. So wurde<br />
durch den Erfahrungsaustausch und die fachliche Unterstützung der<br />
unterschiedlichen lokalen Herzenslustgruppen die regionale und lokale Arbeit<br />
sinnvoll modifiziert. Ein weiterer Schwerpunkt war die Einhaltung und Bearbeitung<br />
der Präventionsstandards, welche die Herzenslustgruppen in diesem Arbeitskreis<br />
entwickelt haben. So wurden neue Aktionen unter verschiedenen Blickwinkeln<br />
diskutiert und die Haltungen den Gegebenheiten vor Ort angepasst.<br />
Der Projektnehmer hat sich darüber hinaus auf der Landesebene an der<br />
Konzipierung und Erstellung einer Basisschulung <strong>für</strong> Mitarbeiter im Bereich<br />
Herzenslust engagiert. In einem Gremium wurden Präventionsstandards <strong>für</strong> die<br />
Herzenslustarbeit zusammengestellt sowie die Inhalte festgelegt. Die Schulung hatte<br />
u. a. folgende Themeninhalte:<br />
- Epidemiologischen Infektionszahlen von HIV Global<br />
- Rollenverständnis von Präventionsmitarbeitern<br />
- Übertragungswege von HIV, Hepatitiden und anderen sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten<br />
- Was ist Herzenslust?<br />
- Beispiele von primärpräventiven Aktionen<br />
- Erarbeitung einer eigenen Präventionsaktion<br />
Neben den Inhalten wurden Methoden zusammengetragen und erarbeitet, damit die<br />
Schulungsteilnehmer die erworbenen Kenntnisse zeitnah umsetzen konnten.<br />
Der Zeitrahmen der Schulung wurde auf zwei Tagesveranstaltungen á 7 Stunden<br />
festgelegt.<br />
Gemeinsam mit anderen Herzenslustgruppen aus NRW hat die lokale<br />
Herzenslustgruppe öffentlichkeitswirksam an der Parade des CSD´s in Köln<br />
teilgenommen und so massenmedial und personalkommunikativ strukturelle<br />
Präventionsarbeit geleistet.<br />
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Herzenslust hat auf der landesweiten Ebene die Onlinepräventionsarbeitet konzipiert<br />
und umgesetzt. Bei Gay Romeo, einem Onlineportal <strong>für</strong> schwule und bisexuelle<br />
Männer, wurde ein health support geschaltet. Hier werden Ratsuchenden von<br />
örtlichen Herzenslustmitarbeitern Fragen zu HIV/AIDS, Hepatitiden und anderen<br />
sexuell übertragbaren Krankheiten, schwuler Gesundheit und Szeneorten in der<br />
Region beantwortet. Der Projektnehmer hat als lokale Herzenslustgruppe ein Profil<br />
erstellt und Chatberatung durchgeführt. An diesem Projekt sind neben dem<br />
Projektnehmer ehrenamtliche Onlinepräventionisten beteiligt.<br />
5.<strong>1.</strong>3 Regionale Vernetzung<br />
Auf der regionalen Vernetzungsebene arbeitete der Projektnehmer eng mit den<br />
regionalen Herzenslustgruppen im Ruhrgebiet zusammen. So beteiligte sich der<br />
Projektnehmer an den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen „Herzenslust<br />
Knotenpunkt Ruhrgebiet“. Im Ruhrgebiet wurden aus diesem Arbeitskreis heraus<br />
Aktionen entwickelt, koordiniert und durchgeführt, welche einen überregionalen<br />
Charakter besaßen. Gerade bei größeren Events können die einzelnen<br />
Herzenslustgruppen nur schwer alleine öffentlichkeitswirksame Aktionen<br />
durchführen. Durch die Koordination und Umsetzung der geplanten<br />
Präventionsaktionen durch den Herzenslustkoordinator Ruhrgebiet können so über<br />
die Vernetzung mehrere Herzenslustteams zusammen eine Aktion<br />
ressourcenorientiert durchführen. Neben diesen Synergieeffekten können <strong>für</strong> die<br />
geplanten Aktionen Give-aways kostengünstig über <strong>das</strong> Projekt „Herzenslust<br />
Knotenpunkt Ruhrgebiet“ zentral bestellt werden.<br />
In diesem Rahmen beteiligte sich der Projektnehmer zum Beispiel an folgenden<br />
regionalen Aktionen:<br />
Come together Cup <strong>2007</strong> in Essen. Der Projektnehmer war Mitglied in der<br />
Herzenslust-Fußballmannschaft und spielte zugunsten der AIDS-Hilfe Essen e.V.<br />
gegen prominente Personen.<br />
Teilnahme an verschiedenen primärpräventiven Herzenslustaktionen auf diversen<br />
schwul lesbischen Straßenfesten im Ruhrgebiet (z.B. Hagen, Essen).<br />
In dem Arbeitskreis wurden neben den überregionalen Aktionen auch Kampagnen<br />
entwickelt. So wurde z.B. in dieser Vernetzung die Kampagne „Lecker lecken…. So<br />
schmeckt <strong>das</strong> Ruhrgebiet“, konzipiert und überregional umgesetzt. Neben dem Motto<br />
wurden Give Away´s, <strong>das</strong> Outfit und Präventionsbotschaften entwickelt. Die Aktion<br />
wurde auf den Straßenfesten im Ruhrgebiet sowie bei Szenerundgängen umgesetzt.<br />
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Die Theatergruppe „Herzenslust on-Tour hat dieses Motto übernommen und den<br />
Sketch „Geschenke des Sommers“ konzipiert.<br />
Auftritt beim Straßenfest in Essen<br />
Weitere Schwerpunkte des Arbeitskreises sind unter anderem die inhaltliche<br />
Fortbildung der ehrenamtlichen Präventionsmitarbeiter zum Themenfeld HIV/AIDS<br />
und andere STI´s, primärpräventive Versorgung von Örtlichkeiten im Ruhrgebiet, wo<br />
keine lokale Herzenslustgruppe existiert und die Begleitung von Herzenslustgruppen,<br />
die keine hauptamtlichen Strukturen besitzen.<br />
5.<strong>1.</strong>4 Projektarbeit auf der lokalen Ebene<br />
Kooperation mit lokalen Einrichtungen/Selbsthilfegruppen<br />
Auf der lokalen Ebene wurde mit verschiedenen Einrichtungen, Vereinen und<br />
Selbsthilfegruppen kooperiert.<br />
In Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg, Beratungsstelle zu HIV und<br />
andere sexuell übertragbare Krankheiten, wurde eine STI-Sprechstunde <strong>für</strong> schwule<br />
Männer entwickelt, welche einmal monatlich in den Räumen des Gesundheitsamtes<br />
stattfindet. Dieses Angebot ist kostenlos und anonym. Die Bewerbung des<br />
Angebotes in der schwulen Community wird durch den Projektnehmer<br />
vorgenommen.<br />
Ebenso in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg, Beratungsstelle zu HIV<br />
und andere sexuell übertragbare Krankheiten, wurde die Aktion „Die Ärztin kommt!“<br />
umgesetzt. Besucher der schwulen Party Männernacht konnten sich kostenlos in der<br />
Zeit von 22.00-23.30 Uhr in der Beratungsstelle des Gesundheitsamtes zu STD´s<br />
von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes beraten lassen und sich ggf. auf HIV und<br />
Hepatitiden testen lassen.<br />
Der Projektnehmer hat im Rahmen der Fachtagung „Jugend sucht…“ einen<br />
Workshop zum Themenfeld Homosexualität durchgeführt. Die Fachtagung wird<br />
veranstaltet von dem Arbeitskreis „Prävention Duisburg“ (Pro Familia,<br />
Gesundheitsamt Duisburg, Kommissariat Vorbeugung, Caritas, Fachstelle<br />
Suchtprophylaxe des Jugendamtes Duisburg, AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.)<br />
und richtet sich primär an Multiplikatoren aus Beratungseinrichtungen, Pädagogen<br />
und Lehrern.<br />
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Der Projektnehmer hat an den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen der regional<br />
ansässigen schwul lesbischen Vereine und Selbsthilfegruppen „AkDuLuS e.V.“<br />
teilgenommen und beteiligte sich dort an der Konzipierung, Entwicklung und<br />
Durchführung von schwul lesbischen Angeboten <strong>für</strong> den Raum Duisburg. Dieser<br />
Arbeitskreis hat z.B. die schwul lesbische Disco „Warm Up“ initiiert und organisiert<br />
jährlich <strong>das</strong> schwul lesbische Straßenfest in Duisburg.<br />
Der Projektnehmer hat in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg,<br />
Beratungsstelle zu HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten eine erneute<br />
Hepatitis Impfkampagne <strong>für</strong> homosexuelle Männer entwickelt. Die Umsetzung erfolgt<br />
im <strong>Jahr</strong> 2008.<br />
Fachliche Anleitung der lokalen Herzenslustgruppe Duisburg/Kreis Wesel.<br />
Der Projektnehmer hat regelmäßig mit der Herzenslustteilzeitkraft die inhaltliche<br />
Arbeit der lokalen Herzenslustgruppe erörtert und bei Bedarf angeleitet. Neben der<br />
fachlichen Aufsicht des lokalen Projektes Herzenslust wurden die ehrenamtlichen<br />
Herzenslustmitarbeiter in den Bereichen HIV und andere sexuell übertragbare<br />
Krankheiten sowie in der Rolle der „Vor-Ort-Präventionisten“ von dem Projektnehmer<br />
geschult. In diesen Schulungen wurde vornehmlich mit unterschiedlichen Methoden<br />
sowohl die Verweisungskompetenz der ehrenamtlichen Mitarbeiter ausgebaut als<br />
auch <strong>das</strong> Rollenverständnis der Herzenslustmitarbeiter bei einer Präventionsaktion<br />
thematisiert, um eine Sensibilisierung diesbezüglich zu erreichen.<br />
Veranstaltungen<br />
Auf der lokalen Ebene hat der Projektnehmer in unterschiedlichsten Themenfeldern<br />
primärpräventiv agiert. So wurden in dem Projektzeitraum in folgenden Bereichen<br />
Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt:<br />
In der Gruppe der schwulen, bisexuellen Männer sowie MSM mit<br />
Migrationshintergrund. Hierzu wurden Veranstaltungen zum Themenfeld HIV / AIDS<br />
entwickelt und in Kooperation mit der Projektnehmerin „Frauen und AIDS“ in<br />
Kulturvereinen durchgeführt.<br />
Im Bereich der Vor-Ort-Aktionen:<br />
Der Projektnehmer hat Vor-Ort-Aktionen in der schwulen Szene und Örtlichkeiten,<br />
wo Männer Sex mit Männern haben, zum Teil mit lokalen Kooperationspartnern,<br />
durchgeführt.<br />
In unregelmäßigem Turnus wurden Aktionen auf Rastplätzen im Kreis Wesel<br />
durchgeführt, wo Männer Sex mit Männern haben. Hier wurden<br />
Informationsmaterialien und Kondompackungen auf einem Informationsstand den<br />
Besuchern angeboten. Da viele der dort verkehrenden Männer sich nicht eindeutig<br />
als schwul oder bisexuell definieren, wurde auf allgemeine Informationsbroschüren<br />
der DAH / BZgA zurückgegriffen.<br />
Zu Karneval hat der Projektnehmer eine Aktion konzipiert, die durch die lokale<br />
Herzenslustgruppe Duisburg/Kreis Wesel unter seiner Anleitung realisiert wurde<br />
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Der Projektnehmer führte mehrere primärpräventive Aktionen auf der schwul<br />
lesbischen Disko „Warm-Up“, die einmal monatlich in Duisburg stattfindet, durch. Hier<br />
konnten die Besucher vor Ort Fragen zum Themenfeld HIV/AIDS und anderen<br />
sexuell übertragbaren Krankheiten an den Projektnehmer stellen und wurden vor Ort<br />
beraten, bzw. zu einem Gespräch in der Einrichtung eingeladen.<br />
Für <strong>das</strong> schwul lesbische Straßenfest in Duisburg hat der Projektnehmer die<br />
Aktionen geplant, koordiniert und mit dem Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel<br />
umgesetzt.<br />
Zum Welt-AIDS-Tag wurden verschiedene Aktionen in der Duisburger Szene<br />
durchgeführt.<br />
Im Bereich Streetwork<br />
Informationsstand zum WAT im Harlekin<br />
Der Projektnehmer hat durch die regelmäßige Vor-Ort-Arbeit und seine Anwesenheit<br />
in der Szene, HIV-Positive Männer erreicht und begleitet diese im Rahmen der<br />
psychosozialen Betreuung. Durch dieses niedrigschwellige und anonyme Angebot<br />
konnten Männer erreicht werden, die sich durch eigenen Antrieb nicht an eine Hilfs-<br />
Organisation wie der AIDS-Hilfe, gewendet hätten.<br />
Sprechstunde in der Szene<br />
Der Projektnehmer hat einmal im Quartal eine Sprechstunde <strong>für</strong> schwule Männer in<br />
einem Szenelokal durchgeführt. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Szenewirt<br />
wurde die Sprechstunde gut beworben und erfreute sich einer guten Resonanz.<br />
Der Bereich der Multiplikatorenschulungen:<br />
Der Projektnehmer hat mehrere Informationsveranstaltungen zu dem Themenfeld<br />
HIV/STI´s in lokal angesiedelten schwulen Selbsthilfegruppen durchgeführt.<br />
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5.<strong>1.</strong>5 Resümee<br />
Das Projekt der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. setzte die strukturelle<br />
Prävention im Arbeitsbereich homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM auf<br />
den unterschiedlichen Ebenen (landes-, regionaler- und lokaler Ebene) um.<br />
Die Arbeit konnte auf den jeweiligen Ebenen mit verschiedenen Aspekten und<br />
Zielsetzungen ausdifferenziert werden, die mit angemessenen Methoden verfolgt<br />
wurden. Es wurden die beantragten Ziele realisiert und innovative<br />
Aktionen/Projektideen umgesetzt.<br />
Mittels der Kampagne „Herzenslust“ konnte der Projektnehmer ressourcenorientiert<br />
und zeitsparend seine Projektziele umsetzen. Die Wichtigkeit der Kampagne zeigte<br />
sich zum einen durch die professionelle Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfe NRW<br />
(Homepage der Kampagne Herzenslust mit der Verlinkung zu den regionalen<br />
Herzenslusthomepages, Bewerbung der Kampagne durch schwule Medien) und<br />
durch den fachlichen Austausch bei den landesweiten Arbeitskreisen. Ebenso sind<br />
die zentral eingekauften Give-aways <strong>für</strong> eine professionelle Außendarstellung in der<br />
Vor-Ort-Arbeit unabkömmlich (z.B. Cruisingpacks in einer Herzenslust-<br />
Umverpackung).<br />
Durch die jahrelange Präventionsarbeit in dem Bereich homosexuelle und bisexuelle<br />
Männer sowie MSM müssen immer wieder neue Präventionsstrategien entwickelt<br />
und umgesetzt werden, damit die Präventionsbotschaften die Zielgruppe erreichen.<br />
Ein gutes Beispiel hier<strong>für</strong> ist <strong>das</strong>, auf der überregionalen Ebene entwickelte<br />
Onlineprojekt von Herzenslust bei Gay Romeo.<br />
Die Vernetzungsarbeit auf der lokalen und regionalen Ebene verlief kontinuierlich<br />
und stabil. Auch hier konnte durch die vorhandenen Ressourcen effizient die<br />
verfolgten Ziele umgesetzt werden.<br />
Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter hätte <strong>das</strong> Projekt „homosexuelle und bisexuelle<br />
Männer sowie MSM“ der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. nicht in diesem<br />
Umfang realisiert werden können.<br />
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5.<strong>1.</strong>6 Die Präventionskampagne der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.<br />
Herzenslust ist eine Kampagne, die von der AIDS-Hilfe NRW e.V. entwickelt wurde.<br />
In jeder größeren Stadt in NRW, die über schwule Treffpunkte und Szenelokalitäten<br />
verfügt, gibt es eine Herzenslustgruppe, die sich hauptsächlich aus schwulen<br />
ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammensetzt. Hauptaufgabe von Herzenslust ist die<br />
HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit Männern haben und<br />
bisexuellen Männern.<br />
5.<strong>1.</strong>7 Ziele von Herzenslust<br />
Nach den bewährten Herzensluststandards wurde im Rahmen der<br />
zielgruppenspezifischen Prävention durchgeführt. Neben der Einbeziehung von<br />
Alltagsexperten (sprich Schwule <strong>für</strong> Schwule), wurde niedrigschwellig gearbeitet. Im<br />
Rahmen der professionellen Gesundheitsförderung wurden über die Vermittlung von<br />
Übertragungswegen zu HIV auch Aktionen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und<br />
zur allgemeinen Gesundheitsförderung durchgeführt.<br />
Zu diesem Zweck wurden personalkommunikative Mittel, wie z.B. ein Glücksrad mit<br />
Fragen zum Thema HIV und STD´s sowie verschiedene Kostüme und Dekorationen<br />
zur Präsentation unseres Herzensluststandes auf Partys benutzt. Ebenfalls wurde<br />
unsere Homepage durch Fotoaktionen beworben.<br />
Unsere Arbeitsansätze im Detail:<br />
1) Aufsuchende Arbeit in der schwulen Szene und den Örtlichkeiten, wo Männer Sex<br />
mit Männern haben.<br />
Konzeptionelle Ausarbeitung und Durchführung von Herzenslustaktivitäten in der<br />
Szene und Örtlichkeiten, wo Männer Sex mit Männern haben nach den bewährten<br />
Herzensluststandards.<br />
2) Durchführung von Aktionen in der Szene und Örtlichkeiten, wo Männer Sex mit<br />
Männern haben<br />
Durch vorwiegend personalkommunikative- aber bei größeren Events auch<br />
massenmediale Aktionen wurden die Besucher von Partys, Kneipen und<br />
Cruisingareas sowie größeren Veranstaltungen zu HIV/AIDS und anderen sexuell<br />
übertragbaren Krankheiten informiert. Hier<strong>für</strong> wurden unterschiedliche Medien und<br />
Kommunikationsmittel eingesetzt.<br />
3) Versorgung der Szenekneipen<br />
Regelmäßig wurden die Szenekneipen mit Informationsmaterialien bestückt. Darüber<br />
hinaus hat die Fachkraft die Betreiber bei Bedarf über Hygienemaßnahmen<br />
aufgeklärt. Durch die kontinuierlichen Kontakte mit den Wirten konnten in den<br />
Lokalitäten Veranstaltungen sowie regelmäßige Aufklärungsarbeit, mit besonderen<br />
Aktionen verknüpft, durchgeführt werden.<br />
5.<strong>1.</strong>8 Das Herzenslustteam<br />
Das Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel hat sich regelmäßig unter der Anleitung<br />
einer hauptamtlichen Fachkraft einmal in der Woche getroffen. Bei diesen Treffen<br />
wurden Aktionen mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern geplant/besprochen und <strong>für</strong><br />
besondere Veranstaltungen Give-Aways und Dekorationsmaterialien hergestellt.<br />
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5.<strong>1.</strong>9 Fachliche Begleitung<br />
Die Fachkraft hat sich wöchentlich mit dem Herzenslustkoordinator getroffen. Ziele<br />
dieser Treffen waren die Einhaltungen der Herzensluststandards sowie die<br />
Koordinierung und Planung der Herzenslustaktivitäten <strong>für</strong> die jeweiligen Aktionen bei<br />
den verschiedenen Zielgruppen.<br />
Der Herzenslustkoordinator <strong>für</strong> Duisburg und den Kreis Wesel begleitete die<br />
fachliche Ausarbeitung der Herzenslustaktionen und war bei vielen Vor-Ort-Aktionen<br />
anwesend. Des Weiteren wurde durch den Koordinator mit der ehrenamtlichen<br />
Herzenslustgruppe regelmäßige Informationsveranstaltungen durchgeführt, welche<br />
sich hauptsächlich mit der Wissensvermittlung von Übertragungswegen von HIV und<br />
anderen STI´s befassten.<br />
Bei den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen der Duisburger Lesben- und<br />
Schwulengruppen war die Fachkraft als Vertreter <strong>für</strong> die AIDS-Hilfe beteiligt. Hier<br />
wurden Kooperationspartner zur effizienten Erarbeitung von Veranstaltungen und<br />
Aktionen in der schwulen Szene akquiriert.<br />
5.<strong>1.</strong>10 Aktionen in der Szene<br />
Folgende regelmäßige Aktionen wurden im Berichtsjahr durchgeführt:<br />
<strong>1.</strong> Präsenz des Herzenslustteams auf der schwullesbischen Party „warm up“ und der<br />
schwulen Party „Männernacht“. Beide Veranstaltungen finden in einem monatlichen<br />
Turnus statt. Die Besucher konnten sich bei dem Herzenslustteam zu HIV und<br />
anderen sexuell übertragbaren Krankheiten informieren sowie die ausgelegten<br />
Informationsbroschüren der DAH e.V. sowie Bewerbungsbroschüren zur<br />
ehrenamtlichen Mitarbeit in den Herzenslustgruppen mitnehmen.<br />
Unter verschiedenen Mottos wurden Infostände aufgebaut und<br />
personalkommunikativ / massenmedial die Besucher zu HIV und anderen sexuell<br />
übertragbaren Krankheiten aufgeklärt<br />
Größere Aktionen von Herzenslust auf diesen Veranstaltungen waren:<br />
Karneval<br />
Die Herzenslustmitarbeiter kostümierten sich öffentlichkeitswirksam und konnten so<br />
auf die Präventionsarbeit von Herzenslust hinweisen.<br />
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Die Ärztin kommt!<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel e.V. arbeitet eng mit dem Gesundheitsamt der<br />
Stadt Duisburg zusammen. Gemeinsam wurde die Aktion „Der Arzt kommt“ auf der<br />
Party Männernacht durchgeführt. Partybesucher konnten an diesem Abend in der<br />
Zeit von 22.00 bis 0.00 Uhr einen kostenlosen HIV Test sowie eine Untersuchung auf<br />
Syphilis und Hepatitiden in der angrenzenden Beratungsstelle des<br />
Gesundheitsamtes durchführen. Herzenslust-Mitarbeiter sprachen die Partybesucher<br />
an und begleiteten diese auf Wunsch zur nahe gelegenen Beratungsstelle des<br />
Gesundheitsamtes.<br />
Die Loveletter Wand<br />
Jeder Partybesucher bekam beim Einlass eine Nummer angeheftet und konnte mit<br />
anderen Partybesuchern Kontakt aufnehmen.<br />
Hierzu konnte man einen Brief mit der Nummer desjenigen, mit dem man Kontakt<br />
aufnehmen wollte, an die Herzenslust Loveletter Wand anheften.<br />
Herzenslustmitarbeiter konnten so mit den Partybesuchern Kontakt aufnehmen und<br />
auf die Präventionsarbeit von Herzenslust hinweisen.<br />
„Der Herzenslustabschleppdienst“<br />
Eine größere konzipierte Aktion war der „Abschleppdienst“. Es wurden Warnwesten,<br />
Warndreiecke und Sicherheitsbänder angeschafft. Hinzu wurden Werkzeugkisten<br />
und Warnlampen erworben. Zu den Themen Abschleppen in Bezug auf sexuelle<br />
Kontakte und (doppeldeutig) Autopannen wurden Aufkleber und Plakate layoutet und<br />
gedruckt. Die Aufkleber wurden auf die Cruisingpacks geklebt. Der Stand konnte so<br />
auffällig dekoriert werden und auf die „Sicherheitschecks“ vor dem Abschleppen<br />
hinweisen.<br />
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Weihnachts- Warm-up<br />
Im Dezember, auf der Weihnacht Warm-up, verteilten die Herzenslustmitarbeiter<br />
selbstgebackene Plätzchen und Kondome.<br />
Szenerundgänge<br />
Regelmäßig (einmal im Quartal) führte <strong>das</strong> Herzenslustteam Duisburg/ Kreis Wesel<br />
einen Rundgang durch die Szene durch. Ziel der Rundgänge war die Kontaktpflege<br />
mit den Szenewirten, Verteilung von Informationsmaterialien zu HIV und andere STD<br />
´s in den Lokalen sowie die Befüllung des Kondomautomaten.<br />
CSD Duisburg<br />
Auf dem CSD in Duisburg war Herzenslust mit einem Infostand vertreten.<br />
Die in Zusammenarbeit mit dem Herzenslust Knotenpunkt Ruhrgebiet entwickelte<br />
Aktion „Lecker lecken, so schmeckt <strong>das</strong> Ruhrgebiet“ wurde auf dem CSD umgesetzt.<br />
Durch den Auftritt der Herzenslusttheatergruppe „HZL-on Tour“ wurde diese<br />
Präventionsaktion massenmedial beworben und lenkte die Aufmerksamkeit der<br />
Besucher auf den lokalen Herzensluststand.<br />
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Rastplatzaktionen<br />
Besonders die Altersgruppe der 30- bis 49 Jährigen ist häufig auf<br />
Autobahnrastplätzen anzutreffen. Gerade diese Zielgruppe hat eine erhöhte<br />
Risikobereitschaft bei sexuellen Kontakten. Dies vor allem, da viele nicht von<br />
unseren Präventionsbotschaften erreicht werden (MSM und Bisexuelle, die nicht in<br />
den etablierten Szenelokalitäten anzutreffen sind). Daher hat <strong>das</strong> Herzenslustteam<br />
regelmäßig auf den Autobahnrastplätzen, wo Männer Sex mit Männern haben,<br />
Präventionsaktionen durchgeführt.<br />
Welt-AIDS-Tag<br />
Das Herzenslustteam Duisburg beteiligte sich an den Veranstaltungen zum Welt-<br />
AIDS-Tag der AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel e.V.<br />
Informationsveranstaltung<br />
Das Herzenslustteam Duisburg war mit einem Infostand bei der Gruppe<strong>für</strong> ältere<br />
Schwule „ Pink Power “ zum Vereinsjubiläum vertreten. Dabei wurde neben HIV<br />
verstärkt <strong>das</strong> Thema sexuell übertragbare Krankheiten thematisiert.<br />
CSD Köln:<br />
Das Herzenslustteam Duisburg beteiligte sich als Fußtruppe mit anderen<br />
Herzenslustgruppen aus NRW an der Parade des Kölner CSD. Das Motto war in<br />
diesem <strong>Jahr</strong> „ Sommer, Sonne, Syphilis“. Das Outfit wurde überregional abgeklärt<br />
um einheitlich <strong>das</strong> Projekt Herzenslust zu präsentieren.<br />
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5.<strong>1.</strong>11 Regionale Herzenslustarbeit<br />
Der Projektnehmer nahm an einem Kreativworkshop <strong>für</strong> überregionale<br />
Herzenslustaktionen in Bochum teil. Hier wurde die Aktion“ Lecker Lecken“<br />
gemeinsam erarbeitet. Auf dem CSD in Essen wurde erstmals die Aktion „Lecker<br />
Lecken“ mit Beteiligung des Herzenslustteams Duisburg durchgeführt.<br />
Der Projektnehmer hat regelmäßig an den Vernetzungstreffen vom Herzenslust<br />
Knotenpunkt teilgenommen.<br />
Medizinische Rundreise:<br />
Das Herzenslustteam Duisburg hat an einer zweitägigen<br />
Weiterbildungsveranstaltung zum Themenfeld „sexuell übertragbaren Krankheiten“<br />
teilgenommen. Diese Veranstaltung (Medizinische Rundreise der DAH) wurde über<br />
den Herzenslust Knotenpunkt organisiert und in Bochum umgesetzt.<br />
52
5.2 Drogen und Substitution<br />
Im Drogenbereich gibt es leider nur kleine Fortschritte zu verkünden, in Nordrhein-<br />
Westfalen ist es auf diesem Feld sogar zu Rückschritten gekommen.<br />
Positiv zu vermerken ist, <strong>das</strong>s der Bundesrat einer gesetzlichen Novellierung des<br />
Betäubungsmittelgesetzes auf seiner Sitzung vom 2<strong>1.</strong>09.<strong>2007</strong> zugestimmt hat. Diese<br />
gesetzliche Regelung ist notwendig, um bei der Behandlung mit Diamorphin<br />
einheitliche Qualitätsstandards zu gewährleisten und die Überleitung in die<br />
Finanzierung durch die gesetzliche Krankenkasse zu ermöglichen. Derzeit beruht die<br />
Behandlung auf einer Verlängerung der Arzneimittelstudie. Die Fortführung auf der<br />
Grundlage einer Vielzahl von Ausnahmegenehmigungen ist nur als Übergangslösung<br />
vertretbar. Der Bundesrat beschloss ebenfalls, den Gesetzentwurf beim Deutschen<br />
Bundestag einzubringen. Seit diesem Zeitpunkt ist leider nichts weiter geschehen, da<br />
sich die CDU/CSU Bundestagsfraktion gegen die Gesetzesänderung sträubt.<br />
Die eindeutig positiven Ergebnisse der Medikamentenprüfstudie, die zudem die<br />
Erkenntnisse aus anderen Ländern bestätigen, in denen ebenfalls Heroin<br />
verschrieben und erforscht wurde (z. Bsp. Schweiz, Niederlande) müssen genutzt<br />
werden zur Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten der Opiatabhängigkeit.<br />
Unerfreulich ist, <strong>das</strong>s Teile der Politik aus ideologischen Gründen die teuren<br />
Forschungsergebnisse ignorieren.<br />
Einen weiteren Rückschlag <strong>für</strong> die Originalstoffvergabe bedeutet die jetzt aktuell<br />
angekündigte Einstellung der Bundesförderung <strong>für</strong> jene Städte, die an der<br />
Modellstudie zur heroingestützten Behandlung teilnehmen. Ohne die Förderung des<br />
Bundes bzw. Übernahme der Behandlungskosten durch die Krankenkassen werden<br />
die Städte mittelfristig die Kosten nicht alleine tragen können.<br />
Einen drogenpolitischen Rückschritt vollzog die nordrhein-westfälische<br />
Justizministerin Müller-Piepenkötter mit einem Runderlass vom 13.08.07. Dieser<br />
Erlass beinhaltet folgendes:<br />
• „Demnach wird, wenn die Tat sich auf eine geringe Menge zum<br />
Eigenverbrauch bezieht, die Obergrenze, bis zu der die Staatsanwaltschaft<br />
von der Verfolgung absehen kann (Paragraf 31a Betäubungsmittelgesetz), <strong>für</strong><br />
Haschisch und Marihuana von 10 auf nur noch 6 Gramm abgesenkt.<br />
• Eine Eigenbedarfsgrenze <strong>für</strong> so genannte harte Drogen, also vor allem<br />
Heroin, Kokain und Amphetamin (bislang 0,5 Gramm), wird es nicht mehr<br />
geben. Ein Absehen von der Strafverfolgung nach Paragraf 31a<br />
Betäubungsmittelgesetz kommt hier künftig nur noch in Ausnahmefällen in<br />
Frage.<br />
• Ermittlungsverfahren gegen Jugendliche und ihnen gleichgestellte<br />
Heranwachsende sollen demnächst nur noch unter Auflagen und nicht mehr -<br />
wie bislang - folgenlos eingestellt werden können. Denkbare Auflagen sind<br />
regelmäßige Drogenscreenings, Teilnahme an Drogenberatungsseminaren,<br />
Therapien oder Sozialstunden.“<br />
aus Presseerklärung vom 30.07.07 des Justizministeriums NRW.<br />
Anstelle von Verboten sind Präventionsstrategien gefordert, um eine<br />
Risikokompetenz und Drogenmündigkeit zu erreichen. Durch die im 3. Absatz<br />
53
geforderten Maßnahmen bei Jugendlichen, werden auffällig gewordene Jugendliche<br />
unverhältnismäßig früh stigmatisiert und letztendlich kriminalisiert. Das Ziel sollte ein<br />
Missbrauch vermeidender, gesundheitsschonender und risikobewusster Umgang mit<br />
psychoaktiv wirksamen Substanzen sein.<br />
Der Erlass wird <strong>für</strong> mehr Arbeit bei Strafverfolgungsbehörden und Gerichten führen,<br />
die jetzt schon überlastet sind.<br />
Drogengebrauch und Drogenmissbrauch sind nicht durch Abschreckung, Verordnung<br />
oder Strafandrohung und erzieherische Sanktion abschaffbar.<br />
Wir unterstützen den Antrag der (Landtags-)Fraktion Bündnis 90/Die Grünen NRW<br />
„Drogenkonsum nicht kriminalisieren, Justiz nicht überlasten: „Hilfe statt Strafe“ muss<br />
oberstes Prinzip der Drogenpolitik bleiben.<br />
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention<br />
5.2.<strong>1.</strong>1 Spritzenaustauschprogramm<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel nimmt weiterhin mit den von ihr betreuten<br />
Spritzenautomaten am Projekt der AIDS-Hilfe NRW e. V. teil. Die Standorte befanden<br />
sich in Wesel, Moers, Duisburg-Walsum und Duisburg-Hochfeld. Zum Ende des<br />
<strong>Jahr</strong>es musste der Spritzenautomat in Moers abgebaut werden, da <strong>das</strong> Gebäude, an<br />
dem der Automat befestigt war, einem Neubau weichen musste.<br />
Die Spritzenautomaten werden je nach Frequentierung von uns regelmäßig in einbis<br />
zweiwöchigem Rhythmus neu bestückt.<br />
5.2.<strong>1.</strong>2 Suchtprävention bei Partydrogen<br />
Im Partybereich gab es im abgelaufenen <strong>Jahr</strong> keinen Veranstaltungsort, von dem<br />
bekannt war, <strong>das</strong>s dort in größerem Maße illegalisierte Drogen konsumiert würden.<br />
Dies wäre allerdings Voraussetzung <strong>für</strong> unser Konzept im Partydrogenbereich, mit<br />
dem wir Wissen zum Gebrauch von Partydrogen und Safer Sex bezüglich HIV und<br />
anderer sexuell übertragbarer Krankheiten vermitteln wollen.<br />
Für Beratungen zu Partydrogen steht der Mitarbeiter im Drogenbereich<br />
Verfügung.<br />
zur<br />
5.2.2 Substitution<br />
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe<br />
Auch im <strong>Jahr</strong>e <strong>2007</strong> haben wir über <strong>das</strong> komplette <strong>Jahr</strong> an allen Sams-, Sonn- und<br />
Feiertagen die Vergabe von Methadon in der AIDS-Hilfe durchgeführt. Da sich ab<br />
Februar ein dritter Arzt mit seinen Patienten an der Vergabe beteiligt hatte, stieg die<br />
Anzahl der Substituierten von 35 bis 40 auf 62 bis 102, wobei im Durchschnitt 83<br />
Teilnehmerinnen die Vergabe besuchten. Die Vergabezeit wurde auf 2 Stunden<br />
erweitert, mit den drei beteiligten Ärzten wurde ein Vertrag bezüglich der Vergabe<br />
abgeschlossen. Vertragsbestandteil ist unter anderem, <strong>das</strong>s die AIDS-Hilfe am<br />
Arbeitskreis Suchtmedizin im Rahmen von Qualitätsverbesserungen<br />
54
(Qualitätsmanagement) teilnimmt. Diese Teilnahme wird durch den Mitarbeiter aus<br />
dem Drogenbereich wahrgenommen. Weiterhin wird die Vergabe von einem<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter und einem Arzt durchgeführt. Zur Vergabe entsenden<br />
insgesamt fünf Ärzte ihre Patienten.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und unseren ehrenamtlichen<br />
MitarbeiterInnen, den Apotheken und der Polizei verlief sehr gut, so <strong>das</strong>s trotz der<br />
erheblichen Zunahme der Substituierten <strong>das</strong> ganze <strong>Jahr</strong> über eine reibungslose<br />
Durchführung der Methadonvergabe stattgefunden hat. An dieser Stelle einen Dank<br />
an die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen <strong>für</strong> ihr Engagement und ihre Mithilfe.<br />
Am letzten Sonntag im Monat wurde weiterhin ehrenamtlich ein Frühstück <strong>für</strong> die<br />
Substituierten organisiert. Dieses wird mit Lebensmitteln der Duisburger Tafel<br />
gespeist. Das Frühstück wird sehr gut angenommen. Hier besteht die Möglichkeit,<br />
neben dem reinen „Abschlucken“ des Methadons, Sorgen und Nöte auszutauschen.<br />
Meist können die TeilnehmerInnen noch Lebensmittel mit nach Hause nehmen. Hier<br />
gilt unser Dank den ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Duisburger Tafel <strong>für</strong> ihr<br />
Engagement.<br />
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB)<br />
Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven / an AIDS erkrankten Substituierten<br />
nimmt auch in diesem Berichtsjahr den größten Teil der Drogenarbeit innerhalb der<br />
AIDS-Hilfe ein. Für diese Begleitung werden konstant zwanzig Plätze zur Verfügung<br />
gestellt, wobei sich die Arbeit auf die in der Begleitung tätigen hauptamtlichen<br />
Mitarbeiter verteilt.<br />
Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung der Klienten, die in ihrer<br />
Lebenssituation gestärkt und unterstützt werden. Die Zielsetzung der PSB erfolgt<br />
dabei im Wesentlichen nach den Bedürfnissen der Klienten. Das bedeutet in erster<br />
Linie, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> subjektive Wohlbefinden der jeweiligen Person und die<br />
Lebensverhältnisse verbessert werden sollen. Entsprechend dieser Zielsetzung steht<br />
bei einigen Substituierten die Verbesserung des Gesundheitsstatus im Mittelpunkt,<br />
während bei anderen die Sicherung der materiellen Grundversorgung oder der<br />
Aufbau sozialer Netze im Vordergrund stehen kann.<br />
Dies kann in medizinischer Hinsicht bedeuten, <strong>das</strong>s wir in eine Substitution<br />
vermitteln, welche aufgrund unserer guten Kontakte zu den substituierenden Ärzten<br />
in der Regel problemlos gelingt. Günstig wirkt sich hierbei auch aus, <strong>das</strong>s es in<br />
Duisburg zurzeit keine Warteliste gibt. Des Weiteren stellen wir den Kontakt zu HIV-<br />
Schwerpunkt-Ärzten her und unterstützen die DrogengebraucherInnen, die zum Teil<br />
starke Berührungsängste mit Ärzten dieser Fachrichtung haben, sich in eine<br />
adäquate Behandlung zu begeben. Es ist jedoch schwierig, neue Klienten in ein<br />
relativ schematisches Korsett zu bringen, welches <strong>für</strong> eine HIV Behandlung<br />
notwendig ist (regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-Parameter, regelmäßige<br />
Tabletteneinnahme).<br />
Im Rahmen der PSB ist es <strong>für</strong> uns wichtig, die Ressourcen der Begleiteten zu<br />
wecken. Durch die eigene Bewältigung von Problemen und Aufgaben erfahren sie<br />
eine Stärkung ihres Selbstwertgefühles.<br />
55
Im Berichtsjahr hat ein von uns Begleiteter seine Methadonsubstitution erfolgreich<br />
beendet.<br />
Soziale Kontakte sind ein Hauptwunsch der Begleiteten, wobei diese außerhalb der<br />
Szene liegen sollen. Teilweise funktioniert dieses in einer selbst aufgebauten<br />
Vernetzung der von uns Begleiteten untereinander, teilweise ist dieses aber auch<br />
recht schwierig und wir versuchen der Vereinsamung durch ehrenamtliche<br />
Begleitung entgegenzuwirken.<br />
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten DrogengebraucherInnen<br />
Derzeit gibt es leider kein Angebot von JES in Duisburg. Der bisherige Aktivist, der<br />
<strong>das</strong> Angebot aufrechterhielt, musste aufgrund von gesundheitlichen Problemen seine<br />
Tätigkeit einstellen.<br />
Im Juni traf sich JES NRW e. V. bei uns in der Einrichtung zum „Runden Tisch“. Hier<br />
wurde überlegt, aus vorhandenen JES-Strukturen Kontakt zur Szene in Duisburg<br />
aufzunehmen und zu versuchen, aus diesen Kontakten heraus eine neue JES-<br />
Gruppe in Duisburg zu gründen. Leider ist es bis zum <strong>Jahr</strong>esende nicht zu einer<br />
Kontaktherstellung gekommen.<br />
5.2.4 „Nationaler Gedenktag <strong>für</strong> verstorbene DrogengebraucherInnen“ am 2<strong>1.</strong><br />
Juli<br />
Zum Nationalen Gedenktag <strong>für</strong> verstorbene DrogengebraucherInnen haben wir<br />
nachfolgenden Pressetext versandt:<br />
Anlässlich des nationalen Gedenktages <strong>für</strong> verstorbene Drogengebraucher fordert die<br />
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes, um<br />
Heroin <strong>für</strong> die Regelbehandlung von schwerstabhängigen Opiatkonsumenten<br />
zuzulassen.<br />
„Die Ergebnisse des 2003 begonnenen und zum 3<strong>1.</strong>12.2006 beendeten<br />
Modellversuchs mit der Abgabe sauberen Heroins ausschließlich unter ärztlicher<br />
Kontrolle an Schwerstabhängige belegen eindeutig den Erfolg dieser<br />
Behandlungsform“, erklärt Ralf Runniger, stellvertretender Beratungsstellenleiter der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V.<br />
„Neben signifikanten Verbesserungen in der Gesundheit der Studienteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer ist zum Beispiel der Rückgang der Beschaffungskriminalität klar<br />
erwiesen“, fährt er weiter fort.<br />
„Mit der Heroinvergabe als zusätzlichem Angebot <strong>für</strong> Schwerstabhängige wird<br />
natürlich nicht alles gut, aber doch einiges besser. Für die Allgemeinheit sind es<br />
vielleicht kleine Erfolge, <strong>für</strong> die Betroffenen und ihre Angehörigen große“, ergänzt<br />
Rolf Ringeler, Vorstandsvorsitzender der AIDS-Hilfe.<br />
Derzeit gibt es nur eine auf verwaltungsrechtlichem Weg ermöglichte Fortführung in<br />
den Modellprojekt-Städten, in anderen Städten und Gemeinden – so auch in<br />
Duisburg - ist den Drogengebrauchern der Zugang zur heroingestützten Behandlung<br />
verwehrt. Während CDU regierte Bundesländer (Hamburg und Hessen) nach der<br />
56
Sommerpause über den Bundesrat eine Gesetzesinitiative einbringen werden,<br />
sträubt sich die CDU-Bundestagsfraktion gegen eine Änderung. „Hier wird eine<br />
ideologisch geprägte Auseinandersetzung auf dem Rücken und zu Lasten der<br />
Drogen gebrauchenden Menschen ausgetragen“, kommentiert Rolf Ringeler diesen<br />
Sachverhalt.<br />
Um die Forderung nach Überführung der heroingestützten Behandlung in die<br />
Regelversorgung zu unterstreichen, unterstützt die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />
e. V. eine Postkartenkampagne der Deutschen AIDS-Hilfe e. V., mit der<br />
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel um Unterstützung gebeten wird. Die Original-<br />
Zitate von Studienteilnehmern auf den Postkarten spiegeln die positiven Wirkungen<br />
der heroingestützten Behandlung wider: „Obdachlosigkeit und Kriminalität sind <strong>für</strong><br />
mich Vergangenheit“, „Ich habe wieder einen Arbeitsplatz gefunden“ oder „Ich habe<br />
mir mein Leben zurückgeholt“.<br />
Am Samstag, dem 2<strong>1.</strong>07.<strong>2007</strong> lädt die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. in der<br />
Zeit von 11 bis 14.30 Uhr an ihren Infostand auf der Königstraße/Ecke Düsseldorfer<br />
Str. und sammelt <strong>für</strong> die vorgenannten Postkarten Unterschriften. Gleichzeitig<br />
erinnert die AIDS-Hilfe mit ihrem Infostand der in den letzten <strong>Jahr</strong>en verstorbenen<br />
Drogengebraucherinnen und Drogengebraucher. Im letzten <strong>Jahr</strong> verzeichnete<br />
Duisburg einen Anstieg auf fünfzehn Verstorbene (2005 elf Verstorbene), während<br />
bundesweit die Zahl der verstorbenen Drogengebraucher um 30 zurückging.<br />
„Gründe <strong>für</strong> die ansteigende Zahl der verstorbenen Drogengebraucher könnten darin<br />
liegen, <strong>das</strong>s in Duisburg nicht die Möglichkeit der heroingestützten Behandlung<br />
besteht oder aber <strong>das</strong> durch die Streichung der Landesmittel die Arbeit der JES-<br />
Selbsthilfe (Junkies-Ehemalige-Substituierte) in Duisburg eingestellt ist“, meint Ralf<br />
Runniger.<br />
Die Presseresonanz war ausgesprochen gut: neben einem Studioauftritt im<br />
Stadtfernsehen Studio 47 (siehe Foto), gab es Veröffentlichungen im<br />
Wochenanzeiger, der WAZ und der Rheinischen Post, NRZ und <strong>das</strong> WDR<br />
Fernsehen Lokalzeit Duisburg waren am Infostand vor Ort.<br />
57
Aktion zum „Nationalen Gedenktag <strong>für</strong> verstorbene DrogengebraucherInnen“<br />
am 2<strong>1.</strong> Juli<br />
Am 2<strong>1.</strong>07. führten wir einen Infostand auf der Königstraße durch. Um mehr<br />
Aufmerksamkeit zu erzielen, legten wir vor dem Infostand Steine mit Namen der<br />
Verstorbenen in Kreuzform aus. Wir sammelten Unterschriften auf den Postkarten<br />
der Deutschen AIDS-Hilfe, auf denen TeilnehmerInnen der heroingestützten<br />
Behandlung ihre positiven Erfahrungen berichteten (siehe Pressetext oben). Mit<br />
diesen unterschriebenen Postkarten wurde Frau Dr. Merkel um Unterstützung <strong>für</strong> die<br />
Anerkennung von Heroin als Medikament und die Aufnahme in die Regelversorgung<br />
gebeten.<br />
Leider war die Resonanz am Stand eher zurückhaltend. Ehrenamtler, die an anderen<br />
Stellen (wie zum Bsp. am Ausgang der Stadtbibliothek) Unterschriften sammelten,<br />
stießen auf ein Publikum, <strong>das</strong> dem Thema aufgeschlossen gegenüberstanden und<br />
auch bereit waren, die Postkarten zu unterschreiben.<br />
Die Postkartenaktion wurde auch im Mittwochs-Café und bei der Methadonvergabe<br />
samstags und sonntags der AIDS-Hilfe fortgeführt. Hier stießen wir auf sehr gute<br />
Resonanz.<br />
58
5.3 HIV und Strafvollzug<br />
Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ wurde <strong>2007</strong> durch die AIDS-Hilfe Duisburg/<br />
Kreis Wesel e.V. umgesetzt. Dies ermöglichte die strukturelle Präventionsarbeit im<br />
Bereich Strafvollzug auf der lokalen und landesweiten Ebene. Auf der landesweiten<br />
Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in Vernetzung und Kooperation mit<br />
Institutionen, die im Bereich ,HIV und Strafvollzug’ tätig sind.<br />
Auf der lokalen Ebene wurde mit den vorhandenen Untersuchungshaftanstalten, dem<br />
offenen Vollzug sowie den Gerichten und Staatsanwaltschaften kooperiert, um die<br />
Präventionsarbeit im Bereich Mitarbeiterschulungen und Informationsveranstaltungen<br />
<strong>für</strong> Inhaftierte im Bereich Strafvollzug zu platzieren. Ziel war die Wissensvermittlung<br />
von Übertragungswegen und Schutzmöglichkeiten im Themenfeld STD´s; vor allem<br />
im Hinblick auf HIV und dem Bereich der Hepatitiden. Weitere Arbeitsschwerpunkte<br />
waren die Begleitung HIV-positiver Inhaftierter sowie die Einzelberatung von<br />
Inhaftierter im Rahmen von Sprechstunden.<br />
5.3.1 Vorwort<br />
Eine der Hauptgruppen in Haft sind Drogenkonsumenten, die durch den Besitz von<br />
illegalen Substanzen oder wegen Beschaffungskriminalität zum Erwerb von illegalen<br />
Substanzen verurteilt wurden bzw. werden sollen (Bei Frauen 20,2 % wegen BtMG-<br />
Delikte, 29 % wegen Diebstahl u. Unterschlagung, bei Männern 16,6 % wegen<br />
BtMG- Delikte, 24,5 % wegen Diebstahl u. Unterschlagung; Quelle:<br />
Strafvollzugsstatistik NRW). Gerade bei der Zielgruppe von i.V. Drogenkonsumenten<br />
ist die Prävalenz von HIV und Hepatitis C sehr hoch. Forschungsarbeiten belegen,<br />
<strong>das</strong>s die Häufigkeit von Hepatitiden in Gefängnissen 100-200fach erhöhter ist im<br />
Vergleich zur Normalbevölkerung (Gaube). Bei HIV ist die Häufigkeit 25fach<br />
erhöhter als bei der Allgemeinbevölkerung (Koops A, Thiele B, Heinemann A,<br />
Püschel K. Prävalenz viraler Infektionskrankheiten bei Inhaftierten im Hamburger<br />
Strafvollzug, Vortrag auf dem „2. Europäischen Seminar zu HIV und Hepatitis im<br />
Justizvollzug“ 12.-13.12.97 Bonn).<br />
Weiterführend wurde in einer Studie nachgewiesen, <strong>das</strong>s sich ca. 48% der<br />
neuinfizierten Insassen während der Haftzeit mit Hepatitis infiziert haben (Keppler).<br />
Ziele unserer Arbeit sind unter anderem die Verminderung/Verhinderung von<br />
Neuinfektionen von HIV und Hepatitiden bei Menschen in Haft, die Begleitung HIVpositiver<br />
Menschen (Sekundärprävention) und die Fortbildung der Mitarbeiter der<br />
Haftanstalten im Rahmen der Mitarbeiterprophylaxe.<br />
5.3.2 Landesweite Vernetzung<br />
Teilnahme an Arbeitskreisen<br />
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig an dem Landesarbeitskreis ,Drogen<br />
und Haft’ der AIDS-Hilfe NRW e.V. teilgenommen. Durch den regelmäßig<br />
stattfindenden fachlichen Austausch wurde die Arbeit kontinuierlich modifiziert,<br />
einheitliche Standards erarbeitet und somit die lokale Arbeit weiter professionalisiert.<br />
Der hauptamtliche Mitarbeiter nahm im Rahmen der landesweiten Vernetzung an<br />
verschiedenen Konferenzen und Tagungen teil. Zu diesen Veranstaltungen zählten:<br />
59
Ehrenamt im Strafvollzug<br />
Die AIDS-Hilfe NRW e.V. bat den Projektnehmer als Sprecher des<br />
Landesarbeitskreises Drogen/Haft an dieser Podiumsdiskussion als Vertreter der<br />
AIDS-Hilfe NRW e.V. als Zuhörer teilzunehmen. An der Podiumsdiskussion nahm<br />
unter anderem die amtierende Justizministerin Müller-Piepenkötter teil, die mit ihrer<br />
Drogenpolitik (unter anderem auch im Strafvollzug) <strong>für</strong> drastische Veränderungen<br />
sorgte. Der hauptamtliche Mitarbeiter konnte mehrere Fragen, wodurch eine rege<br />
Diskussion entstand, an die Ministerin stellen.<br />
3. Europäische Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft<br />
Ziel der Konferenz ist <strong>das</strong> Platzieren des Themas ,Gesundheitsförderung in Haft’ auf<br />
der Europäischen Ebene. Durch den Austausch der Konferenzteilnehmer in den<br />
jeweiligen Arbeitsgruppen, konnten Unterschiede und Gemeinsamkeiten erörtert<br />
werden. Durch die Teilnahme von Mitarbeitern unterschiedlichster Einrichtungen, die<br />
im Themenfeld Haft tätig sind, konnten neue Kontakte aufgebaut und bestehende<br />
Kontakte gefestigt werden. Inhaltliche Schwerpunkte waren unter anderem:<br />
Substitution in Haft, Sexualität in Haft und ,Das Menschenbild über Menschen in<br />
Haft’.<br />
Aus der Region Duisburg/Kreis Wesel war die Justizvollzugsanstalt Hamborn<br />
(Anstaltsarzt sowie Leiterin des Sozialdienstes) sowie der hauptamtliche Mitarbeiter<br />
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. vertreten.<br />
5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’<br />
Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ bedient die Untersuchungshaftanstalten<br />
Duisburg-Hamborn sowie die Zweiganstalten Duisburg-Mitte, Dinslaken und den<br />
offenen Vollzug in Moers Kapellen. Inhaltliche Schwerpunkte des Bereiches sind:<br />
- Primär- und Sekundärprävention zum Themenfeld HIV/AIDS, Hepatitiden<br />
sowie andere sexuell übertragbare Krankheiten<br />
- Begleitung und Interessensvertretung HIV-positiver Inhaftierter<br />
- Einzelberatung von Inhaftierten<br />
- Mitarbeiterschulungen<br />
- Verschiedene Veranstaltungen<br />
5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten<br />
Die Hauptinfektionswege von HIV und Hepatitiden sind der i.v. Drogenkonsum,<br />
sexuelle Kontakte und Tätowieren / Piercen. Daher hat die Präventionsarbeit der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. eine starke Fokussierung auf diese<br />
Übertragungswege.<br />
Hier ein Umriss der Risikosituationen anhand statistischer Forschungsergebnisse:<br />
Drogenkonsum<br />
I.v. Drogenkonsum ist bei inhaftierten Drogenabhängigen zwar weniger verbreitet als<br />
außerhalb, aber die Inhaftierten, die ihren Konsum in Haft fortsetzen, tun dies unter<br />
hoch riskanten Bedingungen und in der Regel mit einem gemeinsamen Gebrauch<br />
von Spritzen, Nadeln und Spritzutensilien. Wedershoven bestätigt, <strong>das</strong>s unsterile<br />
Spritzutensilien die Hauptinfektionsquelle der von ihr untersuchten Gefangenen<br />
darstellt. Knapp fand, <strong>das</strong>s bei den von ihm befragten Inhaftierten positiven<br />
Strafgefangenen bis zu neun Personen eine Spritze zusammen benutzten.<br />
60
Sexuelle Beziehungen<br />
Sexualität ist in den Haftanstalten genauso präsent, wie der illegale Drogenkonsum.<br />
Die Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität ist jedoch so gut wie<br />
unmöglich. Wenige Haftanstalten gestatten Langzeitinhaftierten heterosexuelle<br />
Kontakte im Rahmen der Besuchszeit von (Ehe-) PartnerInnen (z.B. JVA Werl, JVA<br />
<strong>für</strong> Frauen Vechta) oder bei Haftlockerungen der Inhaftierten sexuelle Kontakte im<br />
Rahmen des Urlaubes.<br />
Es scheint jedoch, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> „Verbot“ der Ausübung von Sexualität als Teil der Strafe<br />
angesehen wird. Dies wird nicht zuletzt von den Inhaftierten selbst so gesehen. Der<br />
Drang nach sexuellen Handlungen führt zu einer Abspaltung der Sexualität von der<br />
allgemeinen sozialen Haltung der Inhaftierten. Es werden gleichgeschlechtliche<br />
Handlungen praktiziert, die konträr zur Haltung und allgemeinen Aussage der<br />
Inhaftierten stehen. Durch diese abgetrennte, nicht akzeptierte Sexualität wird<br />
teilweise bzw. vollständig auf Kondomgebrauch verzichtet. Die Prävention steht hier<br />
vor einem Dilemma. Die Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität in<br />
Präventionsveranstaltungen wird mit Anlehnung begegnet. Um Inhaftierten die<br />
Möglichkeit eines Beratungsgespräches zu ermöglichen, wo Fragen zu<br />
Übertragungswegen vertrauensvoll beantwortet werden, bietet die AIDS-Hilfe daher<br />
seit <strong>2007</strong> eine Hepatitis / HIV-Sprechstunde in den Haftanstalten Hamborn und<br />
Dinslaken an.<br />
Tätowieren / Piercen<br />
Tätowieren und Piercen ist wie <strong>das</strong> Benutzen unsteriler Injektionsnadeln eine<br />
Übertragungsmöglichkeit von Hepatitis C und, in geringerem Ausmaß, von HIV.<br />
Leider wurden bis dato keine Studien in Haftanstalten durchgeführt, um hier eine<br />
Aussage in Richtung Risiko, Gebrauch und Infektionszahlen von Inhaftierten über<br />
<strong>das</strong> Verhalten Tätowieren und Piercen zu treffen.<br />
Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen bei<br />
ihrer Präventionsarbeit und bietet den Rahmenbedingungen entsprechende<br />
Lösungsansätze an.<br />
5.3.4.1 Primär- und Sekundärprävention<br />
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen in den<br />
Justizvollzugsanstalten durchgeführt. Neben den Übertragungswegen von HIV und<br />
Hepatitiden wurden die Behandlungsmöglichkeiten und mögliche Schutzmaßnahmen<br />
angesprochen (Desinfektion von gebrauchten Spritzen, Förderung des<br />
,Blutbewusstseins’, Vorgehen bei Nadelstichverletzungen und Safer Sex - Praktiken<br />
{bei MSM sowie FSF}).<br />
5.3.4.2 Begleitung<br />
Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ bietet den inhaftierten Frauen und Männern<br />
die Möglichkeit, regelmäßig (in der Regel alle zwei Wochen) mit einem Mitarbeiter<br />
der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. zu sprechen. Die Erstgespräche werden<br />
von den hauptamtlichen Mitarbeiter durchgeführt. Hier werden folgende Aspekte<br />
erörtert: Bedarf des Inhaftierten, Stadium der HIV-Infektion, medizinische<br />
Behandlung sowie die Angebote der AIDS-Hilfe (z.B. Knastpakete,<br />
Therapievermittlung, Resozialisierung nach der Haftentlassung etc.). Die<br />
regelmäßigen Besuche werden dann durch den hauptamtliche Mitarbeiter oder einen<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter durchgeführt. Im Sinne einer professionellen psycho-<br />
61
sozialen Begleitung besteht <strong>für</strong> die ehrenamtlichen Mitarbeiter <strong>das</strong> Angebot der<br />
,Drogen- / Knast-Gruppe’. Ziel des zweiwöchentlich verfügbaren Angebotes ist der<br />
fachliche Austausch von Begleitungsfällen, Absprachen von Veranstaltungen und<br />
eine supervisorische Beratung <strong>für</strong> die Begleiter.<br />
5.3.4.3 HIV- und Hepatitissprechstunde<br />
Nach Absprache mit dem Anstaltsarzt der JVA-Hamborn bietet die AIDS-Hilfe<br />
Duisburg/Kr. Wesel e.V. seit 2006 in der Zweiganstalt Dinslaken eine HIV- und<br />
Hepatitissprechstunde an und seit <strong>2007</strong> in der Haftanstalt Hamborn. Die<br />
Sprechstunde wird zweimal monatlich in Dinslaken und einmal im Quartal in<br />
Hamborn angeboten. Ziel der Sprechstunde ist es, in einem geschützten Rahmen<br />
Fragen an den Projektnehmer stellen zu können, die bei einer<br />
Informationsveranstaltung im größeren Rahmen durch Scham, gesellschaftlicher<br />
Tabuisierung bzw. Sanktionsgefahr von Seiten der Anstalten nicht thematisiert<br />
werden (Needlesharing, Drogenkonsum, MSM und FSF). Die Sprechstunde wird<br />
durch Plakate beworben und Interessierte können sich durch einen Antrag an den<br />
Sozialdienst <strong>für</strong> die Sprechstunde anmelden.<br />
5.3.4.4 Mitarbeiterschulung<br />
Durch den Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ werden <strong>für</strong> die Bediensteten der<br />
Justizvollzugsanstalten, den Gerichten sowie den Staatsanwaltschaften<br />
Informationsveranstaltungen angeboten. Inhalte der Veranstaltungen sind<br />
vornehmlich die Einhaltung der Hygienestandards, Vorgehen nach einer<br />
Nadelstichverletzung und die Wissensvermittlung von Übertragungswegen,<br />
Behandlungsmöglichkeiten im Bezug auf HIV und Hepatitiden und darüber hinaus<br />
die Impfmöglichkeiten bei einigen Hepatitiden. Im Berichtszeitraum wurde erstmalig<br />
seit 6 <strong>Jahr</strong>en wieder eine Schulung <strong>für</strong> die auszubildenden Vollzugsbeamten in der<br />
AIDS-Hilfe durchgeführt. Hier konnten auch an einen HIV-positiven ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter Fragen zum Thema „HIV-Positiv sein, was heißt <strong>das</strong>?“ stellen.<br />
5.3.4.5 Veranstaltungen<br />
Der hauptamtliche Mitarbeiter war bei mehreren Veranstaltungen in den<br />
Justizvollzugsanstalten präsent. Darüber hinaus wurden medienwirksame<br />
Veranstaltungen selbst organisiert, um <strong>das</strong> Thema ,HIV und Strafvollzug’ in der<br />
Öffentlichkeit zu thematisieren.<br />
Hier einige Veranstaltungen im Detail:<br />
Das Präventionsstück „Geschenke des Sommers“ zum WAT im Frauenknast<br />
Zum WAT wurde eine Informationsveranstaltung in der Frauenhaftanstalt umgesetzt.<br />
Die AIDS-Hilfe lud zu Kaffee und Gebäck ein. Vor der Informationsveranstaltung, an<br />
der fast alle Inhaftierten teilnahmen, wurde ein Präventionssketch aufgeführt.<br />
62
Aufführung des Sketches „Geschenke des Sommers“ im Rahmen der Präventionsveranstaltung zum WAT in der Dinslakener<br />
Untersuchungshaftanstalt <strong>für</strong> Frauen<br />
Inhaftierte Frauen im Gespräch mit den Mitarbeitern der AIDS-Hilfe<br />
Sommerfest<br />
Traditionell war die AIDS-Hilfe mit einem Informationsstand beim Sommerfest der<br />
Zweiganstalt Dinslaken vertreten. Zudem wurde bei dem Bühnenprogramm, welches<br />
die Inhaftierten Frauen selbst organisierten, <strong>das</strong> Präventionsstück „Geschenke des<br />
Sommers“ aufgeführt.<br />
Weihnachtsfeiern<br />
Der hauptamtliche Mitarbeiter war bei zwei Weihnachtsfeiern in der Haftanstalt<br />
Hamborn zu Gast. Inhaftierte konnten in ungezwungener Atmosphäre Fragen zu<br />
Infektionsrisiken an den Mitarbeiter der AIDS-Hilfe stellen.<br />
63
5.3.5 Resümee und zukunftsorientierte Zielsetzungen<br />
Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ kann auf ein erfolgreiches <strong>Jahr</strong><br />
zurückschauen. Die Kooperation mit den Anstalten ist konstant und produktiv. Die<br />
Angebote der AIDS-Hilfe wurden sehr gut frequentiert.<br />
Zur Sinnhaftigkeit unserer Arbeit:<br />
Viele Menschen, die in Haft kommen, hatten schon vor der Inhaftierung<br />
gesundheitsschädliche Verhaltensmuster. Diese Verhaltensmuster werden durch die<br />
Inhaftierung verstärkt (Verringerung des Selbstwertgefühls, Stress im Haftalltag etc.).<br />
Gerade Fragen zu Übertragungswegen beim i. V. Drogenkonsum können nicht mit<br />
den Beamten oder dem Sanitätsdienst angesprochen werden. Da Mitarbeiter der<br />
AIDS-Hilfe der Schweigepflicht unterliegen, können inhaftierte ohne Angst vor<br />
Sanktionen die Beratung zur Vermeidung und Verhinderung von riskanten<br />
Konsummustern in Anspruch nehmen.<br />
Die Politik sieht dies jedoch anders. AIDS-Hilfen, die in NRW Haftarbeit durchführen,<br />
erhalten <strong>für</strong> diese Tätigkeit keine finanziellen Mittel. Ein Rahmenantrag, der im<br />
Landesarbeitskreis Drogen/Haft erstellt wurde, wurde vom Justizministerium<br />
angelehnt. Dies vor allem, da Mittel <strong>für</strong> Präventionsarbeit, ähnlich der<br />
Kommunalisierung, direkt an die einzelnen Anstalten fließen. Die AIDS-Hilfen<br />
müssen daher vor Ort an die Haftanstalten herantreten und finanzielle Mittel bei den<br />
zuständigen Personen beantragen. Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. hat<br />
sich diesbezüglich an die Leiterin der Haftanstalten Hamborn gewendet.<br />
Der Leiter der Sozialdienste vom Landesjustizvollzugsamt von NRW hat im<br />
Düsseldorfer Landtag die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />
e.V. als ein „gut funktionierendes Projekt“ einer externen Organisation in Haft<br />
vorgestellt. Dadurch wurde die ARD auf unsere Arbeit aufmerksam und wollte einen<br />
Bericht darüber in der Tagesschau einbringen. Leider konnte dies jedoch wegen<br />
einer fehlenden Dreherlaubnis nicht umgesetzt werden. Dennoch steht dies <strong>für</strong> eine<br />
Akzeptanz und Wertschätzung unserer Arbeit. Nicht zuletzt, da die<br />
Präventionssketche, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Haftanstalten<br />
umgesetzt werden, <strong>für</strong> Lust und Spaß in der Prävention stehen.<br />
Der Bereich ,HIV und Strafvollzug’ wäre daher ohne die ehrenamtliche Unterstützung<br />
nicht in dem Ausmaß umgesetzt worden. Daher gilt besonderer Dank den<br />
engagierten Mitarbeitern, die sich <strong>für</strong> die besondere Herausforderung der<br />
„Knastarbeit“ entschieden haben.<br />
64
5.4 Frauen und AIDS, Primärprävention bei Frauen in besonderen<br />
Lebenslagen<br />
Für <strong>das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> bleibt festzuhalten, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> Projekt ‚Frauen und AIDS’ der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. mit den Zielgruppenspezifischen Mitteln der<br />
AIDS-Hilfe NRW e.V. erfolgreich umsetzen ließ.<br />
Dieses ermöglichte die Umsetzung der strukturellen Prävention im Arbeitsbereich<br />
‚Frauen und AIDS’ auf lokaler, regionaler und der landesweiten Ebene, welche in<br />
diesem <strong>Jahr</strong> in unterschiedlichen Arbeitsbereichen erfolgte. Zu nennen sind die<br />
Begleitung von HIV-positiven/ an AIDS erkrankten Frauen, die Gestaltung<br />
bedarfsgerechter Versorgungsstrukturen, den Abbau gesellschaftlicher<br />
Diskriminierungen und die Primärprävention spezifischer Zielgruppen innerhalb des<br />
Frauenbereiches.<br />
Auch in <strong>2007</strong> erfolgte die Arbeit auf der landesweiten und regionalen Ebene<br />
ausschließlich in Vernetzung und Kooperation mit Institutionen, die im Bereich<br />
‚Frauen und AIDS’ tätig sind. Diese Vorgehensweise stellt vorhandene Ressourcen<br />
sicher und führt zu einer effizienten Arbeit im Bereich ‚Frauen und AIDS’.<br />
In der lokalen Arbeit ließ sich die Ausdifferenzierung der Aufgaben durch die<br />
Einbeziehung von ehrenamtlicher Arbeit und die Unterstützung der HIV-positiven / an<br />
AIDS erkrankten Frauen realisieren. Darüber hinaus waren auch auf dieser Ebene<br />
Kooperationen mit Institutionen relevant, um die begrenzten personellen Ressourcen<br />
möglichst effizient zu nutzen.<br />
5.4.1 Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’ auf der lokalen Ebene<br />
Sicherstellung frauenspezifischer Beratung und Begleitung<br />
In diesem <strong>Jahr</strong> stellte die Projektnehmerin sicher, <strong>das</strong>s Frauen, die sich sowohl<br />
telefonisch als auch persönlich an die AIDS-Hilfe wenden, die Option gegeben<br />
werden kann, sich mit einer Frau über ihre Themen auseinandersetzen zu können.<br />
Für eine qualifizierte Beratung und Betreuung spielen geschlechtsspezifische<br />
Faktoren eine wichtige Rolle, die sich nicht ohne weiteres von männlichen Kollegen<br />
bearbeiten lassen. Besonders bei Frauen, deren kultureller oder religiöser<br />
Hintergrund einen offenen Umgang bezüglich Sexualität ausschließlich bei<br />
gleichgeschlechtlichen Personen akzeptiert, ist ein weiblicher Ansprechpartner<br />
wichtig.<br />
Zusammenarbeit mit Ehrenamtlerinnen / betroffenen Frauen<br />
Für die lokale Arbeit ist es notwendig, die Kapazitäten mithilfe von Ehrenamtlerinnen<br />
und positiven Frauen zu erweitern. Die Strategie der Projektnehmerin, sowohl<br />
Ehrenamtlerinnen als auch betroffene Frauen in die aktuelle frauenspezifische Arbeit<br />
mit einzubinden wurde <strong>2007</strong> fortgesetzt. Besonders erfolgreich ließ sich dieses in der<br />
lokalen Öffentlichkeitsarbeit umsetzen. Der Versuch, eine betroffene Frau in die<br />
landesweite Arbeit zu integrieren, war hingegen nur bedingt möglich.<br />
Die Schulung der EhrenamtlerInnen der AIDS-Hilfen Oberhausen, Essen, Bochum<br />
und Duisburg / Kreis Wesel zum Themenbereich ‚Frauen und HIV / AIDS’ wurde<br />
erneut von der Projektnehmerin übernommen, um neue Ehrenamtlerinnen zu<br />
gewinnen und <strong>für</strong> <strong>das</strong> Thema zu sensibilisieren. In Kooperation mit den AIDS-Hilfen<br />
Bochum, Essen und Oberhausen werden die neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter <strong>für</strong><br />
ihre Arbeit in den jeweiligen AIDS-Hilfen vorbereitet. Neben medizinischen Aspekten<br />
wurden die unterschiedlichen Arbeitsfelder der AIDS-Hilfe vorgestellt. Die<br />
65
Projektnehmerin hat in diesem Zusammenhang den Bereich „Frauen in besonderen<br />
Lebenslagen“ vorgestellt.<br />
<strong>2007</strong> ließen sich vermehrt betroffene Frauen gewinnen, die die<br />
Öffentlichkeitsaktionen im „Hintergrund“ unterstützten. Die Frauen erklärten sich<br />
beispielsweise bereit, Päckchen <strong>für</strong> Aktionen zu packen, Postkarten und<br />
Informationsmaterial zu bearbeiten etc.. Bei den Aktionen vor Ort stand die Angst vor<br />
einem unfreiwilligen „Outing“ im Vordergrund und machte so die Teilnahme <strong>für</strong> die<br />
Frauen unmöglich.<br />
Mit der Homepage ‚www.venus-ruhrgebiet.de’ entstand hingegen die Option, <strong>das</strong>s<br />
sich positive Frauen in einem geschützten Rahmen „outen“, mit ihrer<br />
Lebensgeschichte die LeserInnen sensibilisieren und sich untereinander bei Bedarf<br />
in einem Forum austauschen können. Die Homepage muss weiterhin beworben<br />
werden, da <strong>das</strong> Angebot noch nicht von vielen Betroffenen genutzt wird.<br />
Primärprävention bei Frauen in besonderen Lebenslagen<br />
<strong>2007</strong> ließ sich die Präventionsarbeit auf dem Duisburger Straßenstrich erfolgreich mit<br />
dem Gesundheitsamt der Stadt Duisburg fortführen. Mit der regelmäßigen<br />
aufsuchenden Arbeit (in einem ca. zweiwöchigen Rhythmus) wird ein langfristiger<br />
Beziehungsaufbau zu den einzelnen Sexarbeiterinnen ermöglicht.<br />
Erneut wurde in dem Arbeitsbereich der Bordelle in Duisburg eine Aktion<br />
(Nikolausaktion) durchgeführt, in der Give-aways und Informationsmaterial an die<br />
Sexarbeiterinnen verteilt wurden.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>2007</strong> galt es neben der Kommunikationskampagne ‚XXelle’ und der<br />
ruhrgebietsweiten Homepage auch die lokale AIDS-Hilfe und die Arbeit in dem<br />
Bereich ‚Frauen und AIDS’ zu präsentieren.<br />
Neben den einzelnen Öffentlichkeitsaktionen (siehe regionale Arbeit) ist dieses <strong>2007</strong><br />
besonders gut durch die Pressearbeit gelungen. Zwei HIV-positive Frauen erklärten<br />
sich zum Welt-Aids-Tag dazu bereit, über ihre Lebenssituationen zu berichten. Da<br />
die Projektnehmerin diese Interviewtermine mit den Frauen vorbereitete und zu ihrer<br />
Unterstützung beim Interview anwesend blieb, waren die Frauen trotz der<br />
Anstrengung, sich mit Aspekten des eigenen Lebens auseinandersetzen zu müssen,<br />
stolz auf die gelungenen Ergebnisse.<br />
Schulung MultiplikatorInnen<br />
In Duisburg und dem Kreis Wesel steht <strong>für</strong> den Projektbereich ‚Frauen und HIV/AIDS’<br />
ausschließlich die Stelle der Projektnehmerin zur Verfügung. Diese Situation macht<br />
es notwendig eine Struktur zu schaffen, in der frauenspezifische Projekte über <strong>das</strong><br />
Thema ‚Frauen und AIDS’ informiert sind. Ein Zugang ist mit dem Medium Internet<br />
und der Ruhrgebietshomepage geschaffen worden.<br />
Teilnahme an Arbeitskreisen<br />
An dem in Duisburg existierenden Arbeitskreis, der sich an Frauengruppen und<br />
frauenspezifische Institutionen aus Duisburg richtet, nahm die Projektnehmerin an<br />
den Arbeitstreffen teil, die eine thematische Relevanz <strong>für</strong> die lokale Arbeit hatten.<br />
Durch die sporadischen Kontakte wird die Begleitungsarbeit im Frauenbereich<br />
optimiert, da enge Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Einrichtungen<br />
entstehen. Die Netzwerkarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, da sich die<br />
Bedarfe durch <strong>das</strong> sich verändernde Sozialrecht mehr ausdifferenzieren.<br />
66
5.4.2 Regionale Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’<br />
Homepageprojekt ‚ venus-ruhrgebiet<br />
Die Homepage ‚www.venus-ruhrgebiet.de’, die in Kooperation mit der AIDS-Hilfe<br />
Dortmund e.V. erstellt wurde, präsentiert <strong>das</strong> Thema ‚Frauen und AIDS’ <strong>für</strong> positive<br />
Frauen und andere Interessierte im Internet. Auf der Homepage werden<br />
unterschiedliche Aspekte des Themas ‚Frauen und AIDS’ dargestellt, es werden<br />
Links zu anderen Homepages, Termine und Hilfsangebote <strong>für</strong> betroffene Frauen<br />
aufgeführt und es besteht die Möglichkeit ein Forum zu nutzen, um den Austausch<br />
zwischen positiven Frauen zu fördern.<br />
Somit bietet die Homepage zum einen die Option frauenspezifische Institutionen im<br />
Ruhrgebiet zu informieren und zu sensibilisieren und zum anderen schafft sie <strong>für</strong><br />
positive Frauen einen niedrigschwelligen und anonymen Zugang zu Informationen<br />
und persönlichen Kontakten.<br />
Für <strong>2007</strong> bleibt festzuhalten, <strong>das</strong>s die Homepage ‚Venus Ruhrgebiet’ nur bedingt<br />
weiter modifiziert und umgesetzt wurde, da sie aufgrund von ungeklärter<br />
Administration <strong>für</strong> einige Zeit nicht zugänglich war.<br />
Hintergrund der Stabilisierung und Modifizierung der Homepage bleibt weiterhin,<br />
Frauen mit HIV und AIDS die Möglichkeit zu geben, Informationen aktueller<br />
medizinischer Neuerungen / Veränderungen bedarfsgerecht und anonym über <strong>das</strong><br />
Internet jeder Zeit abrufen zu können.<br />
Das sekundärpräventive Angebot auf der Homepage (Austausch von betroffenen<br />
Frauen im Rahmen der Selbsthilfe), wurde nur partiell genutzt. Hier gilt es, die<br />
Zielgruppe durch intensivere Bewerbung auf dieses Angebot hinzuweisen.<br />
Eine Evaluation konnte noch nicht erfolgen, da die Anzahl von Kontakten noch nicht<br />
<strong>für</strong> eine aussagefähige statistische Auswertung ausreichte.<br />
Rundbriefprojekt ‚Infoletter <strong>für</strong> HIV-positive Frauen’<br />
Die bestehenden Angebote der AIDS-Hilfe können nicht von allen Frauen genutzt<br />
werden. Zum einen haben viele Klientinnen keinen Internetanschluss und können so<br />
nicht auf die Homepage zugreifen, zum anderen wird <strong>das</strong> Beratungsangebot in<br />
unserer Einrichtung aus unterschiedlichen Gründen nicht genutzt. Daher wurde von<br />
der Stelleninhaberin ein ‚Infoletter <strong>für</strong> Frauen mit HIV und Aids’ erstellt. Dieser<br />
Infoletter enthält Informationen, welche per Post an die interessierten Frauen<br />
versendet werden. Es handelt sich dabei um Artikel aus Fachzeitschriften über<br />
neueste Erkenntnisse von HIV und Schwangerschaft oder neue<br />
Forschungsergebnisse der HIV-Medikamententherapie, die von der Stelleninhaberin<br />
zusammengestellt werden. Darüber hinaus wird der Infoletter zur Bewerbung der<br />
Homepage und der Kontaktbörse ‚Venus friendship’ genutzt.<br />
Förderung der Selbsthilfepotentiale und Stabilisierung der bestehenden<br />
Selbsthilfeangebote<br />
Ein wesentliches Ziel auf der Ruhrgebietsebene ist es, positiven Frauen eine<br />
Möglichkeit zu geben, sich persönlich auszutauschen und eine Vernetzung zu<br />
ermöglichen. Dieses ist besonders relevant, da die Zielgruppe ‚Frauen’ sehr<br />
heterogen ist und sich eine stabile persönliche Beziehung nicht ausschließlich auf die<br />
HIV-Infektion / AIDS-Erkrankung gründen lässt.<br />
In Zusammenarbeit mit der AIDS-Hilfe Dortmund e.V., der AIDS-Hilfe Essen e.V., der<br />
AIDS-Hilfe Oberhausen e.V. und der AWO Niederrhein e.V. wurde <strong>2007</strong> ein<br />
67
Vernetzungstreffen angeboten. Das Schwerpunktthema des Treffens stand <strong>das</strong><br />
Thema ‚Stilberatung’. Dies wurde der Evaluation entnommen, die Ende 2005 mit den<br />
Frauen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigten, <strong>das</strong>s die Frauen einen<br />
besonderen Bedarf an Themen haben, in denen die eigene Attraktivität im<br />
Vordergrund steht. In diesem Treffen ließ sich dieses mit einer Trainerin umsetzen,<br />
die zu den einzelnen Personen die passenden Stiltypen ermittelte. Bei den<br />
Vernetzungstreffen sind die Teilnehmerinnenzahlen gegenüber den Vorjahren<br />
gesunken. Die Rückmeldebögen der Frauen ergeben jedoch, <strong>das</strong>s die Treffen nicht<br />
an Relevanz verloren haben. 2008 gilt es, die Entwicklung der<br />
Teilnehmerinnenzahlen kritisch zu beobachten und gegebenenfalls Konsequenzen<br />
zu ziehen.<br />
Der Informationsnachmittag, ebenfalls mit dem gewünschten Thema ,HIV / AIDS und<br />
Sexualität’ musste kurzfristig aufgrund zu geringer Anmeldezahlen abgesagt werden.<br />
Angesichts der Entwicklung, <strong>das</strong>s die Frauen die Teilnahme an den<br />
Vernetzungstreffen oftmals kurzfristig absagen, stand <strong>2007</strong> in der<br />
Ruhrgebietsvernetzung im Vordergrund, <strong>das</strong>s die Frauen verstärkt miteinbezogen<br />
werden sollten. Die Hauptamtlerinnen motivierten die Frauen erneut dazu, sich<br />
gegenseitig in die AIDS-Hilfen einzuladen. In der ersten <strong>Jahr</strong>eshälfte ließ sich dieses<br />
in der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. umsetzen. Die positiven Frauen<br />
entwickelten Einladungen, besprachen <strong>das</strong> Essen und den Termin. Die<br />
Projektnehmerin unterstützte die Aktivitäten der Frauen und begleitete <strong>das</strong> Treffen,<br />
<strong>das</strong> von Frauen aus Oberhausen, Essen und Dortmund besucht wurde.<br />
Schulung MultiplikatorInnen<br />
Im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> ließ sich in Duisburg erneut die Schulung der Hebammen zum Thema<br />
‚HIV / AIDS’ in Kooperation mit der AIDS-Hilfe Dortmund e.V. umsetzen. Sie verlief<br />
äußerst positiv, so <strong>das</strong>s die Schule weiteren Bedarf und den Wunsch nach weiterer<br />
Kooperation geäußert hat. Ein weiterer Termin ist bereits <strong>für</strong> den April 2008<br />
vereinbart, der in Kooperation mit einem Duisburger Schwerpunktarzt stattfinden<br />
wird.<br />
Die Hebammenschule in Bochum hat weiterhin keinen Bedarf angemeldet.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
In der Öffentlichkeitsarbeit <strong>2007</strong> wurde der Schwerpunkt weiterhin auf die<br />
Präsentation der landesweiten Kommunikationskampagne ‚XXelle’ gelegt. Im<br />
Rahmen der Ruhrgebietsvernetzung ließen sich zwei Öffentlichkeitsaktionen zum<br />
Thema ‚Frauen und AIDS’ platzieren. Eine fand zum ‚Internationalen Frauentag’ in<br />
Kooperation mit der AIDS-Hilfe Essen e.V. in der Essener Innenstadt statt, bei der<br />
mit einer Glücksradaktion und Verteilen von Päckchen die<br />
Kommunikationskampagne beworben wurde. Die zweite wurde auf der ‚Loveparade’<br />
platziert, die im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> erstmals im Ruhrgebiet stattfand, und in Kooperation mit<br />
Essen, Duisburg/ Kreis Wesel und Oberhausen stattfand.<br />
68
5.4.3 Landesweite Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’<br />
Teilnahme an Arbeitskreisen<br />
Die regelmäßige Teilnahme an der Landesarbeitsgemeinschaft ‚Frauen und AIDS’<br />
vertiefte den landesweiten Bezug des Projektes. Dieser ist notwendig, um die<br />
kontinuierliche Modifizierung der Arbeit in dem Bereich ‚Frauen und AIDS’ zu<br />
gewährleisten. Mithilfe der fachlichen Auseinandersetzung auf der Landesebene wird<br />
zum einen die lokale Projektarbeit weiterqualifiziert und zum anderen die Erarbeitung<br />
und Umsetzung von Projektideen in NRW gefördert.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>2007</strong> galt es, die landesweite Kommunikationskampagne ‚XXelle’<br />
öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.<br />
Die NRW-weit erstellten Materialien ließen sich <strong>für</strong> unterschiedliche Aktionen (s.<br />
Öffentlichkeitsarbeit auf lokaler / regionaler Ebene) erfolgreich nutzen. Darüber<br />
hinaus trugen die von der AIDS-Hilfe NRW e.V. erstellten Presseartikel zu einer<br />
gelungenen Öffentlichkeitsarbeit bei.<br />
69
5.5 Migration<br />
Das Thema ‚Migration’ nimmt in der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. im <strong>Jahr</strong><br />
<strong>2007</strong> weiterhin einen wichtigen Teil der Arbeit ein. Besonders im Begleitungsbereich<br />
spielt es eine wesentliche Rolle. Auf dieser Ebene ist in erster Linie, aufgrund des<br />
umfassenden Ausländergesetzes, eine Vernetzungsarbeit mit anderen Institutionen,<br />
die zur Klärung der Aufenthaltssituation beitragen, unbedingt erforderlich. Im Hinblick<br />
auf die Präventionsarbeit ist ein sensibler Umgang mit dem kulturellen und religiösen<br />
Hintergrund vonnöten.<br />
5.5.1 Migration und Begleitung<br />
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. begleitete auch im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> ca. 30%<br />
Menschen, die einen Migrationshintergrund hatten. Im Hinblick auf die HIV-positiven /<br />
an AIDS-erkrankten Frauen waren 44% der Begleiteten Migrantinnen, wobei die<br />
Gruppe der SchwarzafrikanerInnen in diesem Berichtsjahr die zahlenmäßig größte<br />
Gruppe der MigrantInnen stellt. Die Herkunftsländer sind dabei häufig Togo, Ghana<br />
und Kamerun. Vernachlässigbar klein sind neben dieser MigrantInnengruppe<br />
Menschen mit türkischen und serbokroatischen Migrationshintergrund, die aber<br />
ebenfalls von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. begleitet werden.<br />
In der Begleitung zeigt sich, <strong>das</strong>s viele Thematiken, die in der Beratungs- und<br />
Versorgungssituation eine Rolle spielen, kulturell geprägt sind. Dieses kann in<br />
Beratungssituationen zu Missverständnissen führen, aus denen Fehlentscheidungen<br />
oder kontraproduktive Unterstützungs- und Behandlungsangebote resultieren<br />
können. Hinzu kommen sprachliche Barrieren, die die Verständigung ebenfalls<br />
erschweren. Dieses wird besonders bei der Auseinandersetzung über sensible<br />
Themen wie HIV / AIDS, Sex, Drogen u.ä. deutlich. Zusätzlich zu den sprachlichen<br />
und kulturellen Barrieren ist die Begleitung der HIV-Infizierten / an AIDS-erkrankten<br />
MigrantInnen durch ihre spezifische Lebenssituation gekennzeichnet. Häufig sind<br />
Regelung des Aufenthaltsstatus’ und der Umgang mit dem fremden Aufenthaltsland<br />
und Behörden ein existentielles Thema, worüber die HIV-Infektion/AIDS-Erkrankung<br />
in den Hintergrund rückt. Für viele MigrantInnen trifft zu, <strong>das</strong>s sie ihre Familien in den<br />
Herkunftsländern zurückgelassen haben. Besonders in der Begleitung der Menschen<br />
aus Subsahara-Afrika ist die Trennung von Eltern, Geschwistern, Kindern und<br />
EhepartnerInnen daher oft ein Thema.<br />
Aus den genannten Gründen nimmt die Begleitung der MigrantInnen oftmals einen<br />
anderen zeitlichen Rahmen in Anspruch. Der fachliche Austausch (z. B. im<br />
Arbeitskreis Migration – s. 5.5.2) sowie die Zusammenarbeit mit anderen<br />
Institutionen nimmt daher einen hohen Stellenwert ein.<br />
5.5.2 Arbeitskreis ‚Migration’<br />
Ziel des Arbeitskreises Migration ist ein fachlicher Austausch, Vernetzung regionaler<br />
Angebote und die Durchführung gemeinsamer Projekte und Veranstaltungen. So<br />
konnte im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> <strong>das</strong> in 2005 geplante Projekt, eine Fachtagung <strong>für</strong><br />
MultiplikatorInnen aus unterschiedlichen MigrantInnengruppen zu schulen,<br />
umgesetzt werden. Mit der Fachtagung: „…ohne Angst verschieden sein…“ -<br />
Aspekte transkultureller Kommunikation im Bereich der Gesundheitsförderung – sind<br />
MultiplikatorInnen aus unterschiedlichen Institutionen erreicht worden, die mit<br />
MigrantInnen arbeiten.<br />
70
Im Vordergrund stand dabei eine Sensibilisierung bezüglich ihres Umgangs mit<br />
MigrantInnen. So ist sowohl der Fokus auf die Lebenssituation der MigrantInnen<br />
gerichtet worden (z. B. mit dem Workshop „Traumatisierung von MigrantInnen“) als<br />
auch auf die eigene Rolle als BeraterIn (Thematisierung eigener Vorurteile, Ängste,<br />
Unsicherheiten etc.) Bezug genommen worden.<br />
Der Arbeitskreis, ein Zusammenschluss von Organisationen, die im Bereich<br />
HIV/AIDS tätig sind (Gesundheitsamt der Stadt Duisburg - Beratungsstelle zu AIDS<br />
und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten - AIDS-Hilfe Oberhausen e. V.,<br />
AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V., AIDS-Hilfe Krefeld e.V., Projekt Aids + Kinder, Köln).<br />
verfolgt die Zielsetzung, im <strong>Jahr</strong> 2010 eine weitere Fachtagung <strong>für</strong> MultiplikatorInnen<br />
aus unterschiedlichen MigrantInnengruppen anzubieten, um <strong>das</strong> Thema ‚HIV / AIDS’<br />
weiterhin präsent und MultiplikatorInnen <strong>für</strong> <strong>das</strong> Thema ‚Migration’ sensibel zu<br />
machen.<br />
71
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung<br />
• „Jugendliche sind umfassend und nachhaltig aufgeklärt<br />
• Jede nachwachsende Generation wird erreicht<br />
• Im Jugendbereich sind die Themen HIV / AIDS in ein kultursensibles,<br />
sexualpädagogisches Angebot eingebettet<br />
• Jugendliche sind <strong>für</strong> <strong>das</strong> Thema Solidarität mit Menschen mit HIV / AIDS<br />
sensibilisiert<br />
• Jugendliche erfahren, <strong>das</strong>s offen über den Schutz der eigenen Gesundheit<br />
und den der Sexualpartnerin und des Sexualpartners gesprochen werden<br />
kann und <strong>das</strong>s Schutzverhalten gesellschaftlich erwünscht ist<br />
• Die Wirkung von illegalen und legalen Drogen, insbesondere von Alkohol, auf<br />
<strong>das</strong> Schutzverhalten wird thematisiert<br />
• Sozial benachteiligte Jugendliche werden mit spezifischen Maßnahmen<br />
erreicht“<br />
(Quelle : Aktionsplan zur Umsetzung der HIV / AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung,<br />
Bonn/Berlin, 3. überarbeitete Aufl., März <strong>2007</strong>, S.15)<br />
So lauten die im Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der HIV / AIDS-<br />
Bekämpfungsstrategie vom März <strong>2007</strong> formulierten Ziele <strong>für</strong> die „besondere<br />
Zielgruppe“ Jugendliche. Eine deutliche Bekräftigung des erfolgreichen `deutschen<br />
Präventionsansatzes´ und eine deutliche Bestätigung <strong>für</strong> und Stärkung des<br />
Präventionsansatzes des bisherigen NRW-Landesprogrammes „Youthwork“,<br />
welches bei der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. seit nunmehr 19 <strong>Jahr</strong>en<br />
durch eine hauptamtliche Fachkraft verortet ist und auch nach der Kommunalisierung<br />
der Landesmittel (Vgl. <strong>1.</strong>) hier erhalten werden soll / muss.<br />
Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit dieser AIDS-Prävention in<br />
sexualpädagogischem Kontext mit dem vorrangigen Ziel der Vermeidung von<br />
Primärinfektionen hat nichts an Bedeutung verloren. Die deutlichen Anstiege der<br />
letzten <strong>Jahr</strong>e bei den HIV-Neudiagnosen quer durch alle Bevölkerungsgruppen –so<br />
auch bei jugendlichen und jungen Menschen- sind ein deutlicher Beleg da<strong>für</strong>.<br />
Dennoch ist festzuhalten, <strong>das</strong>s diese Arbeit, die vor allem durch personale<br />
Kommunikation zielgruppenadäquate Informationsarbeit und Aufklärung leistet,<br />
offenbar weiterhin sehr erfolgreich ist. Das zeigen uns die epidemiologischen Daten<br />
aus unserer Region und die Inzidenzvergleiche mit anderen europäischen Ländern.<br />
Der niedrigschwellige, emanzipatorische und akzeptanzorientierte Ansatz ist richtig.<br />
Repressive Ansätze sind eindeutig kontraproduktiv, wie insbesondere Beispiele aus<br />
Osteuropa zeigen. Auch die mit großem finanziellen und personellen Aufwand<br />
aufgelegten Abstinenzprogramme der USA scheitern, wie erste<br />
Evaluationsergebnisse belegen.<br />
Die besondere Akzeptanz dieses Ansatzes wird uns auch vor Ort durch<br />
Rückmeldungen, Resonanzen und Evaluationserfahrungen zu unseren<br />
72
Veranstaltungen in diesem Sektor (s. Abb. Veranstaltungsverteilung nach<br />
Arbeitsfeldern) bestätigt.<br />
Dem Rechnung tragend gestalten wir unsere AIDS-Prävention in<br />
sexualpädagogischem Kontext und zielen auf einen Dialog in offener und angstfreier<br />
Atmosphäre und ohne pädagogischen Zeigefinger.<br />
5.6.1 Veranstaltungsinhalte<br />
In aller Regel werden personalkommunikative Formen massenmedialen vorgezogen.<br />
Das erfordert allerdings auch eine jeweilige Reduktion auf zielgruppenadäquate und<br />
bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese Reduktion pädagogisch<br />
verantwortungsvoll vornehmen zu können, finden entsprechende Vor- und<br />
Nachgespräche mit den Veranstaltungspartnern statt.<br />
Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen können<br />
u.a. folgende Themenfelder behandelt werden:<br />
• Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und AIDS, und<br />
andere STI`s (Virologie, Immunologie, ...)<br />
• Verlaufsformen der HIV-Infektion<br />
• Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze<br />
• Übertragungswege und –risiken<br />
• Infektionsschutzmöglichkeiten<br />
• Testverfahren und ihre Problematiken<br />
• Epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende<br />
Präventionserfordernisse und –strategien<br />
• Lebenssituation von Betroffenen und An- oder Zugehörigen<br />
• Umgang mit HIV-positiven oder/und an AIDS erkrankten<br />
Menschen<br />
• Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen<br />
• Drogen- und Substitutionsproblematik<br />
• HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen<br />
• Juristische und ethische Fragestellungen<br />
• Probleme in der Begleitung und Pflege<br />
• Sterbebegleitung, Tod und Trauer<br />
• Liebe, Sexualität und Partnerschaft<br />
• Probleme im Umgang mit der eigenen Sexualität<br />
• Homosexualität (Schwul-lesbische Aufklärungsarbeit)<br />
• Geschlechterrollen und ihre Problematiken<br />
• Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld der Sexualität<br />
• u.a.m.<br />
73
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork<br />
Wir bieten <strong>für</strong> Sie an:<br />
• AIDS-Präventionsveranstaltungen im<br />
Rahmen von Sexualpädagogik und<br />
ganzheitlicher<br />
Gesundheitsförderung<br />
• Fort- und Weiterbildung <strong>für</strong><br />
MultiplikatorInnen und LehrerInnen<br />
• Beratung (telefonisch, persönlich,<br />
schriftlich und via Internet) <strong>für</strong><br />
Jugendliche, Eltern, LehrerInnen,<br />
ErzieherInnen etc.<br />
• Kooperation, Koordination und<br />
Vernetzung<br />
• Geschlechtsspezifische Angebote <strong>für</strong><br />
Mädchen und Jungen<br />
Beratung<br />
Einzel-, Paar,<br />
Gruppenberatung;<br />
-telefonisch<br />
-persönlich<br />
-schriftlich<br />
-via Internet<br />
Angebote<br />
Kooperation,<br />
Präventionsveranstaltungen<br />
Weiterbildung<br />
Fort- und<br />
Koordination,<br />
Vernetzung<br />
Gruppenarbeit, Moderation, Workshop,<br />
Seminar, Expertengespräch, Diskussion,<br />
Projekt, Fachtagung, Event, Vortrag,<br />
Referat, Infostand etc.<br />
Arbeitskreise,<br />
Gremien,<br />
Ausschüsse,<br />
Lobbyarbeit, etc.<br />
AIDS-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem Kontext wurden von der<br />
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. <strong>für</strong> SchülerInnen aller Regelschulformen<br />
sowie Kollegschulen durchgeführt. In der Regel werden unsere Angebote in den<br />
<strong>Jahr</strong>gängen ab der Klasse 8, in einzelnen begründeten Ausnahmen auch in jüngeren<br />
<strong>Jahr</strong>gängen platziert.<br />
Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert konzipiert. Das<br />
Angebotsspektrum reicht hier von Formen eines „Expertengespräches“ im Rahmen<br />
von Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem Fachhintergrund bis hin zu Projekttagen<br />
und – wochen, die günstigenfalls außerhalb des Schulrahmens durchgeführt werden.<br />
Um darüber hinaus eine zumindest grobe Übersicht über <strong>das</strong> „Produkt Youthwork“,<br />
über Zielebenen, Methoden und Ansätze bekommen zu können, sei an dieser Stelle<br />
auf die Internetseite www.youthwork-nrw.de verwiesen.<br />
Mit dem Berichtsjahr <strong>2007</strong> blicken wir im Bereich Youthwork / Prävention in der<br />
Allgemeinbevölkerung auf ein rekordverdächtiges <strong>Jahr</strong> zurück. Weiterhin<br />
konzentrieren sich die Veranstaltungsanfragen stark auf <strong>das</strong> erste Halbjahr und<br />
insbesondere auf <strong>das</strong> erste Quartal, in dem wir allein 46 (!) Veranstaltungstage<br />
aufzuführen haben. Vor allem die Anfragen von weiterführenden Schulen boomen<br />
so, <strong>das</strong>s wir leider nicht alle Anfragen wunschgemäß bedienen konnten. Es gibt<br />
allerdings viel Bemühen um terminliche Flexibilität von Seiten der Schulen, die unser<br />
Angebot sehr zu schätzen gelernt haben.<br />
Angesichts der Größe des Zuständigkeitsgebietes, der wachsenden Bedarfe und der<br />
Einzigartigkeit des Youthwork-Angebotes in der Region, erscheint es weiterhin sehr<br />
74
sinnvoll, eine weitere Fachkraft zu gewinnen. Wünschenswert wäre insbesondere<br />
eine Youthworkerin, die sich verstärkt der Mädchenarbeit widmen könnte. Zumindest<br />
phasenweise und themenabhängig sind geschlechtsspezifische Angebote und<br />
Arbeitsweisen im Bereich der Sexualpädagogik wichtig. Die `Sinnhaftigkeit´ beginnt<br />
gewissermaßen bei dem Eindruck, <strong>das</strong>s Defizite bzgl. des individuellen<br />
Körperbewusstseins und –verständnisses aus meiner Sicht zunehmen und<br />
Basiskenntnisse zu Körperbau und –funktionen, die zum Verstehen von sexuellen<br />
Vorgängen unentbehrlich sind, oft nur rudimentär vorhanden sind. Dies gilt allerdings<br />
durchaus <strong>für</strong> beide Geschlechter.<br />
Darüber hinaus können wir uns mit unseren Kapazitäten leider nicht im gewünschten<br />
Maße um sozial benachteiligte Schüler/innen kümmern, die nicht nur, aber gewiss<br />
mit höherer Quote in Haupt- und LB-Schulen anzutreffen sind, <strong>für</strong> die die<br />
beschriebenen Defizite in besonderem Maße gelten und die bei den STI-Inzidenzen<br />
leider eine exponierte Rolle spielen.<br />
Angesichts der knappen personellen Ressourcen bleibt die Einbindung und<br />
entsprechende Qualifizierung von ehrenamtlichen Kräften und Multiplikator/innen ein<br />
zentrales Anliegen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />
Unser Dank gilt hier insbesondere den aktiven HIV-positiven EhrenamtlerInnen, die<br />
sich immer wieder bereit erklären, in authentischer Weise zur Frage „HIV-positiv sein<br />
– was heißt <strong>das</strong>?“ Rede und Antwort zu stehen. Die Einbeziehung dieser<br />
Selbsthilfeaktivisten ist hier, wie bei Bedarf auch zum Thema „Homosexualität“, fester<br />
Bestandteil vieler Präventionsveranstaltungen. Der besondere Wert dieser<br />
Authentizität wird uns auch immer wieder rückgemeldet. Hier gilt auch den<br />
Mitarbeitern des Herzenslust-Teams ein herzliches Dankeschön.<br />
Den von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzungen in Duisburg und <strong>für</strong> die<br />
Region um Dinslaken kommen ebenfalls besondere Bedeutungen zu. Dabei geht es<br />
uns vor allem darum, über MultiplikatorInnen eine kontinuierliche Präsenz der<br />
Präventionsthemen in den Institutionen zu schaffen und von `nur´ punktuellen<br />
Veranstaltungen wegzukommen. Durch die Vernetzung und die damit verbesserte<br />
Kooperation und Koordinierung werden Synergieeffekte erzielt. Durch begleitende<br />
Öffentlichkeitsarbeit wird <strong>für</strong> die potentiellen Kunden mehr Transparenz zu den<br />
Präventionsangeboten geschaffen.<br />
Nach der (alljährlich durchgeführten) repräsentativen Umfrage der BZgA aus dem<br />
<strong>Jahr</strong>e 2006 verfügen Jugendliche im Alter von 16 bis 20 <strong>Jahr</strong>en in Deutschland „über<br />
ein hohes Basiswissen zu HIV und AIDS (…). Andererseits ist ihr Wissensstand in<br />
wichtigen Bereichen lückenhaft: 20 Prozent dieser Jugendlichen wissen nicht, <strong>das</strong>s<br />
Menschen mit HIV andere Menschen bereits vor dem Ausbruch von AIDS infizieren<br />
können. Ebenso sind sich 16 Prozent nicht sicher, wie sie sich vor AIDS schützen<br />
können, und 21 Prozent glauben, ein positives HIV-Testergebnis bedeutet man sei<br />
an AIDS erkrankt. 14 Prozent glauben zudem, HIV-Infektionen an äußerlichen<br />
Anzeichen erkennen zu können.“<br />
(Quelle : Aktionsplan zur Umsetzung der HIV / AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung,<br />
a.a.O., S.15)<br />
75
Erst recht konstatieren wir immer wieder und immer mehr Defizite im Bereich von<br />
sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen im Feld von Liebe, Sexualität und<br />
Partnerschaft.<br />
Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations- und Vermittlungsmethoden<br />
und der Zeitpunkt der thematischen Auseinandersetzung von entscheidender<br />
Bedeutung. Die Erkenntnis ist nicht neu, <strong>das</strong>s AIDS-Prävention mit Jugendlichen im<br />
Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist, <strong>das</strong>s personalkommunikative<br />
Methoden (d.h. „Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“, vgl. BZgA-Ansatz), die an<br />
der Lebenswelt der SchülerInnen orientiert und hinsichtlich der ersten Erfahrungen<br />
zeitnah zu platzieren sind, massenmedialen oder eindimensionalen<br />
Vermittlungsformen vorzuziehen sind.<br />
In den <strong>Jahr</strong>gangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint uns zudem eine – zumindest<br />
phasenweise und themenabhängige – geschlechtergetrennte Bearbeitung sinnvoll<br />
(vgl. o.). Hier müssen einfach die nicht selten durchaus großen Unterschiede im<br />
Reife- und Erfahrungsgrad zwischen Mädchen und Jungen einer <strong>Jahr</strong>gangsstufe<br />
Berücksichtigung finden. In Anwesenheit des anderen Geschlechtes fällt es<br />
manchmal schwerer, in offene und ehrliche Kommunikationsprozesse<br />
hineinzufinden.<br />
Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung (Wer bin ich? Was mag ich? Was mag<br />
ich nicht? …) noch in vollem Gange ist. Dennoch sind angesichts der mehrheitlich<br />
heterosexuellen Orientierungen, Erfahrungen gelingender Kommunikation zwischen<br />
den Geschlechtern unentbehrlich und nicht zuletzt besonders wichtig <strong>für</strong> die<br />
Verabredung von Verhütungsmethoden, <strong>für</strong> die Durchsetzung individueller<br />
Schutzbedürfnisse.<br />
Verstärkt wird der Trend zu problematischer bzw. nicht erfolgreicher Face-to-face-<br />
Kommunikation durch die rasante Nutzung der neuen Medien zur Kontaktanbahnung<br />
oder <strong>für</strong> Verabredungen. Die anfängliche Anonymität wird einerseits sehr geschätzt,<br />
aber andererseits auch zunehmend missbraucht. Der Ansatz, kommunikative<br />
Kompetenzen zu fördern wird aus unserer Sicht immer wichtiger.<br />
Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und –bestimmung mit sozialer<br />
Verantwortung und solidarischem Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale<br />
Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit (Vgl. „Ziele“, o.).<br />
Auch vor diesem Hintergrund ist eine optionale Einbeziehung des Spezialthemas<br />
„Homosexualität“, welches durch die Richtlinien zur Sexualerziehung zum<br />
verbindlichen Thema aufgewertet wurde, wichtig. Umso mehr, als auf den<br />
Schulhöfen wieder deutlich mehr verbale Ausgrenzungsattacken zu vernehmen sind.<br />
Das passt leider zur oben beschriebenen Tendenz. Die nach wie vor stark<br />
klischeegeprägte Vorstellung vom „Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als <strong>das</strong><br />
Antivorbild <strong>für</strong> Jungen. Trotz aller gesamtgesellschaftlichen Fortschritte im Feld der<br />
Akzeptanz und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen, gilt es<br />
hier aus Sicht des Verfassers sehr genau zu beobachten und frühzeitig den<br />
Anfängen neuer Diskriminierungstendenzen zu wehren.<br />
Hier sei wieder einmal der Hinweis gestattet, <strong>das</strong>s beim Youthworker der AIDS-Hilfe<br />
Duisburg /Kreis Wesel e.V. die sog. „SCHLAue Kiste“ des MGSFF (heute MAGS)<br />
NRW mit Medien und Materialien zur schwul-lesbischen Aufklärungsarbeit prinzipiell<br />
auszuleihen ist. Darüber hinaus können über den Youthworker der AIDS-Hilfe (ggf.<br />
76
im Verbund mit dem „Herzenslust-Team der AH) Multiplikatorenfortbildungen zu<br />
diesem Themenfeld vereinbart werden.<br />
Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork und Präventionsveranstaltungen in der<br />
Allgemeinbevölkerung konnten wir im Berichtsjahr über 4700 Personen mit<br />
personalkommunikativen Formen erreichen, davon 147 sog. MultiplikatorInnen<br />
(Lehrkräfte und sonstige PädagogInnen sowie ehrenamtliche MitarbeiterInnen).<br />
Allein im schulischen Bereich ( Youthwork-Angebote) erreichten wir 1900<br />
Jugendliche aus allen Schulformen, über 950 in außerschulischen<br />
Zusammenhängen wie offener Jugendarbeit u.a. 70 % der Jugendlichen kamen aus<br />
dem Alterssegment zwischen 14 und 17 <strong>Jahr</strong>en, 22 % der Jugendlichen hatten einen<br />
Migrationshintergrund.<br />
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen <strong>für</strong> Jugendliche und<br />
Multiplikatoren<br />
Erfreulich war im Berichtszeitraum erneut die Nachfrage nach<br />
Präventionsberatungen von SchülerInnen, die <strong>für</strong> Fach- oder Projektarbeiten unseren<br />
Rat suchten. Dies ist gewiss auch als Zeichen zu deuten, <strong>das</strong>s die AIDS-Hilfe<br />
Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei vielen Schulen als gute und wichtige Anlaufstelle<br />
bekannt ist. Über <strong>das</strong> direkte Aufsuchen lassen sich im Übrigen leicht denkbare<br />
Schwellenprobleme abbauen. Zudem können wir hierüber natürlich auch unsere<br />
Youthwork-Angebote bekannt machen.<br />
Aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen (z.B. Berufskollegs) gab es im<br />
Berichtsjahr stabil hohe Anfragen zu vermerken. Hier finden wir in der Regel wichtige<br />
Zielgruppen; Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 <strong>Jahr</strong>en, die oftmals<br />
problembehaftete Sozialisationen und einen geringen Grad an Aufklärungsniveau<br />
(z.T. auch migrationsbedingt) aufweisen.<br />
Bis auf einzelne Ausnahmen – vorwiegend im Zusammenhang mit schulischen<br />
Projekttagen und im Umfeld des Welt-AIDS-Tages – sind direkte Kooperationen mit<br />
Einrichtungen der offenen Jugendarbeit eher selten. Dass wir hier allerdings auch<br />
keine Offensiven starten konnten, hat unsererseits auch mit Kapazitätsgrenzen zu<br />
tun.<br />
77
5.6.4 Multiplikatoren- und Erwachsenenbildung<br />
Wie bereits erwähnt, investiert die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. viel in die<br />
Aus- und Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, ohne die einfach die<br />
Vielzahl an Anfragen auch aus diesem Präventionsfeld nicht befriedigt werden<br />
könnten. Dies ist und bleibt eine wichtige Aufgabe, der wir uns gerne widmen. Dazu<br />
führen wir u.a. alljährlich intensive Grundlagenausbildungen (s. 6.) im Verbund mit<br />
drei anderen Ruhrgebiets-AIDS-Hilfen durch, um darüber einerseits den<br />
EhrenamtlerInnen eine Möglichkeit zu bieten, ein Einsatzfeld zu finden, <strong>das</strong>s Ihren<br />
Ressourcen, Fähigkeiten und Neigungen entspricht, und andererseits sie gemäß<br />
unserer Qualitätsstandards auszubilden und zu rüsten und die vorhandene<br />
Motivation zu stärken. In 2006 hatten wir diese Schulungsreihe erstmalig inhaltlich<br />
stark auf die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit konzentriert und ein reformiertes<br />
Seminarkonzept entwickelt. Diese neue Form ist nach der Evaluation wieder ein<br />
wenig zurückgeschraubt worden, da von Seiten der Teilnehmer/innen ein großer<br />
Bedarf an möglichst umfassendem Einblick in die Vielfältigkeit der Arbeitsgebiete von<br />
AIDS-Hilfen geäußert wurde. Für den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ist dies<br />
sicherlich auch besonders bedeutungsvoll, da es ja auch um die Außendarstellung<br />
dessen geht, was insgesamt geleistet und angeboten wird. Es spricht aber vieles<br />
da<strong>für</strong>, ehrenamtliche Ressourcen gerade auch im Bereich der (Primär-)<br />
Präventionsarbeit weiter zu mobilisieren und zu qualifizieren, z.B. <strong>für</strong> den peer-topeer-Ansatz.<br />
Die aktiven EhrenamtlerInnen sind unsere wichtigste Ressource und<br />
die wichtigsten MultiplikatorInnen.<br />
Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen MultiplikatorInnen sind in diesem<br />
Präventionsfeld natürlich die Lehrenden in schulischen und außerschulischen<br />
Einrichtungen. Die Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick auf und im Vorfeld<br />
von Projektformen sind allerdings weiter rückläufig. Dies hat unter anderem mit den<br />
vielfältigen Veränderungen im Schulbereich mit erheblichen Zusatzbelastungen <strong>für</strong><br />
die Lehrkräfte durch <strong>das</strong> Kultusministerium zu tun.<br />
Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation des aktuellen Wissensstandes<br />
zu HIV und AIDS über die epidemiologische Entwicklung und daraus resultierender<br />
Präventionskonsequenzen und –strategien bis hin zu Aspekten spezieller Fortbildung<br />
im Feld der Kommunikation, wie Gesprächsführung und Moderation.<br />
Auch vor diesem Hintergrund erweisen sich die erwähnten<br />
Präventionsvernetzungsaktivitäten als höchst sinnvoll. Darüber lassen sich<br />
Synergieeffekte erzielen, mittelfristig gesehen Ressourcen zusammenführen und<br />
nicht zuletzt Chancen eines ökonomischeren Haushaltens mit den vorhandenen<br />
Kapazitäten entwickeln.<br />
Umso mehr gewinnt <strong>das</strong> Feld der Multiplikatorenausbildung an Bedeutung. Ein<br />
zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen und die damit verbundenen Ziele<br />
an Schulen und in außerschulischen (Jugend-) Einrichtungen möglichst ganzjährig<br />
zu platzieren. Geschulte PädagogInnen, ErzieherInnen oder SozialarbeiterInnen und<br />
–pädagogInnen sollten diese repräsentieren, zumindest mit<br />
Verweisungskompetenzen ausgestattet sein und als AnsprechpartnerInnen <strong>für</strong> die<br />
Jugendlichen bekannt sein/ werden.<br />
78
Erfreulich gut angenommen wurde hier wieder die im Berichtsjahr angebotene 6.<br />
Fachtagung des Präventions-Vernetzungskreises Duisburg im März. Unter dem<br />
schönen Titel „Identitätsfindung zwischen Körperkult und Wodka, Disco und<br />
Moschee“, konnten sich etwa 60 Teilnehmer/innen schwerpunktmäßig mit<br />
interkulturellen Kompetenzen beschäftigen und neben inhaltlichen Anregungen und<br />
methodischen Zugangsformen die Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen<br />
lernen.<br />
Der Vernetzungskreis „ProVer“ <strong>für</strong> die Region um Dinslaken ist nach erfolgreicher<br />
Wiederbelebung immer noch auf dem Wege, Formen und Wege <strong>für</strong><br />
MultiplikatorInnen-Arbeit zu entwickeln.<br />
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung<br />
Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen in Krankenpflegeschulen, bei<br />
sonstigen Pflegeanbietern und im medizinischen Versorgungssystem verortet. Auch<br />
in diesem Bereich verzeichnen wir stabile Nachfragen und hocherfreuliche<br />
Rückmeldungen. Insbesondere wird geschätzt, <strong>das</strong>s wir von der medizinischen Seite<br />
bis zu den Tiefen im psychosozialen Bereich die ganze Bandbreite des komplexen<br />
Themenfeldes rund um <strong>das</strong> Phänomen „HIV und AIDS und andere sexuell<br />
übertragbare Krankheiten“ abdecken können. Nicht zuletzt auch in diesem<br />
Tätigkeitsfeld bewährt sich <strong>das</strong> „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der Verbindung von<br />
Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband sowie der Ansatz der Strukturellen<br />
Prävention.<br />
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten<br />
Anzuführen sind hier <strong>für</strong> den Stelleninhaber :<br />
„Youthworker“ Dietmar Heyde<br />
• Beteiligung an der Grundlagenausbildung <strong>für</strong> EhrenamtlerInnen in der<br />
Ruhrgebietsvernetzung der AIDS-Hilfen<br />
• Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel und Duisburg<br />
79
• Vertretung der AH DU / KW e.V. bei den NRW-Youthworker-<br />
Arbeitskreisen und dem Youthwork-Qualitätszirkel<br />
• Evaluation im Rahmen des Verfahrens beim Youthwork-<br />
Förderprogramm-Controlling des MAGS, NRW<br />
• Beratung / Information <strong>für</strong> Zeitungs- und Radio-Redaktionen sowie <strong>für</strong><br />
politische Entscheidungsträger<br />
• Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei<br />
Informations- und Präventionsprojekten<br />
• Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien <strong>für</strong> Lehrende und<br />
MultiplikatorInnen<br />
• Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder<br />
Projektgestaltung zum Thema HIV und AIDS<br />
• Telefonische und persönliche Informations- und Beratungsgespräche<br />
• E-mail Beratung<br />
• Unterstützung von Jugendvertretungs- und<br />
SchülerzeitungsredakteurInnen<br />
• Beratungsstellenleitung<br />
• u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)<br />
Abb.: Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern<br />
EMBED Excel.Chart.8 \s<br />
Prävention in der Allgemeinbevölkerung -<br />
Verteilung nach Arbeitsfeldern - <strong>2007</strong><br />
Kooperation /<br />
Vernetzung /<br />
Gremien<br />
22 %<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
21 %<br />
Präventionsberatung<br />
13 %<br />
Berufsspezifische<br />
Erwachsenenbildun<br />
g<br />
7 %<br />
Schulische<br />
Prävention<br />
27 %<br />
Außerschulische<br />
Prävention<br />
5 %<br />
Multiplikatoren- /<br />
Erwachsenenbildun<br />
g<br />
5 %<br />
80
6. Ehrenamtliche Mitarbeit<br />
6.<strong>1.</strong> Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />
Im Berichtsjahr schwankte die Anzahl der ehrenamtlich Tätigen zwischen 27 und 32<br />
Personen.<br />
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen engagieren sich in den vielfältigen<br />
Aufgabengebieten der AIDS-Hilfe. Diese umfassen die Begleitung, Knastarbeit,<br />
Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, Herzenslust, Methadonvergabe, Telefon- und<br />
E-Mail-Beratung, Chat-Beratung, Vorstandsarbeit, Freitagsfrühstück,<br />
Substitionsfrühstück und Weihnachtsfeier. Einige ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />
arbeiten in mehreren Bereichen, andere unterstützen die Arbeit der AIDS-Hilfe<br />
punktuell.<br />
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnnen sind in den unterschiedlichsten Berufen aktiv,<br />
sind HIV-negativ oder HIV-positiv, setzen sich aus Frauen und Männern aus allen<br />
sozialen Lebensbereichen zusammen und stammen aus den unterschiedlichsten<br />
politischen Richtungen. Dies bedeutet <strong>für</strong> die Arbeit der AIDS-Hilfe einen enormen<br />
Erfahrungsschatz, der in unsere Arbeit mit einfließt.<br />
Eine Möglichkeit des Austausches bietet weiterhin unser Mittwochs-Café (siehe auch<br />
Punkt 3.5). Hier ist der zentrale Anlaufpunkt, um sich mit Betroffenen zu treffen oder<br />
untereinander oder mit den hauptamtlich Tätigen auszutauschen.<br />
Im Berichtsjahr fanden im Anschluss an <strong>das</strong> Mittwochs-Café drei Aktiven-Treffen<br />
(Februar, August, Oktober) statt. Bei diesen Aktiventreffen sollen die Mitglieder<br />
zwischen den Mitgliederversammlungen aktuell informiert und in<br />
Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden. Des Weiteren soll ein Austausch<br />
zwischen den einzelnen ehrenamtlichen Gruppen erfolgen.<br />
Da die Mitgliederversammlung meistens im April/Mai stattfindet, gibt es im April kein<br />
Aktiventreffen. Durch den unerwarteten Tod eines Vorstandmitgliedes musste im<br />
Berichtsjahr die <strong>Jahr</strong>eshauptversammlung verschoben werden und fand im Juni statt.<br />
Daher wurde auch <strong>das</strong> Aktiventreffen im Juni abgesagt.<br />
Im Aktiventreffen im Februar wurde die <strong>Jahr</strong>esplanung vorgestellt und diskutiert. Ein<br />
weiteres Thema war der Rückblick auf die Weihnachtsfeier 2006. Es wurden<br />
mögliche Änderungen <strong>für</strong> die Weihnachtsfeier <strong>2007</strong> gesammelt.<br />
Im August wurde ein Überblick über den Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress in<br />
Frankfurt gegeben. Des Weiteren wurde ein erster Überblick über die<br />
Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag vorgestellt.<br />
Im Oktober ging es schwerpunktmäßig um die Vorbereitungen zum WAT und der<br />
Weihnachtsfeier. Hier wurden aktiv HelferInnen <strong>für</strong> die Veranstaltungen geworben.<br />
Es bot sich auch Gelegenheit, <strong>das</strong> HIV-Infektionsgeschehen im <strong>1.</strong> Halbjahr auf<br />
Grundlage der RKI-Zahlen zu betrachten und auf die MV der Deutschen AIDS-Hilfe<br />
rückzublicken.<br />
81
Das Dezember-Aktiven-Treffen ist traditionell als Termin <strong>für</strong> den Dank an die<br />
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen <strong>für</strong> Ihre geleistete Arbeit bestimmt. An diesem<br />
Termin kochten die hauptamtlichen MitarbeiterInnen <strong>für</strong> die ehrenamtlichen<br />
MitarbeiterInnen und in gemütlicher Runde wurde ein Rückblick auf <strong>das</strong><br />
zurückliegende <strong>Jahr</strong> und speziell den WAT geworfen.<br />
6.2. Schulung und Fortbildungen <strong>für</strong> ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />
Auch im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> führten wir im 2. Halbjahr <strong>für</strong> die neuen ehrenamtlichen<br />
MitarbeiterInnen eine Schulung durch. Nach Evaluation unseres<br />
Schulungskonzeptes 2006 haben wir die Schulung um einige Themenbereiche<br />
erweitert. Die Schulung umfasste sieben Abendtermine und ein Wochenende.<br />
Folgenden Ablauf hatte die Ehrenamtlerschulung:<br />
Termin Zeitrahmen Inhalt<br />
DO 1<strong>1.</strong>10.07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Medizin Teil 1<br />
MO 15.10.07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Medizin Teil 2<br />
MO 22.10.07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Positiv sein – was heißt<br />
<strong>das</strong>?<br />
SA 27.10.07 10.00-18.00 Uhr Kommunikation und<br />
Wahrnehmung<br />
SO 28.10.07 10.00-18.00 Uhr Liebe, Sexualität und<br />
Partnerschaft<br />
DI 06.1<strong>1.</strong>07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Xxelle/Herzenslust<br />
Kampagne<br />
MO 12.1<strong>1.</strong>07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Stricher und weibliche<br />
Prostitution, sexuell<br />
übertragbare Krankheiten<br />
MO 19.1<strong>1.</strong>07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Illegalisierte Drogen,<br />
Knast und Substitution<br />
MO 26.1<strong>1.</strong>07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Fazitabend und Party<br />
Die Schulung wurde wie in den Vorjahren mit den AIDS-Hilfen Bochum, Essen und<br />
Oberhausen in Kooperation durchgeführt, unsere AIDS-Hilfe war an sieben<br />
Schulungsterminen mit Referentinnen/Referenten beteiligt.<br />
Es handelte sich um eine relativ kleine Gruppe von TeilnehmerInnen, die aber sehr<br />
stabil waren und mit großem Interesse und Spaß der Schulung gefolgt sind. Nach<br />
jedem Schulungstermin wurde die Veranstaltung evaluiert. Insgesamt wurde <strong>das</strong><br />
Schulungskonzept positiv bewertet, wobei es an vereinzelten Stellen noch<br />
Veränderungswünsche gab.<br />
82
Zum Abschluss der Schulung erhielten die TeilnehmerInnen ein Teilnahmezertifikat<br />
mit nachfolgendem Text:<br />
Teilnahmebescheinigung<br />
Michael Müller<br />
hat vom 1<strong>1.</strong>10.<strong>2007</strong> bis zum 26.1<strong>1.</strong><strong>2007</strong><br />
an zwei ganztägigen und sieben Abendveranstaltungen der<br />
Grundlagenschulung <strong>für</strong> ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter mit Erfolg teilgenommen. Der Umfang umfasste 33,5<br />
Zeitstunden.<br />
Themen waren Übertragungswege zu HIV/AIDS und anderen sexuell<br />
übertragbaren Krankheiten, Zielgruppenspezifische<br />
Präventionsansätze, Kommunikation und Wahrnehmung,<br />
Selbsterfahrung zu Liebe, Sexualität und Partnerschaft.<br />
Er verfügt somit über die Grundlagen <strong>für</strong> ehrenamtliche Mitarbeit in<br />
AIDS-Hilfen.<br />
Bochum den 27.1<strong>1.</strong><strong>2007</strong><br />
83
Externe Fortbildungen<br />
Weiterhin besteht in unserer Einrichtung ein Fortbildungsetat <strong>für</strong> ehrenamtliche und<br />
hauptamtliche MitarbeiterInnen. Nicht nur im eigentlichen HIV-Bereich sondern auch<br />
in der Sozialgesetzgebung ergeben sich immer schneller Veränderungen.<br />
Fortwährende Weiterbildungen garantieren somit eine kompetente und aktuelle<br />
Beratung.<br />
Im Berichtsjahr sind hierzu insbesondere die Münchener AIDS-Werkstatt und der<br />
Deutsch-Österrreichische AIDS-Kongress zu erwähnen, des Weiteren besuchten die<br />
hauptamtlichen MitarbeiterInnen in ihren Fachbereichen Fortbildungen der DAH und<br />
anderer Anbieter.<br />
Darüber hinaus besuchte ein neuer ehrenamtlicher Mitarbeiter <strong>das</strong> DAH-<br />
Einführungsseminar „Orientierung <strong>für</strong> Neue“, da er wegen Terminschwierigkeiten aus<br />
beruflichen Gründen an unserer Schulung nicht teilnehmen konnte.<br />
Auch der Vorstand bildete sich in Seminaren der DAH fort.<br />
84
7. Bericht der Verwaltung<br />
Arbeitsgebiete in Stichworten:<br />
Finanzbuchhaltung<br />
Doppelte Buchführung, Kontierung , Monats-/ <strong>Jahr</strong>esabschluss , Erstellung der<br />
jährlichen Einnahme-Überschuß-Rechnung und Erstellung des jährlichen<br />
Haushaltsplanes der AIDS-Hilfe, Erstellung von Quartalsübersichten, Kontoführung,<br />
Beleg- und Rechnungsprüfung, ordnungsgemäße Belegablage, allgemeiner<br />
Finanzverkehr, Korrespondenz<br />
Kasse<br />
Verwaltung von Bargeld (Einnahmen und Ausgaben), Ausstellen von Quittungen,<br />
Belegprüfung, Kassenbuchführung, Monatsabschluß, Kassenabstimmung<br />
Personalwesen<br />
Personalführung: Lohn-/Gehaltskarten, Fehlkarten (<strong>für</strong> Urlaub, Sondertage,<br />
Krankheitstage) Lohnsteuerkarten, Versicherungsnachweis,<br />
Lohn-/Gehaltsabrechnung;<br />
Krankenkassen: An-/Abmeldungen, Beitragsrechnung zur Sozialversicherung<br />
(Kranken-/ Renten-/Arbeitslosenversicherung);<br />
Finanzamt: monatliche Lohnsteueranmeldung und Abführung der Lohn- und<br />
Kirchensteuer;<br />
EDV-Gehalts-Service: Prüfung der Abrechnungs-Journale, Kostenverteilung,<br />
Meldungen und Beiträge an die Berufsgenossenschaft, Fahrt- und<br />
Reisekostenabrechnungen;<br />
Personalmittel: Anträge an Bund, Land NRW und Kommunen,<br />
Zuwendungsbescheide, Verwendungsnachweise, Verwaltungsarbeiten im Bereich<br />
Zivildienst (Personalaktenführung, Soldabrechnung);<br />
Arbeitszeitnachweis: monatliche Ausrechnung der Soll-/Ist-/Überstunden <strong>für</strong><br />
Mitarbeitende;<br />
Projekte (Zielgruppenspezifische Prävention Frauen und AIDS, Herzenslust, ,<br />
Projekte zur Förderung der Selbsthilfe)<br />
Finanzielle Antragstellung, finanzielle Überwachung der Projekte, Beantragung von<br />
Auszahlungen, Verwendungsnachweise<br />
DAS-Anträge<br />
Abforderung von zugesagten Geldbeträgen, Auszahlung der Bewilligungen,<br />
Verwendungsnachweise, Rückzahlung überhöhter Auszahlungen<br />
Bußgeldauflagen<br />
vom Land-/Amtsgericht zugunsten der AIDS-Hilfe; Kontrolle der Bußgeld- bzw.<br />
Bußgeldratenzahlungen, Verwendungsnachweise der Bußgelder gegenüber dem<br />
Gericht,<br />
Vereinsmitglieder<br />
Kontoführung über gezahlte Vereinsbeiträge, Mahnungen bei Nichtzahlung,<br />
Zuordnung neuer Mitglieder, Nummernvergabe, Mitgliedschaftsbestätigungen<br />
85
Spenden<br />
Vor- und Nachbereitung der rechtlichen und organisatorischen Spendenformalitäten,<br />
Dankschreiben und Ausstellung von Zuwendungsbescheinigungen, Akquise von<br />
Spenden allgemein und zweckgebundenen Spenden (z. Bsp. Weihnachtsfeier)<br />
Terminsachen<br />
Einhaltung von Terminen bei Korrespondenz und Zahlungen, z. Bsp.<br />
Mitgliedsbeiträge der AIDS-Hilfe an diverse Organisationen und Vereine,<br />
Versicherungen, Kfz-Steuer, Lohnsteuer, Krankenkassenbeiträge, Lohn- und<br />
Gehaltsüberweisungen, Verwendungsnachweise, Mieten, Beitragszahlungen an die<br />
Dachverbände<br />
Schreibarbeiten<br />
allgemeine Korrespondenz, Protokolle, Konzepte, Statistik, etc...<br />
Zusätzliche Bürotätigkeit<br />
Einkauf von Büromaterial, Inventarbeschaffung, Spritzen, Tupfer, Kondome,<br />
Schleifen, telefonische Beratungsgespräche, Überbrückung von Wartezeiten bei<br />
Klienten und bei Krisenintervention, Vorbereitung <strong>für</strong> die <strong>Jahr</strong>eshauptversammlung<br />
der Vereinsmitglieder<br />
Wochenendvergabe Methadon<br />
Organisation der Wochenendvergabe, am Freitag bzw. vor Feiertagen Erstellen der<br />
Listen mit den Klienten <strong>für</strong> die Methadonvergabe in der AIDS-Hilfe Annahme des<br />
Methadons von den Apotheken und Aufteilung nach den Vergabetagen, Informieren<br />
des zuständigen Ehrenamtlichen Mitarbeiters., Abgabe der Kassetten mit dem<br />
Methadon bei der Kriminalpolizei.<br />
Sonstiges<br />
Teilnahme an Teamsitzungen (wöchentlich), Supervision (monatlich), ,<br />
Fortbildungsseminare <strong>für</strong> den Bereich Personalwesen (z. Bsp. Angebote der AOK<br />
Rheinland), Telefondienst, Spritzentauschprogramm.<br />
86