29.01.2014 Aufrufe

1. Geschäftsbericht für das Jahr 2007

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>1.</strong> <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong><br />

Der Vorstand der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />

Peter Külpmann, Daniel Kober, Silke Stützel, Rolf Ringeler, Rainer Wille (v.l.)<br />

Mit dem vorliegenden <strong>Jahr</strong>esbericht blicken wir auf ein wieder einmal sehr<br />

ereignisreiches <strong>Jahr</strong> mit bedeutungsvollen Veränderungen zurück.<br />

Trotz der von der WHO erstmals herunterkorrigierten weltweiten HIV-Prävalenz (von<br />

bisher ca. 40 Mio. auf „nur noch“ ca. 33 Mio. HIV-Infizierte), gab es in den letzten<br />

<strong>Jahr</strong>en kaum stärkere politische Signale zur Bekämpfung der internationalen<br />

Pandemie wie in <strong>2007</strong>. Dies ist nicht zuletzt ein Verdienst unserer Bundesregierung,<br />

die den verantwortungsbewussten Umgang der internationalen<br />

Staatengemeinschaften mit dem Thema AIDS auf die Agenda setzte. Bereits im März<br />

forcierte die Bundesregierung im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft auf der<br />

Bremer EU-Konferenz eine Erklärung, die insbesondere Signalwirkung <strong>für</strong> eine<br />

verbesserte Entwicklungszusammenarbeit mit osteuropäischen Staaten haben sollte.<br />

Auf der Basis ihres „Aktionsplanes zur Umsetzung der HIV/AIDS-<br />

Bekämpfungsstrategie“ setzt die Bundesregierung auf die in der Bundesrepublik<br />

bewährten Strategien, auf Aufklärung und Prävention statt Repression, auf Solidarität<br />

und Antidiskriminierung sowie auf einen möglichst niedrigschwelligen und<br />

universellen Zugang zu HIV-Testung und Therapie.<br />

Über Europa hinaus wurde auch der Aufsehen erregende G8-Gipfel in Heiligendamm<br />

im Juni diesen <strong>Jahr</strong>es genutzt, um <strong>für</strong> eine synergetische und nachhaltige<br />

internationale Strategie zu werben. Im Zuge dessen erklärte die Bundesregierung<br />

ihre Bereitschaft, die bundesdeutsche Einspeisung in den Global Funds against<br />

AIDS, Tuberculosis and Malaria um 300 Mio. Euro sowie den nationalen AIDS-Etat<br />

um 3 Mio. Euro auf nunmehr 12,2 Mio. Euro zu erhöhen.<br />

1


Angesichts der auch in Deutschland in <strong>2007</strong> weiter deutlich gestiegenen HIV-<br />

Neudiagnosen (über 2600) ein wichtiges Signal, denn auch hierzulande gibt es<br />

keinen Grund, mit einer intensiven Präventionsarbeit nachzulassen. Wenngleich man<br />

konstatieren muss, <strong>das</strong>s es sich bei den Neudiagnosen nicht allein um wirkliche<br />

Neuinfektionen handelt, sondern sicherlich ein nennenswerter Teil erstmals<br />

manifestierte Altinfektionen sind. Wir gehen davon aus, <strong>das</strong>s sich die hohe Zahl auch<br />

durch eine erhöhte Testbereitschaft erklärt. Diese wird angesichts der verbesserten<br />

Therapieoptionen und durch die offensivere Bewerbung und Aufklärung der AIDS-<br />

Hilfen –hoffentlich- auch weiter zunehmen. Wir hegen diese Hoffnung insbesondere,<br />

weil mit verbesserten Therapieoptionen und –strategien eindeutig auch ein<br />

nennenswerter primärpräventiver Effekt einhergeht. Die Infektiösität unter stabiler<br />

antiretroviraler Therapie (sART) geht unter bestimmten Bedingungen gegen Null.<br />

Man geht davon aus, <strong>das</strong>s die höchste Übertragungsgefahr durch nichtmanifestierte,<br />

frische Infektionen ausgeht und damit vielfach von Menschen, die kein<br />

oder ein nur schwach ausgeprägtes Risikobewusstsein aufweisen. Aufklärung und<br />

Information bleiben somit die Schlüssel zum Erfolg, vor allem um eine weitere<br />

Generalisierung der Epidemie zu vermeiden.<br />

Auch auf dem Feld der HIV-Therapie brachte <strong>das</strong> Berichtsjahr viele interessante<br />

Erkenntnisse und Neuerungen. Neben einer Reihe von Neuzulassungen von<br />

antiretroviralen Medikamenten gibt es Bahn brechende Ansätze mit neuen<br />

Substanzklassen (wie etwa den Korezeptorantagonisten), die viel Anlass zur<br />

Hoffnung geben. Es ist höchst erfreulich, <strong>das</strong>s wir hinsichtlich der<br />

Lebenserwartungen mit einer HIV-Infektion hierzulande inzwischen über <strong>Jahr</strong>zehnte<br />

nachdenken dürfen. Dabei dürfen wir allerdings keineswegs in die Euphoriefalle<br />

stolpern, sondern müssen weiter intensiv kommunizieren, <strong>das</strong>s wir nicht über eine<br />

„normale“ chronische Erkrankung sprechen, die mittlerweile „gut behandelbar“ ist.<br />

Die Auswirkungen einer lebenslangen harten Chemotherapie auf die Lebensqualität<br />

sind nach wie vor massiv. Ganz zu schweigen von psychosozialen Folgen, die immer<br />

mehr und immer länger die Begleitungsarbeit der AIDS-Hilfen beschäftigen.<br />

Der Ansatz der strukturellen Präventionsarbeit im Kontext von Gesundheitsförderung<br />

hat sich hier eindeutig bewährt. Angesichts der epidemiologischen Daten in<br />

Deutschland erweist sich die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit als immer<br />

bedeutungsvoller. Präventionsmittel und –maßnahmen müssen demzufolge dort zur<br />

Verfügung stehen, wo sie besonders benötigt werden – z.B. in Haftanstalten, in<br />

Bereichen von (Beschaffungs-) Prostitution oder bei der Versorgung von<br />

Suchterkrankten und eindeutig im Bereich von homo- und bisexuellen Männern.<br />

Dies erfordert personelle und materielle Ressourcen, verbunden mit zeitlichen<br />

Perspektiven. Nur so können einerseits nachhaltige Effekte erzielt werden und<br />

andererseits flexible Anpassungsprozesse an epidemiologische und soziologische<br />

Entwicklungen insbesondere in der Vor-Ort-Arbeit erfolgen.<br />

Vor allem letzteres will die nordrhein-westfälische Landesregierung durch eine<br />

„Kommunalisierung“ der Landesmittel im Sucht- und AIDS-Bereich erreichen, die mit<br />

dem 0<strong>1.</strong>0<strong>1.</strong><strong>2007</strong> angelaufen ist. Bei der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />

betrifft dies die bisherigen richtliniengestützten Landesprogramme „Förderung der<br />

örtlichen AIDS-Hilfen“ (i.e. AIDS-Prävention, Beratung und Betreuung HIV-Infizierter<br />

sowie Verwaltung) und „Youthwork“. In Landesobhut bleiben dagegen bis auf<br />

weiteres die zielgruppenspezifischen Präventionsmittel <strong>für</strong> Projekte im Bereich der<br />

Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und von Frauen in besonderen<br />

2


Lebenslagen. Dieser Erhalt erscheint uns wichtig, um sicherzustellen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Thema HIV / AIDS und andere STI`s nicht nur im Verantwortungsbereich der<br />

Landespolitik, sondern auch in der landespolitischen Diskussion bleibt. Dies ist<br />

unserer Einschätzung nach gerade wegen der Zielgruppenspezifität besonders<br />

bedeutsam, da es dabei regional doch sehr unterschiedliche infrastrukturelle<br />

Ausprägungen und Haltungen gibt.<br />

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, <strong>das</strong>s die strukturelle AIDS-und Hepatitis-<br />

Präventionsarbeit in und mit einer ganz wichtigen Zielgruppe, nämlich der Menschen<br />

in Haft, die die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. seit <strong>Jahr</strong>en mit steigendem<br />

Aufwand vorhält, immer noch keine klare öffentliche Finanzierung erhält. Wenn diese<br />

Arbeit aufrechterhalten werden soll, ist die Landesregierung und <strong>das</strong><br />

Justizministerium, in dessen Aufgabenbereich diese Arbeit fällt, gefordert, hier kreativ<br />

und investiv zu werden. Denn im Zuge der Kommunalisierung von Landesmitteln<br />

würde ansonsten ein wichtiger Arbeitsbereich gefährdet.<br />

Die konkrete Umstellung der Landesmittelzuweisungen auf eine zweckgebundene,<br />

fachbezogene Pauschale an die Kommunen (<strong>für</strong> uns ist <strong>das</strong> hier die Stadt Duisburg)<br />

war erwartungsgemäß mit (nicht nur) <strong>für</strong> uns erheblichen Problemen verbunden.<br />

Eine klare Rahmenvereinbarung, die sowohl die Kommunalverbände als auch die<br />

Vertretungsorgane der Wohlfahrtsverbände mittragen sollen und dem Land ein<br />

Qualität sicherndes Controlling auf der Grundlage von landesweit gerechten und<br />

objektivierbaren Kriterien ermöglicht, steht noch aus. Zur Entwicklung dieser<br />

`Herausforderung´ ist eine externe Agentur beauftragt und diverse Lenkungs- und<br />

Untergruppen mit den Verfahrensbeteiligten und –betroffenen beschäftigt. Ein<br />

Ergebnis wird <strong>für</strong> die erste <strong>Jahr</strong>eshälfte 2008 angestrebt. Daher hat die<br />

Landesregierung nicht nur <strong>für</strong> <strong>das</strong> Berichtsjahr, sondern auch noch <strong>für</strong> 2008 eine<br />

Empfehlung an die Kommunen ausgesprochen, die entsprechenden Mittel analog<br />

der Regelungen von 2006 an die bisherigen Träger auszuschütten.<br />

Für uns führte dies Anfang <strong>2007</strong> dazu, <strong>das</strong>s wir die Finanzmittel, die wir bis dahin<br />

immer im Februar erhielten, aufgrund unklarer Verfahrensregeln im Berichtsjahr erst<br />

Ende Mai zur Verfügung hatten. Ein Substanz aufzehrender Kraftakt, zumal die<br />

bisher an die Projekt-Landesmittel gekoppelte Ergänzungsfinanzierung der<br />

Kommunen aufgrund des verständlichen Ansinnens, eine koordinierte<br />

Auszahlungsgrundlage zu bekommen, auch erst zu diesem Zeitpunkt erfolgte.<br />

Bezüglich dieser existentiell wichtigen kommunalen Ergänzungsfinanzierung bleibt<br />

naturgemäß auch die Frage, wie die Kommunen ihren Teil der Stellen- und<br />

Angebotssicherung zukünftig vorhalten und ausgestalten werden. Wir sind bisher in<br />

gutem Kontakt zur Stadt Duisburg und dem Kreis Wesel, erfahren nach wie vor viel<br />

Wertschätzung, und hoffen zuversichtlich, <strong>das</strong>s wir durch die Kommunalisierung<br />

nicht beeinträchtigt werden.<br />

Eine spürbare Entlastung und damit verbundene Planungssicherheit erfuhren wir im<br />

Berichtsjahr dadurch, <strong>das</strong>s wir im Bereich der Landesförderung der<br />

zielgruppenspezifischen Prävention <strong>für</strong> unsere Projektstellen „Frauen und AIDS“ und<br />

„Herzenslust regional“ eine zweijährigen Bewilligung (<strong>für</strong> <strong>2007</strong> und 2008) erreichen<br />

konnten.<br />

Es ist nicht neu, aber immer wieder wichtig zu betonen, <strong>das</strong>s zur finanziellen<br />

Absicherung unserer umfangreichen Angebotspalette selbst stabil fließende<br />

3


öffentliche Zuwendungen allein bei weitem nicht ausreichen. Insbesondere <strong>für</strong><br />

unseren regionalen Positivenfonds, <strong>für</strong> eine Reihe von Präventionsaktionen,<br />

verschiedene Selbsthilfeangebote, <strong>für</strong> den Bereich der Sachkosten und <strong>für</strong> die<br />

Begleitung von ehrenamtlicher Arbeit, die keineswegs nur kostenfrei sein kann,<br />

benötigen wir immer mehr zusätzliche Einnahmen.<br />

Dank sehr umsichtiger Haushaltsführung, einiger Benefiz-Aktionen (s. 4.), den<br />

Spendensammlungen zum Welt-AIDS-Tag und Einnahmen im Rahmen der<br />

Duisburger Substitutionsregelung konnten wir auch im Berichtsjahr –wenn auch mit<br />

erheblicher Mühe, s.o.- den regulären Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.<br />

Nicht zuletzt die Veränderungen im Zuwendungsbereich und die –gewiss sinnvolle-<br />

Zunahme an Evaluations- und Qualitätssicherungsmaßnahmen stellen die AIDS-Hilfe<br />

Duisburg / Kreis Wesel e.V. vor neue Herausforderungen. Dazu ist es unerlässlich,<br />

die bestehenden Strukturen, Kapazitäten und Kompetenzen immer wieder auf ihre<br />

Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen. Daher haben sich Vorstand und Team der AIDS-<br />

Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. entschieden, in einen Organisationsentwicklungsprozess<br />

mit professioneller, externer Beratung einzutauchen. Mit der in<br />

AIDS-Hilfe-Strukturen bewanderten Agentur „Konkret Consult Ruhr GmbH“ aus<br />

Gelsenkirchen sind wir zum Ende des Berichtsjahres in eine sog. „Potentialberatung“<br />

eingestiegen. Dieser Prozess, der nach EFQM-Kriterien durchgeführt wird, wird aus<br />

Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.<br />

Zur Sicherstellung unserer Arbeit, dem Erhalt und der stetigen Verbesserung der<br />

Qualitäten ist die personale Struktur entscheidend. Nach langer Zeit stabiler<br />

Konstellationen in Vorstand und Team, brachte <strong>das</strong> Berichtsjahr auch hier<br />

Veränderungen.<br />

Das Ausscheiden unserer hauptamtlichen Kollegin <strong>für</strong> die Bereiche „Frauen“ und<br />

„Migration“, Anika Walther, im April, hatte einen sehr erfreulichen Hintergrund,<br />

nämlich ihr Einsteigen in den Erziehungsurlaub. Für die Einrichtung und<br />

insbesondere <strong>für</strong> die Frauenarbeit war rasches Handeln gefragt, denn unsere<br />

Personalstruktur gibt hier einfach keine adäquaten Vertretungsmöglichkeiten her.<br />

Zudem führt der Wegfall einer Vollzeitkraft bei einem kleinen Team natürlich immer<br />

zu erheblicher Zusatzbelastung der verbliebenen Mitarbeiter/innen. Bei der<br />

Neubesetzung der Stelle hatten wir aber erfreulicherweise die Qual der Wahl und<br />

konnten mit Judith Dewald eine sehr gut qualifizierte Nachfolgerin zum 15. Juni `07<br />

einstellen.<br />

Der plötzliche Tod unseres langjährigen Vorstandsmitglieds, Hans Winkel-<br />

Binnenhey, Anfang Mai hat uns dagegen alle tief erschüttert und lange beschäftigt.<br />

Wir möchten an dieser Stelle <strong>für</strong> sein langjähriges, ungemein solidarisches<br />

Engagement und da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s wir eine Strecke des Lebens gemeinsam gehen<br />

durften, Dank sagen.<br />

Durch dieses traurige Ereignis sahen wir uns veranlasst, die wichtige<br />

<strong>Jahr</strong>eshauptversammlung im Berichtsjahr auf den 1<strong>1.</strong> Juni zu verschieben. Diese<br />

Mitgliederversammlung war besonders wichtig, da hier durch <strong>das</strong> Votum der<br />

Mitglieder mit der Verabschiedung des „Leitbild-Daches“, also der übergeordneten<br />

„Unternehmensphilosophie“ der mehrjährige Leitbild-Entwicklungs-Prozess<br />

abgeschlossen werden konnte. Mit diesem Werke (s. Anhang o. www.aidshilfeduisburg-kreis-wesel.de<br />

) haben wir ein wichtiges Instrument <strong>für</strong> eine<br />

qualitätsgesteuerte Arbeit <strong>für</strong> die nähere Zukunft entwickelt.<br />

4


Darüber hinaus war diese MV besonders wichtig, weil Vorstandswahlen (im 2-<br />

<strong>Jahr</strong>esturnus) anstanden. Mit großer Einstimmigkeit wurde der Vorstand <strong>für</strong> seine<br />

zurückliegende Geschäftsführung nicht nur entlastet, sondern zudem wurden die vier<br />

verbliebenen Vorständler im Amte bestätigt. Ein deutliches Signal <strong>für</strong> die<br />

Zufriedenheit der Mitgliedschaft und <strong>für</strong> eine kontinuierliche Arbeit auch an der<br />

Neugestaltung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. Ein deutliches Signal auch<br />

da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s die ehrenamtliche Vorstandsarbeit in der AIDS-Hilfe reizvoll und<br />

interessant ist – gerade auch angesichts der stetigen neuen Herausforderungen.<br />

Dieser reizvollen Aufgabe stellt sich fortan auch der neu gewählte 25-jährige Daniel<br />

Kober aus Moers, den wir an dieser Stelle noch einmal herzlich willkommen heißen.<br />

AIDS-Hilfe-Arbeit bleibt spannend, intensiv, immer wieder belastend, aber auch<br />

dankbar und <strong>für</strong> die eigene Persönlichkeitsentwicklung gewinnbringend. Das gilt<br />

nach wie vor auch <strong>für</strong> die ehrenamtliche Mitarbeit auf allen Ebenen. Und sie wird<br />

wahrgenommen. So wurde im September des Berichtsjahres unser ehrenamtlicher<br />

Mitarbeiter, Peter Külpmann, durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband und den<br />

Oberbürgermeister der Stadt Duisburg <strong>für</strong> sein Engagement ausgezeichnet.<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. verkörpert nach wie vor die<br />

funktionierende Symbiose aus Selbsthilfe und professioneller Interessenvertretung<br />

und bringt sich immer wieder auch in verbandliche Prozesse auf Landes- und<br />

Bundesebene konstruktiv ein. Eine Bestätigung <strong>für</strong> die Wertschätzung dieses<br />

Engagements erfuhr beispielsweise auch unser langjähriger Vorstandvorsitzender,<br />

Rolf Ringeler, durch seine Wiederwahl in den Delegiertenrat der Deutschen AIDS-<br />

Hilfe im Oktober des Berichtsjahres.<br />

Auch im Bereich der klassischen Selbsthilfe haben sich in den letzten <strong>Jahr</strong>en die<br />

Bedarfe verändert, vor allem aufgrund der deutlich verbesserten medizinischen<br />

Optionen eher in allgemeine lebensförderliche Bereiche verschoben. Dennoch hält<br />

sich zumindest in Duisburg dank ehrenamtlichen Engagements unsere SH-Gruppe<br />

HIV-positiver Menschen sowie die alljährlich weitestgehend ehrenamtlich organisierte<br />

Positivenfreizeit und auch die Kochgruppe stellt sich als stabiles Angebot heraus.<br />

Bei der ideellen und räumlichen Selbsthilfeunterstützung durch die AIDS-Hilfe erfreut<br />

sich die Junge UnSchuLD stabiler Beliebtheit. Für den Wiederbelebungsversuch<br />

einer schwulen Selbsthilfegruppe unter dem Titel „Schwule in Wesel“ stellen wir<br />

unsere Räumlichkeiten und Logistik zur Verfügung. Die äußerst stabile Gruppe<br />

SHALK hat inzwischen eigene Räumlichkeiten im Hause der Friedenstr. 100<br />

beziehen können, bleibt aber in engem Kontakt zu uns. Die Hepatitis-C-<br />

Selbsthilfegruppe hat sich leider nach langen <strong>Jahr</strong>en, in der sie einmal monatlich in<br />

unseren Räumen getagt hat, aufgrund von nachlassendem Zulauf bis auf weiteres<br />

verabschiedet. Aber auch hier bleibt der Kontakt mit Vertretern und die Option bei<br />

Bedarf, sich wieder bei uns anzusiedeln, erhalten.<br />

Abschließend möchten wir uns natürlich an dieser Stelle bei all jenen treuen<br />

Freund/innen und Förderern, Zuwendungsgebern und Sympathisant/innen sowie bei<br />

den Vertretern aus Politik, Verwaltungen und Gesundheitsämtern, medizinischen und<br />

Beratungseinrichtungen, Schulen und sonstigen Kooperationspartnern und unseren<br />

Dachverbänden, dem DPWV, der DAH und der AIDS-Hilfe NRW <strong>für</strong> ihre<br />

Wertschätzungen, unterstützenden Aktionen und guten Wünsche im Berichtsjahr<br />

aufs Herzlichste bedanken.<br />

5


<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Zur finanziellen Situation:<br />

Bisher erhielten wir <strong>für</strong> die Landesförderprogramme „Förderung der örtlichen AIDS-<br />

Hilfen“ und „Youthwork“ eine erste Abschlagzahlung zum 15. Februar.<br />

Aufgrund der Kommunalisierung der Landesmittel gab es im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> anfänglich<br />

Schwierigkeiten mit der Finanzierung dieser Programme. Da die Stadt Duisburg, an<br />

die die Landesmittel weitergeleitet wurden, zunächst nicht feststellen konnte, ob die<br />

Mittel bei ihr eingegangen waren und anschließend nicht wusste, welche<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> die Weiterleitung nötig waren, kam es in diesem Bereich zu<br />

einer ersten Auszahlung erst am 18.5.<strong>2007</strong> statt der bisherigen Förderung durchs<br />

Land zum 15. Februar. In den Vorjahren wurde uns zu diesem Zeitpunkt schon die<br />

zweite Abschlagzahlung überwiesen, diese erhielten wir in <strong>2007</strong> Ende Mai.<br />

Auch vom Kreis Wesel erhielten wir die erste Zahlung erst am 22. Mai, die<br />

Folgezahlungen wurden einen Monat später als in den Vorjahren ausgezahlt.<br />

Die ersten Zuwendungen zu unseren Personalkosten trafen von der Stadt Duisburg<br />

und über Mittel der Zielgruppenspezifischen Prävention Mitte April bei uns ein.<br />

Dies zeigt, wie wichtig es ist, finanzielle Rücklagen zu bilden, um solche Engpässe<br />

<strong>für</strong> die laufenden Verpflichtungen überbrücken zu können.<br />

Wie im Tätigkeitsfeld Öffentlichkeitsarbeit dargestellt, konnten wir auf dem<br />

Duisburger Weihnachtsmarkt am 02.12. aufgrund des schlechten Wetters und des<br />

ungünstigen Standortes der Sozialstände keine Spenden generieren. Durch die<br />

Aktionen zum Welt-AIDS-Tag in Duisburg und auf dem Weihnachtsmarkt in Moers<br />

konnten wir <strong>das</strong> Minus jedoch in überschaubarem Rahmen halten.<br />

Durch Spendenüberhänge (Spenden wurden erst in <strong>2007</strong> auf unser Konto<br />

überwiesen, obwohl die Aktion schon in 2006 stattfand) und die bei uns<br />

durchgeführte Methadonvergabe konnten wir aufgrund sparsamer Haushaltsführung<br />

ein kleines Plus in Höhe von knapp 4500 Euro erwirtschaften.<br />

An dieser Stelle sei <strong>für</strong> die finanzielle Unterstützung allen privaten Spendern,<br />

öffentlichen Zuwendungsgebern, Vereins- und Fördermitgliedern sowie der<br />

Sparkasse Duisburg herzlicher Dank gesagt.<br />

Wir hoffen, der vorliegende <strong>Jahr</strong>esbericht macht transparent, was mit Ihrer<br />

Unterstützung geleistet wurde und sind überzeugt, die Mittel nach ihren<br />

Vorstellungen eingesetzt zu haben.<br />

6


2. Beratung<br />

Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. wurde, wie in den<br />

vorangegangenen <strong>Jahr</strong>en als ein Hauptschwerpunkt unserer Arbeit durchgeführt.<br />

Bei der Beratung wurden überwiegend folgende Anfragen bedient:<br />

Fragen zu Übertragungswegen von HIV, sexuell übertragbaren Krankheiten und<br />

Hepatitiden, HIV-Antikörper-Testberatung, Fragen rund um die medizinische<br />

Versorgung von HIV/AIDS und die Beratung von Menschen, die zeitnah Ihr positives<br />

Testergebnis erhalten haben.<br />

Die Beratung zu Hepatitiden wurde von den Ratsuchenden ebenfalls genutzt. Dies<br />

jedoch nicht in demselben Ausmaß.<br />

Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden wie folgt genutzt<br />

werden:<br />

<strong>1.</strong> persönliche Beratung in der Einrichtung;<br />

2. telefonische Beratung durch HauptamtlerInnen während der Öffnungszeiten in<br />

Duisburg und Wesel;<br />

3. telefonische und E-Mail Beratung durch die ehrenamtlichen Telefonberater in<br />

der Zeit von 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr am Montag in Duisburg.<br />

2.1 Persönliche Beratung<br />

Während der Öffnungszeiten, sowie nach telefonischer Absprache außerhalb der<br />

Öffnungszeiten, konnten Ratsuchende sich persönlich durch hauptamtliche<br />

MitarbeiterInnen in unseren Büros in Duisburg und Wesel beraten lassen. Bei diesen<br />

Beratungsgesprächen wurde auf eine ruhige und entspannte Atmosphäre geachtet.<br />

Bei Bedarf konnten Ratsuchende, die anonym bleiben wollten, sich auch Termine<br />

außerhalb der Öffnungszeiten und dem damit verbundenen Publikumsverkehr geben<br />

lassen. Bei Beratungen bei Personen, die kürzlich ihr HIV-Positives Testergebnis<br />

erhalten haben, wurde im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe immer <strong>das</strong> Angebot<br />

unterbreitet, mit einem HIV-Positiven zu sprechen, der schon länger mit der Infektion<br />

lebt. Dieses Angebot wurde häufig in Anspruch genommen.<br />

Generell wurde die persönliche Beratung häufig von Menschen in Anspruch<br />

genommen, die entweder die Be<strong>für</strong>chtung hatten, eine HIV-Infektion zu haben oder<br />

die kürzlich ihr HIV-Positives Testergebnis erhalten haben.<br />

7


2.2 Telefonische Beratung<br />

2.2.1 Durch hauptamtliche MitarbeiterInnen<br />

Auch in diesem <strong>Jahr</strong> blieb die Zahl der Telefonberatungen während der<br />

Öffnungszeiten (Im Duisburger Büro: montags von 8.30-14.00 Uhr, dienstags bis<br />

donnerstags von 8.30-17.00 Uhr und freitags von 8.30-16.00 Uhr; im Weseler Büro<br />

dienstags von 14.00-17.00 Uhr und donnerstags von 9.00-12.00 Uhr) sehr hoch. Die<br />

Ratsuchenden wurden nach eingehender Erörterung der Risikosituationen<br />

aufgeklärt. Falls erwünscht, wurden die Ratsuchenden zwecks HIV-Antikörper-Test<br />

an <strong>das</strong> Gesundheitsamt verwiesen. Es wurde von unserer Seite angeboten, einen<br />

Termin an dem Tag, wo <strong>das</strong> Testergebnis bekannt gegeben wird, mit uns<br />

festzulegen, um den Menschen ggf. mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.<br />

Unsere Beratungsnummern sind <strong>für</strong> Duisburg: 0203-19411 & 0700-44533203 und <strong>für</strong><br />

Wesel 0281-1941<strong>1.</strong> Die Rufnummern wurden in den örtlichen Zeitungen unter der<br />

Rubrik Beratung beworben. Regelmäßig wurde die Bewerbung kontrolliert, da die<br />

Rubrik von vielen Vereinen genutzt wird, und die Einstellung der Rufnummer<br />

kostenlos ist.<br />

Die Beratungsnummern wurden durch Beantragung bei der Regulierungsbehörde <strong>für</strong><br />

Telekommunikation und Post anonymisiert. Dadurch werden bei einem Anruf über<br />

diese Rufnummer die Nummern der Ratsuchenden unterdrückt und bei dem<br />

Ratsuchenden erscheint die Beratungsnummer nicht in der detaillierten<br />

Telefonrechnung.<br />

2.2.2 Durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />

Die ehrenamtliche Telefonberatung wurde in diesem <strong>Jahr</strong> weiterhin von einer<br />

Ehrenamtlerin durchgeführt. Ratsuchende, die außerhalb der Öffnungszeiten in<br />

Wesel anrufen, werden durch die Anrufbeantworter informiert, wann sie in Duisburg<br />

anrufen können.<br />

Die ehrenamtliche Beratung in Duisburg wurde weiterhin konsequent jeden<br />

Montagabend in der Zeit von 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr angeboten.<br />

Für die abendliche Telefonberatung wurde die 0700-er Nummer weiter geroutet. Dies<br />

bedeutet, <strong>das</strong>s die Anrufer in der Zeit von 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr an allen anderen<br />

Abenden in der Woche automatisch an die Rufnummer der jeweils besetzten<br />

Beratungsnummer weitergeleitet werden.<br />

8


Telefonberatervernetzung:<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit anderen Kooperationspartnern in<br />

der Telefonberatervernetzung zusammengeschlossen. Ziel dieser Vernetzung ist es,<br />

die Beratung von HIV-AIDS an jedem Wochentag abends im Ruhrgebiet anbieten zu<br />

können. Daher hat sich jeder Kooperationspartner dazu per Vertrag verpflichtet, an<br />

einem Abend in der Woche die Beratung zu besetzen. Die Kooperationspartner sind<br />

die AIDS-Hilfen: Oberhausen, Bochum und Hagen.<br />

Die Zeiten der abendlichen Beratung der Kooperationspartner im Überblick:<br />

Montags: 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr AH-Duisburg/Kreis Wesel e.V.<br />

Dienstags: 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr AH-Hagen e.V.<br />

Mittwochs: 19.00-2<strong>1.</strong>00 Uhr AH-Oberhausen e.V.<br />

Freitags: 18.00-20.00 Uhr AH-Bochum e.V.<br />

Bei den Vernetzungstreffen der Kooperationspartner hat die AIDS-Hilfe<br />

Duisburg/Kreis Wesel e.V. mit einem hauptamtlichen und/oder einen ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter regelmäßig teilgenommen. Eine Neueinsteigerschulung konnte mangels<br />

interessierter EhrenamtlerInnen nicht durchgeführt werden. Eine Fortbildung zum<br />

Themenfeld „Kommunikation und Wahrnehmung“ <strong>für</strong> schon agierende Berater wurde<br />

von Referenten aus den AIDS-Hilfen Hagen und Duisburg in Kooperation in der<br />

AIDS-Hilfe Hagen umgesetzt.<br />

9


2.3 E-Mail Beratung<br />

Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin angeboten. Die E-<br />

Mailberatung ist unter der folgenden Adresse zu erreichen: http:www.aidshilfeduisburg-kreis-wesel.de<br />

Um die gängigsten Fragen im Voraus zu klären, wurden auf unserer Homepage die<br />

acht häufigsten gestellten Fragen (FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende konnte beim<br />

Anklicken einer Frage gleich die Antwort lesen. Durch dieses Beratungsangebot<br />

konnten viele Ratsuchende ohne <strong>das</strong>s sie an uns eine E-Mail schreiben mussten,<br />

bedient werden. Detailliertere Fragen konnten dann per E-Mail an uns gesendet<br />

werden. Bei diesen E-Mails wurde im Betreff automatisch „E-Mailberatung“<br />

eingegeben, so<strong>das</strong>s die E-Mails nicht von den Mitarbeitern gelesen wurden, sondern<br />

direkt an die Telefon/E-Mail Beraterin weitergeleitet werden konnten.<br />

Die E-Mailberatung wird hauptsächlich am Montagabend in der Zeit der<br />

Telefonberatung durch die ehrenamtliche Mitarbeiterin bedient und die E-Mails in<br />

dieser Zeit beantwortet.<br />

Bei dringenden E-Mails wurden diese von den hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />

während der Öffnungszeiten beantwortet.<br />

Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet angeboten:<br />

Resümee und Ausblicke:<br />

Die Beratung konzentriert sich auf der überregionalen Ebene immer mehr auf <strong>das</strong><br />

Medium Internet. So haben sich viele AIDS-Hilfen aus NRW dem bundesweiten<br />

Angebot der DAH (Internetberatung) angeschlossen. Gleiches gilt <strong>für</strong> die Zielgruppe<br />

MSM. Hier agiert die DAH in Kooperation mit der AH-NRW/Herzenslust bei Gay<br />

Romeo sehr erfolgreich im Bereich der ,Prävention’. Die Tendenz von bundesweiten<br />

Angeboten hat viele Vorteile. So wird die Einhaltung der Beratungsstandards zentral<br />

von der DAH kontrolliert und durch Schulungen vereinheitlicht. Dem steht die<br />

regionale Beratung mit ihrer Nähe und persönlichen Erreichbarkeit gegenüber.<br />

Zukunftweisend stellt sich daher die Frage, ob und in welcher Form die lokalen AIDS-<br />

Hilfen ihre Internet-Beratungsangebote weiter anbieten bzw. erweitern. Diese Frage<br />

wurde auch in der Ruhrgebietsvernetzung der Telefonberater thematisiert. In<br />

Kooperation mit den anderen AIDS-Hilfen wurde die Telefonberatervernetzung bei<br />

dem neuen Beratungsangebot der DAH (bundesweite Telefonberatung) angemeldet.<br />

Die DAH möchte in Zukunft, angelehnt an die Internetberatung, eine bundesweite<br />

Telefonberatung anbieten. Eine Teilnahme an diesem Projekt würde mit hohen<br />

10


zeitlichen Belastungen verbunden sein (Schulungen, Wochenendtreffen bei der DAH<br />

zum Austausch und Reflexion). Da durch die Ruhrgebietsvernetzung viele<br />

ehrenamtliche als auch hauptamtliche Mitarbeiter involviert sind und bei jedem<br />

Treffen nur ein Vertreter <strong>für</strong> die Vernetzung teilnehmen muss, entstehen<br />

Synergieeffekte die zu einer Entlastung aller beteiligten AIDS-Hilfen in der lokalen<br />

Vernetzung führen. Daher hat sich die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel dazu<br />

entschlossen, an diesem Projekt teilzunehmen. Die Bewerbung der einheitlichen<br />

Beratungsnummer wird durch die DAH umgesetzt. Dadurch erhofft sich die AIDS-<br />

Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. eine professionelle Bewerbung unserer<br />

Telefonberatungsangebote und eine damit verbundene höhere Frequentierung.<br />

Ebenfalls wurde im Berichtszeitraum Herzenslust Duisburg/Kreis Wesel bei<br />

GAYROMEO angemeldet (Profil: Herzenslust_Duisburg). Interessenten können sich<br />

nun per Internet von uns beraten lassen (s. Prävention im Bereich MSM).<br />

Hier gilt unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterin ein besonderer Dank, ohne deren<br />

Einsatz die abendliche Telefonberatung nicht als Angebot vorgehalten werden<br />

könnte. Ebenfalls möchte ich dem neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter bei der Online-<br />

Beratung bei GAYROMEO <strong>für</strong> sein Engagement danken.<br />

11


3. Begleitung<br />

Unsere Einrichtung begleitet weiterhin HIV-Infizierte / an AIDS-Erkrankte, die aus<br />

den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen mit verschiedenen soziale<br />

Hintergründen stammen. Die einzelnen Begleitungsfälle befinden sich hinsichtlich der<br />

antiretroviralen Therapie in unterschiedlichen Situationen. Ganz vereinzelte<br />

Begleitete nehmen noch gar keine Medikamente oder sind momentan in<br />

Therapiepause. Ein Teil der Infizierten kommt mit seinen Medikamenten gut klar,<br />

andere haben mit akuten oder langfristigen Nebenwirkungen zu kämpfen.<br />

Ein großer Teil der von uns langfristig Begleiteten ist bereits an AIDS erkrankt,<br />

verrentet und lebt auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II, der Grundsicherung<br />

oder leicht darüber. Hierbei handelt es sich um Leistungen, die in ihrem Ursprung zur<br />

Überbrückung einer kurzen Zeit angedacht waren. Letztendlich verharren diese<br />

Begleiteten in einer Lebenssituation, die Ihnen finanziell keinen Spielraum lässt und<br />

wenig Perspektiven <strong>für</strong> die Zukunft bietet. Von einer Gruppe dieser Begleiteten<br />

werden auch sehr oft suizidale Gedanken geäußert, denen es zu begegnen gilt. Des<br />

Weiteren bieten wir Unterstützung bei sozialrechtlichen und finanziellen<br />

Schwierigkeiten. Hier sehen wir allerdings nicht unsere Aufgabe, die geringe<br />

staatliche Unterstützung aufzustocken, sondern Ansprüche einzufordern und in<br />

extremen Krisensituationen finanziell auszuhelfen (siehe Punkt 3.3 Positivenfond).<br />

Ein anderer Teil dieser Begleiteten versucht <strong>das</strong> Beste aus dieser Lebenssituation zu<br />

machen und gestaltet unter anderem die Freizeit <strong>für</strong> HIV-Positive mit, nimmt an der<br />

Kochgruppe teil und engagiert sich auf landes- und bundesweiter Ebene in<br />

Landesarbeitsgemeinschaften und Netzwerken.<br />

Andere HIV-Infizierte gehen einer geregelten Arbeit nach und nehmen die AIDS-Hilfe<br />

nur punktuell zu bestimmten Fragen in Anspruch oder besuchen unser Mittwochs-<br />

Café oder von uns durchgeführte Fortbildungsveranstaltungen.<br />

Zur qualitativen Verbesserung der Begleitungsarbeit nahmen die hauptamtlichen<br />

MitarbeiterInnnen aus dem Begleitungsbereich an den Treffen des auf Landesebene<br />

stattfindenden Arbeitskreises Sozialberatung teil. Bei diesem Arbeitskreis handelt es<br />

sich um ein wichtiges Fort- und Weiterbildungsangebot, da hier MitarbeiterInnen aus<br />

unterschiedlichen AIDS-Hilfen zur Reflektion ihrer Arbeit zusammen treffen.<br />

3.<strong>1.</strong> Einzelbegleitung<br />

Der größte Anteil der Begleitungsarbeit wurde wieder im Bereich Migration geleistet<br />

(siehe 5.5).<br />

Die Begleitungsarbeit umfasste Beratungen zu Nebenwirkungen der Medikamente,<br />

zu Partnerschaftskonflikten, sozialrechtlichen und finanziellen Problemen.<br />

Bei finanziellen Problemen halfen wir mit unserem Positivenfond, bei größeren<br />

Beträgen stellten wir Anträge an die Deutsche AIDS-Stiftung, soweit die<br />

Antragshintergründe die Kriterien der Stiftung erfüllen. Hier gilt es zu erwähnen, <strong>das</strong>s<br />

die Stiftung aufgrund geringerer Spendeneinnahmen und einer erhöhten Anzahl von<br />

Anträgen die Kriterien <strong>für</strong> eine Zuwendung erhöht haben. So werden z. Bsp.<br />

Heimatreisen nach Afrika nicht mehr finanziert.<br />

12


Neben den unter Punkt 5.2.2.2 erläuterten Besonderheiten gab es bei anderen<br />

Begleiteten beispielhaft folgende Problemstellungen:<br />

Im Berichtsjahr verstarben zwei unserer Begleiteten. Sie hinterließen jeweils einen<br />

HIV-positiven bzw. an AIDS erkrankten Partner, der von uns begleitet wird. Hier<br />

stand die Trauerbearbeitung im Vordergrund.<br />

Bei mehreren Begleiteten galt es, den Gesundheitszustand zu stabilisieren, da sie<br />

aufgrund unregelmäßiger Medikamenteneinnahme HIV-assoziierte<br />

Enzephalopathien entwickelt hatten. Ein Begleiteter musste vorübergehend in ein<br />

Pflegeheim, wobei sich hier die Situation besonders schwierig darstellte. Er fühlte<br />

sich mit Anfang 40 sehr unwohl unter den sonst eher betagten Menschen. Leider war<br />

kein anderes Angebot verfügbar. Zwischenzeitlich hat sich sein Zustand wieder<br />

soweit gebessert, <strong>das</strong>s er in ein betreutes Wohnen ziehen konnte.<br />

Insgesamt begleiteten wir 177 Personen einschließlich der im Knast begleiteten<br />

Personen und verzeichneten Zuwächse in der Begleitungsrubrik sporadisch.<br />

Tabelle 1:<br />

Betroffene in Einzelbegleitung <strong>2007</strong> 2006<br />

Intensiv 18 19<br />

Regelmäßig 55 54<br />

Sporadisch 104 95<br />

Insgesamt 177 168<br />

Tabelle 2:<br />

Betroffene in ehrenamtlicher<br />

Begleitung<br />

<strong>2007</strong> 2006<br />

insgesamt 10 13<br />

Die Zuzahlungsregelungen zu der medizinischen Versorgung führen dazu, <strong>das</strong>s<br />

einige Patienten nur unregelmäßig den Arzt aufsuchen und ihre Medikamente<br />

einnehmen. Dies führt im Bereich HIV/AIDS leider zu irreparablen<br />

Gesundheitsschäden und zu hohen Kosten in der Folgeversorgung.<br />

13


3.2. Begleitergruppe<br />

Im Bereich der Begleitung gibt es eine ehrenamtliche Begleitergruppe.<br />

Es wurde versucht, die Begleitergruppe in 14-tägigem Abstand stattfinden zu lassen.<br />

Aus beruflichen bzw. gesundheitlichen Gründen war dieses nicht immer möglich. Die<br />

Begleitergruppe besteht aus vier ehrenamtlichen BegleiterInnen, wovon zurzeit drei<br />

ehrenamtlich begleiten. In der Begleitergruppe erhalten die EhrenamtlerInnen die<br />

Möglichkeit, sich über ihre Begleitungen auszutauschen und gemeinsam über ihre<br />

Arbeit zu reflektieren. Vom hauptamtlichen Mitarbeiter werden sie dahingehend<br />

unterstützt, die Ressourcen der Begleiteten mit einzusetzen. Dieses ist besonders<br />

wichtig, da die Begleiteten viele Aufgaben alleine schaffen und dadurch auch ihr<br />

Selbstwertgefühl steigern. Hier gilt es immer wieder, unsere Qualitätsstandards im<br />

Begleitungsbereich nicht aus den Augen zu verlieren.<br />

Die Aufgaben der ehrenamtlichen BegleiterInnnen bestanden in<br />

Krankenhausbesuchen, Fahrten zu Ärzten und Schwerpunktärzten, Einkaufshilfen<br />

und in dem Zuhören bei Sorgen. Dies kann auch zu ungewöhnlichen Uhrzeiten der<br />

Fall sein, wobei jeder ehrenamtliche Mitarbeiter <strong>für</strong> sich entscheiden muss, in<br />

welchem Zeitrahmen er dies zulässt. Die Begleitung kann letztendlich auch in einer<br />

Sterbebegleitung münden und es gilt, die BegleiterInnen hier<strong>für</strong> zu stärken und zu<br />

unterstützen.<br />

Für den engagierten Einsatz der ehrenamtlichen BegleiterInnen möchten wir uns<br />

herzlich bedanken.<br />

14


3.3. Positivenfond<br />

Der Positivenfond wird von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. mit dem Ziel<br />

verwaltet, HIV-positive / an AIDS-Erkrankte Menschen in finanziellen Notlagen zu<br />

unterstützen.<br />

Die Verteilung der Fondgelder übernahm im Berichtsjahr <strong>2007</strong> ein Gremium, <strong>das</strong> aus<br />

zwei HIV-positiven Menschen, drei EhrenamtlerInnen aus dem Begleitungsbereich<br />

und einem Hauptamtler besteht. Diese Zusammensetzung schafft innerhalb des<br />

Gremiums eine Perspektivenvielfalt, die <strong>für</strong> die Entscheidungsfindung bei Anträgen<br />

bereichernd ist. Mindestens drei Personen dieses Gremiums entscheiden mit<br />

einfacher Mehrheit über außergewöhnliche und rückzahlbare Zuwendungen. Die<br />

Soforthilfe wird primär von den drei im Begleitungsbereich tätigen hauptamtlichen<br />

Mitarbeitern ausgezahlt. In die Entscheidungsfindung fließt zum einen die finanzielle<br />

Situation des Antragsstellers ein und zum anderen die Gründe <strong>für</strong> sein spezielles<br />

Anliegen. Die Verwaltung des Fonds obliegt einem hauptamtlichen Mitarbeiter.<br />

Wie in den Vorjahren stellte der Vorstand aus Spendengeldern insgesamt eine<br />

Summe in Höhe von 3.850 € zur Verfügung. Unser besonderer Dank gilt allen<br />

Spendern, die uns damit diese Form der Hilfe in diesem Umfang ermöglicht haben.<br />

Die Summe wurde im Berichtsjahr nicht voll ausgeschöpft. Durch Rückzahlungen,<br />

die aus rückzahlbaren Zuwendungen stammten, wurden 2.700 Euro verausgabt.<br />

Das Geld wurde aus unterschiedlichen Gründen von positiven Menschen beantragt.<br />

Das Positivengremium entscheidet, ob, in welchem Umfang und welcher Form<br />

materielle Hilfe gewährt wird.<br />

Bei einem Krankhausaufenthalt ist die Beantragung <strong>für</strong> die dort anfallenden<br />

„Telefonkosten“ möglich, wenn diese nicht selbst übernommen werden können.<br />

Hierdurch soll der Kontakt nach außen aufrechterhalten und die Möglichkeit gegeben<br />

werden, sich bei Schwierigkeiten mit jemandem zu bereden. Die Telefonkosten sind<br />

im Berichtsjahr fast identisch zum Vorjahr. Da die Telefonkosten im Krankenhaus<br />

relativ hoch sind, erreichen wir hier mit wenigen Krankenhauswochen einen relativ<br />

hohen Ausgabenanteil am Positivenfond. Wir unterstützten fünf Personen, die<br />

insgesamt 12 Wochen im Krankenhaus verbringen mussten.<br />

Im Bereich „Soforthilfe“ gab es nach einem Rückgang im <strong>Jahr</strong> 2006 im Berichtsjahr<br />

wieder einen Anstieg um ca. 120 € . Bei der Soforthilfe handelt es sich um eine<br />

finanzielle Hilfe am Ende des Monats, um Engpässe zu überbrücken. Diese Hilfe<br />

wird gewährt, wenn sich die Einkünfte auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II<br />

belaufen. Die Soforthilfe wurde im Durchschnitt von den Personen, die die Kriterien<br />

des Positivenfond erfüllen in der Regel fünfmal jährlich in Anspruch genommen.<br />

„Außergewöhnliche Zuwendungen“ wurden im Berichtsjahr in Höhe von 766 €<br />

gewährt. Hier handelte es sich um einen Rückgang von ca. 270 € im Vergleich zum<br />

Vorjahr. Außergewöhnliche Zuwendungen werden <strong>für</strong> den Ausgleich von<br />

Stromschulden, Telefonrechnungen, Tierarztkosten etc. gewährt.<br />

„Rückzahlbare Zuwendungen“ sind <strong>für</strong> Ausgaben gedacht, die die Begleiteten<br />

dringend benötigen, <strong>für</strong> die sie aber aktuell kein Geld haben. Das gewährte Darlehen<br />

muss in angemessenen Raten zurückgezahlt werden. Um den Begleiteten dies zu<br />

ermöglichen und <strong>das</strong> Begleitungsverhältnis durch offene Beträge nicht zu belasten,<br />

15


muss der Einkommenssatz bei diesen Zuwendungen die Sozialhilfe bzw. <strong>das</strong><br />

Arbeitslosengeld II übersteigen.<br />

Die rückzahlbaren Zuwendungen sind im Berichtsjahr weiter gesunken. Dies<br />

geschieht aus den oben erwähnten Gründen. Es ist oft schwer <strong>für</strong> die Begleiteten,<br />

die Rückzahlungen zu leisten. Um <strong>das</strong> Begleitungsverhältnis nicht zu belasten, wird<br />

im Positivenrat sorgfältig geprüft wird, ob eine rückzahlbare Zuwendung sinnvoll und<br />

möglich ist.<br />

Die „Einnahmen“ des Positivenfonds resultieren aus den Rückzahlungen der<br />

rückzahlbaren Zuwendungen. Da die Darlehen nicht unbedingt in dem <strong>Jahr</strong> der<br />

Auszahlung zurückgezahlt werden, kommt es zu Differenzen in den Bereichen<br />

Auszahlung und Einnahme. Die Quote der Rückzahlung ist weiterhin sehr hoch, so<br />

<strong>das</strong>s hier zumeist eine richtige Einschätzung des Positivenrates erfolgte.<br />

Auch im Berichtsjahr konnten wir durch Anträge bei der Deutschen AIDS-Stiftung<br />

unseren Begleiteten mit größeren Beträgen aushelfen. Hier besteht weiterhin eine<br />

gute Zusammenarbeit, <strong>für</strong> die wir uns recht herzlich bedanken.<br />

Positivenfond 2006 und <strong>2007</strong><br />

<strong>1.</strong>800,00 €<br />

<strong>1.</strong>600,00 €<br />

<strong>1.</strong>400,00 €<br />

n<strong>1.</strong>200,00 €<br />

e<br />

b<strong>1.</strong>000,00 €<br />

a<br />

g<br />

s<br />

800,00 €<br />

u 600,00 €<br />

A<br />

400,00 €<br />

200,00 €<br />

0,00 €<br />

<strong>2007</strong><br />

2006<br />

Rubriken<br />

Telef. Krankh. Knast Sorforth. Außergew. Z. Rückz. Z. Einnahmen<br />

<strong>2007</strong> 215,00 € 98,15 € <strong>1.</strong>654,30 € 765,54 € 258,00 € 318,00 €<br />

2006 210,84 € 82,50 € <strong>1.</strong>530,29 € <strong>1.</strong>033,65 € 445,00 € 420,93 €<br />

16


3.4. Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern<br />

Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern bleibt <strong>für</strong> unsere AIDS-Hilfe wichtig.<br />

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Partner:<br />

HIV-Schwerpunktpraxen<br />

Die Zusammenarbeit mit den beiden in Duisburg offiziell auf HIV spezialisierten<br />

Schwerpunktpraxen wurde <strong>2007</strong> problemlos fortgesetzt. Falls Fragen entstehen,<br />

können diese auf kurzem Weg geklärt werden. Unser jährliches Austauschgespräch<br />

mit dem Gesundheitsamt Duisburg und den beiden Schwerpunktärzten fand im<br />

Oktober statt. Dieser Austausch ist sehr wichtig zum Abgleich der Sichtweisen zu<br />

gesundheitlichen Themen. Es ist <strong>für</strong> uns eine Möglichkeit, die Arbeit der AIDS-Hilfe<br />

vorzustellen und transparent zu machen. Des Weiteren wurde eine Hepatitis-B<br />

Impfkampagne <strong>für</strong> 2008 geplant.<br />

Ein im letzten <strong>Jahr</strong> initiierter Flyer zum HIV-Antikörpertest wurde im Frühjahr des<br />

Berichtsjahres fertig gestellt und an alle niedergelassenen Ärzte über die KV<br />

versandt (siehe Anhang).<br />

Krankenhäuser<br />

Bei Krankenhausaufenthalten in Bezug auf HIV/AIDS werden unsere Begleiteten in<br />

die umliegenden Uni-Kliniken Essen, Bochum und Düsseldorf eingewiesen.<br />

Insbesondere zur Uniklinik Essen bestehen gute Kontakte zu dem medizinischen und<br />

auch zum sozialarbeiterischen Personal. In Duisburg ist die stationäre Behandlung<br />

aufgrund geringer Fälle und daraus resultierendem fehlenden Know-how derzeit<br />

nicht empfehlenswert.<br />

Pflegedienste<br />

Die Kooperation mit den Pflegediensten, mit denen wir bisher zusammen gearbeitet<br />

haben, wurde erfolgreich fortgeführt.<br />

Hospize<br />

Im Berichtsjahr wurde von unseren Begleiteten kein Hospiz in Anspruch genommen,<br />

jedoch besteht von unserer Seite Kontakt zur Hospizbewegung.<br />

Anwaltspraxen<br />

Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten läuft im migrationsrechtlichen Bereich -<br />

soweit von Nöten - ohne Probleme.<br />

Flüchtlingsberatung<br />

Mit den Flüchtlingsberatungen, u. a. der Beratungsstelle des Deutschen Roten<br />

Kreuzes, gestaltet sich die Zusammenarbeit in ausländerrechtlichen Fragen weiterhin<br />

positiv.<br />

17


3.5 Angebote <strong>für</strong> HIV-Positive und an AIDS-Erkrankte<br />

Im Berichtsjahr wurden im Rahmen des Solidar-Erleben-Ansatzes die Kochgruppe<br />

und der Spieleabend fortgeführt. Die Kochgruppe und der Spieleabend sind<br />

monatliche Angebote, bei denen HIV-Positive und ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />

zusammen kommen, um einen gemütlichen Abend zu verbringen. Gleichzeitig bietet<br />

sich hier ein Raum zum Austausch von Sorgen und Nöten.<br />

Die Kochgruppe läuft weiterhin stabil, hier nehmen zwischen 6 und 8 Personen teil;<br />

der Spieleabend wird deutlich weniger frequentiert. Aufgrund der geringen<br />

Besucherzahl wurde der Spieleabend zum <strong>Jahr</strong>esende eingestellt.<br />

Seit Anfang <strong>2007</strong> trifft sich regelmäßig einmal monatlich eine Positivengruppe.<br />

Zugang haben die unterschiedlichen sexuellen Präferenzen, auch der<br />

Ansteckungsweg spielt keine Rolle. Es ist eine sehr bunt gemischte Gruppe welche<br />

in Selbsthilfe eigenständig durchgeführt wird.<br />

Frauenspezifische Angebote wurden wie in den Vorjahren in Kooperation mit den<br />

benachbarten AIDS-Hilfen angeboten. Diese werden in Punkt 5.4 näher beschrieben.<br />

Das weiterhin zahlenmäßig am besten besuchte Angebot ist unser traditionelles<br />

Mittwochs-Café. Dieses ist ein beliebter Treffpunkt zwischen HIV-Infizierten / an<br />

AIDS Erkrankten, ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der AIDS-Hilfe Sympathie<br />

entgegenbringender Menschen. Darüber hinaus ist dieses Café eine erste<br />

Anlaufstelle <strong>für</strong> an ehrenamtlicher Arbeit Interessierte. Auch Bewerbern <strong>für</strong> den<br />

Zivildienst bietet es eine Plattform <strong>für</strong>s Kennen lernen der AIDS-Hilfe.<br />

18


Für <strong>das</strong> Café erhielten wir weiterhin Kuchenspenden. Zum <strong>Jahr</strong>esende stellte die<br />

Spenderbäckerei ihren Betrieb ein und somit fehlten uns die Kuchenspenden. Jetzt<br />

sind wir bemüht, eine neue Spenderbäckerei zu finden und überbrücken die Zeit<br />

zunächst mit Aufbackkuchen und eigenen Backwerken. Im Café ist ein Austausch<br />

zwischen Betroffenen, hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen möglich.<br />

Hier kann man sich auch über Neuigkeiten in der AIDS-Hilfe informieren und die<br />

Angebote am schwarzen Brett zur Kenntnis nehmen. Zum einen ist es eine<br />

willkommene Abwechselung <strong>für</strong> die Betroffenen, zum anderen <strong>das</strong> Treffen in der<br />

„Wahl-Familie“.<br />

Weiterhin fährt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin jeweils vor dem Café bei der<br />

Duisburger Tafel vorbei und holt dort Lebensmittel, die dann im Mittwochs-Café<br />

verteilt werden.<br />

Das Café findet offiziell zwischen 15.30 Uhr und 18.30 Uhr statt und wird von<br />

durchschnittlich ca. 12 - 20 Personen besucht. Der Anfangszeitpunkt hat sich nach<br />

vorne verschoben, so <strong>das</strong>s schon viele Besucher um 15 Uhr im Café eintreffen.<br />

Vorbereitet wird es überwiegend von dem Zivildienstleistenden. Während der Café-<br />

Zeit ist immer ein hauptamtlicher Ansprechpartner präsent, da diese Treffen von<br />

vielen Betroffenen dazu genutzt werden, Anliegen an die BeraterInnen und<br />

BegleiterInnen heranzutragen.<br />

19


Das Freitagsfrühstück haben wir zu Beginn des Berichtsjahres jeweils am letzten<br />

Freitag im Monat von 10 bis 13 Uhr angeboten. Die Besucherzahl war jedoch sehr<br />

spärlich, so <strong>das</strong>s wir im Sommer eine Pause eingelegt haben. Nach dem Einbau<br />

unserer neuen Küche haben wir erstmals wieder im Oktober <strong>das</strong> Frühstück<br />

angeboten. Für <strong>das</strong> Frühstück bekommen wir zum größten Teil Lebensmittel von der<br />

Duisburger Tafel gespendet, wo<strong>für</strong> wir recht herzlichen Dank sagen. Vorbereitet wird<br />

<strong>das</strong> Frühstück in der Hauptsache von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter und dem<br />

Zivildienstleistenden und/oder einem Praktikanten. Das Frühstück bietet eine andere<br />

Atmosphäre als beim Mittwochscafé, da es hier wesentlich ruhiger zugeht und somit<br />

interessante Gespräche mit allen Besuchern gemeinsam geführt werden können.<br />

Die Besucherzahl beläuft sich auf 4 - 6 Personen.<br />

Am 24.12.<strong>2007</strong> fand unsere inzwischen traditionelle Weihnachtsfeier statt.<br />

In einem festlich geschmückten Raum wurde die weihnachtliche Atmosphäre<br />

zunächst bei Kaffee und Kuchen <strong>für</strong> Gespräch unter den Teilnehmern genutzt.<br />

Insgesamt waren es 43 Teilnehmer/ -innen, <strong>für</strong> die unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

<strong>das</strong> Fest organisierten. Das reichhaltige Essen bestimmte den Höhepunkt des<br />

Tages, der am Abend mit einer Weihnachtstüte <strong>für</strong> jeden endete.<br />

Den Organisatorinnen und Helfern, Spendern verschiedener Einrichtungen<br />

noch mal ein herzliches Dankeschön <strong>für</strong> <strong>das</strong> gelungene Weihnachtsfest.<br />

Die Weihnachtsfeier wurde letztendlich von 45 TeilnehmerInnen besucht und fand<br />

wie im Vorjahr in den Räumen von SHAlk statt, denen wir <strong>für</strong> die Überlassung der<br />

Räumlichkeiten recht herzlichen Dank sagen. Die Weihnachtsfeier konnte wieder<br />

über Spenden in Höhe von <strong>1.</strong>900 € der Kirchen aufgrund eines Mailings und<br />

eingeworbener Spenden von ehrenamtlichen Mitarbeitern ausgerichtet werden. Es<br />

gab wie in den vergangenen <strong>Jahr</strong>en ein festliches Menü und Weihnachtstüten mit<br />

Süßigkeiten, Obst, Kaffee und Tabak. Die Vorbereitung und die Durchführung der<br />

Weihnachtsfeier liegt schwerpunktmäßig in ehrenamtlicher Hand, von<br />

hauptamtlichen Mitarbeitern gibt es einen Ansprechpartner, der auch bei der<br />

Weihnachtsfeier selbst anwesend ist und <strong>für</strong> Rückfragen bei Unklarheiten zur<br />

Verfügung steht.<br />

Auch im Berichtsjahr gab es wieder eine Positivenfreizeit. Diese führte nach<br />

Neuendorf A und wurde erneut mit Mitteln der „Förderbande Gelsenkirchen“,<br />

Lebensmitteln der Duisburger Tafel und der Deutschen AIDS-Stiftung unterstützt,<br />

wo<strong>für</strong> wir recht herzlichen Dank sagen. Sie wurde wiederum rein ehrenamtlich<br />

organisiert. Aufgrund der schon oben erwähnten Todesfälle sind auch die<br />

PartnerInnen der Verstorbenen nicht mitgefahren. Letztendlich nutzten acht<br />

TeilnehmerInnen <strong>das</strong> Angebot. Im Mittelpunkt der Freizeit stand die<br />

Trauerbewältigung, da einer der vorgesehenen Teilnehmer erst eine Woche vor<br />

Beginn der Freizeit verstorben ist. Durch die gemeinsamen Aktivitäten wurden<br />

Ängste abgebaut und <strong>das</strong> Gruppengefühl gefestigt.<br />

20


3.6 Trauerarbeit<br />

Im Berichtsjahr sind zwei der von uns Begleiteten verstorben. Da diese in der AIDS-<br />

Hilfe sehr präsent waren, hat der Tod merkliche Spuren hinterlassen. Die<br />

Verstorbenen waren Besucher des Cafe´s, der Kochgruppe und Teilnehmer der<br />

Positivenfreizeit. Somit hinterlassen sie eine große Lücke in der AIDS-Hilfe, die<br />

schwer zu schließen ist.<br />

Wir gedenken der Verstorbenen in der Mitgliederversammlung und mit unserer<br />

Trauerecke, die sich im Café befindet. Hier befinden sich unser Trauerbuch und<br />

weitere Informationen zu Verstorbenen.<br />

Candle-Light-Walk:<br />

Im Anschluss an unser Mittwochs-Café am 28.1<strong>1.</strong> fand unser traditioneller Candle-<br />

Light-Walk statt. Er führte wieder von der Galeria Duisburg aus über die Königstraße<br />

zur Liebfrauenkirche. Am Life-Saver-Brunnen wurde eine Pause eingelegt, um eine<br />

größere Aufmerksamkeit bei den Besuchern der Innenstadt zu erreichen. In der<br />

Liebfrauenkirche gab es in diesem <strong>Jahr</strong> eine Gedenkinstallation mit Scherenschnitten<br />

in der Anzahl der bei uns an AIDS verstorbenen Menschen. Des Weiteren wurden<br />

Teelichter in Pergamenttüten mit Scherenschnitten aufgestellt. Diese Aktion fand viel<br />

Lob bei den anwesenden Besuchern. Für die musikalische Untermalung sorgten ein<br />

hauptamtlicher Mitarbeiter und unser Zivildienstleistender.<br />

21


4. Öffentlichkeitsarbeit<br />

Insbesondere in den letzten zehn <strong>Jahr</strong>en (seit der Verfügbarkeit von HA-ART) haben<br />

wir eine Fülle bedeutender Veränderungen im Bereich der medizinischen<br />

Behandelbarkeit und in deren Folge im Bereich der Lebenserwartung und gewiss<br />

auch im Bereich der Lebensqualität <strong>für</strong> Menschen mit HIV und AIDS erlebt (vgl. auch<br />

<strong>1.</strong>). Wir betrachten es als eine wichtige Aufgabe von AIDS-Hilfe als Selbsthilfe-,<br />

Interessen- und Fachverband, die Bevölkerung und auch die Beteiligten im<br />

Gesundheitswesen seriös, differenziert und bestmöglich über die aktuellen<br />

Entwicklungen zu informieren, „damit nicht einer Banalisierung aller sexuell<br />

übertragbaren Krankheiten Vorschub geleistet wird“ (Schweizerische Ärztezeitung, 2008;<br />

98:5, S. 163).<br />

Die Verkündung von Forschungs- und Behandlungserfolgen ist ebenso wichtig und<br />

legitim wie die Verkündigung von Erfolgen in der Primärprävention. Während die<br />

letzteren in der Regel allerdings nur zu einem überschaubaren Medieninteresse<br />

führen – zumal diese schwer in harten Zahlen zu erfassen sind – sind die ersteren<br />

um ein vielfaches interessanter und quotenträchtiger. Dabei wird – je nach Medium -<br />

nicht immer großer Wert auf eine differenzierte Berichterstattung und<br />

Kommentierung gelegt, weil auch der Konsumentenbedarf nicht immer in diese<br />

Richtung geht und weil gewiss auch bestimmte Lobbyinteressen die eine oder<br />

andere Nachricht lancieren. Umso mehr verstehen wir es als Aufgabe der<br />

Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfen, die Entwicklungen und insbesondere die<br />

daraus resultierenden Schlagzeilen kritisch zu beobachten und zu kommentieren.<br />

Denn wir sind mit den Folgen beschäftigt. Tatsächlich registrieren wir eine gewisse<br />

Banalisierung von HIV / AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Die<br />

Sorglosigkeit der Menschen im Umgang mit HIV wächst. Deutlich steigende Zahlen<br />

von HIV-Neudiagnosen auch in Deutschland stehen <strong>für</strong> einen Irrglauben mit<br />

lebensbedrohlichen Folgen.<br />

Aussagen von manchen Medizinern, die immer wieder die nahenden<br />

Heilungschancen propagieren, mediale Schlagzeilen, die Entwarnungsphantasien<br />

22


auslösen, Hochglanzanzeigen der Pharmaindustrie, deren Aussagen fast an<br />

„Marlboro-Botschaften“ erinnern, nötigen uns, immer wieder auf die Euphoriebremse<br />

zu treten. Dies wird insbesondere in bestimmten Zielgruppen schwieriger, die ein<br />

vergleichsweise gutes Aufklärungsniveau aufweisen und sich zum Teil mit sehr<br />

subtilen Risikominimierungsstrategien beschäftigen. Die Materie wird mit<br />

zunehmenden Erkenntnisgewinnen zum Virus, seinen Infektionswegen und zum<br />

Immunsystem immer komplexer und in bestimmten Szenen oder/und Settings ist <strong>das</strong><br />

Spektrum der Präventionsbotschaften gewiss weiter und differenzierter zu gestalten<br />

als es die hinlänglichen Safer Sex-Botschaften bisher hergeben.<br />

Die strukturelle HIV-Prävention wird immer komplexer. Die Präventionsbotschaften<br />

sind immer mehr zu differenzieren und zum Teil zu individualisieren. Wenn wir heute<br />

erkennen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Infektionsrisiko, <strong>das</strong> von einem HIV-Infizierten unter stabiler ART<br />

(sART, vgl. <strong>1.</strong>) ausgeht, „sich in der Größenordnung unserer normalen Lebensrisiken<br />

wie z.B. dem Besteigen eines Flugzeuges“ (Schweizerische Ärztezeitung, a.a.O.) bewegt,<br />

dann ist es richtig und wichtig, diejenigen HIV-positiven Menschen davon zu<br />

unterrichten, denn dann ist die häufig tief verwurzelte Angst, andere zu infizieren,<br />

sehr zu relativieren. Diese Erkenntnis hätte ungeheuere Chancen zur Folge, denn sie<br />

könnte zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität von HIV-Infizierten und<br />

der von HIV-Betroffenen führen. Also etwa auch <strong>für</strong> (feste = monogame)<br />

Partnerinnen und Partner von HIV-Positiven unter der Voraussetzung eines wirklich<br />

vertrauensvollen Umgangs miteinander. Wenn sART als eine Methode des<br />

Risikomanagements genutzt wird, geht dies nicht ohne partnerschaftliche<br />

Kommunikation. Beide Partner/innen müssen die Einschätzung teilen, sich auf <strong>das</strong><br />

Restrisiko bei der sART einlassen zu wollen und Aspekte wie Compliance,<br />

regelmäßiges Monitoring und vorliegende STI`s besprechen können.<br />

Hier bestünden aber natürlich auch Chancen im Hinblick auf andere Lebensbereiche,<br />

wie etwa dem Arbeitsleben, wo Arbeitgeber noch weniger davor zurückscheuen<br />

sollten, HIV-positive MitarbeiterInnen zu beschäftigen. Auch im Bereich von<br />

(Lebens-) Versicherungen sollte sich endlich eine Neubewertung der bisherigen<br />

Ungleichbehandlung bezüglich vermeintlich ungünstiger Risiken ergeben. Die<br />

Notwendigkeit von (privater) Altersvorsorge gewinnt nunmehr auch <strong>für</strong> einige HIVpositive<br />

Menschen Bedeutung.<br />

Allerdings gilt die obige Einschätzung nicht in gleichem Maße <strong>für</strong> andere sexuell<br />

übertragbare Krankheiten. Bei diesen lässt sich weiterhin nur durch ein Kondom <strong>das</strong><br />

Ansteckungsrisiko vermindern. Vor dem Hintergrund, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong><br />

Ansteckungsrisiko bezüglich HIV aufgrund einer vorhandenen sexuell übertragbaren<br />

Krankheit verzehnfachen kann, gilt nach wie vor <strong>für</strong> promiske (nicht monogame)<br />

Lebensweisen oder Sex außerhalb von Beziehungen: „Nie auf den Selbstschutz<br />

verzichten!“.<br />

Hier gilt in aller Regel nach wie vor die relativ einfache Formel „Ohne Dings kein<br />

Bums!“ Aber natürlich bleibt es generationenübergreifend auch immer dabei, <strong>das</strong>s<br />

die Entscheidungen zum Sex oder etwa zum Drogenkonsum nicht immer auf<br />

rationaler Basis fallen. Und diesbezüglich gefährdet ein realistisches Abnehmen<br />

einer (un-) mittelbaren Todesbedrohung immer mehr die Präventionserfolge. Umso<br />

mehr bleibt es unsere Aufgabe, die vielschichtigen Problemlagen, die in Folge einer<br />

HIV-Infektion auftreten können, deutlich zu machen (Stichworte : lebenslängliche<br />

Chemotherapie mit entsprechenden Folgen wie Resistenzproblematiken,<br />

23


unerwünschte Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Therapien auf der<br />

medizinischen Seite sowie viele psychosoziale, sozialrechtliche und materielle<br />

Problemlagen bis hin zu möglichen Stigmatisierungs- und<br />

Diskriminierungstendenzen).<br />

Der `präventive Spagat´ zwischen Entdiskriminierungsarbeit im Umgang mit HIVpositiven<br />

und an AIDS erkrankten Menschen und der Mahnung vor einer keineswegs<br />

„normalen chronischen Erkrankung“, die noch dazu letztlich immer noch tödlich ist,<br />

bleibt eine große Herausforderung <strong>für</strong> die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Und angesichts der skizzierten vielfältigen Veränderungen sind wir stetig gefordert,<br />

unsere Arbeitsweisen zu überdenken und hier und da zu reformieren.<br />

Bei allem notwendigen Hinterfragen von bestehenden Strukturen, Analysen und<br />

Evaluationen von Arbeitsansätzen sowie sinnvollem Bemühen um – epidemiologisch<br />

abgesicherte - neue Präventionsansätze und –strategien wäre es aber meines<br />

Erachtens fatal, an dem Grundkonzept der strukturellen Prävention und dem Ansatz<br />

der niedrigschwelligen, akzeptanzorientierten Arbeitsausrichtung zu rütteln. Die<br />

Erfolge von nunmehr über 20 <strong>Jahr</strong>en sprechen <strong>für</strong> sich. Die Verweise auf Länder mit<br />

repressiveren Ansätzen und Zeigefingerpädagogik hinken, denn Deutschland hat –<br />

nach den skandinavischen Ländern - in Europa die viertniedrigste HIV-Prävalenz.<br />

Das hier entwickelte Präventionsmodell ist weiterhin wegweisend und<br />

zukunftsträchtig <strong>für</strong> die Beschäftigung mit dem Themenfeld der sexuellen<br />

Gesundheitsförderung generell. Es bleibt dabei: Nur wer sich schätzt, schützt sich<br />

und andere.<br />

Der Ansatz, allein auf individuelle Verhaltensänderung zu setzen, reicht in der Regel<br />

nicht aus. Auch die Verhältnisse, in denen Menschen leben, müssen lebenswert und<br />

so gestaltet sein, <strong>das</strong>s Menschen sich darin angenommen fühlen können. Hier sind<br />

alle gesellschaftlichen Gruppen weiter gefordert. Dies gilt natürlich auch <strong>für</strong> die<br />

(Landes-) Politik. Im Zuge der Kommunalisierung der Landesmittel wird sehr genau<br />

zu beobachten sein, <strong>das</strong>s sich die nordrhein-westfälische Landesregierung nicht „aus<br />

der Verantwortung stiehlt“. Das Thema „HIV & AIDS und andere sexuell übertragbare<br />

Krankheiten“ darf nicht von der landespolitischen Diskussionsebene verschwinden.<br />

Dies hätte unseres Erachtens fatale Folgen – insbesondere im Hinblick auf<br />

besonders riskierte Gruppen (s. <strong>1.</strong>)<br />

„Gemeinsam gegen AIDS. Wir übernehmen Verantwortung <strong>für</strong> uns selbst und<br />

andere.“ Das deutsche Welt-AIDS-Tags-Motto der <strong>Jahr</strong>e 2005 ff ist gut gewählt.<br />

Wir haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung auch und gerade gegenüber<br />

den Schwächeren in unserer Leistungsgesellschaft. Nicht nur im HIV-<br />

Infektionsgeschehen sind Menschen überproportional vertreten, die ökonomisch,<br />

bildungsmäßig und sozial benachteiligt sind. Somit bleibt AIDS-Präventionsarbeit zu<br />

einem großen Teil weiterhin Arbeit in gesellschaftlichen Konfliktbereichen. Es geht<br />

weiter um Aspekte von sozialer Diskriminierung von Homo- und Bisexuellen, um die<br />

Kriminalisierung von Drogengebraucher/innen, um die Ausgrenzung von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund, um Marginalisierungstendenzen von Prostituierten und<br />

Menschen in Haft und um die Defizite in der Um- und Durchsetzung von (sexuellen -)<br />

Selbstbestimmungsrechten von Frauen in besonderen Lebenslagen.<br />

24


Die Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfen gewinnt vor diesen Hintergründen weiter an<br />

Bedeutung. Die differenzierte und seriöse Außendarstellung des Themenfeldes „HIV<br />

und AIDS“ wird allerdings immer vielschichtiger und komplexer.<br />

Erfreulicherweise sind Anfragen nach den Angeboten unserer AIDS-Hilfe in allen<br />

Arbeitsbereichen stabil hoch. Das spezifische Know-how, die<br />

Vermittlungskompetenzen unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen und<br />

die Flexibilität eines kleinen, freien Trägers in der Wohlfahrtspflege werden<br />

offensichtlich sehr geschätzt. Das zeigen uns die vielen positiven Rückmeldungen,<br />

die aus sehr unterschiedlichen Gruppierungen kommen.<br />

Grundlagen <strong>für</strong> den Erhalt und die Anpassung unserer Arbeitsqualitäten sind die<br />

Qualitätsstandards <strong>für</strong> die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, die Teil unseres<br />

Leitbildes (s. Anhang o. www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ) sind.<br />

4.<strong>1.</strong> AG Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die mit dem skizzierten Themenspektrum und der entsprechenden Informations- und<br />

Aufklärungsarbeit befasste Arbeitsgruppe trifft sich zukünftig jeden zweiten Montag<br />

im Monat um 19.00 Uhr in der AIDS-Hilfe, um Veranstaltungen, Informationsstände<br />

u.a. Aktionen zu konzipieren und zu organisieren. Die Gruppe ist mit stabil acht<br />

Mitgliedern besetzt. Um diesen Kern von Mitarbeiter/innen herum finden sich immer<br />

wieder neue Interessent/innen über mehr oder minder lange Zeiträume. Der Zugang<br />

zur Gruppe setzt nicht <strong>das</strong> Durchlaufen der Grundausbildung <strong>für</strong> Ehrenamtler/innen<br />

voraus, wie dies <strong>für</strong> die Bereiche der Beratung und Begleitung zwingend ist. Es kann<br />

also jede/r Interessierte unverbindlich hereinschnuppern.<br />

25


Ohne <strong>das</strong> intensive Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen wäre die<br />

Menge an Veranstaltungen und Aktionen, die wir auch im Berichtsjahr wieder<br />

durchführen konnten, nicht denkbar. Allen beteiligten Ehrenamtler/innen gilt da<strong>für</strong><br />

unser herzlichster Dank!<br />

Weiterhin suchen wir gerade <strong>für</strong> <strong>das</strong> Feld der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Wer hier aktiv werden möchte oder Interessenten<br />

kennt … nur zu!<br />

Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört die Internet-Homepage der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.. Nach einer leichten Neugestaltung der<br />

Homepage (www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de) ist auch <strong>für</strong> <strong>das</strong> Berichtsjahr<br />

<strong>2007</strong> eine Erhöhung der Zugriffsfrequenzen zu konstatieren. Auch hat sich die<br />

Einrichtung einer extra Beratungsseite mit sog. FAQ`s (frequently asked questions =<br />

Häufig gestellte Fragen) bewährt. Dieses Angebot wird gerade von jüngeren Leuten<br />

aufgrund der besonderen Anonymität und der Attraktivität des Mediums <strong>für</strong> diese<br />

`Besucher´ genutzt. Diese Seiten werden regelmäßig evaluiert und bei Bedarf<br />

werden die FAQ`s variiert (Vgl. 2.).<br />

Als weitere wichtige Werbeträger dienen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />

der Schaukasten im Bus- und S-Bahntunnel am Duisburger Hauptbahnhof, der im<br />

Berichtsjahr wieder mehrmals thematisch neu gestaltet und fortlaufend aktualisiert<br />

wurde und der Schaukasten im Bahnhof Wesel, der insbesondere auch auf die<br />

Beratungsstelle in Wesel aufmerksam macht. Durch langwierige Umbaumaßnahmen<br />

am Weseler Bahnhof und die folgende Neugestaltung ist dieser Standort leider sehr<br />

unattraktiv geworden, so <strong>das</strong>s wir uns entschieden haben, den Mietvertrag mit einer<br />

Bahngesellschaft zum Ende des Berichtsjahres auslaufen zu lassen. Den beiden<br />

Ehrenamtlern, die diese Werbe-, Beratungs- und Ankündigungsträger gepflegt<br />

haben, rsp. weiter pflegen, gilt ein besonderer Dank.<br />

Schaukasten Duisburg<br />

Schaukasten Wesel<br />

26


4.2. Veranstaltungen<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist immer bemüht, ihr Angebot einer<br />

breiten Öffentlichkeit transparent zu machen und nutzt dazu verschiedene Orte und<br />

Anlässe. Wie könnte man auf Enttabuisierung, Entdiskriminierung und Emanzipation<br />

ausgelegte Präventionsarbeit leisten, ohne die sog. Allgemeinbevölkerung über den<br />

Sinn und Zweck zielgruppenspezifischer Arbeit zu informieren?<br />

Neben dem sehr breiten Spektrum an inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und AIDS,<br />

Hepatitiden und andere sexuell übertragbare Krankheiten, Homosexualität,<br />

Drogengebrauch, Frauen/Mädchen und AIDS, Migration und AIDS u.a.m.) ist es<br />

alljährlich aufs Neue schwierig, halbwegs flächendeckend in unserer großen Region<br />

Präsenz zu zeigen.<br />

Nach dem arbeits- und ereignisreichen Jubiläumsjahr, gab es im Feld der<br />

Öffentlichkeitsarbeit im ersten Halbjahr eine kreative Ruhephase, die u.a. dazu<br />

genutzt wurde, uns mit Szenarien im Zusammenhang mit der Kommunalisierung<br />

(s.o.) zu beschäftigen.<br />

Anfang Juni startete dann aber die ÖA-Truppe mit Aktionen. Am 02. Juni, der<br />

bundesweiten „Nacht der Solidarität“ des Aktionsbündnisses gegen AIDS,<br />

sammelten wir tagsüber in der Duisburger City Unterschriften <strong>für</strong> die Kampagne<br />

„Gesundheit kommt nicht von allein“ und gestalteten abends einen Gottesdienst in<br />

der evangelischen Kirchengemeinde Dinslaken (Mitte) mit, zu dem es eine sehr<br />

erfreuliche Presseresonanz gab.<br />

Zum Anliegen des Aktionsbündnisses und unserer Beteiligung daran hatten wir dann<br />

auch noch einen Auftritt im Duisburger Stadtfernsehen „Studio47“.<br />

Duisburg, 02.06.08 Dinslaken, 02.06.08<br />

Viele gute Gespräche in sehr freundlicher Atmosphäre konnten wir beim Duisburger<br />

Umweltmarkt auf der Königstrasse am 16.06. führen. Immer noch und immer wieder<br />

bewährt sich bei unseren Infoständen der Einsatz des Glücksrades als Magnet und<br />

Türöffner <strong>für</strong> Präventionsgespräche.<br />

27


Infostand beim Duisburger Umweltmarkt, 16.06.07<br />

Großes Interesse und Bereitschaft, unsere Arbeit konstruktiv zu begleiten, erfuhren<br />

wir im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten der PDS/Die Linke, Herrn Aydin,<br />

der uns am 25.06. besuchte.<br />

Ende Juni holte sich eine kleine Delegation der AH updates zum aktuellen HIV-<br />

Geschehen beim Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress in Frankfurt, von dem<br />

eine gewisse neue Aufbruchstimmung ausging, da hier u.a. die erfreulichen<br />

politischen Signale der Bundesregierung zur Verstärkung der nationalen und<br />

internationalen Präventionsarbeit (EU-Gipfel in Bremen, G8-Gipfel in Heiligendamm)<br />

noch einmal, u.a. durch die Eröffnungsrede der Bundesgesundheitsministerin, Ulla<br />

Schmidt, die wir bei einer Veranstaltung der Duisburger Bundestagsabgeordneten,<br />

Petra Weiss, am 19. November in Duisburg auch noch einmal zu bestimmten<br />

Entwicklungen im Gesundheitswesen befragen konnten, deutlich bekräftigt wurden<br />

(vgl. <strong>1.</strong>).<br />

Am 28. Juli fand auch der inzwischen sehr etablierte Duisburger CSD wieder unter<br />

aktiver Beteiligung der AH statt und fand ein sehr gutes Echo (s. 5.<strong>1.</strong>).<br />

Im August waren wir traditionell mit Ständen bei den Weseler ppp-Tagen und den<br />

Jugend-DIN-Tagen in Dinslaken bei herrlichem Wetter und guter Erreichbarkeit der<br />

Bevölkerung vertreten.<br />

Infogespräche am Glücksrad<br />

Im September bereicherten wir wieder <strong>das</strong> Duisburg-Hochfelder Stadtteilfest im<br />

Bönninger Park, bei dem wir nicht zuletzt mit vielen Menschen mit<br />

28


Migrationshintergrund wertvolle Informations- und Austauschgespräche führen<br />

konnten. Hier können wir unsere interkulturellen Kompetenzen erproben und<br />

weiterentwickeln – ein <strong>für</strong> uns nach wie vor wichtiges Anliegen.<br />

Dementsprechend ist es <strong>für</strong> uns schon traditionell selbstverständlich, <strong>das</strong>s wir uns<br />

aktiv an den „Interkulturellen Wochen“ in Duisburg beteiligen. Im Berichtsjahr<br />

präsentierten wir uns im Verbund mit anderen Mitgliedsorganisationen des<br />

„Paritätischen“ in Duisburg mit einem interaktiven Angebot im Rahmen der<br />

Eröffnungsveranstaltung (Motto <strong>2007</strong> „Stark durch Vielfalt“) am 05. September auf<br />

der Duisburger Königstrasse. Darüber hinaus haben wir ein workshop-Angebot<br />

ausgeschrieben, welches allerdings keine Teilnehmerresonanz erfuhr. Dies zeigt<br />

einmal mehr, <strong>das</strong>s wir im Zusammenhang von AIDS und Migration weiterhin „dicke<br />

Bretter bohren“ und Geduld aufbringen müssen. Und zwar im Verbund mit<br />

Kooperationspartnern und Multiplikator/innen.<br />

Diese waren die Zielgruppe <strong>für</strong> die fünfte landesweite Fachtagung des von uns mit<br />

initiierten Arbeitskreises Migration, der unter dem schönen Titel „… ohne Angst<br />

verschieden sein“ am 07. November wieder einmal im Institut <strong>für</strong> Aus- und<br />

Fortbildung und mit freundlicher Unterstützung der Stadt Duisburg, des Ministeriums<br />

<strong>für</strong> Integration, Frauen und Familie NRW, der Deutschen AIDS-Stiftung sowie<br />

einzelner Pharmafirmen stattfand (s. Flyer im Anhang). Fast 50 Teilnehmer/innen<br />

waren sehr angetan von den Inhalten und Referent/innen und stehen selbst <strong>für</strong> die<br />

auf gutem Wege befindliche Weiterentwicklung eines interdisziplinären Netzwerkes<br />

in der gesundheitsfördernden Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergründen.<br />

Der Arbeitskreis Migration<br />

Das Plenum der Fachtagung<br />

Unsere Arbeit <strong>für</strong> und mit Menschen in Haft stand im Vordergrund bei einem<br />

erneuten Arbeitsfrühstück, zu dem der Duisburger FDP-Landtagsabgeordnete,<br />

Holger Ellerbrock, eine Delegation der AH in den Düsseldorfer Landtag am 15.<br />

November einlud. Die Wertschätzung, die uns hier entgegengebracht wurde, ist<br />

insbesondere <strong>für</strong> die Arbeit und die Motivation unserer ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/innen von großer Bedeutung. Und natürlich ist es auch ungemein wichtig,<br />

<strong>das</strong>s die Leistungen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. von politischen<br />

Entscheidungsträgern als sinnvoll und gut wahrgenommen und der Diskurs zu<br />

Ansätzen, Konzepten und deren Förderung angenommen werden.<br />

Für beide Seiten besonders interessant gestaltete sich der Informationsbesuch der<br />

Leiterin eines Gesundheitszentrums der Duisburger Partnerstadt Kaliningrad, Frau<br />

29


Dr. Stachovskaya, am 1<strong>1.</strong> Dezember in unserer AIDS-Hilfe. Wir waren – offen<br />

gestanden - erstaunt über die `Modernität´ der Haltungen und Arbeitsansätze in<br />

dieser westrussischen Stadt, die den unseren viel näher sind, als wir vermuteten. Es<br />

zeigte sich erneut, <strong>das</strong>s der möglichst direkte Austausch von größter Bedeutung ist<br />

und <strong>das</strong>s internationale Zusammenarbeit zu gegenseitiger Befruchtung führt. Wir<br />

hegen die Hoffnung, <strong>das</strong>s diese etwa im Rahmen der Städtepartnerschaften weiter<br />

gedeihen kann.<br />

Zum "Gedenktag <strong>für</strong> die verstorbenen Drogengebraucherinnen und<br />

Drogengebraucher“ am 2<strong>1.</strong> Juli beteiligten wir uns in der Duisburger Innenstadt am<br />

bundesweiten Informations- und Aktionsgeschehen. Wir unterstützten eine<br />

Kampagne der Deutschen AIDS-Hilfe und sammelten Unterschriften <strong>für</strong> Postkarten,<br />

die an die Bundeskanzlerin Angela Merkel gerichtet waren. Mit diesen Postkarten<br />

wurde Frau Merkel aufgefordert, sich <strong>für</strong> eine gesetzliche Grundlage zur<br />

Anerkennung von Heroin als Medikament einzusetzen und die Aufnahme in die<br />

Regelversorgung zu unterstützen. Leider stand die Duisburger Bevölkerung diesem<br />

Anliegen eher skeptisch gegenüber, so <strong>das</strong>s es schwierig war, Unterschriften zu<br />

erhalten.<br />

Die Presseresonanz war dagegen sehr erfreulich. Wir konnten uns im Studio 47<br />

präsentieren, es gab ein Interview mit Radio KW, die WAZ hat den Artikel<br />

veröffentlicht und NRZ und Lokalfernsehen WDR waren vor Ort am Stand.<br />

Zur eigenen Fortbildung unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen nutzen<br />

wir seit einigen <strong>Jahr</strong>en immer mal wieder, <strong>das</strong> aus BZgA-Mitteln geförderte Angebot<br />

der sog. „Medizinischen Rundreise“ der Deutschen AIDS-Hilfe. Am 19. und 20.<br />

Oktober hatten wir mit Bernd Vielhaber erneut einen äußerst kompetenten<br />

Referenten zum Spezialthema der Hepatitiden B und C bei uns zu Gast, deren<br />

Thematisierung nicht zuletzt im Rahmen unserer Knast-Arbeit, aber auch generell im<br />

Rahmen der HIV-Prävention eine zunehmende Relevanz besitzt.<br />

30


4.3. Benefiz-Veranstaltungen<br />

Nicht nur in finanzieller Hinsicht sind Benefiz-Aktionen <strong>für</strong> uns sehr wichtig, bieten<br />

Aktionen mit Künstlern doch meist die Möglichkeit, unser Thema auch außerhalb der<br />

Welt-AIDS-Tags-Zeit öffentlichkeitswirksam zu platzieren.<br />

Ein riesengroßes Dankeschön gilt allerdings einmal mehr dem Duisburger<br />

Gastronomen, Thomas Seven, der im Berichtsjahr mit seinem traditionellen<br />

Grünkohlessen im November wieder viele Gäste zu Spenden animieren und darüber<br />

über 4.000,- € <strong>für</strong> die Aufrechterhaltung unserer Angebotspalette bereitstellen<br />

konnte.<br />

Treue Unterstützung erfahren wir auch immer wieder durch den Besitzer der<br />

Johanniter-Apotheke in Duisburg-Hochfeld, Herrn König und sein Team sowie<br />

inzwischen durch einen Teil der Citi-Pride-Group der Duisburger citibank,<br />

federführend durch Herrn Guido Kuhl, die zum Welt-AIDS-Tag wieder 300 Solibären<br />

verkauft haben<br />

Darüber hinaus erfreut es uns sehr, an dieser Stelle <strong>Jahr</strong> <strong>für</strong> <strong>Jahr</strong> über sehr stabile<br />

Unterstützungsaktivitäten berichten zu können. Da sind zum einen die<br />

Spendensammlungen und thematischen Veranstaltungen vieler Kirchengemeinden<br />

zu nennen, die zudem in der Regel auf unsere Anfrage hin <strong>für</strong> unsere alljährliche<br />

Weihnachtsfeier <strong>für</strong> Menschen mit HIV und AIDS eingehen – vielen herzlichen Dank<br />

da<strong>für</strong> – und zum anderen die Spendenausschüttung einer Reihe von Sparkassen.<br />

Ganz besonders bedanken wir uns hier bei der Sparkasse Duisburg <strong>für</strong> ihre Treue<br />

hinsichtlich der Teilfinanzierung unserer aufsuchenden Arbeitsangebote.<br />

Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen Schülerinnen und Schülern und<br />

engagierten Lehrkräften zu danken, die uns mit hoher Motivation, Überzeugung und<br />

zum Teil sehr kreativen Aktionsideen nicht nur bei der Spendensammlung, sondern<br />

auch bei der Thematisierung von HIV und AIDS in zweifellos wichtigsten Zielgruppen<br />

fantastisch unterstützen. Stellvertretend möchten wir hier die Projektgruppen am<br />

Gymnasium Adolfinum in Moers, dem Sophie-Scholl-Berufskolleg in Duisburg-<br />

Marxloh, die Projektgruppe am Gymnasium Moers-Rheinkamp, die Gustav-<br />

Heinemann-Realschule Duisburg-Mitte und die Krankenpflegeschule am St.<br />

Bernhard Hospital Kamp-Lintfort erwähnen.<br />

DANKE <strong>für</strong> einen bärenstarken Einsatz <strong>für</strong> die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />

31


4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag <strong>2007</strong><br />

„Stop AIDS. Keep the Promise!“ Das war und ist <strong>das</strong> internationale Motto der Welt-<br />

AIDS-Kampagnen seit 2005. Es erinnerte daran, <strong>das</strong>s im Juni 2001 Politiker aus aller<br />

Welt auf einer Sondersitzung der Vereinten Nationen zu HIV und AIDS <strong>das</strong><br />

Versprechen gaben, sich national und international stärker im Kampf gegen die<br />

weltweite HIV- und AIDS-Epidemie zu engagieren.<br />

Das deutsche Motto ergänzt seither: „Gemeinsam gegen AIDS. Wir übernehmen<br />

Verantwortung <strong>für</strong> uns selbst und andere.“ (s.o.). Nicht nur die Politik, sondern jede/r<br />

Einzelne trägt Verantwortung <strong>für</strong> sich selbst und andere. Wir alle können etwas tun,<br />

aber nur gemeinsam können wir etwas erreichen.<br />

Angesichts dieser Ausrichtung und Forderungen fiel es uns auch in diesem <strong>Jahr</strong><br />

nicht schwer, <strong>das</strong> deutsche Motto auch <strong>für</strong> unsere WAT-Veranstaltungen<br />

voranzustellen.<br />

Mit sieben eigenen Veranstaltungen und weiteren mit und von Kooperationspartnern<br />

durchgeführten Aktionen konnte auch im Berichtsjahr wieder ein umfangreiches<br />

Angebot vorgehalten (s. Flyer und Pressespiegel im Anhang) und viele Menschen<br />

darüber erreicht werden.<br />

Am 16. November ging es los mit einem thematischen Infostand bei dem schwullesbischen<br />

Party-Event in der Duisburger Kulturzentrale „HundertMeister“, der in<br />

bewährter Regie unseres „Herzenslust-Teams“ lag.<br />

Nicht fehlen darf in einem AIDS-Hilfe Veranstaltungsprogramm aus unserer Sicht ein<br />

medizinisches Fachgespräch zur HIV-Therapie. Erstmalig in Kooperation mit unseren<br />

Kolleginnen der Nachbar-AIDS-Hilfe Oberhausen veranstalteten wir ein solches am<br />

2<strong>1.</strong> November im Stadtteil- und Kulturzentrum „Alte Feuerwache“ in Hochfeld unter<br />

dem Titel „(Multi-) Resistent! Austherapiert? – Was nun?“. Gemeinsam mit unseren<br />

niedergelassenen Schwerpunktärzten Dr. Kwirant und Dr. Becker-Boost brachte uns<br />

Dr. Stefan Esser, Oberarzt an der Uni-Klinik Essen, auf den „aktuellen Stand der<br />

Irrtümer“ in der HIV-Therapie. Wobei sich erfreulicherweise immer mehr gesicherte<br />

Antworten finden und sich bessere Optionen eröffnen, selbst <strong>für</strong> Positive im sog.<br />

„Salvage-Bereich“, also <strong>für</strong> Menschen, die bereits mehrere Kombinationstherapien<br />

hinter sich haben und ein Ende der „therapeutischen Fahnenstange“ in Sicht ist/war.<br />

32


„Fragen Sie Ihren Arzt …“<br />

Dr. Stefan Esser, Dr. Becker-Boost, Dr. Kwirant (v.l.)<br />

Ein sehr erfreuliches Echo fand in diesem <strong>Jahr</strong> <strong>das</strong> „Abendgebet zum Welt-AIDS-<br />

Tag“, die Solidaritätsveranstaltung des Duisburger Aktionsbündnisses gegen AIDS<br />

(i.e.: Kindernothilfe, Ev. Kirchenkreis Duisburg, Infostelle dritte Welt, Ev.<br />

Studentengemeinde Duisburg, die ev. Kirchengemeinde Alt-Duissern, die AIDS- und<br />

STD-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes und die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis<br />

Wesel e.V.) am Freitag, dem 23. November in der Luther-Kirche in Duisburg-<br />

Duissern statt. Etwa einhundert Besucher/innen waren – wie wir alljährlich - sehr<br />

angetan vom Veranstaltungskonzept, den z.T. authentischen Lebensbildern von<br />

Menschen mit HIV und AIDS, den symbolischen Aktionen sowie von den<br />

musikalischen Darbietungen. In diesem <strong>Jahr</strong> unterstützten uns die Trommelgruppe<br />

„drumming kids“ und der Gospelchor „praise together“ der ev. Kirchengemeinde<br />

Neudorf-West mit mitreißenden Darbietungen. Für diese hervorragenden Gesten der<br />

Solidarität sagen wir ganz herzlichen Dank. Das Duisburger Aktionsbündnis gegen<br />

AIDS ist weiterhin offen <strong>für</strong> weitere Kooperationspartner. Interessierte Personen und/<br />

oder Einrichtungen sind immer willkommen.<br />

Am Samstag, dem 24. November konnten wir uns am Aktionstag im Haus der<br />

Jugend in Duisburg-Rheinhausen „Treatment for all, part III“ teilnehmen, bei dem<br />

unter sehr engagierter Federführung von Dr. Günther Bittel ein buntes<br />

Aktionsprogramm mit verschiedenen Informationsmöglichkeiten und einem<br />

abschließenden Solidaritätskonzert mit Bands aus der Region stattfand. Die<br />

Resonanz war leider wieder überschaubar. Wir wissen, <strong>das</strong>s wir bei „unserem<br />

Thema“ Geduld brauchen und hoffen, <strong>das</strong>s sich hier eine prima Veranstaltung in<br />

gerade <strong>für</strong> Jugendliche attraktivem Setting etablieren wird. Unser Dank gilt jedenfalls<br />

den Initiatoren und Bands <strong>für</strong> dieses Event.<br />

Bedauerlicherweise konnte der Arbeitskreis „Homosexuelle Kultur Duisburg“<br />

(HoKuDu e.V.) im Berichtsjahr aufgrund von Personalmangel keine<br />

Veranstaltungsreihe „Ein Blick zu anderen Ufern“ durchführen. Hier konnten in der<br />

Vergangenheit doch einige Veranstaltungen <strong>das</strong> Programm zum Welt-AIDS-Tag mit<br />

sehr passenden Inhalten ergänzen.<br />

33


Sehr erfreulich gestalteten sich wieder einmal die Kooperationen mit einzelnen<br />

Kirchengemeinden. So erneut die Gedenkveranstaltung im Anschluss an unseren<br />

Candle-Light-Walk am Mittwoch, dem 28. November in der Liebfrauen-Kirche in<br />

Duisburg-Mitte, die von den Teilnehmenden besonders gewürdigt wurde.<br />

Candle-Light-Walk, 28.1<strong>1.</strong>07<br />

Sehr kooperativ, engagiert und aufgeschlossen zeigten sich wieder einmal die<br />

Verantwortlichen Betreiber der UCI-Kinowelt in Duisburg. Hier konnten vom 28. bis<br />

30. November die von der BZgA unterstützten Jugendfilmtage durchgeführt werden.<br />

Über 300 Schülerinnen und Schüler von verschiedenen Duisburger Schulen konnten<br />

hier neben thematischen Filmangeboten zu Sexualität, Liebe, Freundschaft und HIV/<br />

AIDS auch einen Mitmachparcour durchlaufen und in verschiedenen Aktionsformen,<br />

die von Teilen des Duisburger Arbeitskreises Prävention gestaltet wurden,<br />

wahrnehmen. Gerade dieses Angebot wurde von Schülern und den begleitenden<br />

Lehrkräften sehr gut genutzt und als interessant und wichtig bewertet. Als Schirmherr<br />

stand der Duisburger Künstler, Benny Martell (DSDS, SAT 1 Morningstar, Stimme<br />

des <strong>Jahr</strong>es 2003), an allen Veranstaltungstagen <strong>für</strong> Gespräche und<br />

Autogrammwünsche honorarfrei und gerne zur Verfügung.<br />

Benny Martell und Judith Dewald<br />

„Risiko?“ Ralf Runniger im Einsatz<br />

Die `klassischen´ Rote-Schleifen-Aktionen der AIDS-Hilfe auf den<br />

Weihnachtsmärkten – im Berichtsjahr in Moers und Duisburg - haben auch in diesem<br />

<strong>Jahr</strong> etwas unter Personalknappheit gelitten. Während die Eindrücke und <strong>das</strong><br />

Sammelergebnis in Moers (am 0<strong>1.</strong>12., dem Welt-AIDS-Tag) rundweg prima waren,<br />

gestaltete sich <strong>das</strong> Geschehen am Sonntag, dem 02.12. auf dem Duisburger<br />

Weihnachtsmarkt als sehr frustierend. Standort und Wetter waren sehr schlecht und<br />

entsprechend fiel auch <strong>das</strong> Spendensammeln „ins Wasser“. Witterungsunabhängig<br />

und mit gewohnt guter Akzeptanz durch die Duisburger Bevölkerung gestaltete sich<br />

die Rote-Schleifen-Aktion in der Duisburger Galeria, <strong>für</strong> die wieder eine Reihe von<br />

34


Geschäften Präsente <strong>für</strong> unsere Glücksrad-Aktion zur Verfügung stellten. Ein<br />

herzliches Dankeschön <strong>für</strong> diese Geste!<br />

WAT-Aktion, 0<strong>1.</strong>12.07, Galeria Duisburg<br />

Ebenfalls in der UCI-Kinowelt fand am Sonntag, 02. Dezember ein <strong>das</strong><br />

Veranstaltungsprogramm zum Welt-AIDS-Tag abschließendes Highlight statt. Den<br />

Kolleginnen der AIDS-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes Duisburg ist es<br />

gelungen, <strong>das</strong> AIDS-Special der ältesten deutschen TV-Soap, der ARD-Serie<br />

„Lindenstraße“ mit dem Titel „Die Leiden des jungen Benno Zimmermann“, welches<br />

auf dem diesjährigen Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongreß in Frankfurt im Juni<br />

Premiere hatte, nach Duisburg zu holen. Und nicht nur <strong>das</strong>. Mit dem Autor und<br />

Regisseur, Hans W. Geißendörfer, und der Hauptdarstellerin, Andrea Spatzek,<br />

standen höchst prominente Vertreter zur Filmbegleitung und zu einer<br />

anschließenden Podiumsdiskussion Rede und Antwort. Ein attraktives und<br />

spannendes Veranstaltungsangebot, welches trotz guter Bewerbung<br />

unverständlicherweise ein höchst begrenztes Publikumsinteresse fand.<br />

Erfreulicherweise hat <strong>das</strong> Duisburger Stadtfernsehen, „Studio 47“ diese<br />

Veranstaltung mitgeschnitten und in einer 30-minütigen Sondersendung doch noch<br />

einem größeren Publikum zugängig gemacht.<br />

Rolf Ringeler als „Opener“ der Podiumsdiskussion<br />

Andrea Spatzek und Hans W. Geißendörfer<br />

35


Das beteiligte Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS hatte sich schnell darüber<br />

verständigt, die Spendeneinnahmen aus dem „Abendgebet zum WAT“, den<br />

Jugendfilmtagen sowie der „Lindenstrassen-Aktion“ einem AIDS-Waisen-Projekt der<br />

Kindernothilfe zukommen zu lassen. Ein Film über dieses Projekt wurde ebenfalls im<br />

UCI am 02. Dezember ausgestrahlt. Spenden <strong>für</strong> ein wirklich tolles Projekt im<br />

südlichen Afrika sind natürlich auch weiterhin höchst willkommen. Wir stellen gerne<br />

den Kontakt zur Kindernothilfe <strong>für</strong> Sie her.<br />

Die Kolleginnen vom Gesundheitsamt J. Heiland, Dr. P. Terlinden und I. Sperg (v.l.)<br />

36


Allen, die uns zum Welt-AIDS-Tag <strong>2007</strong> durch viel Engagement und Kreativität<br />

unterstützt haben, gilt an dieser Stelle noch einmal unser ganz herzlicher Dank.<br />

37


4.5. Berichterstattung in den Medien<br />

Die Nachfragen von Seiten der Print-, Funk- und TV-Medien, die unsere Arbeit zum<br />

Teil sehr aufmerksam begleiten, stimmt uns zuversichtlich und führt uns zu dem<br />

Eindruck, gute Arbeit zu leisten.<br />

Wir waren unsererseits mit der Erreichbarkeit und dem Echo bei Presse, Lokalfunk<br />

und –fernsehen über <strong>das</strong> Berichtsjahr verteilt insgesamt sehr zufrieden (s.<br />

Pressespiegel im Anhang).<br />

In der WDR-Lokalzeit gab es unter dem Titel „Lieben mit HIV“ eine interessante und<br />

gut gemachte Dokumentation über drei HIV-positive. Eine davon, eine unserer<br />

Klientinnen, hat <strong>das</strong> WDR-Team auch in die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />

geführt, weil ihr die Begleitung durch uns ungemein wichtig ist.<br />

Das schon mehrmals zitierte Stadtfernsehen „Studio 47“ ist mittlerweise ein treues<br />

Begleiter- und Unterstützermedium.<br />

Auch im Printmedienbereich gab es im Berichtszeitraum große Portraits über<br />

Menschen und Angebote der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. (s.<br />

Pressespiegel)<br />

Den stabil hohen Anstiegen bei den Neuinfektionen im Berichtsjahr muss aus<br />

unserer Sicht aber auch wieder mit einer Kommunikationsoffensive begegnet<br />

werden, um die Präventionserfolge der vergangenen <strong>Jahr</strong>e nicht weiter zu<br />

gefährden. Aufklärung, sachliche Information und Erinnerung müssen wahrnehmbar<br />

bleiben.<br />

38


4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten<br />

Hier sind <strong>für</strong> den Stelleninhaber zu nennen :<br />

• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in verschiedenen<br />

regionalen Gremien und Arbeitskreisen in Duisburg und dem Kreis Wesel,<br />

• Vorbereitung, Organisation, und Durchführung von Informationsständen,<br />

Seminar- und Vortragsangeboten,<br />

• Organisatorische Begleitung und Pressearbeit <strong>für</strong> Benefiz- und<br />

Kooperationsveranstaltungen,<br />

• Acquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen<br />

(Ehrenamtleranwerbung)<br />

• Kontaktpflege zu Förderern und Kooperationspartnern,<br />

• Telefonische und persönliche Beratung,<br />

• Beratungsstellenleitung,<br />

• U.a.m.<br />

Abbildung :<br />

Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung<br />

(Präventions-) Veranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung<br />

im <strong>Jahr</strong>e <strong>2007</strong> - Veranstaltungen insgesamt<br />

Veranstaltungen<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Januar<br />

Februar<br />

März<br />

April<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

Monate<br />

August<br />

September<br />

Oktober<br />

November<br />

Dezember<br />

39


5.1 HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit<br />

Männern haben sowie bisexuellen Männern<br />

Das Projekt homo- und bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die Sex mit<br />

Männern haben) im Kontext von HIV / STI´s der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />

e.V. ist durch Zielgruppenspezifische Mittel der AIDS-Hilfe NRW e.V. gefördert<br />

worden. Durch diese Förderung konnte eine knappe ½ Personalstelle finanziert<br />

werden, mit der die strukturelle Prävention im Arbeitsbereich „homosexuelle und<br />

bisexuelle Männer sowie MSM im Kontext HIV / STI´s“ auf der lokalen, regionalen<br />

und landesweiten Ebene umgesetzt wurde. Zusätzlich hat <strong>das</strong> Projekt auf der lokalen<br />

Ebene <strong>das</strong> Ziel, HIV-Positive Männer niedrigschwellig zu erreichen und ihnen die<br />

möglichen Angebote in der Region zu vermitteln bzw. die Begleitung durch die AIDS-<br />

Hilfe anzubieten (Streetwork).<br />

Auf der landesweiten Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in Gremien, die sich<br />

überregional mit dem Thema homosexuelle Männer im Kontext HIV / STI´s befassen.<br />

Auf der regionalen Ebene wurden in der Vernetzung mit anderen Institutionen<br />

Kampagnen und Präventionsaktionen erarbeitet und durchgeführt. Durch diese<br />

Kooperationen konnten größere Veranstaltungen geplant, koordiniert und umgesetzt<br />

werden. Die in diesen Gremien vorhandenen Ressourcen konnten so gebündelt<br />

werden und es ergaben sich sinnvolle Synergieeffekte.<br />

Auf der lokalen Ebene wurden gemeinsam mit Kooperationspartnern, durch die<br />

Einbeziehung von ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie HIV-Positiven schwulen<br />

Männern die ausdifferenzierten Angebote/Präventionsaktionen erfolgreich<br />

umgesetzt. Durch diese Kooperationen konnten die begrenzten personellen<br />

Ressourcen optimal genutzt werden.<br />

5.<strong>1.</strong>1 Vorwort<br />

Die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />

e.V. im Bereich MSM musste sich im vergangenen <strong>Jahr</strong> mit neuen<br />

Präventionsbotschaften auseinander setzen, da die bis dahin üblichen Aussagen zu<br />

Übertragungswegen bei HIV von mehreren Medizinern, wissenschaftlichen<br />

Publikationen und den Referenten der DAH e.V. in Frage gestellt wurden. Durch die<br />

Diskussionen auf der lokalen, regionalen und überregionalen Ebene stellt sich daher<br />

die Frage, ob sich in Zukunft die Präventionsarbeit noch differenzierter darstellt, als<br />

wie sie jetzt schon ist.<br />

Dies wiederum stellt die aktiven Präventionisten vor ein Dilemma. Einerseits möchte<br />

die AIDS-Hilfe fachlich anspruchsvolle Prävention und Beratung betreiben.<br />

Andererseits gelten dann <strong>für</strong> die Zukunft so hohe Ansprüche an die<br />

Präventionsmitarbeiter, <strong>das</strong>s eine intensive Ausbildung notwendig sein wird. Da die<br />

Zahl der ehrenamtliche Mitarbeiter jedoch nicht zunimmt, werden die notwendigen<br />

hochschwelligen Ausbildungen eher abschreckend auf interessierte Mitarbeiter<br />

wirken.<br />

Zukunftsorientiert werden die neu aufgetretenen Fragestellungen bezüglich<br />

Risikoeinschätzungen auf den Herzenslustkoordinatorentreffen diskutiert und ggf.<br />

Änderungen erarbeitet, damit die Präventionsstandards von der Kampagne<br />

Herzenslust auch weiterhin in ganz NRW einheitlich bleiben.<br />

Da die Zahlen der HIV-Neudiagnosen bei MSM steigenden sind, steht die<br />

Präventionsarbeit unter politischem Druck. Ein Resultat ist die, von der DAH in<br />

40


Kooperation mit der BZgA entwickelte Kampagne „ich weiss was ich tu“. Diese wird<br />

im <strong>Jahr</strong> 2008 bundesweit von Präventionisten im Bereich MSM umgesetzt.<br />

5.<strong>1.</strong>2 Landesweite Vernetzung<br />

Teilnahme an Arbeitskreisen<br />

Unter dem Namen „Herzenslust“ wird strukturelle HIV-Prävention im Bereich<br />

homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM in ganz NRW durchgeführt.<br />

Herzenslust ist eine Kampagne der AIDS-Hilfe NRW e.V. Auf der landesweiten<br />

Ebene finden regelmäßige Arbeitskreise unter dem Namen „Landesarbeitskreis<br />

schwule Prävention“ statt, wo die Herzenslustgruppen sich inhaltlich austauschen<br />

können. Der Projektnehmer hat regelmäßig an diesen Arbeitskreisen teilgenommen.<br />

In diesem Gremium wurden neu entwickelte Aktionen vorgestellt, Tendenzen in der<br />

schwulen Community erörtert sowie zu bestimmten Themenfeldern Referenten<br />

eingeladen (z.B. zum Themenbereich Zell zu Zell Transmission). Auf diesen<br />

landesweiten Arbeitskreisen konnten so Ideen <strong>für</strong> Präventionsaktionen ausgetauscht,<br />

Kampagnen entwickelt und nicht erfolgreiche Projekte analysiert werden. So wurde<br />

durch den Erfahrungsaustausch und die fachliche Unterstützung der<br />

unterschiedlichen lokalen Herzenslustgruppen die regionale und lokale Arbeit<br />

sinnvoll modifiziert. Ein weiterer Schwerpunkt war die Einhaltung und Bearbeitung<br />

der Präventionsstandards, welche die Herzenslustgruppen in diesem Arbeitskreis<br />

entwickelt haben. So wurden neue Aktionen unter verschiedenen Blickwinkeln<br />

diskutiert und die Haltungen den Gegebenheiten vor Ort angepasst.<br />

Der Projektnehmer hat sich darüber hinaus auf der Landesebene an der<br />

Konzipierung und Erstellung einer Basisschulung <strong>für</strong> Mitarbeiter im Bereich<br />

Herzenslust engagiert. In einem Gremium wurden Präventionsstandards <strong>für</strong> die<br />

Herzenslustarbeit zusammengestellt sowie die Inhalte festgelegt. Die Schulung hatte<br />

u. a. folgende Themeninhalte:<br />

- Epidemiologischen Infektionszahlen von HIV Global<br />

- Rollenverständnis von Präventionsmitarbeitern<br />

- Übertragungswege von HIV, Hepatitiden und anderen sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten<br />

- Was ist Herzenslust?<br />

- Beispiele von primärpräventiven Aktionen<br />

- Erarbeitung einer eigenen Präventionsaktion<br />

Neben den Inhalten wurden Methoden zusammengetragen und erarbeitet, damit die<br />

Schulungsteilnehmer die erworbenen Kenntnisse zeitnah umsetzen konnten.<br />

Der Zeitrahmen der Schulung wurde auf zwei Tagesveranstaltungen á 7 Stunden<br />

festgelegt.<br />

Gemeinsam mit anderen Herzenslustgruppen aus NRW hat die lokale<br />

Herzenslustgruppe öffentlichkeitswirksam an der Parade des CSD´s in Köln<br />

teilgenommen und so massenmedial und personalkommunikativ strukturelle<br />

Präventionsarbeit geleistet.<br />

41


Herzenslust hat auf der landesweiten Ebene die Onlinepräventionsarbeitet konzipiert<br />

und umgesetzt. Bei Gay Romeo, einem Onlineportal <strong>für</strong> schwule und bisexuelle<br />

Männer, wurde ein health support geschaltet. Hier werden Ratsuchenden von<br />

örtlichen Herzenslustmitarbeitern Fragen zu HIV/AIDS, Hepatitiden und anderen<br />

sexuell übertragbaren Krankheiten, schwuler Gesundheit und Szeneorten in der<br />

Region beantwortet. Der Projektnehmer hat als lokale Herzenslustgruppe ein Profil<br />

erstellt und Chatberatung durchgeführt. An diesem Projekt sind neben dem<br />

Projektnehmer ehrenamtliche Onlinepräventionisten beteiligt.<br />

5.<strong>1.</strong>3 Regionale Vernetzung<br />

Auf der regionalen Vernetzungsebene arbeitete der Projektnehmer eng mit den<br />

regionalen Herzenslustgruppen im Ruhrgebiet zusammen. So beteiligte sich der<br />

Projektnehmer an den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen „Herzenslust<br />

Knotenpunkt Ruhrgebiet“. Im Ruhrgebiet wurden aus diesem Arbeitskreis heraus<br />

Aktionen entwickelt, koordiniert und durchgeführt, welche einen überregionalen<br />

Charakter besaßen. Gerade bei größeren Events können die einzelnen<br />

Herzenslustgruppen nur schwer alleine öffentlichkeitswirksame Aktionen<br />

durchführen. Durch die Koordination und Umsetzung der geplanten<br />

Präventionsaktionen durch den Herzenslustkoordinator Ruhrgebiet können so über<br />

die Vernetzung mehrere Herzenslustteams zusammen eine Aktion<br />

ressourcenorientiert durchführen. Neben diesen Synergieeffekten können <strong>für</strong> die<br />

geplanten Aktionen Give-aways kostengünstig über <strong>das</strong> Projekt „Herzenslust<br />

Knotenpunkt Ruhrgebiet“ zentral bestellt werden.<br />

In diesem Rahmen beteiligte sich der Projektnehmer zum Beispiel an folgenden<br />

regionalen Aktionen:<br />

Come together Cup <strong>2007</strong> in Essen. Der Projektnehmer war Mitglied in der<br />

Herzenslust-Fußballmannschaft und spielte zugunsten der AIDS-Hilfe Essen e.V.<br />

gegen prominente Personen.<br />

Teilnahme an verschiedenen primärpräventiven Herzenslustaktionen auf diversen<br />

schwul lesbischen Straßenfesten im Ruhrgebiet (z.B. Hagen, Essen).<br />

In dem Arbeitskreis wurden neben den überregionalen Aktionen auch Kampagnen<br />

entwickelt. So wurde z.B. in dieser Vernetzung die Kampagne „Lecker lecken…. So<br />

schmeckt <strong>das</strong> Ruhrgebiet“, konzipiert und überregional umgesetzt. Neben dem Motto<br />

wurden Give Away´s, <strong>das</strong> Outfit und Präventionsbotschaften entwickelt. Die Aktion<br />

wurde auf den Straßenfesten im Ruhrgebiet sowie bei Szenerundgängen umgesetzt.<br />

42


Die Theatergruppe „Herzenslust on-Tour hat dieses Motto übernommen und den<br />

Sketch „Geschenke des Sommers“ konzipiert.<br />

Auftritt beim Straßenfest in Essen<br />

Weitere Schwerpunkte des Arbeitskreises sind unter anderem die inhaltliche<br />

Fortbildung der ehrenamtlichen Präventionsmitarbeiter zum Themenfeld HIV/AIDS<br />

und andere STI´s, primärpräventive Versorgung von Örtlichkeiten im Ruhrgebiet, wo<br />

keine lokale Herzenslustgruppe existiert und die Begleitung von Herzenslustgruppen,<br />

die keine hauptamtlichen Strukturen besitzen.<br />

5.<strong>1.</strong>4 Projektarbeit auf der lokalen Ebene<br />

Kooperation mit lokalen Einrichtungen/Selbsthilfegruppen<br />

Auf der lokalen Ebene wurde mit verschiedenen Einrichtungen, Vereinen und<br />

Selbsthilfegruppen kooperiert.<br />

In Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg, Beratungsstelle zu HIV und<br />

andere sexuell übertragbare Krankheiten, wurde eine STI-Sprechstunde <strong>für</strong> schwule<br />

Männer entwickelt, welche einmal monatlich in den Räumen des Gesundheitsamtes<br />

stattfindet. Dieses Angebot ist kostenlos und anonym. Die Bewerbung des<br />

Angebotes in der schwulen Community wird durch den Projektnehmer<br />

vorgenommen.<br />

Ebenso in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg, Beratungsstelle zu HIV<br />

und andere sexuell übertragbare Krankheiten, wurde die Aktion „Die Ärztin kommt!“<br />

umgesetzt. Besucher der schwulen Party Männernacht konnten sich kostenlos in der<br />

Zeit von 22.00-23.30 Uhr in der Beratungsstelle des Gesundheitsamtes zu STD´s<br />

von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes beraten lassen und sich ggf. auf HIV und<br />

Hepatitiden testen lassen.<br />

Der Projektnehmer hat im Rahmen der Fachtagung „Jugend sucht…“ einen<br />

Workshop zum Themenfeld Homosexualität durchgeführt. Die Fachtagung wird<br />

veranstaltet von dem Arbeitskreis „Prävention Duisburg“ (Pro Familia,<br />

Gesundheitsamt Duisburg, Kommissariat Vorbeugung, Caritas, Fachstelle<br />

Suchtprophylaxe des Jugendamtes Duisburg, AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.)<br />

und richtet sich primär an Multiplikatoren aus Beratungseinrichtungen, Pädagogen<br />

und Lehrern.<br />

43


Der Projektnehmer hat an den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen der regional<br />

ansässigen schwul lesbischen Vereine und Selbsthilfegruppen „AkDuLuS e.V.“<br />

teilgenommen und beteiligte sich dort an der Konzipierung, Entwicklung und<br />

Durchführung von schwul lesbischen Angeboten <strong>für</strong> den Raum Duisburg. Dieser<br />

Arbeitskreis hat z.B. die schwul lesbische Disco „Warm Up“ initiiert und organisiert<br />

jährlich <strong>das</strong> schwul lesbische Straßenfest in Duisburg.<br />

Der Projektnehmer hat in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg,<br />

Beratungsstelle zu HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten eine erneute<br />

Hepatitis Impfkampagne <strong>für</strong> homosexuelle Männer entwickelt. Die Umsetzung erfolgt<br />

im <strong>Jahr</strong> 2008.<br />

Fachliche Anleitung der lokalen Herzenslustgruppe Duisburg/Kreis Wesel.<br />

Der Projektnehmer hat regelmäßig mit der Herzenslustteilzeitkraft die inhaltliche<br />

Arbeit der lokalen Herzenslustgruppe erörtert und bei Bedarf angeleitet. Neben der<br />

fachlichen Aufsicht des lokalen Projektes Herzenslust wurden die ehrenamtlichen<br />

Herzenslustmitarbeiter in den Bereichen HIV und andere sexuell übertragbare<br />

Krankheiten sowie in der Rolle der „Vor-Ort-Präventionisten“ von dem Projektnehmer<br />

geschult. In diesen Schulungen wurde vornehmlich mit unterschiedlichen Methoden<br />

sowohl die Verweisungskompetenz der ehrenamtlichen Mitarbeiter ausgebaut als<br />

auch <strong>das</strong> Rollenverständnis der Herzenslustmitarbeiter bei einer Präventionsaktion<br />

thematisiert, um eine Sensibilisierung diesbezüglich zu erreichen.<br />

Veranstaltungen<br />

Auf der lokalen Ebene hat der Projektnehmer in unterschiedlichsten Themenfeldern<br />

primärpräventiv agiert. So wurden in dem Projektzeitraum in folgenden Bereichen<br />

Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt:<br />

In der Gruppe der schwulen, bisexuellen Männer sowie MSM mit<br />

Migrationshintergrund. Hierzu wurden Veranstaltungen zum Themenfeld HIV / AIDS<br />

entwickelt und in Kooperation mit der Projektnehmerin „Frauen und AIDS“ in<br />

Kulturvereinen durchgeführt.<br />

Im Bereich der Vor-Ort-Aktionen:<br />

Der Projektnehmer hat Vor-Ort-Aktionen in der schwulen Szene und Örtlichkeiten,<br />

wo Männer Sex mit Männern haben, zum Teil mit lokalen Kooperationspartnern,<br />

durchgeführt.<br />

In unregelmäßigem Turnus wurden Aktionen auf Rastplätzen im Kreis Wesel<br />

durchgeführt, wo Männer Sex mit Männern haben. Hier wurden<br />

Informationsmaterialien und Kondompackungen auf einem Informationsstand den<br />

Besuchern angeboten. Da viele der dort verkehrenden Männer sich nicht eindeutig<br />

als schwul oder bisexuell definieren, wurde auf allgemeine Informationsbroschüren<br />

der DAH / BZgA zurückgegriffen.<br />

Zu Karneval hat der Projektnehmer eine Aktion konzipiert, die durch die lokale<br />

Herzenslustgruppe Duisburg/Kreis Wesel unter seiner Anleitung realisiert wurde<br />

44


Der Projektnehmer führte mehrere primärpräventive Aktionen auf der schwul<br />

lesbischen Disko „Warm-Up“, die einmal monatlich in Duisburg stattfindet, durch. Hier<br />

konnten die Besucher vor Ort Fragen zum Themenfeld HIV/AIDS und anderen<br />

sexuell übertragbaren Krankheiten an den Projektnehmer stellen und wurden vor Ort<br />

beraten, bzw. zu einem Gespräch in der Einrichtung eingeladen.<br />

Für <strong>das</strong> schwul lesbische Straßenfest in Duisburg hat der Projektnehmer die<br />

Aktionen geplant, koordiniert und mit dem Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel<br />

umgesetzt.<br />

Zum Welt-AIDS-Tag wurden verschiedene Aktionen in der Duisburger Szene<br />

durchgeführt.<br />

Im Bereich Streetwork<br />

Informationsstand zum WAT im Harlekin<br />

Der Projektnehmer hat durch die regelmäßige Vor-Ort-Arbeit und seine Anwesenheit<br />

in der Szene, HIV-Positive Männer erreicht und begleitet diese im Rahmen der<br />

psychosozialen Betreuung. Durch dieses niedrigschwellige und anonyme Angebot<br />

konnten Männer erreicht werden, die sich durch eigenen Antrieb nicht an eine Hilfs-<br />

Organisation wie der AIDS-Hilfe, gewendet hätten.<br />

Sprechstunde in der Szene<br />

Der Projektnehmer hat einmal im Quartal eine Sprechstunde <strong>für</strong> schwule Männer in<br />

einem Szenelokal durchgeführt. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Szenewirt<br />

wurde die Sprechstunde gut beworben und erfreute sich einer guten Resonanz.<br />

Der Bereich der Multiplikatorenschulungen:<br />

Der Projektnehmer hat mehrere Informationsveranstaltungen zu dem Themenfeld<br />

HIV/STI´s in lokal angesiedelten schwulen Selbsthilfegruppen durchgeführt.<br />

45


5.<strong>1.</strong>5 Resümee<br />

Das Projekt der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. setzte die strukturelle<br />

Prävention im Arbeitsbereich homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM auf<br />

den unterschiedlichen Ebenen (landes-, regionaler- und lokaler Ebene) um.<br />

Die Arbeit konnte auf den jeweiligen Ebenen mit verschiedenen Aspekten und<br />

Zielsetzungen ausdifferenziert werden, die mit angemessenen Methoden verfolgt<br />

wurden. Es wurden die beantragten Ziele realisiert und innovative<br />

Aktionen/Projektideen umgesetzt.<br />

Mittels der Kampagne „Herzenslust“ konnte der Projektnehmer ressourcenorientiert<br />

und zeitsparend seine Projektziele umsetzen. Die Wichtigkeit der Kampagne zeigte<br />

sich zum einen durch die professionelle Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfe NRW<br />

(Homepage der Kampagne Herzenslust mit der Verlinkung zu den regionalen<br />

Herzenslusthomepages, Bewerbung der Kampagne durch schwule Medien) und<br />

durch den fachlichen Austausch bei den landesweiten Arbeitskreisen. Ebenso sind<br />

die zentral eingekauften Give-aways <strong>für</strong> eine professionelle Außendarstellung in der<br />

Vor-Ort-Arbeit unabkömmlich (z.B. Cruisingpacks in einer Herzenslust-<br />

Umverpackung).<br />

Durch die jahrelange Präventionsarbeit in dem Bereich homosexuelle und bisexuelle<br />

Männer sowie MSM müssen immer wieder neue Präventionsstrategien entwickelt<br />

und umgesetzt werden, damit die Präventionsbotschaften die Zielgruppe erreichen.<br />

Ein gutes Beispiel hier<strong>für</strong> ist <strong>das</strong>, auf der überregionalen Ebene entwickelte<br />

Onlineprojekt von Herzenslust bei Gay Romeo.<br />

Die Vernetzungsarbeit auf der lokalen und regionalen Ebene verlief kontinuierlich<br />

und stabil. Auch hier konnte durch die vorhandenen Ressourcen effizient die<br />

verfolgten Ziele umgesetzt werden.<br />

Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter hätte <strong>das</strong> Projekt „homosexuelle und bisexuelle<br />

Männer sowie MSM“ der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. nicht in diesem<br />

Umfang realisiert werden können.<br />

46


5.<strong>1.</strong>6 Die Präventionskampagne der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.<br />

Herzenslust ist eine Kampagne, die von der AIDS-Hilfe NRW e.V. entwickelt wurde.<br />

In jeder größeren Stadt in NRW, die über schwule Treffpunkte und Szenelokalitäten<br />

verfügt, gibt es eine Herzenslustgruppe, die sich hauptsächlich aus schwulen<br />

ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammensetzt. Hauptaufgabe von Herzenslust ist die<br />

HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit Männern haben und<br />

bisexuellen Männern.<br />

5.<strong>1.</strong>7 Ziele von Herzenslust<br />

Nach den bewährten Herzensluststandards wurde im Rahmen der<br />

zielgruppenspezifischen Prävention durchgeführt. Neben der Einbeziehung von<br />

Alltagsexperten (sprich Schwule <strong>für</strong> Schwule), wurde niedrigschwellig gearbeitet. Im<br />

Rahmen der professionellen Gesundheitsförderung wurden über die Vermittlung von<br />

Übertragungswegen zu HIV auch Aktionen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und<br />

zur allgemeinen Gesundheitsförderung durchgeführt.<br />

Zu diesem Zweck wurden personalkommunikative Mittel, wie z.B. ein Glücksrad mit<br />

Fragen zum Thema HIV und STD´s sowie verschiedene Kostüme und Dekorationen<br />

zur Präsentation unseres Herzensluststandes auf Partys benutzt. Ebenfalls wurde<br />

unsere Homepage durch Fotoaktionen beworben.<br />

Unsere Arbeitsansätze im Detail:<br />

1) Aufsuchende Arbeit in der schwulen Szene und den Örtlichkeiten, wo Männer Sex<br />

mit Männern haben.<br />

Konzeptionelle Ausarbeitung und Durchführung von Herzenslustaktivitäten in der<br />

Szene und Örtlichkeiten, wo Männer Sex mit Männern haben nach den bewährten<br />

Herzensluststandards.<br />

2) Durchführung von Aktionen in der Szene und Örtlichkeiten, wo Männer Sex mit<br />

Männern haben<br />

Durch vorwiegend personalkommunikative- aber bei größeren Events auch<br />

massenmediale Aktionen wurden die Besucher von Partys, Kneipen und<br />

Cruisingareas sowie größeren Veranstaltungen zu HIV/AIDS und anderen sexuell<br />

übertragbaren Krankheiten informiert. Hier<strong>für</strong> wurden unterschiedliche Medien und<br />

Kommunikationsmittel eingesetzt.<br />

3) Versorgung der Szenekneipen<br />

Regelmäßig wurden die Szenekneipen mit Informationsmaterialien bestückt. Darüber<br />

hinaus hat die Fachkraft die Betreiber bei Bedarf über Hygienemaßnahmen<br />

aufgeklärt. Durch die kontinuierlichen Kontakte mit den Wirten konnten in den<br />

Lokalitäten Veranstaltungen sowie regelmäßige Aufklärungsarbeit, mit besonderen<br />

Aktionen verknüpft, durchgeführt werden.<br />

5.<strong>1.</strong>8 Das Herzenslustteam<br />

Das Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel hat sich regelmäßig unter der Anleitung<br />

einer hauptamtlichen Fachkraft einmal in der Woche getroffen. Bei diesen Treffen<br />

wurden Aktionen mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern geplant/besprochen und <strong>für</strong><br />

besondere Veranstaltungen Give-Aways und Dekorationsmaterialien hergestellt.<br />

47


5.<strong>1.</strong>9 Fachliche Begleitung<br />

Die Fachkraft hat sich wöchentlich mit dem Herzenslustkoordinator getroffen. Ziele<br />

dieser Treffen waren die Einhaltungen der Herzensluststandards sowie die<br />

Koordinierung und Planung der Herzenslustaktivitäten <strong>für</strong> die jeweiligen Aktionen bei<br />

den verschiedenen Zielgruppen.<br />

Der Herzenslustkoordinator <strong>für</strong> Duisburg und den Kreis Wesel begleitete die<br />

fachliche Ausarbeitung der Herzenslustaktionen und war bei vielen Vor-Ort-Aktionen<br />

anwesend. Des Weiteren wurde durch den Koordinator mit der ehrenamtlichen<br />

Herzenslustgruppe regelmäßige Informationsveranstaltungen durchgeführt, welche<br />

sich hauptsächlich mit der Wissensvermittlung von Übertragungswegen von HIV und<br />

anderen STI´s befassten.<br />

Bei den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen der Duisburger Lesben- und<br />

Schwulengruppen war die Fachkraft als Vertreter <strong>für</strong> die AIDS-Hilfe beteiligt. Hier<br />

wurden Kooperationspartner zur effizienten Erarbeitung von Veranstaltungen und<br />

Aktionen in der schwulen Szene akquiriert.<br />

5.<strong>1.</strong>10 Aktionen in der Szene<br />

Folgende regelmäßige Aktionen wurden im Berichtsjahr durchgeführt:<br />

<strong>1.</strong> Präsenz des Herzenslustteams auf der schwullesbischen Party „warm up“ und der<br />

schwulen Party „Männernacht“. Beide Veranstaltungen finden in einem monatlichen<br />

Turnus statt. Die Besucher konnten sich bei dem Herzenslustteam zu HIV und<br />

anderen sexuell übertragbaren Krankheiten informieren sowie die ausgelegten<br />

Informationsbroschüren der DAH e.V. sowie Bewerbungsbroschüren zur<br />

ehrenamtlichen Mitarbeit in den Herzenslustgruppen mitnehmen.<br />

Unter verschiedenen Mottos wurden Infostände aufgebaut und<br />

personalkommunikativ / massenmedial die Besucher zu HIV und anderen sexuell<br />

übertragbaren Krankheiten aufgeklärt<br />

Größere Aktionen von Herzenslust auf diesen Veranstaltungen waren:<br />

Karneval<br />

Die Herzenslustmitarbeiter kostümierten sich öffentlichkeitswirksam und konnten so<br />

auf die Präventionsarbeit von Herzenslust hinweisen.<br />

48


Die Ärztin kommt!<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel e.V. arbeitet eng mit dem Gesundheitsamt der<br />

Stadt Duisburg zusammen. Gemeinsam wurde die Aktion „Der Arzt kommt“ auf der<br />

Party Männernacht durchgeführt. Partybesucher konnten an diesem Abend in der<br />

Zeit von 22.00 bis 0.00 Uhr einen kostenlosen HIV Test sowie eine Untersuchung auf<br />

Syphilis und Hepatitiden in der angrenzenden Beratungsstelle des<br />

Gesundheitsamtes durchführen. Herzenslust-Mitarbeiter sprachen die Partybesucher<br />

an und begleiteten diese auf Wunsch zur nahe gelegenen Beratungsstelle des<br />

Gesundheitsamtes.<br />

Die Loveletter Wand<br />

Jeder Partybesucher bekam beim Einlass eine Nummer angeheftet und konnte mit<br />

anderen Partybesuchern Kontakt aufnehmen.<br />

Hierzu konnte man einen Brief mit der Nummer desjenigen, mit dem man Kontakt<br />

aufnehmen wollte, an die Herzenslust Loveletter Wand anheften.<br />

Herzenslustmitarbeiter konnten so mit den Partybesuchern Kontakt aufnehmen und<br />

auf die Präventionsarbeit von Herzenslust hinweisen.<br />

„Der Herzenslustabschleppdienst“<br />

Eine größere konzipierte Aktion war der „Abschleppdienst“. Es wurden Warnwesten,<br />

Warndreiecke und Sicherheitsbänder angeschafft. Hinzu wurden Werkzeugkisten<br />

und Warnlampen erworben. Zu den Themen Abschleppen in Bezug auf sexuelle<br />

Kontakte und (doppeldeutig) Autopannen wurden Aufkleber und Plakate layoutet und<br />

gedruckt. Die Aufkleber wurden auf die Cruisingpacks geklebt. Der Stand konnte so<br />

auffällig dekoriert werden und auf die „Sicherheitschecks“ vor dem Abschleppen<br />

hinweisen.<br />

49


Weihnachts- Warm-up<br />

Im Dezember, auf der Weihnacht Warm-up, verteilten die Herzenslustmitarbeiter<br />

selbstgebackene Plätzchen und Kondome.<br />

Szenerundgänge<br />

Regelmäßig (einmal im Quartal) führte <strong>das</strong> Herzenslustteam Duisburg/ Kreis Wesel<br />

einen Rundgang durch die Szene durch. Ziel der Rundgänge war die Kontaktpflege<br />

mit den Szenewirten, Verteilung von Informationsmaterialien zu HIV und andere STD<br />

´s in den Lokalen sowie die Befüllung des Kondomautomaten.<br />

CSD Duisburg<br />

Auf dem CSD in Duisburg war Herzenslust mit einem Infostand vertreten.<br />

Die in Zusammenarbeit mit dem Herzenslust Knotenpunkt Ruhrgebiet entwickelte<br />

Aktion „Lecker lecken, so schmeckt <strong>das</strong> Ruhrgebiet“ wurde auf dem CSD umgesetzt.<br />

Durch den Auftritt der Herzenslusttheatergruppe „HZL-on Tour“ wurde diese<br />

Präventionsaktion massenmedial beworben und lenkte die Aufmerksamkeit der<br />

Besucher auf den lokalen Herzensluststand.<br />

50


Rastplatzaktionen<br />

Besonders die Altersgruppe der 30- bis 49 Jährigen ist häufig auf<br />

Autobahnrastplätzen anzutreffen. Gerade diese Zielgruppe hat eine erhöhte<br />

Risikobereitschaft bei sexuellen Kontakten. Dies vor allem, da viele nicht von<br />

unseren Präventionsbotschaften erreicht werden (MSM und Bisexuelle, die nicht in<br />

den etablierten Szenelokalitäten anzutreffen sind). Daher hat <strong>das</strong> Herzenslustteam<br />

regelmäßig auf den Autobahnrastplätzen, wo Männer Sex mit Männern haben,<br />

Präventionsaktionen durchgeführt.<br />

Welt-AIDS-Tag<br />

Das Herzenslustteam Duisburg beteiligte sich an den Veranstaltungen zum Welt-<br />

AIDS-Tag der AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel e.V.<br />

Informationsveranstaltung<br />

Das Herzenslustteam Duisburg war mit einem Infostand bei der Gruppe<strong>für</strong> ältere<br />

Schwule „ Pink Power “ zum Vereinsjubiläum vertreten. Dabei wurde neben HIV<br />

verstärkt <strong>das</strong> Thema sexuell übertragbare Krankheiten thematisiert.<br />

CSD Köln:<br />

Das Herzenslustteam Duisburg beteiligte sich als Fußtruppe mit anderen<br />

Herzenslustgruppen aus NRW an der Parade des Kölner CSD. Das Motto war in<br />

diesem <strong>Jahr</strong> „ Sommer, Sonne, Syphilis“. Das Outfit wurde überregional abgeklärt<br />

um einheitlich <strong>das</strong> Projekt Herzenslust zu präsentieren.<br />

51


5.<strong>1.</strong>11 Regionale Herzenslustarbeit<br />

Der Projektnehmer nahm an einem Kreativworkshop <strong>für</strong> überregionale<br />

Herzenslustaktionen in Bochum teil. Hier wurde die Aktion“ Lecker Lecken“<br />

gemeinsam erarbeitet. Auf dem CSD in Essen wurde erstmals die Aktion „Lecker<br />

Lecken“ mit Beteiligung des Herzenslustteams Duisburg durchgeführt.<br />

Der Projektnehmer hat regelmäßig an den Vernetzungstreffen vom Herzenslust<br />

Knotenpunkt teilgenommen.<br />

Medizinische Rundreise:<br />

Das Herzenslustteam Duisburg hat an einer zweitägigen<br />

Weiterbildungsveranstaltung zum Themenfeld „sexuell übertragbaren Krankheiten“<br />

teilgenommen. Diese Veranstaltung (Medizinische Rundreise der DAH) wurde über<br />

den Herzenslust Knotenpunkt organisiert und in Bochum umgesetzt.<br />

52


5.2 Drogen und Substitution<br />

Im Drogenbereich gibt es leider nur kleine Fortschritte zu verkünden, in Nordrhein-<br />

Westfalen ist es auf diesem Feld sogar zu Rückschritten gekommen.<br />

Positiv zu vermerken ist, <strong>das</strong>s der Bundesrat einer gesetzlichen Novellierung des<br />

Betäubungsmittelgesetzes auf seiner Sitzung vom 2<strong>1.</strong>09.<strong>2007</strong> zugestimmt hat. Diese<br />

gesetzliche Regelung ist notwendig, um bei der Behandlung mit Diamorphin<br />

einheitliche Qualitätsstandards zu gewährleisten und die Überleitung in die<br />

Finanzierung durch die gesetzliche Krankenkasse zu ermöglichen. Derzeit beruht die<br />

Behandlung auf einer Verlängerung der Arzneimittelstudie. Die Fortführung auf der<br />

Grundlage einer Vielzahl von Ausnahmegenehmigungen ist nur als Übergangslösung<br />

vertretbar. Der Bundesrat beschloss ebenfalls, den Gesetzentwurf beim Deutschen<br />

Bundestag einzubringen. Seit diesem Zeitpunkt ist leider nichts weiter geschehen, da<br />

sich die CDU/CSU Bundestagsfraktion gegen die Gesetzesänderung sträubt.<br />

Die eindeutig positiven Ergebnisse der Medikamentenprüfstudie, die zudem die<br />

Erkenntnisse aus anderen Ländern bestätigen, in denen ebenfalls Heroin<br />

verschrieben und erforscht wurde (z. Bsp. Schweiz, Niederlande) müssen genutzt<br />

werden zur Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten der Opiatabhängigkeit.<br />

Unerfreulich ist, <strong>das</strong>s Teile der Politik aus ideologischen Gründen die teuren<br />

Forschungsergebnisse ignorieren.<br />

Einen weiteren Rückschlag <strong>für</strong> die Originalstoffvergabe bedeutet die jetzt aktuell<br />

angekündigte Einstellung der Bundesförderung <strong>für</strong> jene Städte, die an der<br />

Modellstudie zur heroingestützten Behandlung teilnehmen. Ohne die Förderung des<br />

Bundes bzw. Übernahme der Behandlungskosten durch die Krankenkassen werden<br />

die Städte mittelfristig die Kosten nicht alleine tragen können.<br />

Einen drogenpolitischen Rückschritt vollzog die nordrhein-westfälische<br />

Justizministerin Müller-Piepenkötter mit einem Runderlass vom 13.08.07. Dieser<br />

Erlass beinhaltet folgendes:<br />

• „Demnach wird, wenn die Tat sich auf eine geringe Menge zum<br />

Eigenverbrauch bezieht, die Obergrenze, bis zu der die Staatsanwaltschaft<br />

von der Verfolgung absehen kann (Paragraf 31a Betäubungsmittelgesetz), <strong>für</strong><br />

Haschisch und Marihuana von 10 auf nur noch 6 Gramm abgesenkt.<br />

• Eine Eigenbedarfsgrenze <strong>für</strong> so genannte harte Drogen, also vor allem<br />

Heroin, Kokain und Amphetamin (bislang 0,5 Gramm), wird es nicht mehr<br />

geben. Ein Absehen von der Strafverfolgung nach Paragraf 31a<br />

Betäubungsmittelgesetz kommt hier künftig nur noch in Ausnahmefällen in<br />

Frage.<br />

• Ermittlungsverfahren gegen Jugendliche und ihnen gleichgestellte<br />

Heranwachsende sollen demnächst nur noch unter Auflagen und nicht mehr -<br />

wie bislang - folgenlos eingestellt werden können. Denkbare Auflagen sind<br />

regelmäßige Drogenscreenings, Teilnahme an Drogenberatungsseminaren,<br />

Therapien oder Sozialstunden.“<br />

aus Presseerklärung vom 30.07.07 des Justizministeriums NRW.<br />

Anstelle von Verboten sind Präventionsstrategien gefordert, um eine<br />

Risikokompetenz und Drogenmündigkeit zu erreichen. Durch die im 3. Absatz<br />

53


geforderten Maßnahmen bei Jugendlichen, werden auffällig gewordene Jugendliche<br />

unverhältnismäßig früh stigmatisiert und letztendlich kriminalisiert. Das Ziel sollte ein<br />

Missbrauch vermeidender, gesundheitsschonender und risikobewusster Umgang mit<br />

psychoaktiv wirksamen Substanzen sein.<br />

Der Erlass wird <strong>für</strong> mehr Arbeit bei Strafverfolgungsbehörden und Gerichten führen,<br />

die jetzt schon überlastet sind.<br />

Drogengebrauch und Drogenmissbrauch sind nicht durch Abschreckung, Verordnung<br />

oder Strafandrohung und erzieherische Sanktion abschaffbar.<br />

Wir unterstützen den Antrag der (Landtags-)Fraktion Bündnis 90/Die Grünen NRW<br />

„Drogenkonsum nicht kriminalisieren, Justiz nicht überlasten: „Hilfe statt Strafe“ muss<br />

oberstes Prinzip der Drogenpolitik bleiben.<br />

5.2.1 Primär- und Sekundärprävention<br />

5.2.<strong>1.</strong>1 Spritzenaustauschprogramm<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel nimmt weiterhin mit den von ihr betreuten<br />

Spritzenautomaten am Projekt der AIDS-Hilfe NRW e. V. teil. Die Standorte befanden<br />

sich in Wesel, Moers, Duisburg-Walsum und Duisburg-Hochfeld. Zum Ende des<br />

<strong>Jahr</strong>es musste der Spritzenautomat in Moers abgebaut werden, da <strong>das</strong> Gebäude, an<br />

dem der Automat befestigt war, einem Neubau weichen musste.<br />

Die Spritzenautomaten werden je nach Frequentierung von uns regelmäßig in einbis<br />

zweiwöchigem Rhythmus neu bestückt.<br />

5.2.<strong>1.</strong>2 Suchtprävention bei Partydrogen<br />

Im Partybereich gab es im abgelaufenen <strong>Jahr</strong> keinen Veranstaltungsort, von dem<br />

bekannt war, <strong>das</strong>s dort in größerem Maße illegalisierte Drogen konsumiert würden.<br />

Dies wäre allerdings Voraussetzung <strong>für</strong> unser Konzept im Partydrogenbereich, mit<br />

dem wir Wissen zum Gebrauch von Partydrogen und Safer Sex bezüglich HIV und<br />

anderer sexuell übertragbarer Krankheiten vermitteln wollen.<br />

Für Beratungen zu Partydrogen steht der Mitarbeiter im Drogenbereich<br />

Verfügung.<br />

zur<br />

5.2.2 Substitution<br />

5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe<br />

Auch im <strong>Jahr</strong>e <strong>2007</strong> haben wir über <strong>das</strong> komplette <strong>Jahr</strong> an allen Sams-, Sonn- und<br />

Feiertagen die Vergabe von Methadon in der AIDS-Hilfe durchgeführt. Da sich ab<br />

Februar ein dritter Arzt mit seinen Patienten an der Vergabe beteiligt hatte, stieg die<br />

Anzahl der Substituierten von 35 bis 40 auf 62 bis 102, wobei im Durchschnitt 83<br />

Teilnehmerinnen die Vergabe besuchten. Die Vergabezeit wurde auf 2 Stunden<br />

erweitert, mit den drei beteiligten Ärzten wurde ein Vertrag bezüglich der Vergabe<br />

abgeschlossen. Vertragsbestandteil ist unter anderem, <strong>das</strong>s die AIDS-Hilfe am<br />

Arbeitskreis Suchtmedizin im Rahmen von Qualitätsverbesserungen<br />

54


(Qualitätsmanagement) teilnimmt. Diese Teilnahme wird durch den Mitarbeiter aus<br />

dem Drogenbereich wahrgenommen. Weiterhin wird die Vergabe von einem<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter und einem Arzt durchgeführt. Zur Vergabe entsenden<br />

insgesamt fünf Ärzte ihre Patienten.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und unseren ehrenamtlichen<br />

MitarbeiterInnen, den Apotheken und der Polizei verlief sehr gut, so <strong>das</strong>s trotz der<br />

erheblichen Zunahme der Substituierten <strong>das</strong> ganze <strong>Jahr</strong> über eine reibungslose<br />

Durchführung der Methadonvergabe stattgefunden hat. An dieser Stelle einen Dank<br />

an die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen <strong>für</strong> ihr Engagement und ihre Mithilfe.<br />

Am letzten Sonntag im Monat wurde weiterhin ehrenamtlich ein Frühstück <strong>für</strong> die<br />

Substituierten organisiert. Dieses wird mit Lebensmitteln der Duisburger Tafel<br />

gespeist. Das Frühstück wird sehr gut angenommen. Hier besteht die Möglichkeit,<br />

neben dem reinen „Abschlucken“ des Methadons, Sorgen und Nöte auszutauschen.<br />

Meist können die TeilnehmerInnen noch Lebensmittel mit nach Hause nehmen. Hier<br />

gilt unser Dank den ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Duisburger Tafel <strong>für</strong> ihr<br />

Engagement.<br />

5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB)<br />

Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven / an AIDS erkrankten Substituierten<br />

nimmt auch in diesem Berichtsjahr den größten Teil der Drogenarbeit innerhalb der<br />

AIDS-Hilfe ein. Für diese Begleitung werden konstant zwanzig Plätze zur Verfügung<br />

gestellt, wobei sich die Arbeit auf die in der Begleitung tätigen hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter verteilt.<br />

Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung der Klienten, die in ihrer<br />

Lebenssituation gestärkt und unterstützt werden. Die Zielsetzung der PSB erfolgt<br />

dabei im Wesentlichen nach den Bedürfnissen der Klienten. Das bedeutet in erster<br />

Linie, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> subjektive Wohlbefinden der jeweiligen Person und die<br />

Lebensverhältnisse verbessert werden sollen. Entsprechend dieser Zielsetzung steht<br />

bei einigen Substituierten die Verbesserung des Gesundheitsstatus im Mittelpunkt,<br />

während bei anderen die Sicherung der materiellen Grundversorgung oder der<br />

Aufbau sozialer Netze im Vordergrund stehen kann.<br />

Dies kann in medizinischer Hinsicht bedeuten, <strong>das</strong>s wir in eine Substitution<br />

vermitteln, welche aufgrund unserer guten Kontakte zu den substituierenden Ärzten<br />

in der Regel problemlos gelingt. Günstig wirkt sich hierbei auch aus, <strong>das</strong>s es in<br />

Duisburg zurzeit keine Warteliste gibt. Des Weiteren stellen wir den Kontakt zu HIV-<br />

Schwerpunkt-Ärzten her und unterstützen die DrogengebraucherInnen, die zum Teil<br />

starke Berührungsängste mit Ärzten dieser Fachrichtung haben, sich in eine<br />

adäquate Behandlung zu begeben. Es ist jedoch schwierig, neue Klienten in ein<br />

relativ schematisches Korsett zu bringen, welches <strong>für</strong> eine HIV Behandlung<br />

notwendig ist (regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-Parameter, regelmäßige<br />

Tabletteneinnahme).<br />

Im Rahmen der PSB ist es <strong>für</strong> uns wichtig, die Ressourcen der Begleiteten zu<br />

wecken. Durch die eigene Bewältigung von Problemen und Aufgaben erfahren sie<br />

eine Stärkung ihres Selbstwertgefühles.<br />

55


Im Berichtsjahr hat ein von uns Begleiteter seine Methadonsubstitution erfolgreich<br />

beendet.<br />

Soziale Kontakte sind ein Hauptwunsch der Begleiteten, wobei diese außerhalb der<br />

Szene liegen sollen. Teilweise funktioniert dieses in einer selbst aufgebauten<br />

Vernetzung der von uns Begleiteten untereinander, teilweise ist dieses aber auch<br />

recht schwierig und wir versuchen der Vereinsamung durch ehrenamtliche<br />

Begleitung entgegenzuwirken.<br />

5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten DrogengebraucherInnen<br />

Derzeit gibt es leider kein Angebot von JES in Duisburg. Der bisherige Aktivist, der<br />

<strong>das</strong> Angebot aufrechterhielt, musste aufgrund von gesundheitlichen Problemen seine<br />

Tätigkeit einstellen.<br />

Im Juni traf sich JES NRW e. V. bei uns in der Einrichtung zum „Runden Tisch“. Hier<br />

wurde überlegt, aus vorhandenen JES-Strukturen Kontakt zur Szene in Duisburg<br />

aufzunehmen und zu versuchen, aus diesen Kontakten heraus eine neue JES-<br />

Gruppe in Duisburg zu gründen. Leider ist es bis zum <strong>Jahr</strong>esende nicht zu einer<br />

Kontaktherstellung gekommen.<br />

5.2.4 „Nationaler Gedenktag <strong>für</strong> verstorbene DrogengebraucherInnen“ am 2<strong>1.</strong><br />

Juli<br />

Zum Nationalen Gedenktag <strong>für</strong> verstorbene DrogengebraucherInnen haben wir<br />

nachfolgenden Pressetext versandt:<br />

Anlässlich des nationalen Gedenktages <strong>für</strong> verstorbene Drogengebraucher fordert die<br />

AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes, um<br />

Heroin <strong>für</strong> die Regelbehandlung von schwerstabhängigen Opiatkonsumenten<br />

zuzulassen.<br />

„Die Ergebnisse des 2003 begonnenen und zum 3<strong>1.</strong>12.2006 beendeten<br />

Modellversuchs mit der Abgabe sauberen Heroins ausschließlich unter ärztlicher<br />

Kontrolle an Schwerstabhängige belegen eindeutig den Erfolg dieser<br />

Behandlungsform“, erklärt Ralf Runniger, stellvertretender Beratungsstellenleiter der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V.<br />

„Neben signifikanten Verbesserungen in der Gesundheit der Studienteilnehmerinnen<br />

und -teilnehmer ist zum Beispiel der Rückgang der Beschaffungskriminalität klar<br />

erwiesen“, fährt er weiter fort.<br />

„Mit der Heroinvergabe als zusätzlichem Angebot <strong>für</strong> Schwerstabhängige wird<br />

natürlich nicht alles gut, aber doch einiges besser. Für die Allgemeinheit sind es<br />

vielleicht kleine Erfolge, <strong>für</strong> die Betroffenen und ihre Angehörigen große“, ergänzt<br />

Rolf Ringeler, Vorstandsvorsitzender der AIDS-Hilfe.<br />

Derzeit gibt es nur eine auf verwaltungsrechtlichem Weg ermöglichte Fortführung in<br />

den Modellprojekt-Städten, in anderen Städten und Gemeinden – so auch in<br />

Duisburg - ist den Drogengebrauchern der Zugang zur heroingestützten Behandlung<br />

verwehrt. Während CDU regierte Bundesländer (Hamburg und Hessen) nach der<br />

56


Sommerpause über den Bundesrat eine Gesetzesinitiative einbringen werden,<br />

sträubt sich die CDU-Bundestagsfraktion gegen eine Änderung. „Hier wird eine<br />

ideologisch geprägte Auseinandersetzung auf dem Rücken und zu Lasten der<br />

Drogen gebrauchenden Menschen ausgetragen“, kommentiert Rolf Ringeler diesen<br />

Sachverhalt.<br />

Um die Forderung nach Überführung der heroingestützten Behandlung in die<br />

Regelversorgung zu unterstreichen, unterstützt die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />

e. V. eine Postkartenkampagne der Deutschen AIDS-Hilfe e. V., mit der<br />

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel um Unterstützung gebeten wird. Die Original-<br />

Zitate von Studienteilnehmern auf den Postkarten spiegeln die positiven Wirkungen<br />

der heroingestützten Behandlung wider: „Obdachlosigkeit und Kriminalität sind <strong>für</strong><br />

mich Vergangenheit“, „Ich habe wieder einen Arbeitsplatz gefunden“ oder „Ich habe<br />

mir mein Leben zurückgeholt“.<br />

Am Samstag, dem 2<strong>1.</strong>07.<strong>2007</strong> lädt die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. in der<br />

Zeit von 11 bis 14.30 Uhr an ihren Infostand auf der Königstraße/Ecke Düsseldorfer<br />

Str. und sammelt <strong>für</strong> die vorgenannten Postkarten Unterschriften. Gleichzeitig<br />

erinnert die AIDS-Hilfe mit ihrem Infostand der in den letzten <strong>Jahr</strong>en verstorbenen<br />

Drogengebraucherinnen und Drogengebraucher. Im letzten <strong>Jahr</strong> verzeichnete<br />

Duisburg einen Anstieg auf fünfzehn Verstorbene (2005 elf Verstorbene), während<br />

bundesweit die Zahl der verstorbenen Drogengebraucher um 30 zurückging.<br />

„Gründe <strong>für</strong> die ansteigende Zahl der verstorbenen Drogengebraucher könnten darin<br />

liegen, <strong>das</strong>s in Duisburg nicht die Möglichkeit der heroingestützten Behandlung<br />

besteht oder aber <strong>das</strong> durch die Streichung der Landesmittel die Arbeit der JES-<br />

Selbsthilfe (Junkies-Ehemalige-Substituierte) in Duisburg eingestellt ist“, meint Ralf<br />

Runniger.<br />

Die Presseresonanz war ausgesprochen gut: neben einem Studioauftritt im<br />

Stadtfernsehen Studio 47 (siehe Foto), gab es Veröffentlichungen im<br />

Wochenanzeiger, der WAZ und der Rheinischen Post, NRZ und <strong>das</strong> WDR<br />

Fernsehen Lokalzeit Duisburg waren am Infostand vor Ort.<br />

57


Aktion zum „Nationalen Gedenktag <strong>für</strong> verstorbene DrogengebraucherInnen“<br />

am 2<strong>1.</strong> Juli<br />

Am 2<strong>1.</strong>07. führten wir einen Infostand auf der Königstraße durch. Um mehr<br />

Aufmerksamkeit zu erzielen, legten wir vor dem Infostand Steine mit Namen der<br />

Verstorbenen in Kreuzform aus. Wir sammelten Unterschriften auf den Postkarten<br />

der Deutschen AIDS-Hilfe, auf denen TeilnehmerInnen der heroingestützten<br />

Behandlung ihre positiven Erfahrungen berichteten (siehe Pressetext oben). Mit<br />

diesen unterschriebenen Postkarten wurde Frau Dr. Merkel um Unterstützung <strong>für</strong> die<br />

Anerkennung von Heroin als Medikament und die Aufnahme in die Regelversorgung<br />

gebeten.<br />

Leider war die Resonanz am Stand eher zurückhaltend. Ehrenamtler, die an anderen<br />

Stellen (wie zum Bsp. am Ausgang der Stadtbibliothek) Unterschriften sammelten,<br />

stießen auf ein Publikum, <strong>das</strong> dem Thema aufgeschlossen gegenüberstanden und<br />

auch bereit waren, die Postkarten zu unterschreiben.<br />

Die Postkartenaktion wurde auch im Mittwochs-Café und bei der Methadonvergabe<br />

samstags und sonntags der AIDS-Hilfe fortgeführt. Hier stießen wir auf sehr gute<br />

Resonanz.<br />

58


5.3 HIV und Strafvollzug<br />

Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ wurde <strong>2007</strong> durch die AIDS-Hilfe Duisburg/<br />

Kreis Wesel e.V. umgesetzt. Dies ermöglichte die strukturelle Präventionsarbeit im<br />

Bereich Strafvollzug auf der lokalen und landesweiten Ebene. Auf der landesweiten<br />

Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in Vernetzung und Kooperation mit<br />

Institutionen, die im Bereich ,HIV und Strafvollzug’ tätig sind.<br />

Auf der lokalen Ebene wurde mit den vorhandenen Untersuchungshaftanstalten, dem<br />

offenen Vollzug sowie den Gerichten und Staatsanwaltschaften kooperiert, um die<br />

Präventionsarbeit im Bereich Mitarbeiterschulungen und Informationsveranstaltungen<br />

<strong>für</strong> Inhaftierte im Bereich Strafvollzug zu platzieren. Ziel war die Wissensvermittlung<br />

von Übertragungswegen und Schutzmöglichkeiten im Themenfeld STD´s; vor allem<br />

im Hinblick auf HIV und dem Bereich der Hepatitiden. Weitere Arbeitsschwerpunkte<br />

waren die Begleitung HIV-positiver Inhaftierter sowie die Einzelberatung von<br />

Inhaftierter im Rahmen von Sprechstunden.<br />

5.3.1 Vorwort<br />

Eine der Hauptgruppen in Haft sind Drogenkonsumenten, die durch den Besitz von<br />

illegalen Substanzen oder wegen Beschaffungskriminalität zum Erwerb von illegalen<br />

Substanzen verurteilt wurden bzw. werden sollen (Bei Frauen 20,2 % wegen BtMG-<br />

Delikte, 29 % wegen Diebstahl u. Unterschlagung, bei Männern 16,6 % wegen<br />

BtMG- Delikte, 24,5 % wegen Diebstahl u. Unterschlagung; Quelle:<br />

Strafvollzugsstatistik NRW). Gerade bei der Zielgruppe von i.V. Drogenkonsumenten<br />

ist die Prävalenz von HIV und Hepatitis C sehr hoch. Forschungsarbeiten belegen,<br />

<strong>das</strong>s die Häufigkeit von Hepatitiden in Gefängnissen 100-200fach erhöhter ist im<br />

Vergleich zur Normalbevölkerung (Gaube). Bei HIV ist die Häufigkeit 25fach<br />

erhöhter als bei der Allgemeinbevölkerung (Koops A, Thiele B, Heinemann A,<br />

Püschel K. Prävalenz viraler Infektionskrankheiten bei Inhaftierten im Hamburger<br />

Strafvollzug, Vortrag auf dem „2. Europäischen Seminar zu HIV und Hepatitis im<br />

Justizvollzug“ 12.-13.12.97 Bonn).<br />

Weiterführend wurde in einer Studie nachgewiesen, <strong>das</strong>s sich ca. 48% der<br />

neuinfizierten Insassen während der Haftzeit mit Hepatitis infiziert haben (Keppler).<br />

Ziele unserer Arbeit sind unter anderem die Verminderung/Verhinderung von<br />

Neuinfektionen von HIV und Hepatitiden bei Menschen in Haft, die Begleitung HIVpositiver<br />

Menschen (Sekundärprävention) und die Fortbildung der Mitarbeiter der<br />

Haftanstalten im Rahmen der Mitarbeiterprophylaxe.<br />

5.3.2 Landesweite Vernetzung<br />

Teilnahme an Arbeitskreisen<br />

Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig an dem Landesarbeitskreis ,Drogen<br />

und Haft’ der AIDS-Hilfe NRW e.V. teilgenommen. Durch den regelmäßig<br />

stattfindenden fachlichen Austausch wurde die Arbeit kontinuierlich modifiziert,<br />

einheitliche Standards erarbeitet und somit die lokale Arbeit weiter professionalisiert.<br />

Der hauptamtliche Mitarbeiter nahm im Rahmen der landesweiten Vernetzung an<br />

verschiedenen Konferenzen und Tagungen teil. Zu diesen Veranstaltungen zählten:<br />

59


Ehrenamt im Strafvollzug<br />

Die AIDS-Hilfe NRW e.V. bat den Projektnehmer als Sprecher des<br />

Landesarbeitskreises Drogen/Haft an dieser Podiumsdiskussion als Vertreter der<br />

AIDS-Hilfe NRW e.V. als Zuhörer teilzunehmen. An der Podiumsdiskussion nahm<br />

unter anderem die amtierende Justizministerin Müller-Piepenkötter teil, die mit ihrer<br />

Drogenpolitik (unter anderem auch im Strafvollzug) <strong>für</strong> drastische Veränderungen<br />

sorgte. Der hauptamtliche Mitarbeiter konnte mehrere Fragen, wodurch eine rege<br />

Diskussion entstand, an die Ministerin stellen.<br />

3. Europäische Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft<br />

Ziel der Konferenz ist <strong>das</strong> Platzieren des Themas ,Gesundheitsförderung in Haft’ auf<br />

der Europäischen Ebene. Durch den Austausch der Konferenzteilnehmer in den<br />

jeweiligen Arbeitsgruppen, konnten Unterschiede und Gemeinsamkeiten erörtert<br />

werden. Durch die Teilnahme von Mitarbeitern unterschiedlichster Einrichtungen, die<br />

im Themenfeld Haft tätig sind, konnten neue Kontakte aufgebaut und bestehende<br />

Kontakte gefestigt werden. Inhaltliche Schwerpunkte waren unter anderem:<br />

Substitution in Haft, Sexualität in Haft und ,Das Menschenbild über Menschen in<br />

Haft’.<br />

Aus der Region Duisburg/Kreis Wesel war die Justizvollzugsanstalt Hamborn<br />

(Anstaltsarzt sowie Leiterin des Sozialdienstes) sowie der hauptamtliche Mitarbeiter<br />

der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. vertreten.<br />

5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’<br />

Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ bedient die Untersuchungshaftanstalten<br />

Duisburg-Hamborn sowie die Zweiganstalten Duisburg-Mitte, Dinslaken und den<br />

offenen Vollzug in Moers Kapellen. Inhaltliche Schwerpunkte des Bereiches sind:<br />

- Primär- und Sekundärprävention zum Themenfeld HIV/AIDS, Hepatitiden<br />

sowie andere sexuell übertragbare Krankheiten<br />

- Begleitung und Interessensvertretung HIV-positiver Inhaftierter<br />

- Einzelberatung von Inhaftierten<br />

- Mitarbeiterschulungen<br />

- Verschiedene Veranstaltungen<br />

5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten<br />

Die Hauptinfektionswege von HIV und Hepatitiden sind der i.v. Drogenkonsum,<br />

sexuelle Kontakte und Tätowieren / Piercen. Daher hat die Präventionsarbeit der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. eine starke Fokussierung auf diese<br />

Übertragungswege.<br />

Hier ein Umriss der Risikosituationen anhand statistischer Forschungsergebnisse:<br />

Drogenkonsum<br />

I.v. Drogenkonsum ist bei inhaftierten Drogenabhängigen zwar weniger verbreitet als<br />

außerhalb, aber die Inhaftierten, die ihren Konsum in Haft fortsetzen, tun dies unter<br />

hoch riskanten Bedingungen und in der Regel mit einem gemeinsamen Gebrauch<br />

von Spritzen, Nadeln und Spritzutensilien. Wedershoven bestätigt, <strong>das</strong>s unsterile<br />

Spritzutensilien die Hauptinfektionsquelle der von ihr untersuchten Gefangenen<br />

darstellt. Knapp fand, <strong>das</strong>s bei den von ihm befragten Inhaftierten positiven<br />

Strafgefangenen bis zu neun Personen eine Spritze zusammen benutzten.<br />

60


Sexuelle Beziehungen<br />

Sexualität ist in den Haftanstalten genauso präsent, wie der illegale Drogenkonsum.<br />

Die Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität ist jedoch so gut wie<br />

unmöglich. Wenige Haftanstalten gestatten Langzeitinhaftierten heterosexuelle<br />

Kontakte im Rahmen der Besuchszeit von (Ehe-) PartnerInnen (z.B. JVA Werl, JVA<br />

<strong>für</strong> Frauen Vechta) oder bei Haftlockerungen der Inhaftierten sexuelle Kontakte im<br />

Rahmen des Urlaubes.<br />

Es scheint jedoch, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> „Verbot“ der Ausübung von Sexualität als Teil der Strafe<br />

angesehen wird. Dies wird nicht zuletzt von den Inhaftierten selbst so gesehen. Der<br />

Drang nach sexuellen Handlungen führt zu einer Abspaltung der Sexualität von der<br />

allgemeinen sozialen Haltung der Inhaftierten. Es werden gleichgeschlechtliche<br />

Handlungen praktiziert, die konträr zur Haltung und allgemeinen Aussage der<br />

Inhaftierten stehen. Durch diese abgetrennte, nicht akzeptierte Sexualität wird<br />

teilweise bzw. vollständig auf Kondomgebrauch verzichtet. Die Prävention steht hier<br />

vor einem Dilemma. Die Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität in<br />

Präventionsveranstaltungen wird mit Anlehnung begegnet. Um Inhaftierten die<br />

Möglichkeit eines Beratungsgespräches zu ermöglichen, wo Fragen zu<br />

Übertragungswegen vertrauensvoll beantwortet werden, bietet die AIDS-Hilfe daher<br />

seit <strong>2007</strong> eine Hepatitis / HIV-Sprechstunde in den Haftanstalten Hamborn und<br />

Dinslaken an.<br />

Tätowieren / Piercen<br />

Tätowieren und Piercen ist wie <strong>das</strong> Benutzen unsteriler Injektionsnadeln eine<br />

Übertragungsmöglichkeit von Hepatitis C und, in geringerem Ausmaß, von HIV.<br />

Leider wurden bis dato keine Studien in Haftanstalten durchgeführt, um hier eine<br />

Aussage in Richtung Risiko, Gebrauch und Infektionszahlen von Inhaftierten über<br />

<strong>das</strong> Verhalten Tätowieren und Piercen zu treffen.<br />

Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen bei<br />

ihrer Präventionsarbeit und bietet den Rahmenbedingungen entsprechende<br />

Lösungsansätze an.<br />

5.3.4.1 Primär- und Sekundärprävention<br />

Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen in den<br />

Justizvollzugsanstalten durchgeführt. Neben den Übertragungswegen von HIV und<br />

Hepatitiden wurden die Behandlungsmöglichkeiten und mögliche Schutzmaßnahmen<br />

angesprochen (Desinfektion von gebrauchten Spritzen, Förderung des<br />

,Blutbewusstseins’, Vorgehen bei Nadelstichverletzungen und Safer Sex - Praktiken<br />

{bei MSM sowie FSF}).<br />

5.3.4.2 Begleitung<br />

Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ bietet den inhaftierten Frauen und Männern<br />

die Möglichkeit, regelmäßig (in der Regel alle zwei Wochen) mit einem Mitarbeiter<br />

der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. zu sprechen. Die Erstgespräche werden<br />

von den hauptamtlichen Mitarbeiter durchgeführt. Hier werden folgende Aspekte<br />

erörtert: Bedarf des Inhaftierten, Stadium der HIV-Infektion, medizinische<br />

Behandlung sowie die Angebote der AIDS-Hilfe (z.B. Knastpakete,<br />

Therapievermittlung, Resozialisierung nach der Haftentlassung etc.). Die<br />

regelmäßigen Besuche werden dann durch den hauptamtliche Mitarbeiter oder einen<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter durchgeführt. Im Sinne einer professionellen psycho-<br />

61


sozialen Begleitung besteht <strong>für</strong> die ehrenamtlichen Mitarbeiter <strong>das</strong> Angebot der<br />

,Drogen- / Knast-Gruppe’. Ziel des zweiwöchentlich verfügbaren Angebotes ist der<br />

fachliche Austausch von Begleitungsfällen, Absprachen von Veranstaltungen und<br />

eine supervisorische Beratung <strong>für</strong> die Begleiter.<br />

5.3.4.3 HIV- und Hepatitissprechstunde<br />

Nach Absprache mit dem Anstaltsarzt der JVA-Hamborn bietet die AIDS-Hilfe<br />

Duisburg/Kr. Wesel e.V. seit 2006 in der Zweiganstalt Dinslaken eine HIV- und<br />

Hepatitissprechstunde an und seit <strong>2007</strong> in der Haftanstalt Hamborn. Die<br />

Sprechstunde wird zweimal monatlich in Dinslaken und einmal im Quartal in<br />

Hamborn angeboten. Ziel der Sprechstunde ist es, in einem geschützten Rahmen<br />

Fragen an den Projektnehmer stellen zu können, die bei einer<br />

Informationsveranstaltung im größeren Rahmen durch Scham, gesellschaftlicher<br />

Tabuisierung bzw. Sanktionsgefahr von Seiten der Anstalten nicht thematisiert<br />

werden (Needlesharing, Drogenkonsum, MSM und FSF). Die Sprechstunde wird<br />

durch Plakate beworben und Interessierte können sich durch einen Antrag an den<br />

Sozialdienst <strong>für</strong> die Sprechstunde anmelden.<br />

5.3.4.4 Mitarbeiterschulung<br />

Durch den Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ werden <strong>für</strong> die Bediensteten der<br />

Justizvollzugsanstalten, den Gerichten sowie den Staatsanwaltschaften<br />

Informationsveranstaltungen angeboten. Inhalte der Veranstaltungen sind<br />

vornehmlich die Einhaltung der Hygienestandards, Vorgehen nach einer<br />

Nadelstichverletzung und die Wissensvermittlung von Übertragungswegen,<br />

Behandlungsmöglichkeiten im Bezug auf HIV und Hepatitiden und darüber hinaus<br />

die Impfmöglichkeiten bei einigen Hepatitiden. Im Berichtszeitraum wurde erstmalig<br />

seit 6 <strong>Jahr</strong>en wieder eine Schulung <strong>für</strong> die auszubildenden Vollzugsbeamten in der<br />

AIDS-Hilfe durchgeführt. Hier konnten auch an einen HIV-positiven ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter Fragen zum Thema „HIV-Positiv sein, was heißt <strong>das</strong>?“ stellen.<br />

5.3.4.5 Veranstaltungen<br />

Der hauptamtliche Mitarbeiter war bei mehreren Veranstaltungen in den<br />

Justizvollzugsanstalten präsent. Darüber hinaus wurden medienwirksame<br />

Veranstaltungen selbst organisiert, um <strong>das</strong> Thema ,HIV und Strafvollzug’ in der<br />

Öffentlichkeit zu thematisieren.<br />

Hier einige Veranstaltungen im Detail:<br />

Das Präventionsstück „Geschenke des Sommers“ zum WAT im Frauenknast<br />

Zum WAT wurde eine Informationsveranstaltung in der Frauenhaftanstalt umgesetzt.<br />

Die AIDS-Hilfe lud zu Kaffee und Gebäck ein. Vor der Informationsveranstaltung, an<br />

der fast alle Inhaftierten teilnahmen, wurde ein Präventionssketch aufgeführt.<br />

62


Aufführung des Sketches „Geschenke des Sommers“ im Rahmen der Präventionsveranstaltung zum WAT in der Dinslakener<br />

Untersuchungshaftanstalt <strong>für</strong> Frauen<br />

Inhaftierte Frauen im Gespräch mit den Mitarbeitern der AIDS-Hilfe<br />

Sommerfest<br />

Traditionell war die AIDS-Hilfe mit einem Informationsstand beim Sommerfest der<br />

Zweiganstalt Dinslaken vertreten. Zudem wurde bei dem Bühnenprogramm, welches<br />

die Inhaftierten Frauen selbst organisierten, <strong>das</strong> Präventionsstück „Geschenke des<br />

Sommers“ aufgeführt.<br />

Weihnachtsfeiern<br />

Der hauptamtliche Mitarbeiter war bei zwei Weihnachtsfeiern in der Haftanstalt<br />

Hamborn zu Gast. Inhaftierte konnten in ungezwungener Atmosphäre Fragen zu<br />

Infektionsrisiken an den Mitarbeiter der AIDS-Hilfe stellen.<br />

63


5.3.5 Resümee und zukunftsorientierte Zielsetzungen<br />

Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ kann auf ein erfolgreiches <strong>Jahr</strong><br />

zurückschauen. Die Kooperation mit den Anstalten ist konstant und produktiv. Die<br />

Angebote der AIDS-Hilfe wurden sehr gut frequentiert.<br />

Zur Sinnhaftigkeit unserer Arbeit:<br />

Viele Menschen, die in Haft kommen, hatten schon vor der Inhaftierung<br />

gesundheitsschädliche Verhaltensmuster. Diese Verhaltensmuster werden durch die<br />

Inhaftierung verstärkt (Verringerung des Selbstwertgefühls, Stress im Haftalltag etc.).<br />

Gerade Fragen zu Übertragungswegen beim i. V. Drogenkonsum können nicht mit<br />

den Beamten oder dem Sanitätsdienst angesprochen werden. Da Mitarbeiter der<br />

AIDS-Hilfe der Schweigepflicht unterliegen, können inhaftierte ohne Angst vor<br />

Sanktionen die Beratung zur Vermeidung und Verhinderung von riskanten<br />

Konsummustern in Anspruch nehmen.<br />

Die Politik sieht dies jedoch anders. AIDS-Hilfen, die in NRW Haftarbeit durchführen,<br />

erhalten <strong>für</strong> diese Tätigkeit keine finanziellen Mittel. Ein Rahmenantrag, der im<br />

Landesarbeitskreis Drogen/Haft erstellt wurde, wurde vom Justizministerium<br />

angelehnt. Dies vor allem, da Mittel <strong>für</strong> Präventionsarbeit, ähnlich der<br />

Kommunalisierung, direkt an die einzelnen Anstalten fließen. Die AIDS-Hilfen<br />

müssen daher vor Ort an die Haftanstalten herantreten und finanzielle Mittel bei den<br />

zuständigen Personen beantragen. Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. hat<br />

sich diesbezüglich an die Leiterin der Haftanstalten Hamborn gewendet.<br />

Der Leiter der Sozialdienste vom Landesjustizvollzugsamt von NRW hat im<br />

Düsseldorfer Landtag die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel<br />

e.V. als ein „gut funktionierendes Projekt“ einer externen Organisation in Haft<br />

vorgestellt. Dadurch wurde die ARD auf unsere Arbeit aufmerksam und wollte einen<br />

Bericht darüber in der Tagesschau einbringen. Leider konnte dies jedoch wegen<br />

einer fehlenden Dreherlaubnis nicht umgesetzt werden. Dennoch steht dies <strong>für</strong> eine<br />

Akzeptanz und Wertschätzung unserer Arbeit. Nicht zuletzt, da die<br />

Präventionssketche, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Haftanstalten<br />

umgesetzt werden, <strong>für</strong> Lust und Spaß in der Prävention stehen.<br />

Der Bereich ,HIV und Strafvollzug’ wäre daher ohne die ehrenamtliche Unterstützung<br />

nicht in dem Ausmaß umgesetzt worden. Daher gilt besonderer Dank den<br />

engagierten Mitarbeitern, die sich <strong>für</strong> die besondere Herausforderung der<br />

„Knastarbeit“ entschieden haben.<br />

64


5.4 Frauen und AIDS, Primärprävention bei Frauen in besonderen<br />

Lebenslagen<br />

Für <strong>das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> bleibt festzuhalten, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> Projekt ‚Frauen und AIDS’ der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. mit den Zielgruppenspezifischen Mitteln der<br />

AIDS-Hilfe NRW e.V. erfolgreich umsetzen ließ.<br />

Dieses ermöglichte die Umsetzung der strukturellen Prävention im Arbeitsbereich<br />

‚Frauen und AIDS’ auf lokaler, regionaler und der landesweiten Ebene, welche in<br />

diesem <strong>Jahr</strong> in unterschiedlichen Arbeitsbereichen erfolgte. Zu nennen sind die<br />

Begleitung von HIV-positiven/ an AIDS erkrankten Frauen, die Gestaltung<br />

bedarfsgerechter Versorgungsstrukturen, den Abbau gesellschaftlicher<br />

Diskriminierungen und die Primärprävention spezifischer Zielgruppen innerhalb des<br />

Frauenbereiches.<br />

Auch in <strong>2007</strong> erfolgte die Arbeit auf der landesweiten und regionalen Ebene<br />

ausschließlich in Vernetzung und Kooperation mit Institutionen, die im Bereich<br />

‚Frauen und AIDS’ tätig sind. Diese Vorgehensweise stellt vorhandene Ressourcen<br />

sicher und führt zu einer effizienten Arbeit im Bereich ‚Frauen und AIDS’.<br />

In der lokalen Arbeit ließ sich die Ausdifferenzierung der Aufgaben durch die<br />

Einbeziehung von ehrenamtlicher Arbeit und die Unterstützung der HIV-positiven / an<br />

AIDS erkrankten Frauen realisieren. Darüber hinaus waren auch auf dieser Ebene<br />

Kooperationen mit Institutionen relevant, um die begrenzten personellen Ressourcen<br />

möglichst effizient zu nutzen.<br />

5.4.1 Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’ auf der lokalen Ebene<br />

Sicherstellung frauenspezifischer Beratung und Begleitung<br />

In diesem <strong>Jahr</strong> stellte die Projektnehmerin sicher, <strong>das</strong>s Frauen, die sich sowohl<br />

telefonisch als auch persönlich an die AIDS-Hilfe wenden, die Option gegeben<br />

werden kann, sich mit einer Frau über ihre Themen auseinandersetzen zu können.<br />

Für eine qualifizierte Beratung und Betreuung spielen geschlechtsspezifische<br />

Faktoren eine wichtige Rolle, die sich nicht ohne weiteres von männlichen Kollegen<br />

bearbeiten lassen. Besonders bei Frauen, deren kultureller oder religiöser<br />

Hintergrund einen offenen Umgang bezüglich Sexualität ausschließlich bei<br />

gleichgeschlechtlichen Personen akzeptiert, ist ein weiblicher Ansprechpartner<br />

wichtig.<br />

Zusammenarbeit mit Ehrenamtlerinnen / betroffenen Frauen<br />

Für die lokale Arbeit ist es notwendig, die Kapazitäten mithilfe von Ehrenamtlerinnen<br />

und positiven Frauen zu erweitern. Die Strategie der Projektnehmerin, sowohl<br />

Ehrenamtlerinnen als auch betroffene Frauen in die aktuelle frauenspezifische Arbeit<br />

mit einzubinden wurde <strong>2007</strong> fortgesetzt. Besonders erfolgreich ließ sich dieses in der<br />

lokalen Öffentlichkeitsarbeit umsetzen. Der Versuch, eine betroffene Frau in die<br />

landesweite Arbeit zu integrieren, war hingegen nur bedingt möglich.<br />

Die Schulung der EhrenamtlerInnen der AIDS-Hilfen Oberhausen, Essen, Bochum<br />

und Duisburg / Kreis Wesel zum Themenbereich ‚Frauen und HIV / AIDS’ wurde<br />

erneut von der Projektnehmerin übernommen, um neue Ehrenamtlerinnen zu<br />

gewinnen und <strong>für</strong> <strong>das</strong> Thema zu sensibilisieren. In Kooperation mit den AIDS-Hilfen<br />

Bochum, Essen und Oberhausen werden die neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter <strong>für</strong><br />

ihre Arbeit in den jeweiligen AIDS-Hilfen vorbereitet. Neben medizinischen Aspekten<br />

wurden die unterschiedlichen Arbeitsfelder der AIDS-Hilfe vorgestellt. Die<br />

65


Projektnehmerin hat in diesem Zusammenhang den Bereich „Frauen in besonderen<br />

Lebenslagen“ vorgestellt.<br />

<strong>2007</strong> ließen sich vermehrt betroffene Frauen gewinnen, die die<br />

Öffentlichkeitsaktionen im „Hintergrund“ unterstützten. Die Frauen erklärten sich<br />

beispielsweise bereit, Päckchen <strong>für</strong> Aktionen zu packen, Postkarten und<br />

Informationsmaterial zu bearbeiten etc.. Bei den Aktionen vor Ort stand die Angst vor<br />

einem unfreiwilligen „Outing“ im Vordergrund und machte so die Teilnahme <strong>für</strong> die<br />

Frauen unmöglich.<br />

Mit der Homepage ‚www.venus-ruhrgebiet.de’ entstand hingegen die Option, <strong>das</strong>s<br />

sich positive Frauen in einem geschützten Rahmen „outen“, mit ihrer<br />

Lebensgeschichte die LeserInnen sensibilisieren und sich untereinander bei Bedarf<br />

in einem Forum austauschen können. Die Homepage muss weiterhin beworben<br />

werden, da <strong>das</strong> Angebot noch nicht von vielen Betroffenen genutzt wird.<br />

Primärprävention bei Frauen in besonderen Lebenslagen<br />

<strong>2007</strong> ließ sich die Präventionsarbeit auf dem Duisburger Straßenstrich erfolgreich mit<br />

dem Gesundheitsamt der Stadt Duisburg fortführen. Mit der regelmäßigen<br />

aufsuchenden Arbeit (in einem ca. zweiwöchigen Rhythmus) wird ein langfristiger<br />

Beziehungsaufbau zu den einzelnen Sexarbeiterinnen ermöglicht.<br />

Erneut wurde in dem Arbeitsbereich der Bordelle in Duisburg eine Aktion<br />

(Nikolausaktion) durchgeführt, in der Give-aways und Informationsmaterial an die<br />

Sexarbeiterinnen verteilt wurden.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>2007</strong> galt es neben der Kommunikationskampagne ‚XXelle’ und der<br />

ruhrgebietsweiten Homepage auch die lokale AIDS-Hilfe und die Arbeit in dem<br />

Bereich ‚Frauen und AIDS’ zu präsentieren.<br />

Neben den einzelnen Öffentlichkeitsaktionen (siehe regionale Arbeit) ist dieses <strong>2007</strong><br />

besonders gut durch die Pressearbeit gelungen. Zwei HIV-positive Frauen erklärten<br />

sich zum Welt-Aids-Tag dazu bereit, über ihre Lebenssituationen zu berichten. Da<br />

die Projektnehmerin diese Interviewtermine mit den Frauen vorbereitete und zu ihrer<br />

Unterstützung beim Interview anwesend blieb, waren die Frauen trotz der<br />

Anstrengung, sich mit Aspekten des eigenen Lebens auseinandersetzen zu müssen,<br />

stolz auf die gelungenen Ergebnisse.<br />

Schulung MultiplikatorInnen<br />

In Duisburg und dem Kreis Wesel steht <strong>für</strong> den Projektbereich ‚Frauen und HIV/AIDS’<br />

ausschließlich die Stelle der Projektnehmerin zur Verfügung. Diese Situation macht<br />

es notwendig eine Struktur zu schaffen, in der frauenspezifische Projekte über <strong>das</strong><br />

Thema ‚Frauen und AIDS’ informiert sind. Ein Zugang ist mit dem Medium Internet<br />

und der Ruhrgebietshomepage geschaffen worden.<br />

Teilnahme an Arbeitskreisen<br />

An dem in Duisburg existierenden Arbeitskreis, der sich an Frauengruppen und<br />

frauenspezifische Institutionen aus Duisburg richtet, nahm die Projektnehmerin an<br />

den Arbeitstreffen teil, die eine thematische Relevanz <strong>für</strong> die lokale Arbeit hatten.<br />

Durch die sporadischen Kontakte wird die Begleitungsarbeit im Frauenbereich<br />

optimiert, da enge Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Einrichtungen<br />

entstehen. Die Netzwerkarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, da sich die<br />

Bedarfe durch <strong>das</strong> sich verändernde Sozialrecht mehr ausdifferenzieren.<br />

66


5.4.2 Regionale Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’<br />

Homepageprojekt ‚ venus-ruhrgebiet<br />

Die Homepage ‚www.venus-ruhrgebiet.de’, die in Kooperation mit der AIDS-Hilfe<br />

Dortmund e.V. erstellt wurde, präsentiert <strong>das</strong> Thema ‚Frauen und AIDS’ <strong>für</strong> positive<br />

Frauen und andere Interessierte im Internet. Auf der Homepage werden<br />

unterschiedliche Aspekte des Themas ‚Frauen und AIDS’ dargestellt, es werden<br />

Links zu anderen Homepages, Termine und Hilfsangebote <strong>für</strong> betroffene Frauen<br />

aufgeführt und es besteht die Möglichkeit ein Forum zu nutzen, um den Austausch<br />

zwischen positiven Frauen zu fördern.<br />

Somit bietet die Homepage zum einen die Option frauenspezifische Institutionen im<br />

Ruhrgebiet zu informieren und zu sensibilisieren und zum anderen schafft sie <strong>für</strong><br />

positive Frauen einen niedrigschwelligen und anonymen Zugang zu Informationen<br />

und persönlichen Kontakten.<br />

Für <strong>2007</strong> bleibt festzuhalten, <strong>das</strong>s die Homepage ‚Venus Ruhrgebiet’ nur bedingt<br />

weiter modifiziert und umgesetzt wurde, da sie aufgrund von ungeklärter<br />

Administration <strong>für</strong> einige Zeit nicht zugänglich war.<br />

Hintergrund der Stabilisierung und Modifizierung der Homepage bleibt weiterhin,<br />

Frauen mit HIV und AIDS die Möglichkeit zu geben, Informationen aktueller<br />

medizinischer Neuerungen / Veränderungen bedarfsgerecht und anonym über <strong>das</strong><br />

Internet jeder Zeit abrufen zu können.<br />

Das sekundärpräventive Angebot auf der Homepage (Austausch von betroffenen<br />

Frauen im Rahmen der Selbsthilfe), wurde nur partiell genutzt. Hier gilt es, die<br />

Zielgruppe durch intensivere Bewerbung auf dieses Angebot hinzuweisen.<br />

Eine Evaluation konnte noch nicht erfolgen, da die Anzahl von Kontakten noch nicht<br />

<strong>für</strong> eine aussagefähige statistische Auswertung ausreichte.<br />

Rundbriefprojekt ‚Infoletter <strong>für</strong> HIV-positive Frauen’<br />

Die bestehenden Angebote der AIDS-Hilfe können nicht von allen Frauen genutzt<br />

werden. Zum einen haben viele Klientinnen keinen Internetanschluss und können so<br />

nicht auf die Homepage zugreifen, zum anderen wird <strong>das</strong> Beratungsangebot in<br />

unserer Einrichtung aus unterschiedlichen Gründen nicht genutzt. Daher wurde von<br />

der Stelleninhaberin ein ‚Infoletter <strong>für</strong> Frauen mit HIV und Aids’ erstellt. Dieser<br />

Infoletter enthält Informationen, welche per Post an die interessierten Frauen<br />

versendet werden. Es handelt sich dabei um Artikel aus Fachzeitschriften über<br />

neueste Erkenntnisse von HIV und Schwangerschaft oder neue<br />

Forschungsergebnisse der HIV-Medikamententherapie, die von der Stelleninhaberin<br />

zusammengestellt werden. Darüber hinaus wird der Infoletter zur Bewerbung der<br />

Homepage und der Kontaktbörse ‚Venus friendship’ genutzt.<br />

Förderung der Selbsthilfepotentiale und Stabilisierung der bestehenden<br />

Selbsthilfeangebote<br />

Ein wesentliches Ziel auf der Ruhrgebietsebene ist es, positiven Frauen eine<br />

Möglichkeit zu geben, sich persönlich auszutauschen und eine Vernetzung zu<br />

ermöglichen. Dieses ist besonders relevant, da die Zielgruppe ‚Frauen’ sehr<br />

heterogen ist und sich eine stabile persönliche Beziehung nicht ausschließlich auf die<br />

HIV-Infektion / AIDS-Erkrankung gründen lässt.<br />

In Zusammenarbeit mit der AIDS-Hilfe Dortmund e.V., der AIDS-Hilfe Essen e.V., der<br />

AIDS-Hilfe Oberhausen e.V. und der AWO Niederrhein e.V. wurde <strong>2007</strong> ein<br />

67


Vernetzungstreffen angeboten. Das Schwerpunktthema des Treffens stand <strong>das</strong><br />

Thema ‚Stilberatung’. Dies wurde der Evaluation entnommen, die Ende 2005 mit den<br />

Frauen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigten, <strong>das</strong>s die Frauen einen<br />

besonderen Bedarf an Themen haben, in denen die eigene Attraktivität im<br />

Vordergrund steht. In diesem Treffen ließ sich dieses mit einer Trainerin umsetzen,<br />

die zu den einzelnen Personen die passenden Stiltypen ermittelte. Bei den<br />

Vernetzungstreffen sind die Teilnehmerinnenzahlen gegenüber den Vorjahren<br />

gesunken. Die Rückmeldebögen der Frauen ergeben jedoch, <strong>das</strong>s die Treffen nicht<br />

an Relevanz verloren haben. 2008 gilt es, die Entwicklung der<br />

Teilnehmerinnenzahlen kritisch zu beobachten und gegebenenfalls Konsequenzen<br />

zu ziehen.<br />

Der Informationsnachmittag, ebenfalls mit dem gewünschten Thema ,HIV / AIDS und<br />

Sexualität’ musste kurzfristig aufgrund zu geringer Anmeldezahlen abgesagt werden.<br />

Angesichts der Entwicklung, <strong>das</strong>s die Frauen die Teilnahme an den<br />

Vernetzungstreffen oftmals kurzfristig absagen, stand <strong>2007</strong> in der<br />

Ruhrgebietsvernetzung im Vordergrund, <strong>das</strong>s die Frauen verstärkt miteinbezogen<br />

werden sollten. Die Hauptamtlerinnen motivierten die Frauen erneut dazu, sich<br />

gegenseitig in die AIDS-Hilfen einzuladen. In der ersten <strong>Jahr</strong>eshälfte ließ sich dieses<br />

in der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. umsetzen. Die positiven Frauen<br />

entwickelten Einladungen, besprachen <strong>das</strong> Essen und den Termin. Die<br />

Projektnehmerin unterstützte die Aktivitäten der Frauen und begleitete <strong>das</strong> Treffen,<br />

<strong>das</strong> von Frauen aus Oberhausen, Essen und Dortmund besucht wurde.<br />

Schulung MultiplikatorInnen<br />

Im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> ließ sich in Duisburg erneut die Schulung der Hebammen zum Thema<br />

‚HIV / AIDS’ in Kooperation mit der AIDS-Hilfe Dortmund e.V. umsetzen. Sie verlief<br />

äußerst positiv, so <strong>das</strong>s die Schule weiteren Bedarf und den Wunsch nach weiterer<br />

Kooperation geäußert hat. Ein weiterer Termin ist bereits <strong>für</strong> den April 2008<br />

vereinbart, der in Kooperation mit einem Duisburger Schwerpunktarzt stattfinden<br />

wird.<br />

Die Hebammenschule in Bochum hat weiterhin keinen Bedarf angemeldet.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

In der Öffentlichkeitsarbeit <strong>2007</strong> wurde der Schwerpunkt weiterhin auf die<br />

Präsentation der landesweiten Kommunikationskampagne ‚XXelle’ gelegt. Im<br />

Rahmen der Ruhrgebietsvernetzung ließen sich zwei Öffentlichkeitsaktionen zum<br />

Thema ‚Frauen und AIDS’ platzieren. Eine fand zum ‚Internationalen Frauentag’ in<br />

Kooperation mit der AIDS-Hilfe Essen e.V. in der Essener Innenstadt statt, bei der<br />

mit einer Glücksradaktion und Verteilen von Päckchen die<br />

Kommunikationskampagne beworben wurde. Die zweite wurde auf der ‚Loveparade’<br />

platziert, die im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> erstmals im Ruhrgebiet stattfand, und in Kooperation mit<br />

Essen, Duisburg/ Kreis Wesel und Oberhausen stattfand.<br />

68


5.4.3 Landesweite Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’<br />

Teilnahme an Arbeitskreisen<br />

Die regelmäßige Teilnahme an der Landesarbeitsgemeinschaft ‚Frauen und AIDS’<br />

vertiefte den landesweiten Bezug des Projektes. Dieser ist notwendig, um die<br />

kontinuierliche Modifizierung der Arbeit in dem Bereich ‚Frauen und AIDS’ zu<br />

gewährleisten. Mithilfe der fachlichen Auseinandersetzung auf der Landesebene wird<br />

zum einen die lokale Projektarbeit weiterqualifiziert und zum anderen die Erarbeitung<br />

und Umsetzung von Projektideen in NRW gefördert.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>2007</strong> galt es, die landesweite Kommunikationskampagne ‚XXelle’<br />

öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.<br />

Die NRW-weit erstellten Materialien ließen sich <strong>für</strong> unterschiedliche Aktionen (s.<br />

Öffentlichkeitsarbeit auf lokaler / regionaler Ebene) erfolgreich nutzen. Darüber<br />

hinaus trugen die von der AIDS-Hilfe NRW e.V. erstellten Presseartikel zu einer<br />

gelungenen Öffentlichkeitsarbeit bei.<br />

69


5.5 Migration<br />

Das Thema ‚Migration’ nimmt in der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. im <strong>Jahr</strong><br />

<strong>2007</strong> weiterhin einen wichtigen Teil der Arbeit ein. Besonders im Begleitungsbereich<br />

spielt es eine wesentliche Rolle. Auf dieser Ebene ist in erster Linie, aufgrund des<br />

umfassenden Ausländergesetzes, eine Vernetzungsarbeit mit anderen Institutionen,<br />

die zur Klärung der Aufenthaltssituation beitragen, unbedingt erforderlich. Im Hinblick<br />

auf die Präventionsarbeit ist ein sensibler Umgang mit dem kulturellen und religiösen<br />

Hintergrund vonnöten.<br />

5.5.1 Migration und Begleitung<br />

Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. begleitete auch im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> ca. 30%<br />

Menschen, die einen Migrationshintergrund hatten. Im Hinblick auf die HIV-positiven /<br />

an AIDS-erkrankten Frauen waren 44% der Begleiteten Migrantinnen, wobei die<br />

Gruppe der SchwarzafrikanerInnen in diesem Berichtsjahr die zahlenmäßig größte<br />

Gruppe der MigrantInnen stellt. Die Herkunftsländer sind dabei häufig Togo, Ghana<br />

und Kamerun. Vernachlässigbar klein sind neben dieser MigrantInnengruppe<br />

Menschen mit türkischen und serbokroatischen Migrationshintergrund, die aber<br />

ebenfalls von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. begleitet werden.<br />

In der Begleitung zeigt sich, <strong>das</strong>s viele Thematiken, die in der Beratungs- und<br />

Versorgungssituation eine Rolle spielen, kulturell geprägt sind. Dieses kann in<br />

Beratungssituationen zu Missverständnissen führen, aus denen Fehlentscheidungen<br />

oder kontraproduktive Unterstützungs- und Behandlungsangebote resultieren<br />

können. Hinzu kommen sprachliche Barrieren, die die Verständigung ebenfalls<br />

erschweren. Dieses wird besonders bei der Auseinandersetzung über sensible<br />

Themen wie HIV / AIDS, Sex, Drogen u.ä. deutlich. Zusätzlich zu den sprachlichen<br />

und kulturellen Barrieren ist die Begleitung der HIV-Infizierten / an AIDS-erkrankten<br />

MigrantInnen durch ihre spezifische Lebenssituation gekennzeichnet. Häufig sind<br />

Regelung des Aufenthaltsstatus’ und der Umgang mit dem fremden Aufenthaltsland<br />

und Behörden ein existentielles Thema, worüber die HIV-Infektion/AIDS-Erkrankung<br />

in den Hintergrund rückt. Für viele MigrantInnen trifft zu, <strong>das</strong>s sie ihre Familien in den<br />

Herkunftsländern zurückgelassen haben. Besonders in der Begleitung der Menschen<br />

aus Subsahara-Afrika ist die Trennung von Eltern, Geschwistern, Kindern und<br />

EhepartnerInnen daher oft ein Thema.<br />

Aus den genannten Gründen nimmt die Begleitung der MigrantInnen oftmals einen<br />

anderen zeitlichen Rahmen in Anspruch. Der fachliche Austausch (z. B. im<br />

Arbeitskreis Migration – s. 5.5.2) sowie die Zusammenarbeit mit anderen<br />

Institutionen nimmt daher einen hohen Stellenwert ein.<br />

5.5.2 Arbeitskreis ‚Migration’<br />

Ziel des Arbeitskreises Migration ist ein fachlicher Austausch, Vernetzung regionaler<br />

Angebote und die Durchführung gemeinsamer Projekte und Veranstaltungen. So<br />

konnte im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> <strong>das</strong> in 2005 geplante Projekt, eine Fachtagung <strong>für</strong><br />

MultiplikatorInnen aus unterschiedlichen MigrantInnengruppen zu schulen,<br />

umgesetzt werden. Mit der Fachtagung: „…ohne Angst verschieden sein…“ -<br />

Aspekte transkultureller Kommunikation im Bereich der Gesundheitsförderung – sind<br />

MultiplikatorInnen aus unterschiedlichen Institutionen erreicht worden, die mit<br />

MigrantInnen arbeiten.<br />

70


Im Vordergrund stand dabei eine Sensibilisierung bezüglich ihres Umgangs mit<br />

MigrantInnen. So ist sowohl der Fokus auf die Lebenssituation der MigrantInnen<br />

gerichtet worden (z. B. mit dem Workshop „Traumatisierung von MigrantInnen“) als<br />

auch auf die eigene Rolle als BeraterIn (Thematisierung eigener Vorurteile, Ängste,<br />

Unsicherheiten etc.) Bezug genommen worden.<br />

Der Arbeitskreis, ein Zusammenschluss von Organisationen, die im Bereich<br />

HIV/AIDS tätig sind (Gesundheitsamt der Stadt Duisburg - Beratungsstelle zu AIDS<br />

und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten - AIDS-Hilfe Oberhausen e. V.,<br />

AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V., AIDS-Hilfe Krefeld e.V., Projekt Aids + Kinder, Köln).<br />

verfolgt die Zielsetzung, im <strong>Jahr</strong> 2010 eine weitere Fachtagung <strong>für</strong> MultiplikatorInnen<br />

aus unterschiedlichen MigrantInnengruppen anzubieten, um <strong>das</strong> Thema ‚HIV / AIDS’<br />

weiterhin präsent und MultiplikatorInnen <strong>für</strong> <strong>das</strong> Thema ‚Migration’ sensibel zu<br />

machen.<br />

71


5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung<br />

• „Jugendliche sind umfassend und nachhaltig aufgeklärt<br />

• Jede nachwachsende Generation wird erreicht<br />

• Im Jugendbereich sind die Themen HIV / AIDS in ein kultursensibles,<br />

sexualpädagogisches Angebot eingebettet<br />

• Jugendliche sind <strong>für</strong> <strong>das</strong> Thema Solidarität mit Menschen mit HIV / AIDS<br />

sensibilisiert<br />

• Jugendliche erfahren, <strong>das</strong>s offen über den Schutz der eigenen Gesundheit<br />

und den der Sexualpartnerin und des Sexualpartners gesprochen werden<br />

kann und <strong>das</strong>s Schutzverhalten gesellschaftlich erwünscht ist<br />

• Die Wirkung von illegalen und legalen Drogen, insbesondere von Alkohol, auf<br />

<strong>das</strong> Schutzverhalten wird thematisiert<br />

• Sozial benachteiligte Jugendliche werden mit spezifischen Maßnahmen<br />

erreicht“<br />

(Quelle : Aktionsplan zur Umsetzung der HIV / AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung,<br />

Bonn/Berlin, 3. überarbeitete Aufl., März <strong>2007</strong>, S.15)<br />

So lauten die im Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der HIV / AIDS-<br />

Bekämpfungsstrategie vom März <strong>2007</strong> formulierten Ziele <strong>für</strong> die „besondere<br />

Zielgruppe“ Jugendliche. Eine deutliche Bekräftigung des erfolgreichen `deutschen<br />

Präventionsansatzes´ und eine deutliche Bestätigung <strong>für</strong> und Stärkung des<br />

Präventionsansatzes des bisherigen NRW-Landesprogrammes „Youthwork“,<br />

welches bei der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. seit nunmehr 19 <strong>Jahr</strong>en<br />

durch eine hauptamtliche Fachkraft verortet ist und auch nach der Kommunalisierung<br />

der Landesmittel (Vgl. <strong>1.</strong>) hier erhalten werden soll / muss.<br />

Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit dieser AIDS-Prävention in<br />

sexualpädagogischem Kontext mit dem vorrangigen Ziel der Vermeidung von<br />

Primärinfektionen hat nichts an Bedeutung verloren. Die deutlichen Anstiege der<br />

letzten <strong>Jahr</strong>e bei den HIV-Neudiagnosen quer durch alle Bevölkerungsgruppen –so<br />

auch bei jugendlichen und jungen Menschen- sind ein deutlicher Beleg da<strong>für</strong>.<br />

Dennoch ist festzuhalten, <strong>das</strong>s diese Arbeit, die vor allem durch personale<br />

Kommunikation zielgruppenadäquate Informationsarbeit und Aufklärung leistet,<br />

offenbar weiterhin sehr erfolgreich ist. Das zeigen uns die epidemiologischen Daten<br />

aus unserer Region und die Inzidenzvergleiche mit anderen europäischen Ländern.<br />

Der niedrigschwellige, emanzipatorische und akzeptanzorientierte Ansatz ist richtig.<br />

Repressive Ansätze sind eindeutig kontraproduktiv, wie insbesondere Beispiele aus<br />

Osteuropa zeigen. Auch die mit großem finanziellen und personellen Aufwand<br />

aufgelegten Abstinenzprogramme der USA scheitern, wie erste<br />

Evaluationsergebnisse belegen.<br />

Die besondere Akzeptanz dieses Ansatzes wird uns auch vor Ort durch<br />

Rückmeldungen, Resonanzen und Evaluationserfahrungen zu unseren<br />

72


Veranstaltungen in diesem Sektor (s. Abb. Veranstaltungsverteilung nach<br />

Arbeitsfeldern) bestätigt.<br />

Dem Rechnung tragend gestalten wir unsere AIDS-Prävention in<br />

sexualpädagogischem Kontext und zielen auf einen Dialog in offener und angstfreier<br />

Atmosphäre und ohne pädagogischen Zeigefinger.<br />

5.6.1 Veranstaltungsinhalte<br />

In aller Regel werden personalkommunikative Formen massenmedialen vorgezogen.<br />

Das erfordert allerdings auch eine jeweilige Reduktion auf zielgruppenadäquate und<br />

bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese Reduktion pädagogisch<br />

verantwortungsvoll vornehmen zu können, finden entsprechende Vor- und<br />

Nachgespräche mit den Veranstaltungspartnern statt.<br />

Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen können<br />

u.a. folgende Themenfelder behandelt werden:<br />

• Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und AIDS, und<br />

andere STI`s (Virologie, Immunologie, ...)<br />

• Verlaufsformen der HIV-Infektion<br />

• Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze<br />

• Übertragungswege und –risiken<br />

• Infektionsschutzmöglichkeiten<br />

• Testverfahren und ihre Problematiken<br />

• Epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende<br />

Präventionserfordernisse und –strategien<br />

• Lebenssituation von Betroffenen und An- oder Zugehörigen<br />

• Umgang mit HIV-positiven oder/und an AIDS erkrankten<br />

Menschen<br />

• Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen<br />

• Drogen- und Substitutionsproblematik<br />

• HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen<br />

• Juristische und ethische Fragestellungen<br />

• Probleme in der Begleitung und Pflege<br />

• Sterbebegleitung, Tod und Trauer<br />

• Liebe, Sexualität und Partnerschaft<br />

• Probleme im Umgang mit der eigenen Sexualität<br />

• Homosexualität (Schwul-lesbische Aufklärungsarbeit)<br />

• Geschlechterrollen und ihre Problematiken<br />

• Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld der Sexualität<br />

• u.a.m.<br />

73


5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork<br />

Wir bieten <strong>für</strong> Sie an:<br />

• AIDS-Präventionsveranstaltungen im<br />

Rahmen von Sexualpädagogik und<br />

ganzheitlicher<br />

Gesundheitsförderung<br />

• Fort- und Weiterbildung <strong>für</strong><br />

MultiplikatorInnen und LehrerInnen<br />

• Beratung (telefonisch, persönlich,<br />

schriftlich und via Internet) <strong>für</strong><br />

Jugendliche, Eltern, LehrerInnen,<br />

ErzieherInnen etc.<br />

• Kooperation, Koordination und<br />

Vernetzung<br />

• Geschlechtsspezifische Angebote <strong>für</strong><br />

Mädchen und Jungen<br />

Beratung<br />

Einzel-, Paar,<br />

Gruppenberatung;<br />

-telefonisch<br />

-persönlich<br />

-schriftlich<br />

-via Internet<br />

Angebote<br />

Kooperation,<br />

Präventionsveranstaltungen<br />

Weiterbildung<br />

Fort- und<br />

Koordination,<br />

Vernetzung<br />

Gruppenarbeit, Moderation, Workshop,<br />

Seminar, Expertengespräch, Diskussion,<br />

Projekt, Fachtagung, Event, Vortrag,<br />

Referat, Infostand etc.<br />

Arbeitskreise,<br />

Gremien,<br />

Ausschüsse,<br />

Lobbyarbeit, etc.<br />

AIDS-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem Kontext wurden von der<br />

AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. <strong>für</strong> SchülerInnen aller Regelschulformen<br />

sowie Kollegschulen durchgeführt. In der Regel werden unsere Angebote in den<br />

<strong>Jahr</strong>gängen ab der Klasse 8, in einzelnen begründeten Ausnahmen auch in jüngeren<br />

<strong>Jahr</strong>gängen platziert.<br />

Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert konzipiert. Das<br />

Angebotsspektrum reicht hier von Formen eines „Expertengespräches“ im Rahmen<br />

von Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem Fachhintergrund bis hin zu Projekttagen<br />

und – wochen, die günstigenfalls außerhalb des Schulrahmens durchgeführt werden.<br />

Um darüber hinaus eine zumindest grobe Übersicht über <strong>das</strong> „Produkt Youthwork“,<br />

über Zielebenen, Methoden und Ansätze bekommen zu können, sei an dieser Stelle<br />

auf die Internetseite www.youthwork-nrw.de verwiesen.<br />

Mit dem Berichtsjahr <strong>2007</strong> blicken wir im Bereich Youthwork / Prävention in der<br />

Allgemeinbevölkerung auf ein rekordverdächtiges <strong>Jahr</strong> zurück. Weiterhin<br />

konzentrieren sich die Veranstaltungsanfragen stark auf <strong>das</strong> erste Halbjahr und<br />

insbesondere auf <strong>das</strong> erste Quartal, in dem wir allein 46 (!) Veranstaltungstage<br />

aufzuführen haben. Vor allem die Anfragen von weiterführenden Schulen boomen<br />

so, <strong>das</strong>s wir leider nicht alle Anfragen wunschgemäß bedienen konnten. Es gibt<br />

allerdings viel Bemühen um terminliche Flexibilität von Seiten der Schulen, die unser<br />

Angebot sehr zu schätzen gelernt haben.<br />

Angesichts der Größe des Zuständigkeitsgebietes, der wachsenden Bedarfe und der<br />

Einzigartigkeit des Youthwork-Angebotes in der Region, erscheint es weiterhin sehr<br />

74


sinnvoll, eine weitere Fachkraft zu gewinnen. Wünschenswert wäre insbesondere<br />

eine Youthworkerin, die sich verstärkt der Mädchenarbeit widmen könnte. Zumindest<br />

phasenweise und themenabhängig sind geschlechtsspezifische Angebote und<br />

Arbeitsweisen im Bereich der Sexualpädagogik wichtig. Die `Sinnhaftigkeit´ beginnt<br />

gewissermaßen bei dem Eindruck, <strong>das</strong>s Defizite bzgl. des individuellen<br />

Körperbewusstseins und –verständnisses aus meiner Sicht zunehmen und<br />

Basiskenntnisse zu Körperbau und –funktionen, die zum Verstehen von sexuellen<br />

Vorgängen unentbehrlich sind, oft nur rudimentär vorhanden sind. Dies gilt allerdings<br />

durchaus <strong>für</strong> beide Geschlechter.<br />

Darüber hinaus können wir uns mit unseren Kapazitäten leider nicht im gewünschten<br />

Maße um sozial benachteiligte Schüler/innen kümmern, die nicht nur, aber gewiss<br />

mit höherer Quote in Haupt- und LB-Schulen anzutreffen sind, <strong>für</strong> die die<br />

beschriebenen Defizite in besonderem Maße gelten und die bei den STI-Inzidenzen<br />

leider eine exponierte Rolle spielen.<br />

Angesichts der knappen personellen Ressourcen bleibt die Einbindung und<br />

entsprechende Qualifizierung von ehrenamtlichen Kräften und Multiplikator/innen ein<br />

zentrales Anliegen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.<br />

Unser Dank gilt hier insbesondere den aktiven HIV-positiven EhrenamtlerInnen, die<br />

sich immer wieder bereit erklären, in authentischer Weise zur Frage „HIV-positiv sein<br />

– was heißt <strong>das</strong>?“ Rede und Antwort zu stehen. Die Einbeziehung dieser<br />

Selbsthilfeaktivisten ist hier, wie bei Bedarf auch zum Thema „Homosexualität“, fester<br />

Bestandteil vieler Präventionsveranstaltungen. Der besondere Wert dieser<br />

Authentizität wird uns auch immer wieder rückgemeldet. Hier gilt auch den<br />

Mitarbeitern des Herzenslust-Teams ein herzliches Dankeschön.<br />

Den von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzungen in Duisburg und <strong>für</strong> die<br />

Region um Dinslaken kommen ebenfalls besondere Bedeutungen zu. Dabei geht es<br />

uns vor allem darum, über MultiplikatorInnen eine kontinuierliche Präsenz der<br />

Präventionsthemen in den Institutionen zu schaffen und von `nur´ punktuellen<br />

Veranstaltungen wegzukommen. Durch die Vernetzung und die damit verbesserte<br />

Kooperation und Koordinierung werden Synergieeffekte erzielt. Durch begleitende<br />

Öffentlichkeitsarbeit wird <strong>für</strong> die potentiellen Kunden mehr Transparenz zu den<br />

Präventionsangeboten geschaffen.<br />

Nach der (alljährlich durchgeführten) repräsentativen Umfrage der BZgA aus dem<br />

<strong>Jahr</strong>e 2006 verfügen Jugendliche im Alter von 16 bis 20 <strong>Jahr</strong>en in Deutschland „über<br />

ein hohes Basiswissen zu HIV und AIDS (…). Andererseits ist ihr Wissensstand in<br />

wichtigen Bereichen lückenhaft: 20 Prozent dieser Jugendlichen wissen nicht, <strong>das</strong>s<br />

Menschen mit HIV andere Menschen bereits vor dem Ausbruch von AIDS infizieren<br />

können. Ebenso sind sich 16 Prozent nicht sicher, wie sie sich vor AIDS schützen<br />

können, und 21 Prozent glauben, ein positives HIV-Testergebnis bedeutet man sei<br />

an AIDS erkrankt. 14 Prozent glauben zudem, HIV-Infektionen an äußerlichen<br />

Anzeichen erkennen zu können.“<br />

(Quelle : Aktionsplan zur Umsetzung der HIV / AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung,<br />

a.a.O., S.15)<br />

75


Erst recht konstatieren wir immer wieder und immer mehr Defizite im Bereich von<br />

sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen im Feld von Liebe, Sexualität und<br />

Partnerschaft.<br />

Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations- und Vermittlungsmethoden<br />

und der Zeitpunkt der thematischen Auseinandersetzung von entscheidender<br />

Bedeutung. Die Erkenntnis ist nicht neu, <strong>das</strong>s AIDS-Prävention mit Jugendlichen im<br />

Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist, <strong>das</strong>s personalkommunikative<br />

Methoden (d.h. „Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“, vgl. BZgA-Ansatz), die an<br />

der Lebenswelt der SchülerInnen orientiert und hinsichtlich der ersten Erfahrungen<br />

zeitnah zu platzieren sind, massenmedialen oder eindimensionalen<br />

Vermittlungsformen vorzuziehen sind.<br />

In den <strong>Jahr</strong>gangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint uns zudem eine – zumindest<br />

phasenweise und themenabhängige – geschlechtergetrennte Bearbeitung sinnvoll<br />

(vgl. o.). Hier müssen einfach die nicht selten durchaus großen Unterschiede im<br />

Reife- und Erfahrungsgrad zwischen Mädchen und Jungen einer <strong>Jahr</strong>gangsstufe<br />

Berücksichtigung finden. In Anwesenheit des anderen Geschlechtes fällt es<br />

manchmal schwerer, in offene und ehrliche Kommunikationsprozesse<br />

hineinzufinden.<br />

Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung (Wer bin ich? Was mag ich? Was mag<br />

ich nicht? …) noch in vollem Gange ist. Dennoch sind angesichts der mehrheitlich<br />

heterosexuellen Orientierungen, Erfahrungen gelingender Kommunikation zwischen<br />

den Geschlechtern unentbehrlich und nicht zuletzt besonders wichtig <strong>für</strong> die<br />

Verabredung von Verhütungsmethoden, <strong>für</strong> die Durchsetzung individueller<br />

Schutzbedürfnisse.<br />

Verstärkt wird der Trend zu problematischer bzw. nicht erfolgreicher Face-to-face-<br />

Kommunikation durch die rasante Nutzung der neuen Medien zur Kontaktanbahnung<br />

oder <strong>für</strong> Verabredungen. Die anfängliche Anonymität wird einerseits sehr geschätzt,<br />

aber andererseits auch zunehmend missbraucht. Der Ansatz, kommunikative<br />

Kompetenzen zu fördern wird aus unserer Sicht immer wichtiger.<br />

Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und –bestimmung mit sozialer<br />

Verantwortung und solidarischem Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale<br />

Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit (Vgl. „Ziele“, o.).<br />

Auch vor diesem Hintergrund ist eine optionale Einbeziehung des Spezialthemas<br />

„Homosexualität“, welches durch die Richtlinien zur Sexualerziehung zum<br />

verbindlichen Thema aufgewertet wurde, wichtig. Umso mehr, als auf den<br />

Schulhöfen wieder deutlich mehr verbale Ausgrenzungsattacken zu vernehmen sind.<br />

Das passt leider zur oben beschriebenen Tendenz. Die nach wie vor stark<br />

klischeegeprägte Vorstellung vom „Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als <strong>das</strong><br />

Antivorbild <strong>für</strong> Jungen. Trotz aller gesamtgesellschaftlichen Fortschritte im Feld der<br />

Akzeptanz und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen, gilt es<br />

hier aus Sicht des Verfassers sehr genau zu beobachten und frühzeitig den<br />

Anfängen neuer Diskriminierungstendenzen zu wehren.<br />

Hier sei wieder einmal der Hinweis gestattet, <strong>das</strong>s beim Youthworker der AIDS-Hilfe<br />

Duisburg /Kreis Wesel e.V. die sog. „SCHLAue Kiste“ des MGSFF (heute MAGS)<br />

NRW mit Medien und Materialien zur schwul-lesbischen Aufklärungsarbeit prinzipiell<br />

auszuleihen ist. Darüber hinaus können über den Youthworker der AIDS-Hilfe (ggf.<br />

76


im Verbund mit dem „Herzenslust-Team der AH) Multiplikatorenfortbildungen zu<br />

diesem Themenfeld vereinbart werden.<br />

Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork und Präventionsveranstaltungen in der<br />

Allgemeinbevölkerung konnten wir im Berichtsjahr über 4700 Personen mit<br />

personalkommunikativen Formen erreichen, davon 147 sog. MultiplikatorInnen<br />

(Lehrkräfte und sonstige PädagogInnen sowie ehrenamtliche MitarbeiterInnen).<br />

Allein im schulischen Bereich ( Youthwork-Angebote) erreichten wir 1900<br />

Jugendliche aus allen Schulformen, über 950 in außerschulischen<br />

Zusammenhängen wie offener Jugendarbeit u.a. 70 % der Jugendlichen kamen aus<br />

dem Alterssegment zwischen 14 und 17 <strong>Jahr</strong>en, 22 % der Jugendlichen hatten einen<br />

Migrationshintergrund.<br />

5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen <strong>für</strong> Jugendliche und<br />

Multiplikatoren<br />

Erfreulich war im Berichtszeitraum erneut die Nachfrage nach<br />

Präventionsberatungen von SchülerInnen, die <strong>für</strong> Fach- oder Projektarbeiten unseren<br />

Rat suchten. Dies ist gewiss auch als Zeichen zu deuten, <strong>das</strong>s die AIDS-Hilfe<br />

Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei vielen Schulen als gute und wichtige Anlaufstelle<br />

bekannt ist. Über <strong>das</strong> direkte Aufsuchen lassen sich im Übrigen leicht denkbare<br />

Schwellenprobleme abbauen. Zudem können wir hierüber natürlich auch unsere<br />

Youthwork-Angebote bekannt machen.<br />

Aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen (z.B. Berufskollegs) gab es im<br />

Berichtsjahr stabil hohe Anfragen zu vermerken. Hier finden wir in der Regel wichtige<br />

Zielgruppen; Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 <strong>Jahr</strong>en, die oftmals<br />

problembehaftete Sozialisationen und einen geringen Grad an Aufklärungsniveau<br />

(z.T. auch migrationsbedingt) aufweisen.<br />

Bis auf einzelne Ausnahmen – vorwiegend im Zusammenhang mit schulischen<br />

Projekttagen und im Umfeld des Welt-AIDS-Tages – sind direkte Kooperationen mit<br />

Einrichtungen der offenen Jugendarbeit eher selten. Dass wir hier allerdings auch<br />

keine Offensiven starten konnten, hat unsererseits auch mit Kapazitätsgrenzen zu<br />

tun.<br />

77


5.6.4 Multiplikatoren- und Erwachsenenbildung<br />

Wie bereits erwähnt, investiert die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. viel in die<br />

Aus- und Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, ohne die einfach die<br />

Vielzahl an Anfragen auch aus diesem Präventionsfeld nicht befriedigt werden<br />

könnten. Dies ist und bleibt eine wichtige Aufgabe, der wir uns gerne widmen. Dazu<br />

führen wir u.a. alljährlich intensive Grundlagenausbildungen (s. 6.) im Verbund mit<br />

drei anderen Ruhrgebiets-AIDS-Hilfen durch, um darüber einerseits den<br />

EhrenamtlerInnen eine Möglichkeit zu bieten, ein Einsatzfeld zu finden, <strong>das</strong>s Ihren<br />

Ressourcen, Fähigkeiten und Neigungen entspricht, und andererseits sie gemäß<br />

unserer Qualitätsstandards auszubilden und zu rüsten und die vorhandene<br />

Motivation zu stärken. In 2006 hatten wir diese Schulungsreihe erstmalig inhaltlich<br />

stark auf die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit konzentriert und ein reformiertes<br />

Seminarkonzept entwickelt. Diese neue Form ist nach der Evaluation wieder ein<br />

wenig zurückgeschraubt worden, da von Seiten der Teilnehmer/innen ein großer<br />

Bedarf an möglichst umfassendem Einblick in die Vielfältigkeit der Arbeitsgebiete von<br />

AIDS-Hilfen geäußert wurde. Für den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ist dies<br />

sicherlich auch besonders bedeutungsvoll, da es ja auch um die Außendarstellung<br />

dessen geht, was insgesamt geleistet und angeboten wird. Es spricht aber vieles<br />

da<strong>für</strong>, ehrenamtliche Ressourcen gerade auch im Bereich der (Primär-)<br />

Präventionsarbeit weiter zu mobilisieren und zu qualifizieren, z.B. <strong>für</strong> den peer-topeer-Ansatz.<br />

Die aktiven EhrenamtlerInnen sind unsere wichtigste Ressource und<br />

die wichtigsten MultiplikatorInnen.<br />

Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen MultiplikatorInnen sind in diesem<br />

Präventionsfeld natürlich die Lehrenden in schulischen und außerschulischen<br />

Einrichtungen. Die Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick auf und im Vorfeld<br />

von Projektformen sind allerdings weiter rückläufig. Dies hat unter anderem mit den<br />

vielfältigen Veränderungen im Schulbereich mit erheblichen Zusatzbelastungen <strong>für</strong><br />

die Lehrkräfte durch <strong>das</strong> Kultusministerium zu tun.<br />

Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation des aktuellen Wissensstandes<br />

zu HIV und AIDS über die epidemiologische Entwicklung und daraus resultierender<br />

Präventionskonsequenzen und –strategien bis hin zu Aspekten spezieller Fortbildung<br />

im Feld der Kommunikation, wie Gesprächsführung und Moderation.<br />

Auch vor diesem Hintergrund erweisen sich die erwähnten<br />

Präventionsvernetzungsaktivitäten als höchst sinnvoll. Darüber lassen sich<br />

Synergieeffekte erzielen, mittelfristig gesehen Ressourcen zusammenführen und<br />

nicht zuletzt Chancen eines ökonomischeren Haushaltens mit den vorhandenen<br />

Kapazitäten entwickeln.<br />

Umso mehr gewinnt <strong>das</strong> Feld der Multiplikatorenausbildung an Bedeutung. Ein<br />

zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen und die damit verbundenen Ziele<br />

an Schulen und in außerschulischen (Jugend-) Einrichtungen möglichst ganzjährig<br />

zu platzieren. Geschulte PädagogInnen, ErzieherInnen oder SozialarbeiterInnen und<br />

–pädagogInnen sollten diese repräsentieren, zumindest mit<br />

Verweisungskompetenzen ausgestattet sein und als AnsprechpartnerInnen <strong>für</strong> die<br />

Jugendlichen bekannt sein/ werden.<br />

78


Erfreulich gut angenommen wurde hier wieder die im Berichtsjahr angebotene 6.<br />

Fachtagung des Präventions-Vernetzungskreises Duisburg im März. Unter dem<br />

schönen Titel „Identitätsfindung zwischen Körperkult und Wodka, Disco und<br />

Moschee“, konnten sich etwa 60 Teilnehmer/innen schwerpunktmäßig mit<br />

interkulturellen Kompetenzen beschäftigen und neben inhaltlichen Anregungen und<br />

methodischen Zugangsformen die Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen<br />

lernen.<br />

Der Vernetzungskreis „ProVer“ <strong>für</strong> die Region um Dinslaken ist nach erfolgreicher<br />

Wiederbelebung immer noch auf dem Wege, Formen und Wege <strong>für</strong><br />

MultiplikatorInnen-Arbeit zu entwickeln.<br />

5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung<br />

Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen in Krankenpflegeschulen, bei<br />

sonstigen Pflegeanbietern und im medizinischen Versorgungssystem verortet. Auch<br />

in diesem Bereich verzeichnen wir stabile Nachfragen und hocherfreuliche<br />

Rückmeldungen. Insbesondere wird geschätzt, <strong>das</strong>s wir von der medizinischen Seite<br />

bis zu den Tiefen im psychosozialen Bereich die ganze Bandbreite des komplexen<br />

Themenfeldes rund um <strong>das</strong> Phänomen „HIV und AIDS und andere sexuell<br />

übertragbare Krankheiten“ abdecken können. Nicht zuletzt auch in diesem<br />

Tätigkeitsfeld bewährt sich <strong>das</strong> „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der Verbindung von<br />

Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband sowie der Ansatz der Strukturellen<br />

Prävention.<br />

5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten<br />

Anzuführen sind hier <strong>für</strong> den Stelleninhaber :<br />

„Youthworker“ Dietmar Heyde<br />

• Beteiligung an der Grundlagenausbildung <strong>für</strong> EhrenamtlerInnen in der<br />

Ruhrgebietsvernetzung der AIDS-Hilfen<br />

• Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel und Duisburg<br />

79


• Vertretung der AH DU / KW e.V. bei den NRW-Youthworker-<br />

Arbeitskreisen und dem Youthwork-Qualitätszirkel<br />

• Evaluation im Rahmen des Verfahrens beim Youthwork-<br />

Förderprogramm-Controlling des MAGS, NRW<br />

• Beratung / Information <strong>für</strong> Zeitungs- und Radio-Redaktionen sowie <strong>für</strong><br />

politische Entscheidungsträger<br />

• Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei<br />

Informations- und Präventionsprojekten<br />

• Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien <strong>für</strong> Lehrende und<br />

MultiplikatorInnen<br />

• Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder<br />

Projektgestaltung zum Thema HIV und AIDS<br />

• Telefonische und persönliche Informations- und Beratungsgespräche<br />

• E-mail Beratung<br />

• Unterstützung von Jugendvertretungs- und<br />

SchülerzeitungsredakteurInnen<br />

• Beratungsstellenleitung<br />

• u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)<br />

Abb.: Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern<br />

EMBED Excel.Chart.8 \s<br />

Prävention in der Allgemeinbevölkerung -<br />

Verteilung nach Arbeitsfeldern - <strong>2007</strong><br />

Kooperation /<br />

Vernetzung /<br />

Gremien<br />

22 %<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

21 %<br />

Präventionsberatung<br />

13 %<br />

Berufsspezifische<br />

Erwachsenenbildun<br />

g<br />

7 %<br />

Schulische<br />

Prävention<br />

27 %<br />

Außerschulische<br />

Prävention<br />

5 %<br />

Multiplikatoren- /<br />

Erwachsenenbildun<br />

g<br />

5 %<br />

80


6. Ehrenamtliche Mitarbeit<br />

6.<strong>1.</strong> Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />

Im Berichtsjahr schwankte die Anzahl der ehrenamtlich Tätigen zwischen 27 und 32<br />

Personen.<br />

Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen engagieren sich in den vielfältigen<br />

Aufgabengebieten der AIDS-Hilfe. Diese umfassen die Begleitung, Knastarbeit,<br />

Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, Herzenslust, Methadonvergabe, Telefon- und<br />

E-Mail-Beratung, Chat-Beratung, Vorstandsarbeit, Freitagsfrühstück,<br />

Substitionsfrühstück und Weihnachtsfeier. Einige ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />

arbeiten in mehreren Bereichen, andere unterstützen die Arbeit der AIDS-Hilfe<br />

punktuell.<br />

Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnnen sind in den unterschiedlichsten Berufen aktiv,<br />

sind HIV-negativ oder HIV-positiv, setzen sich aus Frauen und Männern aus allen<br />

sozialen Lebensbereichen zusammen und stammen aus den unterschiedlichsten<br />

politischen Richtungen. Dies bedeutet <strong>für</strong> die Arbeit der AIDS-Hilfe einen enormen<br />

Erfahrungsschatz, der in unsere Arbeit mit einfließt.<br />

Eine Möglichkeit des Austausches bietet weiterhin unser Mittwochs-Café (siehe auch<br />

Punkt 3.5). Hier ist der zentrale Anlaufpunkt, um sich mit Betroffenen zu treffen oder<br />

untereinander oder mit den hauptamtlich Tätigen auszutauschen.<br />

Im Berichtsjahr fanden im Anschluss an <strong>das</strong> Mittwochs-Café drei Aktiven-Treffen<br />

(Februar, August, Oktober) statt. Bei diesen Aktiventreffen sollen die Mitglieder<br />

zwischen den Mitgliederversammlungen aktuell informiert und in<br />

Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden. Des Weiteren soll ein Austausch<br />

zwischen den einzelnen ehrenamtlichen Gruppen erfolgen.<br />

Da die Mitgliederversammlung meistens im April/Mai stattfindet, gibt es im April kein<br />

Aktiventreffen. Durch den unerwarteten Tod eines Vorstandmitgliedes musste im<br />

Berichtsjahr die <strong>Jahr</strong>eshauptversammlung verschoben werden und fand im Juni statt.<br />

Daher wurde auch <strong>das</strong> Aktiventreffen im Juni abgesagt.<br />

Im Aktiventreffen im Februar wurde die <strong>Jahr</strong>esplanung vorgestellt und diskutiert. Ein<br />

weiteres Thema war der Rückblick auf die Weihnachtsfeier 2006. Es wurden<br />

mögliche Änderungen <strong>für</strong> die Weihnachtsfeier <strong>2007</strong> gesammelt.<br />

Im August wurde ein Überblick über den Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress in<br />

Frankfurt gegeben. Des Weiteren wurde ein erster Überblick über die<br />

Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag vorgestellt.<br />

Im Oktober ging es schwerpunktmäßig um die Vorbereitungen zum WAT und der<br />

Weihnachtsfeier. Hier wurden aktiv HelferInnen <strong>für</strong> die Veranstaltungen geworben.<br />

Es bot sich auch Gelegenheit, <strong>das</strong> HIV-Infektionsgeschehen im <strong>1.</strong> Halbjahr auf<br />

Grundlage der RKI-Zahlen zu betrachten und auf die MV der Deutschen AIDS-Hilfe<br />

rückzublicken.<br />

81


Das Dezember-Aktiven-Treffen ist traditionell als Termin <strong>für</strong> den Dank an die<br />

ehrenamtlichen MitarbeiterInnen <strong>für</strong> Ihre geleistete Arbeit bestimmt. An diesem<br />

Termin kochten die hauptamtlichen MitarbeiterInnen <strong>für</strong> die ehrenamtlichen<br />

MitarbeiterInnen und in gemütlicher Runde wurde ein Rückblick auf <strong>das</strong><br />

zurückliegende <strong>Jahr</strong> und speziell den WAT geworfen.<br />

6.2. Schulung und Fortbildungen <strong>für</strong> ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />

Auch im <strong>Jahr</strong> <strong>2007</strong> führten wir im 2. Halbjahr <strong>für</strong> die neuen ehrenamtlichen<br />

MitarbeiterInnen eine Schulung durch. Nach Evaluation unseres<br />

Schulungskonzeptes 2006 haben wir die Schulung um einige Themenbereiche<br />

erweitert. Die Schulung umfasste sieben Abendtermine und ein Wochenende.<br />

Folgenden Ablauf hatte die Ehrenamtlerschulung:<br />

Termin Zeitrahmen Inhalt<br />

DO 1<strong>1.</strong>10.07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Medizin Teil 1<br />

MO 15.10.07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Medizin Teil 2<br />

MO 22.10.07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Positiv sein – was heißt<br />

<strong>das</strong>?<br />

SA 27.10.07 10.00-18.00 Uhr Kommunikation und<br />

Wahrnehmung<br />

SO 28.10.07 10.00-18.00 Uhr Liebe, Sexualität und<br />

Partnerschaft<br />

DI 06.1<strong>1.</strong>07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Xxelle/Herzenslust<br />

Kampagne<br />

MO 12.1<strong>1.</strong>07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Stricher und weibliche<br />

Prostitution, sexuell<br />

übertragbare Krankheiten<br />

MO 19.1<strong>1.</strong>07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Illegalisierte Drogen,<br />

Knast und Substitution<br />

MO 26.1<strong>1.</strong>07 19.00-2<strong>1.</strong>30 Uhr Fazitabend und Party<br />

Die Schulung wurde wie in den Vorjahren mit den AIDS-Hilfen Bochum, Essen und<br />

Oberhausen in Kooperation durchgeführt, unsere AIDS-Hilfe war an sieben<br />

Schulungsterminen mit Referentinnen/Referenten beteiligt.<br />

Es handelte sich um eine relativ kleine Gruppe von TeilnehmerInnen, die aber sehr<br />

stabil waren und mit großem Interesse und Spaß der Schulung gefolgt sind. Nach<br />

jedem Schulungstermin wurde die Veranstaltung evaluiert. Insgesamt wurde <strong>das</strong><br />

Schulungskonzept positiv bewertet, wobei es an vereinzelten Stellen noch<br />

Veränderungswünsche gab.<br />

82


Zum Abschluss der Schulung erhielten die TeilnehmerInnen ein Teilnahmezertifikat<br />

mit nachfolgendem Text:<br />

Teilnahmebescheinigung<br />

Michael Müller<br />

hat vom 1<strong>1.</strong>10.<strong>2007</strong> bis zum 26.1<strong>1.</strong><strong>2007</strong><br />

an zwei ganztägigen und sieben Abendveranstaltungen der<br />

Grundlagenschulung <strong>für</strong> ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter mit Erfolg teilgenommen. Der Umfang umfasste 33,5<br />

Zeitstunden.<br />

Themen waren Übertragungswege zu HIV/AIDS und anderen sexuell<br />

übertragbaren Krankheiten, Zielgruppenspezifische<br />

Präventionsansätze, Kommunikation und Wahrnehmung,<br />

Selbsterfahrung zu Liebe, Sexualität und Partnerschaft.<br />

Er verfügt somit über die Grundlagen <strong>für</strong> ehrenamtliche Mitarbeit in<br />

AIDS-Hilfen.<br />

Bochum den 27.1<strong>1.</strong><strong>2007</strong><br />

83


Externe Fortbildungen<br />

Weiterhin besteht in unserer Einrichtung ein Fortbildungsetat <strong>für</strong> ehrenamtliche und<br />

hauptamtliche MitarbeiterInnen. Nicht nur im eigentlichen HIV-Bereich sondern auch<br />

in der Sozialgesetzgebung ergeben sich immer schneller Veränderungen.<br />

Fortwährende Weiterbildungen garantieren somit eine kompetente und aktuelle<br />

Beratung.<br />

Im Berichtsjahr sind hierzu insbesondere die Münchener AIDS-Werkstatt und der<br />

Deutsch-Österrreichische AIDS-Kongress zu erwähnen, des Weiteren besuchten die<br />

hauptamtlichen MitarbeiterInnen in ihren Fachbereichen Fortbildungen der DAH und<br />

anderer Anbieter.<br />

Darüber hinaus besuchte ein neuer ehrenamtlicher Mitarbeiter <strong>das</strong> DAH-<br />

Einführungsseminar „Orientierung <strong>für</strong> Neue“, da er wegen Terminschwierigkeiten aus<br />

beruflichen Gründen an unserer Schulung nicht teilnehmen konnte.<br />

Auch der Vorstand bildete sich in Seminaren der DAH fort.<br />

84


7. Bericht der Verwaltung<br />

Arbeitsgebiete in Stichworten:<br />

Finanzbuchhaltung<br />

Doppelte Buchführung, Kontierung , Monats-/ <strong>Jahr</strong>esabschluss , Erstellung der<br />

jährlichen Einnahme-Überschuß-Rechnung und Erstellung des jährlichen<br />

Haushaltsplanes der AIDS-Hilfe, Erstellung von Quartalsübersichten, Kontoführung,<br />

Beleg- und Rechnungsprüfung, ordnungsgemäße Belegablage, allgemeiner<br />

Finanzverkehr, Korrespondenz<br />

Kasse<br />

Verwaltung von Bargeld (Einnahmen und Ausgaben), Ausstellen von Quittungen,<br />

Belegprüfung, Kassenbuchführung, Monatsabschluß, Kassenabstimmung<br />

Personalwesen<br />

Personalführung: Lohn-/Gehaltskarten, Fehlkarten (<strong>für</strong> Urlaub, Sondertage,<br />

Krankheitstage) Lohnsteuerkarten, Versicherungsnachweis,<br />

Lohn-/Gehaltsabrechnung;<br />

Krankenkassen: An-/Abmeldungen, Beitragsrechnung zur Sozialversicherung<br />

(Kranken-/ Renten-/Arbeitslosenversicherung);<br />

Finanzamt: monatliche Lohnsteueranmeldung und Abführung der Lohn- und<br />

Kirchensteuer;<br />

EDV-Gehalts-Service: Prüfung der Abrechnungs-Journale, Kostenverteilung,<br />

Meldungen und Beiträge an die Berufsgenossenschaft, Fahrt- und<br />

Reisekostenabrechnungen;<br />

Personalmittel: Anträge an Bund, Land NRW und Kommunen,<br />

Zuwendungsbescheide, Verwendungsnachweise, Verwaltungsarbeiten im Bereich<br />

Zivildienst (Personalaktenführung, Soldabrechnung);<br />

Arbeitszeitnachweis: monatliche Ausrechnung der Soll-/Ist-/Überstunden <strong>für</strong><br />

Mitarbeitende;<br />

Projekte (Zielgruppenspezifische Prävention Frauen und AIDS, Herzenslust, ,<br />

Projekte zur Förderung der Selbsthilfe)<br />

Finanzielle Antragstellung, finanzielle Überwachung der Projekte, Beantragung von<br />

Auszahlungen, Verwendungsnachweise<br />

DAS-Anträge<br />

Abforderung von zugesagten Geldbeträgen, Auszahlung der Bewilligungen,<br />

Verwendungsnachweise, Rückzahlung überhöhter Auszahlungen<br />

Bußgeldauflagen<br />

vom Land-/Amtsgericht zugunsten der AIDS-Hilfe; Kontrolle der Bußgeld- bzw.<br />

Bußgeldratenzahlungen, Verwendungsnachweise der Bußgelder gegenüber dem<br />

Gericht,<br />

Vereinsmitglieder<br />

Kontoführung über gezahlte Vereinsbeiträge, Mahnungen bei Nichtzahlung,<br />

Zuordnung neuer Mitglieder, Nummernvergabe, Mitgliedschaftsbestätigungen<br />

85


Spenden<br />

Vor- und Nachbereitung der rechtlichen und organisatorischen Spendenformalitäten,<br />

Dankschreiben und Ausstellung von Zuwendungsbescheinigungen, Akquise von<br />

Spenden allgemein und zweckgebundenen Spenden (z. Bsp. Weihnachtsfeier)<br />

Terminsachen<br />

Einhaltung von Terminen bei Korrespondenz und Zahlungen, z. Bsp.<br />

Mitgliedsbeiträge der AIDS-Hilfe an diverse Organisationen und Vereine,<br />

Versicherungen, Kfz-Steuer, Lohnsteuer, Krankenkassenbeiträge, Lohn- und<br />

Gehaltsüberweisungen, Verwendungsnachweise, Mieten, Beitragszahlungen an die<br />

Dachverbände<br />

Schreibarbeiten<br />

allgemeine Korrespondenz, Protokolle, Konzepte, Statistik, etc...<br />

Zusätzliche Bürotätigkeit<br />

Einkauf von Büromaterial, Inventarbeschaffung, Spritzen, Tupfer, Kondome,<br />

Schleifen, telefonische Beratungsgespräche, Überbrückung von Wartezeiten bei<br />

Klienten und bei Krisenintervention, Vorbereitung <strong>für</strong> die <strong>Jahr</strong>eshauptversammlung<br />

der Vereinsmitglieder<br />

Wochenendvergabe Methadon<br />

Organisation der Wochenendvergabe, am Freitag bzw. vor Feiertagen Erstellen der<br />

Listen mit den Klienten <strong>für</strong> die Methadonvergabe in der AIDS-Hilfe Annahme des<br />

Methadons von den Apotheken und Aufteilung nach den Vergabetagen, Informieren<br />

des zuständigen Ehrenamtlichen Mitarbeiters., Abgabe der Kassetten mit dem<br />

Methadon bei der Kriminalpolizei.<br />

Sonstiges<br />

Teilnahme an Teamsitzungen (wöchentlich), Supervision (monatlich), ,<br />

Fortbildungsseminare <strong>für</strong> den Bereich Personalwesen (z. Bsp. Angebote der AOK<br />

Rheinland), Telefondienst, Spritzentauschprogramm.<br />

86

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!