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Im Mittelpunkt: das Individuum - BfV Bank für Vermögen AG

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INVESTMENT<br />

Artikel: Dirk Arning und Heino Reents, Drescher & Cie.<br />

Die Krise der BRIC-Fonds<br />

Das erste Quartal 2013 verlief an den internationalen Aktienmärkten<br />

trotz einiger kräftiger Auf und Ab‘s recht positiv. Ausgerechnet etliche<br />

Schwellenländer aber – eigentlich der Inbegriff <strong>für</strong> Wachstum und<br />

solide Staatfinanzen sorgten <strong>für</strong> Enttäuschung. Vor allem die Aktienmärkte<br />

der so genannten BRIC-Staaten blieben deutlich hinter den<br />

Kursgewinnen vieler Leitbarometer von Industriestaaten zurück: Brasiliens<br />

Börse verzeichnete ein Minus von neun Prozent, Russland verlor<br />

sechs Prozent und der indische Markt gab um rund vier Prozent nach.<br />

Einzig China gewann leicht hinzu.<br />

Die mäßige Kursentwicklung ist keine Ausnahme. Denn die Aktienmärkte<br />

der BRIC-Länder gehörten bereits in den vergangenen Jahren zu den<br />

schwächsten Börsen weltweit. Zwar war Indien 2012 der stärkste Aktienmarkt<br />

unter den BRIC-Ländern. Der BSE Sensex legte rund 25 Prozent zu.<br />

Dagegen konnten die Börsen in Brasilien und Russland nur einstellig zulegen.<br />

Und der chinesische Shanghai Composite Index gab sogar leicht nach.<br />

Auf längeres Sicht sieht die Bilanz noch verheerender aus: Während der<br />

Dow Jones und der S&P500-Index neue Rekordniveaus erreichten, steht<br />

der MSCI BRIC rund 40 Prozent unter seinem Hoch aus dem Jahr 2007.<br />

Auf Fünf-Jahres-Sicht liegt der S&P 500 über 26 Prozent im Plus, der<br />

MSCI-BRIC-Index hat seitdem mehr als 30 Prozent verloren. Entsprechend<br />

enttäuschend ist die Wertentwicklung der meisten BRIC-Fonds.<br />

Die Gründe <strong>für</strong> die Underperformance sind vielfältig: Der wirtschaftliche<br />

Aufholjagd der Emerging Markets hat sich verlangsamt: Wenn die Lohnkosten<br />

schneller steigen als die Schwellenländer-typischen Defizite verringert<br />

werden, leidet der Wettbewerbsfähigkeit. Die Wachstumsschwere<br />

zwischen den etablierten Volkswirtschaften und den Emerging Markets<br />

hat sich verkleinert. Und beim Wachstum der Unternehmensgewinne fielen<br />

die Schwellenländer deutlich hinter die Aktiengesellschaften der ersten<br />

und zweiten Welt zurück.<br />

Auch die Währungsentwicklung unterstützt Emerging- Markets-Investments<br />

seit rund zwei Jahren nicht mehr. Bis 2011 galt es als sicher,<br />

<strong>das</strong>s die Währungen der Schwellenländer gegenüber den Währungen<br />

der etablierten, alten Volkswirtschaften nur aufwerten können. Doch<br />

trotz ungelöster Staatsschuldenkrisen setzte sich dieser Trend an den<br />

Devisenmärkten nicht fort. <strong>Im</strong> Gegenteil: Viele Emerging Markets-<br />

Währungen kämpfen mit hohen Inflationsraten, verlieren also an Wert,<br />

was früher oder später auch mit Verlusten im Außenwert einhergeht.<br />

Hinzu kommen typische „Schwellenländer-Probleme“: Korruption,<br />

schlechte Infrastruktur, Defizite bei Rechtssicherheit, Transparenz,<br />

Unternehmens- und Aktionärskultur. Nicht zuletzt sind die Anzeichen<br />

einer besseren Konjunktur und einer guten Unternehmensgewinnentwicklung<br />

in den USA ein Grund <strong>für</strong> Aktien-Investoren, Kapital aus den<br />

Emerging Markets abzuziehen und an der Wall Street anzulegen.<br />

Doch nicht nur Anleger in der westlichen Welt sind enttäuscht, auch in<br />

den BRIC-Ländern selbst greift offenbar der Frust um sich. An der Börse<br />

in Sao Paulo würden Brasiliens Privatinvestoren so wenig handeln wie<br />

seit 1999 nicht mehr, berichtete jüngst die Nachrichtenagentur Bloomberg.<br />

Russische Investmentfonds hätten 16 Monate in Folge Abflüsse<br />

verzeichnet, in Indien zeige sich ein ähnliches Bild. Und in China hätten<br />

allein in den vergangenen zwölf Monaten 2,3 Millionen Depotinhaber<br />

alle ihre Fonds verkauft.<br />

Jim O'Neill von Goldman Sachs, der den Begriff BRIC vor rund zwölf Jahren<br />

ins Leben gerufen hatte, sagte vergangenen Monat, <strong>das</strong>s die Investoren<br />

offenbar <strong>das</strong> Interesse an diesen Ländern verloren haben. Brasilien-,<br />

Russland-, Indien-, China- und BRIC-Fonds verzeichneten zwischen Ende<br />

2010 und Anfang 2013 Abflüsse von 8,3 Mrd. Dollar, obwohl Fonds, die in<br />

Schwellenländern investieren, Zuflüsse von 70 Mrd. Dollar hatten, wie<br />

aus Daten von EPFR Global hervorgeht. Offenbar versuchen die Anleger<br />

ihre Mittel möglichst breit in den Schwellenländern zu streuen.<br />

Auch wenn angesichts der Abwärtstrends an den BRIC-Aktienmärkten<br />

keine Eile notwendig ist – aus Sicht der fundamentalen Bewertung kommen<br />

Aktieninvestments dort inzwischen als antizyklisches Engagement in<br />

Frage: Brasiliens Aktienmarkt kommt mit den Gewinnschätzungen <strong>für</strong> dieses<br />

Jahr nur noch auf ein Kurs / Gewinn – Verhältnis (KGV) von knapp 11<br />

und auf Basis der Gewinnschätzungen <strong>für</strong> 2014 knapp 10. Die Dividendenrendite<br />

beträgt mittlerweile vier Prozent. Russlands KGV liegt sogar<br />

bei nur 5 und die Dividendenrendite bei 4,6 Prozent. Das indische Markt-<br />

KGV liegt bei rund 12. Und chinesische Aktien werden schon auf Basis der<br />

2013er Gewinnschätzungen mit weniger als dem Zehnfachen bezahlt.<br />

Mit den Unternehmensgewinnen 2014 wurde <strong>das</strong> Markt-KGV sogar unter<br />

9 fallen – bei immerhin gut drei Prozent Dividendenrendite.<br />

22 TOPNEWS 2 / 2013

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