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Im Mittelpunkt: das Individuum - BfV Bank für Vermögen AG

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Gold hat an Glanz verloren<br />

Gold, von dem so mancher erwartet hätte, es würde von steigender Nervosität<br />

profitieren, erlebte einen heftigen Kurseinbruch. <strong>Im</strong> März hatte sich<br />

der Goldpreis zunächst <strong>für</strong> ein paar Wochen oberhalb der Unterstützungszone<br />

1.520 bis 1.550 Dollar pro Unze halten können; Meldungen um Goldverkäufe<br />

Zyperns ließen den Preis Mitte April aber unter diese wichtige<br />

Preismarke fallen, worauf es zu einem Kurssturz kam. Der Preis <strong>für</strong> eine<br />

Unze rauschte innerhalb von zwei Handelstagen um 15 Prozent herunter –<br />

bis 1.321 Dollar, den tiefsten Stand seit Januar 2011.<br />

Der jüngste Preiseinbruch sollte den Anlegern vor Augen halten, <strong>das</strong>s sie<br />

auch beim vermeintlich krisensicheren Gold mit extremen Schwankungen<br />

zu leben haben. Außerdem sollten Anleger stets die Nachteile im Blick<br />

haben: Gold generiert keinerlei Ertrag, also keine Zinsen und keine Dividenden.<br />

<strong>Im</strong> Gegenteil: Die Lagerung verursacht Kosten.<br />

Das Vertrauen in Gold ist nun erst mal erschüttert. Viele Anleger sind erst<br />

2011 und 2012 auf den Gold-Zug aufgesprungen. Sie sitzen jetzt auf<br />

Buchverlusten. Diejenigen, die Goldinvestments in Erwartung rascher<br />

Gewinne getätigt haben, sind frustriert und dürften zu Aufgabe-Verkäufen<br />

neigen. Bei etlichen Anlegern dürfte Gold in den diesen Tagen seinen<br />

Stellenwert als strategisches Asset komplett eingebüßt haben oder zumindest<br />

taktisch verkauft worden sein.<br />

Den Anbietern von Gold- und Goldminenfonds kann man jedoch nicht vorwerfen,<br />

strategische Fehler in der „Asset Allocation“ gemacht zu haben,<br />

allenfalls, <strong>das</strong>s von ihnen unisono Zweckoptimismus zu hören war – und<br />

weiter ist. Fundamental sei der Preisrückgang weder gerechtfertigt noch<br />

von Dauer. Allerdings ist <strong>das</strong> Vertrauen in Goldinvestments erst mal erschüttert.<br />

Der Goldpreis befindet sich in einem übergeordneten Abwärtstrend.<br />

Daran ändert auch eine technische Erholung nichts, die durchaus<br />

bis in den Bereich 1.500 Dollar / Unze führen könnte.<br />

Die Rahmenbedingungen der Geldpolitik und die Schuldenkrisen sprechen<br />

gegen eine Gold-Baisse wie in den 1980er und 1990er Jahren. Goldund<br />

Goldminenfonds sind aber nur <strong>für</strong> antizyklisch und langfristig orientierte<br />

Anleger eine Depotbeimischung. Investoren sollten zudem wissen,<br />

<strong>das</strong>s gerade bei Goldminenfonds zuerst der Aktienmarkt und nicht der<br />

Goldpreis die Entwicklung bestimmt. Zwar sind die Umsatzerlöse der<br />

Minenbetreiber nahezu vollständig vom Goldpreis abhängig. An der Börse<br />

schlägt sich dieser unmittelbare Zusammenhang aber nicht unbedingt<br />

nieder. Gerade in Krisenzeiten geraten immer wieder auch Aktien solcher<br />

Unternehmen unter die Räder, die <strong>für</strong> sich betrachtet weitaus besser<br />

<strong>das</strong>tehen müssten.<br />

Anleihemärkte vor Paradigmenwechsel<br />

Anleger stecken in einem Dilemma: Lange Zeit waren Staatsanleihen <strong>für</strong><br />

Anleger der sichere Hafen schlechthin – mit einer auskömmlichen Rendite.<br />

Doch <strong>das</strong> Chance-Risikoprofil der Assetklasse Anleihen hat sich dramatisch<br />

verändert. Weil Anleihen neben Aktien auch weiterhin wichtiger<br />

Bestandteil des Portfolios sein sollten, müssen Anleger künftig verstärkt<br />

nach Alternativen Ausschau halten.<br />

Für Staatsanleihen der USA und Deutschlands standen die Ampeln lange<br />

auf „Grün“. Bisher war es leichter, mit Renteninvestments nahe der Benchmark<br />

die Renditeerwartungen der Anleger zu erfüllen und gleichzeitig die<br />

Risiken gering zu halten. Staatsanleihen hoher Bonität erfreuten sich auch<br />

2012 steigender Kurse. Solche „Benchmark-Anleihen“ <strong>für</strong> den US-Dollar<br />

sind US-Staatsanleihen, sogenannte „Treasuries“ oder „T-Bonds“, und <strong>für</strong><br />

den Euro deutsche Bundesanleihen, „Bunds“. In Asien geben „Japan<br />

Government Bonds“, kurz „JGBs“, den Ton an.<br />

Bei Anleihen schlechterer Bonität, einschließlich Unternehmensanleihen,<br />

war die Entwicklung in den vergangenen Jahren schon wechselhafter. Nun<br />

stellt sich die Frage, ob die Ampeln nicht insgesamt auf „Rot“ springen. Der<br />

schwache Jahresauftakt an den Rentenmärkten lieferte dann nur einen<br />

Vorgeschmack. Auch wenn die Kursverluste im Januar in den Folgemonaten<br />

wieder aufgeholt werden konnten, zeigten die Rentenmärkten, <strong>das</strong>s<br />

schon kleine Renditeanstiege auf dem erreichten Niveau zu schmerzhaften<br />

Kursverlusten führen können.<br />

Die Benchmark-Nähe vieler globaler Rentenfonds ist den Fondsmanagern<br />

immer weniger geheuer. Sie entfernen sich zunehmend von einfachen<br />

„Long“-Positionen in Staatsanleihen hoher Bonität mit fünf bis zehn Jahren<br />

Laufzeit. Die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer, die sogenannte<br />

Duration, ist der entscheidende Parameter <strong>für</strong> die zu erwartenden Kursausschläge<br />

bei Zinsänderungen. Bei einem Renditerückgang bringt eine<br />

lange Duration Kursgewinne. Davon konnte man in Staatsanleihen hoher<br />

Bonität lang profitieren. Doch bei einem Zinsanstieg sind die Kursverluste<br />

umso höher, je länger die Duration ist. Und eine solche große Trendwende<br />

bei den Renditen ist nach Einschätzung der meisten Kapitalmarktexperten<br />

nur eine Frage der Zeit.<br />

In einer Welt hoher (Staats-) Schulden könnten höhere Zinsen allerdings<br />

existenzielle Probleme mit sich bringen. Mit einer raschen Zinswende ist<br />

deshalb noch nicht zu rechnen. Regierungen und Notenbanken dürften dagegen<br />

eine Politik der „financial repression“ fortführen: Negative Realzinsen<br />

entschulden. So kann sich der Staat <strong>das</strong> Geld seiner Bürger auch ohne<br />

formale Steuererhöhungen oder gar Enteignungen holen. Trotzdem scheinen<br />

sich mehr und mehr Rentenfonds auf die Herausforderung steigender<br />

Renditen vorzubereiten: Sie verkürzen die Duration in ihren Portefeuilles.<br />

Das Anlageuniversum „Renten“ wird stärker an einem seiner Rändern genutzt<br />

und erweitert: Unternehmensanleihen finden ebenso wie Anleihen von<br />

Schwellenländern mehr Beachtung. Jüngste Entwicklung: Es tauchen erste<br />

Unternehmensanleihen aus Schwellenländern in globalen Rentenfonds auf,<br />

wenn auch ihr Volumen noch zu klein ist, um eine größere Rolle zu spielen.<br />

Staatsanleihen der Schwellenländer sind inzwischen nicht mehr aus internationalen<br />

Rentenfonds wegzudenken. Die in lokalen Währungen denominierten<br />

Bonds von Staaten wie Brasilien, Türkei oder Mexiko werden inzwischen<br />

als attraktive, eigenständige Anlageklasse betrachtet. Die Vorteile<br />

liegen auf der Hand: Schwellenländeranleihen bieten in der Regel höhere<br />

Renditen durch attraktive Zinsen, außerdem können Anleger von der<br />

Aufwertung der lokalen Währungen profitieren. Viele dieser Emerging<br />

Markets verfügen mittlerweile über wesentlich stabilere Finanzen als<br />

die meisten der sogenannten Industriestaaten. Sie sind weniger verschuldet<br />

und solider finanziert als Industriestaaten. Diese Anlagen in<br />

qualitativ hochwertigen Fremdwährungsanleihen von Staaten mit<br />

gesunden volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind als Beimischung<br />

durchaus attraktiv. Und große globale Rentenfondsmanager<br />

hatten ihre Engagements in „Emerging Debt“ zuletzt weiter erhöht.<br />

Auch an den Rentenmärkten stellt sich <strong>das</strong> Bild recht differenziert dar:<br />

„Long only“ in Benchmark-Anleihen ist <strong>für</strong> die kommenden Jahre immer<br />

weniger eine erfolgversprechende Strategie. Aktives Fondsmanagement<br />

wird auch bei Renten immer wichtiger. Insofern stehen auch<br />

bei Renteninvestments die Börsenampeln jetzt auf „Gelb“.<br />

30 TOPNEWS 2 / 2013

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