Das Programm - Kulturverlag Polzer GmbH
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DIE OPER<br />
DIE OPER<br />
Wirtshaustradition<br />
<strong>Das</strong> gute, alte Wirtshaus wird in Salzburg immer mehr zur<br />
Rarität, bestenfalls wird es zu einer nur selten gelungenen<br />
Mixtur aus Restaurant und Einheimischen-Stammtisch. Diese<br />
wird mit hervorragender Qualität etwa im „Auerhahn“ auch<br />
kulinarisch kultiviert, wenngleich der Standort in der wenig<br />
attraktiven Umgebung des Bahnhofs ein wenig unglücklich<br />
scheint. Ähnliches darf man vom „Itzlinger Hof“ sagen, wo<br />
sich ein Filmregisseur als Wirt ganz beachtlich verwirklicht<br />
hat. <strong>Das</strong> Restaurant im Schloss Aigen hat sich als Rindfleischtempel<br />
etabliert, wobei der Wohlfühlfaktor vor allem aus der<br />
Einrichtung und dem alten Gebäude resultiert – ein kultiviertes<br />
und nicht ganz preiswertes Traditionswirthaus eben.<br />
Wirkliche Wirtshäuser dagegen sind sehr dünn gesät, eigentlich<br />
nur mehr als Geheimtipps von gerade gut gelaunten Einheimischen<br />
zu erfragen. Nur dann, wenn man sich weit weg<br />
von den Touristenströmen und darauf ausgerichteten Einrichtungen<br />
bewegt, sich der noch immer schönen Natur annähert,<br />
dann trifft man in manchen Landgemeinden noch jene Stätten<br />
nichtkommerzieller Kommunikation, in denen auch noch herzhaft<br />
Heftiges und natürlich-geschmackvoll Einfaches gereicht<br />
wird. So kann auch die Suche nach kulinarischer Originalität<br />
zum Erlebnis werden.<br />
Umgebung und noch weiter<br />
Erstaunlich ist die Tatsache, dass die Mehrzahl der mit Hauben<br />
oder dergleichen ausgezeichneten Restaurants doch etwas<br />
weiter entfernt von Salzburg Stadt liegen und so zu kulinarischen<br />
Ausflügen verführen. An der Spitze der Begehrlichkeit<br />
von Gourmets stehen da die Köche des Jahrzehnts, die Brüder<br />
Obauer in Werfen, bei denen man unvergleichliche Stunden<br />
mit feinsten Gaumenfreuden in fester und flüssiger Form verbringen<br />
und auch ein phänomenales Frühstück erleben kann.<br />
Zwischen Werfen und Salzburg liegt der Ort Golling, wo<br />
Andreas Döllerer neben einem Feinschmeckerrestaurant auch<br />
ein Wirtshaus betreibt, das dem Idealzustand dessen, was weiter<br />
oben gesucht wird, nahe kommt. Bodenständigkeit und gastronomische<br />
Kreativität! Und insbesondere bei diesen beiden<br />
Häusern sei auch die extreme Dichte und Qualität des Weinsortiments<br />
hervorgehoben – hier kann man in eine eigene Welt<br />
eintauchen und genießen.<br />
"... sei auch die extreme Dichte<br />
und Qualität des Weinsortiments<br />
hervorgehoben –<br />
hier kann man in eine eigene<br />
Welt eintauchen und genießen. ..."<br />
Noch einige Kilometer weiter werden Gourmets abermals fündig:<br />
In Filzmoos residiert die bekannte Kochkünstlerin Johanna<br />
Maier, in deren „Hubertus“ sich viele Fans ihrer Köstlichkeiten<br />
immer wieder einfinden. In Kleinarl sollte man, wenn<br />
inmitten der Bergwelt Feines am Teller lockt, beim „Aichhorn“<br />
einkehren und noch weiter von städtischer Zivilisation<br />
entfernt liegt in Mauterndorf im Lungau das Mesnerhaus –<br />
eine Lokalität der Sonderklasse mit herzerfrischend kreativer,<br />
junger Küche auf der Basis bester österreichischer Produkte.<br />
In Richtung Osten, also im so oft besungenen Salzkammergut,<br />
das eigentlich nur mehr teilweise zum Salzburger Land<br />
gehört, führt der gastronomische Weg trotz manch touristischer<br />
Auswüchse auch an vielen Genusspunkten vorbei. Zu diesen<br />
gehört gewiss das fast noch in altösterreichisch-kaiserlicher<br />
Manier geführte Café Zauner in Bad Ischl, wo man sich wahrhaftig<br />
in alte Zeiten versetzt fühlt, samt allerfeinsten Süßspeisen.<br />
"... Hier kehren die Großen<br />
dieser Welt ein und wissen die Produkte<br />
der Küche zu schätzen. ..."<br />
Auf dem Weg dorthin gehört der Blick von der Terrasse des<br />
Schlosses Fuschl über den gleichnamigen See, delikat ist der geräucherte<br />
Saibling aus eben diesem. Hier kehren die Großen<br />
dieser Welt ein und wissen die Produkte der Küche zu schätzen.<br />
Auch an den übrigen Salzkammergutseen sind etliche<br />
ausgezeichnete Gastronomiebetriebe zuhause, die Köstliches<br />
auf die Tische bringen, seien es heimische Fische oder kreative<br />
Gerichte internationaler Küchenkunst in heimischer Interpretation.<br />
Zu diesen gehören zum Beispiel der „Aichinger“<br />
in Nussdorf am Attersee, mit viel Charme wird hier Vorzügliches<br />
gegen Hunger und Durst kredenzt. Im 1er-Beisl gleich daneben<br />
schmeckt man die internationale Erfahrung des Chefs in<br />
jedem Gericht.<br />
Eines der beliebtesten Restaurants in der Nähe von Salzburg,<br />
das auf heimische Fische spezialisiert ist, befindet sich in der<br />
Ostbucht des Wallersees, und zwar im Seehotel Winkler, dessen<br />
legendärer Wirt auch bei noch so prominenten Gästen nie<br />
um ein heiteres Bonmot verlegen ist. Hier schmeckt der Zander<br />
vom Rost einfach himmlisch und die Palatschinken mit<br />
Marillenmarmelade sind die wahrscheinlich besten der Welt.<br />
Die Liste der Stätten mehr oder weniger kultivierter Nahrungsaufnahme<br />
könnte noch deutlich verlängert werden, es<br />
sei jedoch nur mehr eine der absoluten Kultstätten moderner<br />
Gastronomie erwähnt, nämlich das „Carpe Diem“, eine<br />
Café-Bar-Restaurant-Kombination, die an einem der frequentiertesten<br />
Plätze der Stadt, am Beginn der Getreidegasse<br />
nicht nur Stars und Sternchen anzieht und sich das „junge<br />
Salzburg“ gerne aufhält. <strong>Das</strong> ist modernes Gesellschaftsleben<br />
in gastronomischer Dimension. Natürlich könnte man hier<br />
auch die bekannten Caféhäuser dieser Stadt erwähnen und all<br />
die kleinen Beisln, in denen sich Salzburger „after work“ zum<br />
Tagesausklang treffen, aber dies würde sogar den Rahmen eines<br />
Gastro-Lexikons sprengen. Und noch ein Hinweis: Alle Tipps<br />
sind subjektiv, auch wenn die Lebenslust unser Leitmotiv dafür<br />
ist, hier einige Anregungen für kulinarischen Genuss zu geben.<br />
René Herndl<br />
"<strong>Das</strong> ist modernes<br />
Gesellschaftsleben<br />
in gastronomischer Dimension. ..."<br />
32 Inside Festspiele programm 2013